Kleine Menschenkunde: Nörgler

Menschen ändern sich nicht. Auch wenn sich ihr Umfeld ändert. Das hat mich in den drei Monaten immer wieder fasziniert beobachten lassen.
Um die Gebräuche des Gemeinen Nörglers zu studieren, mußte ich mich nur am Essensbuffet auf die Lauer legen. (Müßig zu sagen, daß das Essen sehr gut, reichhaltig und abwechslungsreich war):
Exemplar 1 beim Anblick von ca. 7 Sorten Joghurt: „Menno, das ist ja jeden Tag das Gleiche!“
Exemplar 2 beim Genuß von Rotkohl: „Wenn ich den mache, schmeckt der besser, weil ich noch A und B dranmache.“
Exemplar 3 beschwert sich bei den Küchendamen, daß es für den horrenden Tagessatz, den er zahlt, nur 15 Sorten Aufschnitt, Käse und Salat gibt, statt Hummer und Kaviar.
Exemplar 4 rümpft das Näschen und moniert, daß es weder Körner noch Sprossen noch Traubenkern- oder Kürbiskernöl zum Salat gibt.
Exemplar 5 findet sein Einzelzimmer zu klein und zu einsam. Aus dem Zweibettzimmer wollte er aber dringend wegen unhaltbarer Zustände raus. („Waaaaahhh! Ein anderer Mensch!“)
Ihre Beschwereden sagen nur eines: ICH BIN HIER!!! ICH EXISTIERE!!! DU DARFST MICH NICHT IGNORIEREN!!!!
Wie ein 12jähriger, der auf den Schulhof kommt und dem Nächststehenden, an den er sich rantraut, erstmal prophylaktisch ins Schienbein tritt.

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Top 20 of Kitty

Als freundlicher Service…

  1. Schon GEZahlt?
  2. Kalte Asche
  3. Gangbangs unter Enten
  4. Von bösen, alten Frauen
  5. Einheitsbrei
  6. Endstation Gleimkiez
  7. Bei Stasis zu Hause
  8. Der Frauenschreck
  9. Gleimkiez, die zweite
  10. One More Time
  11. Die Frau ohne Eigenschaften
  12. Brandstiftungsversuch im Hochhaus
  13. Ausweitung des nördliche Regenwaldes
  14. Mit einem glücklichen Lächeln
  15. Das erste Mal
  16. Ich war doch kein Punk
  17. Der englische Besuch
  18. War da was mit Mauer?
  19. Die Rechnung
  20. Was ich schon mal war

 

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Was Leib und Seele zusammenhält I

Laßt uns übers Essen reden. Nein, das wird kein Abnehm- und auch kein Kochtext.
Ich habe vor Jahren mal einen Text zu einem Filmprojekt namens „Ochsenhunger“ geschrieben und finde ihn nicht mehr. Schade, denn er war gut. Ich hätte ihn sehr gern hier veröffentlicht und mit der Distanz von 5 Jahren noch einmal kommentiert.
Aber gut, dann gibt es einen neuen Text.

Im frühen wie im späten Leben achten die Bezugspersonen auf Einfuhr und Ausfuhr. Wie viel geht rein in das Stück Leben? Genügt es? Kommt eine adäquate Menge auch wieder raus? Klemmt irgendwas?
Baby-Kitty war in dieser Hinsicht ein Sorgenkind. Es kam zwar vorbildlich alles wieder aus ihr raus, aber nach Meinung der umsorgenden bzw. wortführenden Großeltern und -tanten, die samt und sonders im Krieg bitter hungern mussten, hätte in Baby -Kitty wesentlich mehr reingepasst, wenn sie es denn gewollt hätte. „Mädel, iss!“ war mein zweiter Vorname.
Es wird von panischen Arztbesuchen berichtet, denn als ich die Masern hatte, aß ich drei Tage nichts. Der Arzt saß es gelassen: Wenn sie gesund wird, bekommt sie auch wieder Hunger. Was auch so war.
Auch zu normalen Zeiten waren die Mahlzeiten für mich Stressmomente. Kartoffeln schälen oder Brötchen holen fand ich noch spannend. Ich knabberte für mein Leben gern rohe Kartoffeln, weil sie einen ähnlichen Geschmack hatten wie die gekalkten Zimmer-Wände, die ich anleckte und abkratzte (frühkindliche Perversion, ich weiß) und morgens mit der Großtante in die warme Backstube zu gehen, weil der Laden noch nicht aufhatte, das war ein Erlebnis, denn wenn ich wollte, durfte ich sogar die Brötchen aussuchen. Aber wenn das Geschirrgeklapper losging und der Tisch gedeckt wurde, verkroch ich mich am liebsten darunter. Natürlich holten sie mich hoch und setzten mich vor einen vollen Teller, den ich ambitionslos ansah, um kurz darauf in anhaltendes Geplapper auszubrechen, damit niemand auf die Idee kam, mir etwas in den Mund zu schieben. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich ein Lieblingsessen oder ausgeprägte Abneigungen hatte, für mich war – zumindest in der Erinnerung – alles geschmacklos. Ob ich Süßes mochte, kann ich nicht sagen. Es waren ohnehin noch nicht die Zeiten, in denen Kinder täglich Süßigkeiten bekamen. Schokolade gab es zu Ostern, zu Weihnachten und am Geburtstag, Kekse und Kuchen waren mir egal. Das einzige, was ich ganz gern mochte, waren schokoladengefüllte Karamell-Lollies und herbe Lakritzstangen. Aber selbst an denen lutschte ich gut drei Tage.
Die Tricks, mit denen mir Essen nahegebracht wurde, waren zirkusreif.
„Kuck mal, da kommt eine Dampflok: sch-sch-sch, tut-tut, Mund auf!“
„Ein Löffel für Papa, der muss studieren, ein Löffel für Mama, die muss studieren und ein Löffel für dein kleines Brüderchen, damit er groß und stark wird!“
„Wenn du jetzt nicht aufisst, müssen wir dich leider anbinden, bis der Teller leer ist. Das ist ganz peinlich, was soll denn der Nachbar sagen, aber es hilft ja nichts.“
Die Tricks brachten meist nicht viel und das mit dem Anbinden versuchten sie einmal und nie wieder, denn ich saß ewig vor dem Teller.
Einmal ging ich in die Speisekammer und holte mir ein Stück Würfelzucker. Nicht, weil ich das so toll fand, sondern weil mir fortwährend Geschichten vorgelesen wurden, in denen Kinder Süßigkeiten mopsten. Als ich dann den Würfelzucker kostete, fand ich das zwar sehr süß, hatte aber keine Ahnung, warum andere Kinder für so etwas langweiliges Ärger riskierten.
Dafür konnte ich mit drei Jahren schon recht manierlich im Restaurant am Tisch sitzen und mit Besteck umgehen. Ich schob das Essen zwar weitestgehend auf dem Teller herum, aber ich muss dabei reizend ausgesehen haben, denn meine Großeltern gingen gern mit mir essen. Vielleicht waren es auch die umständlichen Tischsitten, die mich davon abhielten, Spaß am Essen zu haben. Nur am Waschtag wurde in der Küche eine vorgekochte Suppe gelöffelt. Ansonsten gab es Mittagessen am gedeckten Tisch, mit komplettem Besteck, Stoffservietten, Vorsuppe und Nachtisch.
Zur großen Empörung von KKM mochte ich am allerliebsten jenes Arme-Leute-Essen, das in diesem Haushalt nicht mehr auf den Tisch kam: frisches Graubrot mit Schmalz und Äpfel vom Baum. Es war ihr jedes mal herrlich peinlich, wenn die Omi von gegenüber stolz berichtete, ich hätte mit ihren Enkeln zwei ganze Stullen verputzt und auch nebenan, im Postenhaus, mochte ich das Soldatenbrot. Weißbrot mit ungarischer Salami und Camembert mochte ich eben weniger gern.
Mit fünf Jahren lag ich wochenlang mit einer Hepatitis-Infektion im Krankenhaus. Es war Vorschrift, danach ein Jahr lang Gallendiät zu halten – nichts Gebratenes, kaum Fett, keine Hülsenfrüchte. Die Mädchen in diesem riesigen Krankensaal waren den ganzen Tag damit beschäftigt, dem hinterherzutrauern, was sie nicht mehr essen durften: Schnitzel, Linsensuppe, Knackwurst, Kakao, Torte, Backfisch. Ich lag in meinem Bett und fragte mich, was daran so besonders wäre.
Ich hatte es ohnehin wieder ausgereizt. Bevor ich ins Krankenhaus kam, hatte ich so lange kein Essen in mir behalten können, bzw. es gleich ganz verweigert, dass ich vor Schwäche nicht mehr laufen konnte. Es dauerte lange, bis ich wieder aufrecht stand und die Puddingsuppe, die es manchmal morgens anstelle des Haferschleims gab, fand ich ok., aber ich gab den anderen, die sich darum fast prügelten, gern meinen halben Becher.

Die nächsten Aha-Erlebnisse kamen, als ich zu meinen Eltern und meinem Bruder umsiedelte. Der Kleine war damals wohlgenährt und hatte, da er von Anfang an im Kindergarten war, einen gesunden Futterneid entwickelt, neben dem ich zunächst wie ein spackes Alien stand.
Ich erinnere mich an einen der ersten gemeinsamen Abende, wo er vor dem Abendbrot hungrig war, ein Ende Teewurst aus dem Kühlschrank griff, sie sich mit den Fingern herauspulte und in den Mund schob. Ohne Brot! Freiwillig! Ich schüttelte mich, als ich auch probierte.
Auch das Kindergartenessen war für mich zunächst abartig. Breiiger Milchreis, Milchnudeln (ich hasste süße Hauptspeisen!), „Stullenfleisch“ (Hackbraten), Nudeln mit Tomatensauce, alles was die anderen Kinder in Entzücken versetzte, war mir egal. Das einzige, was ich interessant fand, war der nachhaltige Glutamatgeschmack der Saucen.

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Kruzitürken!

Habe gerade einen Versuch mit offline-Bloggen über Qumana gemacht. Entweder ich habe mich zu blöd angestellt oder dieses Programm. Download klappte, upload nicht, da streikte das Programm. (Und hat mir zwei Texte gefressen!)
Da ich mit Blogdesk für PC nie Probleme hatte, sollte es nicht an Einstellungen oder Portfreigaben liegen.
Hat jemand eine Empfehlung für Offline-Bloggen mit dem Mac?

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