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Selbstbildnis als Das mit den Lockenwicklern lerne ich nie-Scheuche
17 – Geschafft!
Der Wahnsinn ist zu Ende. Der Graf verbrachte am Freitag morgen eineinhalb Stunden auf dem Amt in Mitte zu und kam mit einem geschlossenen und gestempelten Umschlag zurück, während ich mit Kind und Schwiegersohn in einem Robbenauto ins Brandenburgische gondelte, um den Umzug der beiden vorzubereiten. Ich strandete dann am frühen Nachmittag im IKEA Lichtenberg, wo die beiden ihre Umzugsvorbereitungen fortsetzten, raste einmal quer durch die SB-Halle, um Servietten, weiße Gardinen und passende Aufhängnupsis zu kaufen, ohne noch weiteren nutzlosen Tand mitzunehmen und ging danach zur Straßenbahnhaltestelle. Die Distanzen, die es in Hohenschönhausen und Marzahn auf freien, zugigen Fußwegen zu überwinden gilt, erinnern ich immer an meine Jugend im Oderkaff, wo der Ostwind ungebremst durch die Plattenbau-Grand-Canyons pfiff. Von A nach B zu laufen, den nächsten 11-Geschosser, der den Blick fängt, gut 500m entfernt, das macht so ein fieses Ameisengefühl.
An die Barminkante zurückgekehrt, überlegte der Graf mit mir, wie wir nun mit der höchstamtlichen Genehmigung verfahren sollten. Für die Woche nach Ostern avisierten Termine war das alles recht kapp. Wir hatten noch einen Wunschtermin und riefen in Zehlendorf auf dem Amt an, ob das denn ginge. Die Dame am Telefon meinte: „Könnse denn heute vor 17:30 Uhr noch da sein? Dann kriegen wir das hin.“ Es war kurz nach 16 Uhr. Ich sah vom Kisten aus dem Keller auslagern aus wie ein Schwein und meine Haare hingen mir in fettigen Strähnen ins Gesicht. Egal, ich zog etwas sauberes an und wir stiegen ins Taxi, denn die S-Bahn schien uns zu unzuverlässig.
Man erwartete uns schon. Wir absolvierten vier Stationen: Vorgespräch, Kasse, Nachgespräch, richtige Beamtenaudienz mit hochnotpenlicher Befragung, ob wir nicht etwa heimlich verwandt seien (wieviel Promille der deutschen Bevölkerung betrifft das überhaupt?) und nun sind wir am Ziel.
Die Flasche Champagner, deren Geschichte ich demnächst mal erzählen werde, wird am 16. April geköpft.
15 – Warten auf Post aus Bielefeld
Der Graf und ich haben eine schwerwiegende amtliche Handlung vor. Was wir in unserer Blauäugigkeit nicht bedacht hatten, war, dass auch Ämter das so schwerwiegend behandeln. Ein Wust von Papieren ist nötig, selbst wenn wir in dänische Ämter ausweichen.
Ich, da ich mehr Belege meiner bürgerlichen Existenz brauche, habe mir das alles in den letzten Wochen zusammengesucht. Die Ämter lieferten prompt. Das Amt Scharmützelsee brauchte zwei Tage, das Amt im Oderkaff drei. Dann saß ich eine Stunde in Westend aufm Bürgeramt (das einzige, das in Berlin so schnell einen Termin frei hatte), schaute auf Monitore, auf denen Zahlenketten erschienen, beruhigte alte Herrschaften, die tatsächlich noch bar zahlen wollten (was hier nicht mehr geht) und hatte dann auch die richtigen Zettel mit dem richtigen Stempel in der Hand.
Gültig zu dem Zweck, zu dem wir sie verwenden wollten, 14 Tage.
Das Amt in Bielefeld aber, dass des Grafen tatsächliche Existenz bescheinigen soll, ist der Slacker in der ganzen Angelegenheit. Schwierige Sache, wo viele doch schon glauben, dass nicht einmal Bielefeld existiert.
Nach mehr als 10 Tagen Wartens rief er gestern an, wann denn die Post käme. Nun ja, sagte man, wenn sie nicht schon da sei, würde sie vor Ostern auch nicht mehr rausgeschickt. Man hätte Personalprobleme. Er könne aber gern selber vorbei kommen. Das war der Moment, wo uns die Witze, ob denn Faxe vom Mars so lange dauern, im Halse stecken blieben.
Denn es gibt ja noch einen präfinalen Amtsakt im Rathaus Mitte. Dort vergibt man keine Termine und weist schon auf der Website darauf hin, dass man nur so viel Wartemarken ausgäbe, wie man abarbeiten könne. Den wiederum kann man nur wahrnehmen, wenn Bielefeld die Datenübertragung aus dem Orbit erfolgreich abgeschlossen hat.
Das Amt in Mitte kann dann nach Sichtung der vollständigen Papiere den Bescheid, dass alles ok. ist, an das andere Berliner Amt sogar elektronisch weitergeben (woa!) damit wir endlich, endlich den finalen Termin, den wir schon mal vorsichtig abgekaspert hatten, buchen können.
Aber: Bis dahin ist dann der Beleg aus dem Bürgeramt Westend, der nur 14 Tage gilt, wieder abgelaufen und das Papier steht wieder auf Los: Bürgeramt finden, das einen freien Termin hat, hinhocken, zwei Zettel mit zwei Stempeln nach Sichtung der Personalausweise und der Datenbank gegen zehn Euro Gebühr mitnehmen…
So was nennt sich dann „ganz unaufwändig und in kleinem Kreise“. Fick dich, deutsche Bürokratie.
(Und das ist noch die vereinfachte Prozedur, weil wir beide Deutsche sind…)