Tag 2 der Regenprävention. Diesmal zu meiner Freude ohne kalten Wind, dafür mit gut Sonne.
Zuallererst gab es einen Blick in den ersten Vertrag, in den das Berlin-Drama münden soll, mittlerweile ist er auf gut 70 Seiten angewachsen.
Der Graf justierte die neuen Dachrinnen, damit das Gefälle stimmt, dann wurde das ganze Werkzeuggedöns aufgeräumt.
Wir machten eine kurze Pause und sammelten Eimer zusammen.
Dann holten wir beim Freund auf dem Dorf eine Palette Lehmziegel ab, die vor seinem Haus standen und sich in zwei Tagen in klebrige Klumpen verwandelt hätten. Leider ging das nicht ganz easy mit dem Radlader, das hätte die Palette nicht mitgemacht. Statt dessen kamen in jeden der 20 Eimer 6 Lehmziegel und wurden ins Auto gestellt. Nach drei Fahrten war die Palette leer und ich spielte in einer Ecke der Scheune Tetris.
Der Graf hatte zweimal eine reichliche Tonne getragen und beendete an dieser Stelle den Arbeitstag.
Es gab noch ein kurzes Gespräch mit jemandem aus der Nachbarschaft, der mit dem Bagger demnächst ein beuliges Stück Rasen im Park mit einem kommoden Gefälle versehen wird. Ich goß noch Blumen, flauschte die Miezen und holte etwas Holz. Wir heizen abends immer noch etwas durch.
Dann kochte ich aus der vor zwei Tagen angesetzten Rinderbrühe Gemüsesuppe und machte dem Grafen eine Pizza warm.
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26.04. 2020
Arbeitssonntag, denn es wird bald regnen.
Zuerst lagerte ich mit gräflicher Assistenz den Sand auf der Terrasse um, den ich den Winter über an der Hauswand herausgeschippt hatte.
Dann übernahm der Graf und baute sechs Meter Dachrinne aus und sechs wieder ein.
Wir verstanden endlich, warum die Dachrinne an einer Stelle so durchhing, daß sie regelmäßig bei stärkerem Regen Überlief. Es hatte scheinbar jemand versucht, sich daran hochziehen und die Halterung verbogen, um ins Büro im Obergeschoss einzubrechen. Das Bürofenster hat Aufbruchspuren, über die ich mich schon immer gewundert hatte.
Die Freuden der alten Nutzung als Jugendhilfe-Wohnprojekt.
Gegen 19 Uhr streikte ich. Als Assistenz ewig im kalten Wind zu stehen, schlägt auf den Kreislauf. Morgen muß noch der Rest justiert und befestigt werden.
Dann mußte ich erst einmal in der Badewanne auftauen.
Abends gab es mit Käse überbackenes.
25.04. 2020
Wolken, zum ersten Mal seit Tagen wieder Wolken am Himmel.
Der Graf war produktiv und hat die Tür fertiggemacht. Von oll, kaputt und Kellereinstieg für Mimis Verehrer zu schöner glatter, dunkelgrauer Tür in drei Tagen. Dann strich er noch Gartenstühle an.
Ich murkelte eher rum. Goß Pflanzen, harkte Gras, schnitt Brombeerranken von einem Zaun und suchte nach Hasenglöckchen. Die haben wegen Wegverbreiterung dieses Frühjahr leider viele Blessuren davongetragen. Nach der Blüte werden sie umgepflanzt.
Nachmittags machte ich Kaiserschmarrn.
Am frühen Abend planten der Graf und ich an der hinteren Dachrinne herum, die, verbeult wie sie ist, bei Starkregen für kleine Bächlein im Keller sorgt. (Nicht schlimm, alte Gewölbekeller sind ohnehin humid.) Da es nächste Woche endlich wieder regnen soll, ist der Plan, das kaputteste Stück bis dahin zu erneuern. Mal schauen.
Nachdem wir geschaut hatten, warum die Kühe auf der Weide so laut waren (der Zaun wurde dichter gemacht, damit die Kälber nicht mehr auf der Straße herumlaufen, alle standen um einen Mann mit einen Hammer herum und brüllten ihn an), setzten wir uns für ein Viertelstündchen in den Strandkorb. Leider hatte das Personal frei und uns fehlte der Aperol Spritz.

Abends sah ich im Fernsehen zwei Filme noch einmal. Einen der Hamburger Tatorte, die über einen verdeckten Ermittler erzählt sind. Handwerklich sehr gut gemacht, aber damals wohl nicht unbedingt erfolgreich, weil die Hauptfigur so aus dem Erzählschema ausbrach. Ein Kommilitone hatte die Filme als Producer gestaltet.
Dann „Sea of Love“. Der funktioniert immer noch und ist gut gealtert. Fun Fact: Ich habe in den 90ern ähnliche Outfits wie Ellen Barkin getragen. Nur die Schuhe waren nicht so hoch.
Und sonst: Nachdenken über die Zukunft. Die Euromomo-Statistiken ansehen.
Wenn mir jemand vor fünf Jahren erzählt hätte, daß ich auf dem Land in einem Riesenhaus sitze, inmitten strahlendstem Frühling, fast wie bei Boccaccio, und Bedenken habe, die vorübergezogene Pest kommt zurück, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt.
24.04. 2020
Wieder warm und sonnig, mit starkem Wind aus Norden.
Der Zahn beruhigt sich langsam, das Zahnbett ist noch entzündet und ich nehme immer noch Schmerztabletten.
Neben Blumen gießen und Wäsche aufhängen war heute das seit einigen Tagen Vermiedene dran. Die Treppenkammer mußte nachgesäubert und die Tapete abgerissen werden. Ich saugte und räumte restliche PVC-Beläge aus den Ecken. Ein Paradies aus toten Spinnen, Muff und Salpeter. Wenn ich langsam arbeite, dann, weil es viel Überwindung kostet. Ich wurde auch längst nicht fertig, wir mußten noch in den Baumarkt, Farbe für die Seitentür kaufen, die der Graf aufarbeitete und reparierte.
Wir wollte den alten Nachbarn noch Sachen mitbringen, die sie brauchten und hatten auch selbst die eine oder andere Sache im Vorrat zu ergänzen.
Der Baumarkt war mäßig gefüllt, es waren ein paar Masken mehr unterwegs. Die klassische Risiko-Gruppe, teilweise noch nicht einmal sehr alt, lief unbeirrt, maskenlos und alle Abstände ignorierend durch die Gänge. (Ab Montag ist Maske in Geschäften Pflicht.)
Der Lebensmittelmarkt danach war Hölle. Marktkauf ist Edeka und Edeka hat ständig irgendwelche Displays und Präsentationen in den ohnehin schon schmalen Gängen stehen. Dort Waren zu suchen und Abstand zu halten, war wie Eierlaufen.
Als wir zurück waren, war der Tag gelaufen. Ich sammelte die Katzen ein und machte Reste zu Abendessen warm.