3.7. 2010

Es ist Zeit für Tagebuchbloggen.
Der Unternehmensberater nahm mich am Schopf und schüttelte mich, ob meines Unvermögens, mir die Zeit einzuteilen. Kein Wunder, bisher saß ich in meiner Zentrale und wartete auf die Notrufe wie ein Feuerwehrhauptmann. Da war Zeiteinteilung sinnlos. Jedes geplante Vorhaben konnte in der nächsten Minute vom Tisch gewischt sein. Wenn ich es schaffe, aufzuschreiben, was ich getan habe, weiß ich vielleicht hinterher, wo die Brandnester meines Chaos sind.

Die Dachwohnung hat mittlerweile keinerlei kühle Ecken mehr. Selbst Querlüftung bei geschlossenen Jalousien bringt noch mehr Hitze.
Ein ruhiger Tagesbeginn, mit Kaffee und Zeitung auf dem Balkon, verbunden mit dem Entschluß, den Markttrubel sein zu lassen. Ich bin ohnehin von 10, 15 Obst- und Gemüseständen völlig überfordert und der Kühlschrank fasst kaum etwas. Lieber kaufe ich am Sonntag bei Ullrich am Zoo das Notwendigste.
Aus Resten bastele ich einen Reissalat mit Limetten, Tomaten und Thunfisch. Derweil lädt das Äpfelchen aus dem Netz 9 GB Programme zum Homepagebasteln. Wenn schon 30 Tage Testphase, das gleich die gesamte Edition, abspecken kann ich immer noch. So viel zum Thema „aber ich habe doch nur einen kostengünstigen HTML-Quelltexteditor gesucht“. Nebenbei erfahre ich dadurch, das der Netzanschluß von 1&1 nur die Hälfte der bezahlten Downloadkapazität bringt.
Dann Hektik. Bikinis, Handtücher, kühlen Wein, bürgerliche Klamotten und Schminke sinnvoll getrennt verpacken. Denn nach der Tour mit den knallgrauen Gummibooten auf dem Schlachtensee wartet eine Party in unmittelbarer Nähe.
Natürlich bin ich zu spät. Der Herr Strike und der Herr Dick haben die Boote schon fast fertig aufgepumpt. Auch beim Rudern bin ich derzeit ganz Mädchen und lasse lieber die Herren ran.
Was für ein angenehmer und unbeschwerter Tag. Der See ist noch immer winterklar. Die Gesellschaft tut mir gut und die Weinflaschen leeren sich von allein. Die einzige schwere Arbeit ist das Aufpusten von voluminösen Poolmöbeln. Merke: Mit Aufstiegsversuchen auf Schwimmsessel lassen sich auch große Gesellschaften erheitern.
Das mit dem Schwimmen funktioniert wieder gut, allerdings verlor ich zweimal die Orientierung, als ich mit dem Kopf unter Wasser loszog und wunderte mich, daß ich auf einmal aufs falsche Ufer zusteuerte. Vielleicht läßt sich das auch mit drei Flaschen Wein auf drei Personen erklären. *Hüstel*
Nach einem kurzen Boxenstop zum Umziehen und Schminken bei aufgeklapptem Kofferraum (der Herr Glamourdick und ich entschieden uns für dezemtes Make up und Sommerfrische-Outfit) entließen wir den Herrn Luckystrike nach Kreuzberg und betraten Garten und Hexenhäuschen für die Literatenparty.
Es war interessant, so eine Agenturparty mal von der anderen Seite zu sehen, denn bisher war ich Gastgeberin und nicht (mitgebrachter) Gast.
Die Gespräche sind ewig die selben. Zu wenig Geld, enttäuschte Erfolgserwartungen bei so viel Arbeit. Das einzige, was ich nicht hörte, waren Klagen über den Agenten. („Was mit dir trifft sie sich auf einen Kaffee? Mit mir nicht!“) Schriftsteller scheinen wesentlich selbstverantwortlicher und autarker zu sein als Schauspieler. Außerdem neigen sie weniger zum Kommunikationsoverkill (vulgo laut tönendes Geschwätz), was mich sehr beruhigte.
Der Rückweg in die überhitze Wohnung war technobegleitet. Ich muß die letzten Wochen mit meinem freundlichen grauen Panzer noch genießen. Und so fiel ich in Charlottenburg mit vor onz-onz-onz vibrierenden Türen ein, kein russischer Zuhälter hätte es besser gekonnt.

PS: Witzigerweise hatte ich auf dieser Party zum ersten Mal seit meinem Kulturmanagementstudium wieder Begegnungen mit der Spezies „Literaturmädchen“. Es gibt sie immer noch und sie wollen alle immer noch in Verlagen arbeiten.

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4.7. 2010

Frühstück und Zeitung lesen auf dem Balkon.
Wenn ich allein schlafe, wache ich seit einigen Wochen pünktlich um 8 Uhr auf. Ich leiste mir den Luxus, mich noch einmal umzudrehen und wache das nächste Mal um 8:52 Uhr auf.
Für jemanden, der jahrelang kurz nach 6 Uhr vom Wecker zur Unzeit hochgequält wurde ist, natürliches Wachwerden ein Genuss. Ich brauche 8 Stunden Schlaf, auf die Minute.
Der Tag war anstrengend für den Kreislauf und drückend heiß.
Nach einer Siesta machte ich mich mit dem Rad auf den Weg zu Ullrich am Zoo. Alle Menschen – so sie nicht in klimatisierten Autos fuhren – bewegten sich in Zeitlupe. Vor mir trullerte eine Radfahrerin über eine rote Fußgängerampel. Ich checkte noch kurz die Lage, war der Meinung, dass für die Autos nun rot sei und trullerte hinterher. Ein Geländewagen bremste kurz vor mir. Ich entschuldigte mich gestenreich, er winkte lächelnd ab: heute sind alle gaga.
Ich stolperte dreimal durch die Regalreihen, bis ich alles beisammen hatte. Rote Paprika zum Normalpreis, das würde heute Gazpacho geben. Ersatz für die leere Flasche Sambuca, Milch, Waschmittel. Am Pfandautomaten standen gut 20 Flaschensammler in unterschiedlichsten Verfallsstadien, die ihre Schätze nach dem Fußballspiel einlösen wollten. Ok., ich würde die 10 leeren Flaschen wieder mit nach Hause nehmen. Bevor ich wieder aufs Rad stieg, leere ich eine eiskalte Dose Red Bull, mein Kreislauf dankte es mir.
Zurückgekommen, grillte ich die roten Paprika, um sie zu häuten und rührte die Gazpacho und noch einmal Reissalat mit Thunfisch zusammen und stellte alles gut kalt.
Meine Versuche, auf dem Balkon zu arbeiten, ließen den Laptop glühen. Im Kopf rotieren die Gedanken um die neue Homepage.
Jetzt ist die Sonne weg und Zeit für einen neuen Anlauf, etwas zu Stande zu bringen.

Veröffentlicht unter Leben

Heute Nacht

habe ich fast von sexuellen Handlungen mit Thomas Gottschalk geträumt. Er hatte Brüste und trug einen rosa Fummel.
Gott sei Dank wachte ich rechtzeitig auf.
Lange schaute ich verdattert an die dunkle Zimmerdecke.

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