Wir waren vor ein paar Wochen in einem Kellerladen im Haus gegenüber, in dem eine junge Frau Taschen und Kapuzenschals näht und verkauft. In der Ladendeko lag ein Stück folklore-bunt bedruckter schwarzgrundiger Babycord, das sie wohl der Kundin vorher gezeigt und dann einfach hingelegt hatte.
In meinem Kopf tutete es „habenmuss!!!!“, der Graf fragte an und die Ladenbesitzerin war verkaufswillig. (Anfang Januar in einem Geschäft, in das Kunden nur durch Zufall geraten, ist Material verkaufen schon mal drin.) Ich komplettierte das Material noch mit rotem Satinschrägband, orangefarbenem Futter und einer schwarzen Pomponborte. Wenn schon, denn schon.
Ich wußte relativ schnell, dass ich einen schlichten Glockenrock haben wollte, keine überbordende Länge am Saum und oben nicht zu eng, ein für mich recht untypisches Normalo-Modell. Ich drehte meinen Grundschnitt für einen schmalen Rock unten auf und ließ hinten nur den äußeren Abnäher drin, damit die Hüfte sitzt. Der Rock hat keinen Bund, nur einen Beleg und an der oberen Naht ist innen festes Band eingenäht, damit sich der weiche Stoff nicht dehnt.
Das ist ganz gut aufgegangen, nur ein Problem gab es nach der Fertigstellung – ich hatte durch die Grippe wenig gegessen und der Rock hing sonstwo. Überhaupt ist mein schwankender Bauchumfang ein technisches Problem. Deshalb habe ich den Beleg und den Rock auf den oberen 3 cm mit einer Steppnaht versehen, so dass ein Tunnelzug entstand, vorn zwei senkrechte Knopflöcher eingearbeitet und zwei Bänder und etwas Gummi am Ende eingezogen. So kann ich den Sitz besser regulieren. (Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen ich mich über Autofahrerhosen mit verstellbarem Bundumfang beömmelt habe…)
Hinten musste ich leider eine Mittelnaht machen, denn ich hatte 1m Stoff und musste im Strich zuschneiden, da gab es nur einen Mittelbruch. Da springt das Muster dann sichtbar. Hinten habe ich einen Reißverschluss und Haken und Öse eingearbeitet.
Das sind die kleinen Pompons, ich hatte etwas unterschätzt, dass diese dicke Borte den Saum ziemlich steif macht.
Über der Borte sitzt noch das rote Satinschrägband und darunter der orangefarbene Futterrock und wäre ich nicht so schlapp vom Kranksein gewesen, hätte ich sicher Handsäume gemacht, das fällt besser und zerkratzt die Strumpfhosen nicht. So wollte ich nur fertig werden und bin einmal mit der Maschine drübergerattert. Die Seitennähte sind wie immer französische Nähte, so dass nichts Abgeketteltes zu sehen ist.
( BTW. Da warb doch bei meinen Overlockmaschinenrecherchen jemand damit, dass Overlockversäuberungen professionell und nicht selbstgemacht aussehen würden. Für mich sehen sie nur nach billiger Industrieware aus, die wir mittlerweile gewöhnt sind.)
Ich trage den Rock sehr gern, er ist nicht nur ein Ersatz für einen Wollrock, den ich letztens zu heiß gewaschen und verdorben hatte, sondern ein echtes Schmuckstück.
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