Endlich Freitag.
Da meine alten Arbeitsrituale so langsam auslaufen, genieße ich sie. Freitag ist der Rechnung-schreib-Tag. Da ich einige komplizierte Abrechnungen aufgeschoben hatte, beschäftigte mich das bis zum Mittag.
Dann kam der Mann und wir bauten die Regale auf. Zunächst kamen wir bis zu dem Punkt: „Oh, da haben wir zwei Sachen verkehrt herum eingeschraubt, jetzt müssen wir die Sch… wieder auseinanderbauen.“ Dann sahen wir, das das vorvorletzte Billy dort nicht umsonst noch lag. Es hatte einen schweren Schlag an präsenter Stelle abbekommen.
Also komplett auseinanderbauen, wieder einpacken, zurück zu IKEA.
Dort eine Wartenummer ziehen (40 Leute vor uns) und aufs rote Ledersofa fallen, neben ein paar Schwangeren, von denen ich hoffte, das sie nicht gleich hier platzen und gebären.
Ich war inzwischen komplett unterzuckert und stierte nur noch vor mich hin. Der Mann machte sich im Bistro auf die Jagd nach etwas zu essen und rettete mein Leben mit einem kleinen Pappbecher Kötbullar und Cola.
Der Umtausch ging schnell. Auf dem Parkplatz wunderte sich der Mann darüber, was solo einkaufende Frauen so allein in ihr Autochen wuchten können. Ich grinste nur, das ist doch normal. Für einen Menschen, der IKEA nur zum Teelichter kaufen betritt und sich ansonsten seine nach 3-4 Monaten endlich gelieferten Möbel von Handwerkern aufbauen läßt, mag das verwunderlich sein.
Zurückgekehrt machten wir uns wieder ans Schrauben. Mittlerweile ohne die Aubauanleitung zu konsultieren. Als wir das Billy dann neben das 4 Jahre alte stellten, das mir das Kind dagelassen hatte, sahen wir einen eklatanten Qualitätsunterschied.
Auf dem Weg erzählte ich dem Mann Anke Gröners Geschichte erst mal ganz wertungsfrei.
Stell dir vor der Postbote klingelt, du machst auf und er hält dir ein Paket mit den Worten: „Ich habe ein Geschenk für dich.“ entgegen. Als du danach greifen willst, zieht er es weg und sagt: „Aber erst bitte sagen.“ Du sagst völlig baff und brav „Bitte!“, bekommst dein Paket und wirst dann von ihm etas anzüglich gefragt, ob du verheiratet seist.
Der Mann meinte dazu, er hätte mit Sicherheit nicht Bitte gesagt, sondern die Annahme des Päckchens verweigert und diesem Idioten die Tür vor der Nase zugeschlagen. Danach hätte er bei DHL ein Faß aufgemacht. Hätte dort angerufen und denen erzählt, daß der Paketbote eklatant die Grenzen des Professionellen überschritten hätte und verlangt, daß ihm jemand anders umgehend das Päckchen zustellt.
Das sagt der altgediente Werber: Demütigendes und grenzüberschreitendes Verhalten von Leuten, die einen treffen, weil sie einen Dienstleistungsjob ausüben, darf nicht hingenommen werden, weder von Frauen noch von Männern. Der Arbeitgeber bekommt sofort Feedback und zwar mit dem ganzen Schwung der Wut.
Nur werden Frauen hinterher als schlechtgedingste Zicken bewertet.
Nach diesem Tag und dieser Woche ging ich auf dem Zahnfleisch. Ich wollte nur noch Ruhe und durchlief dann doch noch aus Nettigkeit das „komm wir kochen nicht, sondern gehen eine Kleinigkeit essen, aber in ein Restaurant mit vielen Leuten und Essen, das dir und mir schmeckt“. Die Suche nach diesem Ort dauerte allein eine halbe Stunde.
Danach hatte dann eine im Hintergrund laufende ebay-Auktion nicht das gebracht, was erhofft war – unter anderem, weil sie beim ausgiebigen Restaurantbesuch etwas unterging – und so war die Stimmung fürs Wochenende perfekt.