21. Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast

Habe ich schon unter Punkt 4 abgehandelt:
„Wie der Stahl gehärtet wurde“ ein wirklich verdummendes Haßbuch.

Dann ist mir noch eine Geschichte aus dem Lesebuch für die 3. Klasse erinnerlich. Ernst Thälmann teilt mit anderen schwer arbeitenden Menschen einen Apfel.
Ich fand das so plakativ blöd. Zudem hatte ich gerade „Die Heiden von Kummerow“ gelesen, dort gibt es ein wunderbares Kapitel darüber, wie der Kantor Martin über den Ursprung seines Namens befragt. Als sie dann zu der Geschichte kommen, wie der Hl. Martin den Mantel mit dem Bettler teilt, wird das herrlich absurd auseinandergefieselt. Fazit: Der Heilige hat einen ziemlichen Sprung in der Schüssel.
Mir sind diese modernen Heiligen- und Erbauungsgeschichten immer etwas unheimlich gewesen. Ich konnte nicht glauben, daß man sich so sehr für blöd verkaufen lassen kann. Einerseits über rührselige Kaiser-Wilhelm-Geschichetn wettern, andererseits denselben Quark in die Lehrbücher drucken.
Der ganze Fragebogen.

20. Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast

Das war so eine Sache. Ich las wahnsinnig gern, aber ich ließ mir auch hier nichts vorschreiben.
Mal abgesehen davon, daß ich längst haufenweise Erwachsenenbücher las, als auf dem Lehrplan noch Kinder- und Jugendliteratur stand.
Die nächste Sache war die schematische Interpretation der Literatur. Das ist halt Schule. So wie heute bei jedem Buch und jeder Geschichtsepoche über die Rolle der Frau gesprochen wird, mußten wir das Augenmerk legen auf den Proletarier, Underdog oder aufgeklärten Bürgerlichen (der dann doch in den Fesseln seiner Zeit etc.). Laaangweilig!
Wir lasen Thomas Mann Mario und der Zauberer und es ging hartnäckig immer nur um das eine: da ist einer, der Menschen verführt und einer, der ihm widersteht. Was meint das? Ja, antifaschistischer Widerstand…, bla…
Ich interessierte mich in dieser Zeit eher für Dr. Faustus und hatte Wälsungenblut und Der Tod in Venedig gelesen.
Als ich dann Lehrer hatte, die sich ein wenig mehr Freiheiten trauten, über Stilistik sprachen und auch freies Schreiben über die Texte zuließen, hatte ich längst mein Interesse ans Theater verloren. Ich pinselte nebenbei in der Theaterkantine noch ein paar Gedichtinterpretationen, über die sich dann die Deutschlehrerin fast überschlug vor Lob, aber mich interessierte es nicht mehr richtig. Trotzdem bin ich ihr dankbar dafür, daß sie mein freies Denken zugelassen hat.
Viel vom der Schulliteratur habe ich Jahre später dann gern ode überhaupt erst einmal gelesen. Die Kunst bestand schließlich darin, einen Aufsatz über Faust zu schreiben und ihn nicht gelesen zu haben.
Und der Faust, der treibt mich noch immer um, das ist eines der wichtigsten Bücher.
Der ganze Fragebogen.

19. Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest

Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Proust hebe ich mir für die Rente auf, nachdem ich zweimal dran gescheitert bin, den Zauberberg aus den gleichen Gründen.
Da ich wirklich süchtige Leserin bin, stehe ich vor sehr vielen Büchern und juchze: „Das wollte ich schon immer mal lesen!“ Wie das Kind im Spielzeugladen.
Was mir fehlt, da ich einige englischsprachige Autoren sehr schätze, ist, diese im Original lesen zu können. Ich hasse es, wenn durch die Übersetzungen das Gerüst eines fremden Satzbaus durchschimmert. Noch schlimmer ist es, wenn seltene Begriffe falsch übertragen werden. von unübersetzbaren Wortwitzen mal ganz zu schweigen. Aber auch in Französisch und Russisch bekomme ich das nicht hin. Ich kann zwar lesen und verstehen, da ich aber kursiv lese und in einer Geschichte quasi schwimme, fühle ich mich in der fremden Sprache wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Der ganze Fragebogen.