Schrittchen

Das eigentlich blöde an meinem dreiwöchigen Landaufenthalt ist, dass ich jetzt so fokussiert bin, dass ich losmachen könnte. Aber Wäh!, das fühlt sich vollkommen unbehaust  und haltlos an. Also ein paar Zwischenziele bauen, sonst macht das Angst.
Was eher in die Kategorie nervig gehört, ist das:
Muschel-Steppung
Erstmal üben für die große Decke. Noch ist das leider nicht so weit automatisiert, dass ich dabei die Gedanken spazieren lassen kann.

Und ansonsten: Nach den Haselpollen ist vor den Birkenpollen. Schnüff.

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I See Fire

Gestern Abend fuhr ich vom Oderkaff zurück nach Berlin. Eine große rote Sonne sank und ein paar Kilometer später glühte die Stelle am Horizont, wo Berlin lag, in einem gewaltigen Purpurlicht. Das Radio spielte I See Fire. Atemberaubend.

Ich kannte den Titel nicht. Schräger Text, dachte ich, aber perfekt schöne Musik. Gut, dass ich diese emotionale Begegnung ohne Bebilderung hatte und sie noch nicht nicht überdeckt war von Schauspielern mit komischen Outfits und Masken und too much sfx.

Seidener Sonntag

So richtig traue ich dem da draußen noch nicht. Auf was will uns die Welt mit diesem Verwöhn-Wetter vorbereiten?
Dem Grafen ging es langsam wieder besser und so schlenderten wir am Nachmittag ins Victoria zum Torte essen. Zusammen mit hunderten anderer Menschen, deren dunkle Wintermäntel in der strahlenden Sonne deplatziert aussahen, die aber trotzdem nötig waren, denn mit Schatten und Dämmer kam die Vorfrühlingskälte zurück.
Nach einer Stunde süßestem Nachmittagsschlummer setzte ich mich an die Nähmaschine und machte das Quilt-Top fertig. Der Graf half mir beim Hinlegen der Schichten.
Quilt-Top fertig
Dümmste Anzunehmende Näherin hat natürlich beim Bügeln die Stoffe so verzogen, dass sie jetzt erstmal ausliegen müssen und wenn das nicht reicht, muss das Top mal ein paar Tage auf den Dachboden zum Hängen. Es hat schon einen Sinn, warum die Quiltladies eine Hängevorrichtung an der Wand haben.
Ich bin Primavera sehr dankbar für die Unterstützung. Das Teil sähe nicht so aus, wie es jetzt aussieht. (In Echtheit sind die Farben anders: Violett ist Zyklam und Blau ist Violett.) Ich glaube, mich zu erinnern, dass ich früher einen besseren Blick für Farbzusammenstellungen hatte. Oder ich war nicht so anspruchsvoll? Dass unsere Umgebung komplett durchdesignt ist, ging ja erst in den späten 80ern los. Mittlerweile bin ich da völlig hilflos oder besser, mir wird das alles zu viel.

Die Eltern waren währenddessen an der Ostsee. Was für ein gutes Timing, gerade an diesem wunderbaren Wochenende lag die Reise, die wir ihnen zum 70. Geburtstag geschenkt hatten.

Gestern Abend stieß ich auf diesen Beitrag von vor vier Jahren. (Keine Angst, ich verlege mich nicht darauf, mich ständig selbst zu recyclen.) Das Thema offenkundige Begabung vs. Unmöglichkeit, sie zu nutzen, ploppt gerade in meinem Leben immer wieder hoch.
Nicht mich direkt betreffend, ich habe zu meinen Begabungen eine klare Meinung. Vor zwei Wochen hatten wir einen Disput auf Facebook, ob man bei einem im Callcenter arbeitenden Akademiker Ende 40 den Unternehmer dafür verantwortlich machen kann, dass dieser von dem Geld nicht leben kann. Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung, dass der Mensch auch die Summe seiner Person und seiner Lebensentscheidungen ist, die ihn letztlich dazu bringen, einen Job anzunehmen, der für den regulären Lebensunterhalt nicht gedacht ist, nicht gerade frenetisch gefeiert wurde.
Der Artikel über Mr. Horror bringt mich ebenso wie das Interview mit John Goodman vor ein paar Wochen immer wieder zum Nachdenken über wasted talent. Biografien von Kreativen sind mein ureigenstes Forschungsgebiet.
Da gärt eine Menge in meinem Kopf. Der Text über die Entscheidung, etwas zu studieren, was in einem schon bereit liegt, statt noch mühsam etwas Neues, Fremdes zu lernen und die daraus resultierenden Konsequenzen gehört dazu. Aber der muss noch etwas rotieren.

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Frauentag

Heute verlinke ich mich selbst. Der Text über die einzige große Frauentagsfeier, die ich erlebt habe, macht mir immer noch großen Spaß. Unter dem Licht der politischen Korrektheit sind die geschilderten Ereignisse natürlich vollkommen untragbar.
Für mich ein Indiz, das ideologische Statements und gelebtes Leben wenig miteinander zu tun haben. Die Frauen, über die ich erzähle, lebten selbstverständlicher Gleichstellung als jemenschin heute. Nur die Männer waren wie immer. Das war auch ok. so. Es geht auch ohne die Annahme, daß es Männer sind, die Frauen die Welt gestalten. Das können Frauen ziemlich gut selbst.
Wenn du willst, daß sich etwas verändert, ändere dein Verhalten. Dann bewegt sich die Welt.
Das geht nicht schnell und einfach. Aber Dinge, die schnell und einfach gehen, haben wenig Bestand. Warum sollten wir an Männer appellieren, uns die Tür zur Welt aufzuhalten? Mit ein bißchen Kraft bekommen wir sie auf.
Ansonsten ginge ich heute gern kämpferisch in die Welt, muß aber leider arbeiten.
Voila – Frauentag 1983.