22.7. 10

Der letzt Hitzetag. Immer wieder wälzten sich gefährlich grell angeleuchtete kleine Wolken übereinander, doch das Gewitter nahm sich Zeit.
Ich saß im Büro und führte meinen einsamen Papierkrieg weiter. Ein Schreiben an die Klinik mit der Bitte um Zahlungsaufschub für die Chefarzthonorare, da sich die Krankenkasse noch immer weigert, meinen dreimonatigen Klinikaufenthalt vom Winter als notwendig anzuerkennen. Kündigung des Handy- und Festnetzvertrags. Ich erlebte die unangenehme Überraschung, daß sich der Arcor-Vertrag zum dritten Mal automatisch verlängert hat, diesmal um 12 Monate. Erbitte eine Kulanzkündigung, da Arcor nicht in der Lage ist, mir VDSL zur Verfügung zu stellen, sondern hier nur eine 6.000er Datenrate anbietet. Ich bin gespannt. Von Hörensagen weiß ich, daß Nichtreagieren allgemeine Taktik bei Telefonanbietern ist. Noch habe ich eine Rücktrittsfrist bei dem anderen Anbieter, was ich sehr bedauern würde.
Am Mittag drehte es mich mal wieder weg. Zwei Stunden todesähnlicher Schlaf, ich wachte in der Position auf, in der ich mich hingelegt habe.
Dann führe ich ein Gespräch mit der Frau eines Klienten. Der Mann ist nebenbei Maler und schon sehr speziell. Seine Gemälde sind riesig, bis zu 20 Meter hoch und gleichzeitig ungeheuer detailreich und tatsächlich wunderschön. Er möchte sie gern präsentieren und sieht die Kosten für die Präsentation bei gut 100 Millionen Euro. Ja, das ist kein Verleser. An mich ging die Bitte, daß ich den Kontakt zu zwei, drei verrückten Milliardären aufbaue, die das Geld übrig haben. Ich bedauerte aufrichtig. Nach dem Telefonat überlegte ich, ob mir solche Themen wohl in meiner neuen Arbeitswelt fehlen werden.
Dann radelte ich los und traf mich mit dem Mann am Eisgrün. Ich nahm Aprikose, Straciatella (nicht so meins) und das irrsinnig gute Bitterschokolade-Orange-Chili-Eis. Ich mag die Kombi Schokolade-Chili sonst garnicht. Aber dieses Eis ist durch Orangenschalen so ausgewogen, das ist wirklich ein Geschmackshammer.
Danach fuhren wir ins Haus der Kulturen, zum Wasserfest, mußten aber feststellen, daß es naiv war, zur Eröffnungsveranstaltung 20 Minuten vorher ohne Karten aufzukreuzen. Es war komplett ausverkauft und vor dem Kassenschalter warteten gut 50 Leute darauf, daß es noch Restkarten gibt.

Wir spulten unsere berühmte hochemotionale Restaurantsuche ab:
Ich will ein ruhiges Restaurant mit scharfem herzhaftem Essen.
Er will ein volles, belebtes Restaurant und richtet sich in der Auswahl gern nach meiner Glutenunverträglichkeit, schlägt aber gleichzeitig einen netten Italiener vor.
Der Dialog gipfelte in den synchronen Antworten auf die Frage „Wo willst du denn hin?“
Ickeso: Am liebsten zu einem Inder oder Vietnamesen.
Erso: Mit Wurscht, alles, außer einem Inder oder Vietnamesen.
Da standen wir beide bedrippst da und schuldigten uns gegenseitig an, Urheber von Streß zu sein.
Gott sei Dank radelte wir gerade an einem Spanier vorbei, der unser Luxusproblem mit hervorragenden Tapas löste.

Der Rückweg im leichten Sommerregen war wunderbar und die Nacht eher unruhig, weil der Regen mit voller Wucht aufs Dach prasselte.

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21.7. 10

Ich war gestern ein früher Vogel. Ja, auch mir passiert das manchmal. Die Stadt war noch kühl, ich war mit frühstücken, duschen, schnatzen, aufsatzen schnell fertig und fuhr ins Büro-Nestchen.
Dort erwartete mich eine unangenehme Überraschung. Mein Internetbrowser verweigerte die Arbeit. Mails kamen, Twitter funktionierte, ich kam nur nicht „rein“. Da ist dann gleich mal die Hälfte der Tätigkeiten unausführbar. Ich kramte meinen Apple-Support-Plan raus und rief dort an. Was folgte, waren dreieinhalb Stunden Gebastel, immer wieder unterbrochen von halbstündigen Wartepauen, nach denen ich zurückgerufen wurde, weil der Rechner in der Zwischenzeit etwas abarbeiten mußte. Fazit: Das Problem ist immer noch nicht gelöst, aber eingegrenzt.
Es war nicht der Vodafone-Broadband-Stick, der auf meiner Festplatte ein Programm hinterließ, das im Zehnsekundentakt versuchte, ins Internet zu kommen. Es waren weder Skype noch ein dat-Erweiterungs-Betrachtungsprogramm. Mit allen anderen Nutzeranmeldungen funktioniert Safari, nur mit meinem Account nicht mehr. Ich habe die leise Vermtung, daß ich mir das Teil mit Dreamweaver zerschossen habe, denn das war das Letzte, was ich am Vortag tat, ich testete eine gerade entworfene Website in Originalansicht im Browser.
So installierte ich Firefox und fluchte ob der Tücken des Details. Schließkreuze, die plötzlich auf der anderen Seite des Tabs sind und mich immer ins Leere klicken lassen. Dämliche Sicherheitseinstellungen, die mich fragen, ob Flash auf die Seite „about/blank“ zugreifen darf. Bookmarks, die ich zwar importiert habe, die ich aber erst suchen muß…
Dafür habe ich jetzt einen schicken integrierten Feedreader.
Dann rief mich die Freundin an, für die ich den ersten Babeltext-Job gemacht hatte. Wir verbrachten einen herrlichen Sommernachmittag und -abend. Zuerst im Literaturhaus, dann bei ihr vorm Fernseher, denn im einzigen klimatisierten Kino der Umgebung lief „Shrek III“.
Und so kann ich sagen, daß mir „Greys Anatomy“ zu hysterisch ist, außerdem komme ich nach der langen Zeit nicht rein in die Story. Ständig sagen sich Leute: „Ich habe mit dem und dem geschlafen!“ und bekommen die Antwort „Dafür habe ich mit der und der geschlafen!“. Das ist so ein bißche wie Maumau spielen, man sucht immer eine Gelegenheit, nachzulegen oder zu übertrumpfen. Dagegen finde ich aber „Private Practice“ ziemlich cool.
Zu Hause gönnte ich mir noch ein Dulche de Leche-Eis und ein kleines Pfützchen Cremant, dann kam auch der Mann von einem auswärtigen Termin.

Ich habe an diesem Tag viel gelernt. In den letzten Jahren war mein Verdienst nie Diskussionsstoff. Ich bekam von jedem Job, den ich vermittelte, 10%, manchmal gab ich auch Rabatte, diskutiert wurde eher darüber, was ich an Beratung und Betreuung zu leisten hätte, bevor sich der Joberfolg einstellte. Das uferte halt mitunter aus.
Jetzt werde ich zu jedem Job neu verhandeln müssen, auf Basis meiner Stunden- und Tagessätze. Und ich werde mich auch damit auseinandersetzen müssen, wo die Grenze zwischen Job und Freundschaftsdienst verläuft. Beratungsgespräche unter Freunden, Informationsaustausch, Empfehlungen, technische oder handwerkliche Hilfestellung, sehe ich als normal an und wenn es umfänglich ist, gibt es eine Einladung zum Essen. Wenn ich aber gebeten werde, etwas aus meinem Tätigkeitsfeld zu leisten, Texte schreiben oder vorbereiten, Homepages machen oder reparieren und andere Dinge, so sehe ich das als Job an. So wie ich früher als Job angesehen habe, daß ich jemandem einen Vertrag verhandele. Schaue ich bei einem Freund auf einen Vertrag und gebe meinen Senf dazu oder gebe Tips für die Verhandlung, so ist das wiederum ein Freundschaftsdienst. Es sei denn, ich betrachte einen Auftrag als Referenzprojekt, das mir Türen für die nächsten Jobs öffnet.

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20.7. 10

Ein sehr normaler Tag.
Ich frühstückte schnell im Stehen, weil ich morgens einen Termin beim Unternehmensberater hatte. Wir konnten nicht viel machen, denn jetzt bin ich am Zuge, zu liefern und dafür müßte der Tag definitiv 30 Stunden haben.
Der Rest des Tages war Kampf an der Papierfront. Korrespondenz erledigen. Ablage. Uärks.
Es war plötzlich einfach, eine Entscheidung für einen Telefonanbieter zu fällen, denn da versucht gerade jemand, mit neuen Angeboten massenhaft Kunden zu fangen. Wenn sich meine gesamten Telefonkosten fast halbieren, ich eine 250% höhere Datenrate habe, überall Flatrates und dazu noch die neueste Fritzbox für lau, flattere ich doch gern wie eine Motte ins helle Licht.
Allerdings kündige ich die alten Verträge erst, wenn ich sicher bin, daß die Jungs tatsächlich zu Potte kommen.
Auch der Abend war geruhsam, wir aßen und saßen auf dem Balkon und ich ging früh zum Lesen zu Bett.

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19.7. 10

Und dann war es Montag. Ich trudelte etwas verspätet ins Büro und machte mich ans Abtragen von Papierbergen. Ich hasse das so, daß ich stapele bis alles umkippt.
Dann noch Recherche zum neuen Telefon/DSLanschluß, denn der alte, der hier liegt hat einen völlig überalterten Vertrag und eine indiskutable Datenrate.
Die Telekom ist mir zu teuer und ihr Geschäftsgebaren ist mir zu undurchsichtig. Rabatte über Rabatte, die dann doch nicht so hoch sind, weil sie doppelt und dreifach versprochen werden.
Arcor/Vodafone bietet nur 6.000 Mbit
1&1 bietet VDSL zu einem guten Preis, vor allem mit Fritzbox, will mich aber die Nummer nicht mitnehmen lassen, sondern hängt seine Telefondose daneben. Hm.

Am späten Nachmittag pickte ich dann die Frau Rosmarin am Bahnhof auf und wir verbrachten einen wunderschönen Sommerabend mit tollen Gesprächen im relativ kinderleeren Prenzlauer Berg.
Soviel zum mitunter in den Raum gestellten Vorwurf, Blogger hätten keine sozialen Kontakte. Seit ich blogge, habe ich Brüder und Schwestern im Geiste kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte.

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