Blöder Tag, mittelblöde Woche

Morgens aus dem Bett gequält, es gab wenigstens Sonnenaufgangspomp.
Dann Richtung Berlin losgefahren, etwas die Zeit im Nacken, weil die neuen Gäste ab morgens in der Stadt sein sollten.
Bemerkt, daß des Grafen Handy in den Aufbruchswirren liegen blieb, das wir aber dringend brauchten. Von Höhe Greifswald umgekehrt, zurückgefahren, das Handy geholt und dann den Transporter geprügelt, um die verlorene Zeit wieder hereinzuholen, solange die Autobahn leer war.
Als wir uns langsam entspannten, baute sich vor uns ein dicker Stau auf. Den Stau umfahren. Entgegenkommende Motorradpulks nerven in diesem Fall. Wieder auf der Autobahn eingeschert.
In Berlin angekommen. Die schlimmen Fahrrad-Chaoten pennen Gott sei Dank noch. In Rekordzeit das Zimmer fertiggestellt.
Wer auch nach 2 Stunden nicht da ist, sind die Gäste, die sich auch nicht zurückmelden.
Schnell etwas essen gegangen mit Blick aufs Handy. Keine Nachricht. Alles vorbereitet, dass die Leute selbst zurechtkommen. Eine vertrante Nachricht erhalten, der Bus hätte Verspätung.
Durch nervenden Verkehr nach Schöneberg gefahren, sehr schöne gebrauchte Stühle gekauft, allerdings doch reparaturbedürftiger als gedacht. Zurück in den Prenzlauer Berg gefahren, noch nervigerer Verkehr, eine kleinen Glasschrank erstanden, nix besonderes, aber praktisch und Gott sei Dank leicht.
Zur Sicherheit noch mal zu Hause vorbei gefahren, alle Vertrödeltheiten der Gäste ausgeglichen.
Dann gab es eine ruhige Rückfahrt und nun sitzen wir am bollernden Ofen.

Aber was schön war: Ein Sonnenaufgang, ein schöner warmer Herbsttag und ein Video vom Enkelkind, das vom anderen Opa mit roter Grütze gefüttert wird und dabei auf dem Eßtisch sitzen darf.

Die Woche lief ähnlich. Beide vom Wetterumschwung und von des Enkelkinds Schnodderküssen kränklich und angeschlagen, ich habe dazu an einem Tag zu schwer getragen, aber es gab unglaublich viele Nüsse zu sammeln und einen hübschen Schreibsekretär und ein Küchenbüffet. Außerdem hat mir der Graf die Interrimsküche fertig gemacht. (Er kann Kraftstromanschlüsse!)

Sonnenaufgang in Bassendorf

WMDEDGT September 2018

Wie immer fragt Frau Brüllen einmal im Monat, was wir den ganzen Tag gemacht haben. Ich stand heute etwas später auf, ungefähr 8:15 Uhr. Gestern haben wir lange gearbeitet, und ich hatte das Bedürfnis etwas auszuschlafen. Ich putzte mir die Zähne und steckte mir die Haare zu einem geflochtenen Dutt, meiner Arbeitsfrisur.

Ich packte meine Frühstückszutaten zusammen: Milch, Reiswaffeln, Wurst, Käse, Frischkäse und ich holte aus dem oberen Zimmer vom kleinen Haus das letzte Glas Herzkirschmarmelade.

Ich packte alles in ein Körbchen und ging rüber vom kleinen Haus ins Gutshaus, denn dort steht die Kaffeemaschine. Im Moment frühstücke ich im Herrenzimmer. Es ist zwar noch angenehm warm, aber hinten auf der Terrasse ist mittlerweile keine Sonne mehr am Morgen. Bevor ich aß, machte ich eine Waschmaschine fertig.

Beim Frühstück lese ich immer etwas im Internet, das mit dem Netz ist ja hier etwas punktuell verteilt. Ich checkte, wann diverse Paketsendungen ankommen würden und schaute im Tagesspiegel, was in Berlin so los ist.

Nach dem Frühstück sammelte ich mein Werkzeug zusammen, hing Wäsche auf und brachte mein Körbchen wieder in Richtung Kühlschrank ins kleine Haus.

Mittlerweile war es 10:00 Uhr. Der Graf arbeitete im zukünftigen Gästezimmer, hing Vorhangstangen auf und spachtelte Löcher zu. Ich strich eine Wand in unserer Übergangswohnung noch einmal. Kalk streichen ist eine knifflige Sache. Das Ergebnis sieht fantastisch aus, aber es macht schon Sinn, warum moderne Werkstoffe so leicht zu verarbeiten sind. 

Um 10:30 Uhr hupte das Bäckerauto, wie immer am Mittwoch. Ich kaufte Kuchen und Brötchen und bewunderte mit den alten Damen aus der Nachbarschaft das neue Verkaufsauto.

Als ich fertig war, war es 12:00 Uhr. Ich putzte für den Mann einige völlig mit Spachtelmasse zugesetzte Gefäße. Dann machte ich etwas Pause, um wiederum irgendwo herumzuwuseln. Außerdem schrieb ich mit dem Kind, wegen der Enkelkindbetreuung in 10 Tagen.

Um 13:30 Uhr fuhr ich den Grafen nach Grimmen zum Bahnhof. Zurückgekehrt, machte ich mir erst einmal etwas zu essen. Ich machte aus zwei Eiern und zwei Äpfeln und etwas Milch und Maismehl einen fetten Apfeleierkuchen. Äpfel und Eier kommen aus der Region. Ungefähr 50 m entfernt. 

Dann brauche ich eine Weile, um wieder in Tritt zu kommen. Zwischendurch kamen zwei Paketboten, ich packte eine flotte Lotte für Apfelmus aus und hing noch mal Wäsche auf.

Dann fang ich wieder an zu arbeiten, es war inzwischen fast 17:00 Uhr. Ich begann einen kleinen Durchgangsflur zu streichen, hörte aber auf, weil ich die Farbe woanders brauchte. Deshalb begann ich, im zukünftigen Gästezimmer Fehlstellen mit dieser Farbe auszubessern, nachdem ich es von Werkzeug leer geräumt hatte.

Danach saugte ich mit dem Staubsauger 2 Stunden die Decke und die Wände dieses Zimmers ab. Der Anstrich ist noch gar nicht alt, aber das Zimmer stand lange leer und war voller Spinnweben.

Gegen 19:00 Uhr nahm ich erst die Wäsche ab und dann wechselte ich in unser zukünftiges Schlafzimmer. Ich wollte das letzte Licht nutzen, um dieses Zimmer noch einmal gründlich sauber zu machen, nachdem ich es gestrichen hatte.

Gegen 20:00 Uhr ging ich wieder in das Gästezimmer und begann, den Fußboden zu saugen. Ich weiß seit ein paar Wochen, dass ein Großteil der Erhaltung historischer Bausubstanz daran besteht, Dinge zu putzen. Ich saugte aus den vielen Ritzen jede Menge Dreck, und bemerkte, dass unter den Fenstern etwas war, das man nur als Patina der Jahrhunderte bezeichnen konnte, eine Mischung aus Dreck und Bohnerwachs, die ich erst einmal trocken abspachtelte. Kein Wunder, die Dielen sind noch aus der ersten Ausstattung, mit handgemachten Nägeln, aus der Schmiede, die einst 20m entfernt war. Morgen würde ich mich Ihnen noch einmal bei Tageslicht widmen. 

Es war mittlerweile nach 21:20 Uhr und ich war fix und foxi. Und so sitze ich jetzt in der Badewanne und werde gleich zum Bahnhof fahren, den Grafen wieder abholen.

Die anderen Beiträge finden sich hier.

9 Wochen

sind seit dem letzten Beitrag vergangen. Ich glaube, so lange habe ich noch nie nicht gebloggt. Immerhin gibt es von mir Texte seit 2003.

Ende Mai warteten wir darauf, dass wir das große Haus übernehmen konnten. Wir hatten extra eine längere Phase ohne Verpflichtungen in Berlin geplant, wollten vor Ort sein und schauen, dass wir die Übergabe in glatte Bahnen lenken können.

Wie das so ist mit Plänen. Mein Vater kam mit einer Lungenentzündung und dem Verdacht auf eine Herzentzündung ins Krankenhaus. Er hatte sich seit dem Januar nie richtig von einer Grippe erholt. Blöd war nur, dass es sich um MRSA handelte. Man packte die große chemische Keule aus, nach drei Wochen ging es wieder, da schrieb ich auch den letzten Post. Er war zu Hause, betreute ein Klassentreffen, plante die Teilnahme an der nächsten Wanderrudertour, obwohl er dafür noch nicht richtig fit war und schnitt in praller Sonne eine Hecke.
Das war keine so gute Aktion. Zwei Tage später und zwei Stunden, nachdem er vernünftigerweise die Teilnahme an der Rudertour abgesagt hatte, lag er wieder im Krankenhaus, er hatte mit seiner Herzschwäche noch eine Lebenserwartung von drei Monaten.
Nach einer eigentlich gut verlaufenen Herz-OP kamen Komplikationen. Vielleicht vermeidbar, im Verlauf der Zeit fiel eine blöde Entscheidung und jemand anders nahm etwas nicht so ernst wie nötig, aber man weiß es nicht.
Der Geist und die Seele wollten überleben, der Körper versagte. Immer wenn es wieder eine kleine Besserung gab, kam eine neue Infektion, ein Organausfall. Vielleicht hätte die Chance bestanden, dieses Leben unter Aufbietung aller Technik noch länger zu erhalten, in Hoffnung auf eine Besserung des Zustandes irgendwann einmal. Vielleicht hätte dann aber auch ein Mensch, dem seine Autarkie über alles ging, monatelang als Schwerstpflegefall auf die Erlösung gewartet.
Wir haben nach seiner Patientenverfügung gehandelt. Mein Vater starb am 1. August, er wurde 74 Jahre alt. Das ist heute eigentlich noch kein Alter, um so zu sterben.
Es war vorher keine leichte Zeit und auch hinterher nicht. Wir fällen mittlerweile Entscheidungen über Anfang und Ende des Lebens, weil es geht. Was aber auch heißt, wir müssen damit zurechtkommen.

Seit wir das große Haus übernommen haben, sind wir oder ich allein zweimal die Woche in meine alte Heimatstadt gefahren. 700km mit dem Auto oder 8 Stunden mit dem Zug. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, um mich abzulenken, aber irgendwie kam ich nicht voran. Mit fiel der Putz von den Wänden (nicht schlimm, da er völlig nikotinverseucht war), ich machte alles nur halb.
Gestern war die Beerdigung. Heute bin ich sehr müde.
Aber das Leben geht weiter und ich glaube, ich habe noch nicht so richtig verstanden, dass er nicht mehr da ist.

Schloß Pillnitz 1946

Trotzdem ging es hier voran. Der Dampfsauger war im Großeinsatz. Jetzt ist der alte Dreck endgültig raus. Alle Wände sind auf Bearbeitbarkeit und Material besichtigt. Zwei feuchte Stellen sind gefunden. Die spanische Regalkunst im Saal ist abgerissen.
Zwei Bäder sind fast fertig, die Duschkabinen von Kalk befreit oder neu gebaut, drei Toiletten sind wieder benutzbar weil sauber oder neu, die neue Badewanne muss nur noch angeschlossen werden. Viele eingetretene/kaputte Türen schließen wieder und haben ordentliche Beschläge. Die Dachentwässerung und die Rankpflanzen sind vorn und hinten zur Hälfte gereinigt/beschnitten. Der Anbau trägt einen Zentner Knöterich weniger. Wir arbeiten uns langsam und beharrlich durch.

Übrigens gibt es alle paar Tage Fotos eines Hausrundganges auf Instagram und Facebook.

Es geht voran

Die Dinge gehen im Kutscherhaus langsam voran. Wie geahnt, kommen die Schwierigkeiten aus der Richtung, aus der sie kaum auszumachen waren. Das auf den ersten Blick recht intakte Bad ist nicht gut im Haus gelegen und wird verlegt.
Die Bausubstanz ist besser als zuerst befürchtet. Was feucht ist, ist vor allem kondensatfeucht. Bisher gibt es weder verfaulte Dielen noch Balken, ein Zeichen, dass keine Feuchtigkeit notorisch hochsteigt und eindringendes Wasser eingedämmt werden kann, indem die Dachrinnen gereinigt, repariert und das Fundament geflickt wird.
Wenn der kleine Werkstattofen angeheizt ist, kann es sogar gemütlich werden. Dem steht entgegen, dass wir immer dann zurück nach Berlin fahren, wenn das Haus gerade warm ist.
Aber vor allem steht: Entkernen und putzen, putzen, putzen. Unmengen Tapeten und Paneele abreißen, dicke Farbschichten runternehmen, Jahre alten Schmutz wegfeudeln, unsexy dysfunktionale Kachelöfen abreißen.
Der Graf hat in handwerklichen Dingen die Gabe, lange zu planen und dann relativ geräuschlos und elegant eine Lösung zu bauen. Das Gegenteil von „Klappern gehört zum Handwerk“.
Ich bin froh über die körperliche Arbeit und die frische Luft, bekomme wieder Muskeln und meine Haut sieht so gut aus, wie seit Jahren nicht, selbst wenn ich einen Zentner Dreck aus dem Stall gefegt habe.
Wir sehen rührende Dinge. Eine Schlittenkette, gezogen von einem Rasentraktor, zwei Fische, die aus einer Regentonne fallen, Seeadler in hohen Bäumen über einem Sumpf.
Das kompensiert, dass wir abends so dreckig wie Schweine sind, ziemlich oft frieren und es noch keine Entspannungszone gibt, weil alles Baustelle ist.
Wenn wir da sind, werkeln wir intensiv und wenn wir wieder in Berlin sind, ruhen wir uns aus und planen die nächsten Tage.
Es liegt noch eine Menge vor uns. Da war nur eine Zwischenmeldung.