Vigil 48

Wenn für VR-Reality-Brillen geworben wird, tut man das entweder mit unsexy Fotos des Gegenstandes oder Leuten, die ein Brett vorm Kopf haben und entweder wie bekifft grinsen oder somnambul durch die Gegend stolpern.
Möchte man so aussehen und rumlaufen? Möchte man ein solches turnschuhähnliches Gebilde im den Kopf schnallen? Was kann man eigentlich damit machen? Pornos kucken, ohne dass Mutti es mitbekommt? Games spielen? (ist das der korrekte Begriff? ich bin ja wg. Suchtprädisposition Nichtgamerin)
Aber man sieht doch sonst nix und rennt vor die nächste Laterne und kann nicht mal nebenher Pizza essen, ohne dass man suchend mit der flachen Hand aufm Fliesentisch rumpatschen muss. Oder hat das Teil eine eingebaute Kamera, die einem auch noch die Umwelt zeigt, wenn es Bedarf danach gibt?

Fragen über Fragen.

Vigil 47

Drei Jahre. (Und insgesamt schon fünf.) Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir das Leben diesen Gefährten geschenkt hat. Dankbar für Geborgenheit, Verspieltheit und Kreativität. Wenn der Graf und ich uns nicht über den Weg gelaufen wären, hätte ich weniger Spaß gehabt.

Foto: Matl Findel

Foto: Matl Findel

Vigil 46

Lange nichts Neues aus Hypochondrien aufgeschrieben.
Wir haben derzeit einen Tomatenkindergarten in einem Regal am Fenster. Wenn die kleinen Toms groß sind, kommen sie zu Kind und Schwiegersohn ins Hochbeet, aber das dauert noch eine Weile.
Nun begab es sich, dass ich abends, an der Nähmaschine sitzend, zu schnaufen und zu niesen begann. Klar, die Birkenpollen fliegen derzeit, aber wo kommen die abends bei geschlossenen Fenstern her, wenn es zudem draußen regnet?
Irgendwann fiel mir ein, dass ich in meinem Landarbeiterinnen-Jahr, in dem ich im Gewächshaus vor allem an Tomaten gearbeitet hatte, fürchterlich allergisch auf die Pollen reagiert habe. (Das war gruselig. Mir lief das Wasser aus Nase und Augen und ich konnte mir nicht mal die Nase putzen, weil ich beim ausgeizen Gummihandschuhe trug, die völlig mit dem dunkelgrünen Blattsaft kontaminiert waren. Die Handschuhe zum Nase putzen auszuziehen, ging auch nicht. Denn bevor ich sie wieder anziehen konnte, tropfte mir die Nase wieder. Da ging nur noch laufen lassen.)
Hm, die Tomaten blühen noch nicht. Aber warum niese ich zu Hause so rum?

Vigil 45

Bei Twitter stolperte ich heute über diesen Text, der sich damit beschäftigt, dass Instagram den entspannten Urlaub kaputtmacht, weil Menschen ständig nach dem besten Fotomotiv suchen, um allen mitzuteilen, was sie sehen.
Wer sich noch an japanische Touristengruppen erinnern kann, die Europa ausschließlich durch den Sucher ihrer Kamera besichtigt haben, weiß, dass das Problem nicht neu ist. Nur, heute sieht es jeder, früher vergammelten die Fotos oder Dias in irgendwelchen Kellerecken.

Richtig gute Fotos machen, ist harte Arbeit, auch wenn die Kamera mittlerweile einem einen großen Teil abnimmt. Das Wesen und das Licht eines Ortes zu entdecken, macht man nicht mal eben so. Und wenn Profis einen berühmte Ort merkfähig fotografiert haben, warum sollte man das gleiche Foto noch einmal machen wollen?

Ich meide seit langen Jahren Orte, die auf Postkarten zu sehen sind. Denn es ist hochwahrscheinlich, dass sich genau an diesem Platz, den jeder kennt und in echt sehen will, die Leute tot treten. Und viele Leute und ich, das geht ja bekanntermaßen nicht so recht zusammen.
Überhaupt ist es reichlich absurd, dass alle zu Ort X hinlaufen, der legendär sein soll, während Ort Y so ähnlich aussieht und es keinen interessiert. – Mal ganz davon abgesehen, ist doch das Abenteuer, irgendwo langzulaufen, herumzustöbern etwas zu entdecken, ganz tief in einem drin. Mit dem Nachbau von Reiseprospektfotos überträgt man dieses Gefühl kaum nach außen. Zumindest ist mir das nie gelungen. Die schönsten Orte sah ich ohne Kamera.
Und wenn etwas tatsächlich einmalig ist, nutze ich die Zeit, wenn niemand da ist: Granada und die Alhambra in einer Mondnacht, das Elbpanorama der Schrammsteine vor 9 Uhr morgens und Kap Arkona prinzipiell in der Nebensaison.