WMDEDGT Juli 2016

Gestern war der 5.  und ich bin noch immer hier, statt in der Reha. Die Rentenversicherung hat noch einmal einen Berg Formulare gesendet, um ganz sicher zu gehen, dass sie wirklich leisten müssen. Nun denn. Das kann dauern, denn mein Doc ist jetzt erst mal im Urlaub. Ich werde wohl statt Anfang/Mitte Juli erst im August verschwinden und bin jetzt in der Warteschleife.

Gestern klingelte der Wecker um 7:00 Uhr. Ich zog mich fix an, diesmal etwas wärmer als an den anderen Tagen, denn es schien kalt und frisch zu werden. Im Obergeschoß mit Südfront merkt man das oft nicht, die Wände heizen sich so auf.
Ich frühstückte Joghurt mit Kirschen und Banane und trank meine üblichen zwei Tassen Kaffee mit Milch.
Dann machten der Graf und ich noch einmal eine Runde durch die Wohnung, denn es war Putzfrauentag. Dabei wurde mir schon wieder so warm, dass ich einen gut Teil der Sachen wieder auszog.
Gegen 9:30 Uhr verließen wir das Haus und setzte uns erst einmal in den Weinbergspark. Die Bibliothek würde erst in einer halben Stunde öffnen. Außerdem hatten wir noch etwas zu besprechen. Ich hatte am Wochenende zwei Prototypen für einen Stadtrucksack genäht, aber es sah noch nicht so zufriedenstellend aus. (Wobei alle Probleme des Innenlebens gelöst wurden, vor allem der Wechsel von französischer Naht zum Tunnel oben. Sehr gute Näharbeit ist u.a. angepeiltes Alleinstellungsmerkmal.)
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Dann gingen wir noch zu Frau Tulpe, Stoffe sichten. Die sind da zwar a…teuer, aber auf dem Markt sind solche Dessins nicht zu bekommen.
Da das Wetter doch richtig schön war, hatte ich noch gar keine Lust, in der Bibliothek zu verschwinden und verschob das auf den Mittag, da war Regen angekündigt. (Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass die Wettervorhersagen ziemlich präzise geworden sind?)
Wir gingen in den Hof des Fabisch und hielten uns zwei Stunden an einem Getränk fest. Das WLAN war nicht so der Bringer, ich musste mich immer nach links drehen und den Arm in Kopfhöhe halten und hatte dann einen 20cm-Streifen gutes Netz. Aber ich hatte mein Strickzeug mit.
Als sich der Himmel zugezogen hatte, war es dann doch schon fast wieder so weit, dass die Wohnung wieder frei war. Wir machte noch einen Gang zur Bibliothek und ich gab ein Buch ab. (Wahnsinn, wie einfach das geworden ist, man schmeißt es in den Automaten und gut ist.)
Dann wollten wir noch schauen, was der eine der beiden Fleischläden in der Veteranenstraße an Bratwürsten hat, aber er öffnete erst um 14 Uhr.
Es war inzwischen viertel nach Eins und wir brauchten, bevor wir in die Nachmittagsdinge eintauchten, etwas zu essen und probierten Ketels Grill am Pappelplatz. Da bekommt man unter dem Preis von Currywurst/Pommes Schranke bei Bier’s eine Bärlauchbratwurst vom einst glücklichen sächsischen Schwein, okaye Pommes und Saucen zum Aussuchen. Dit is schon ziemlich schnafte. (Für Nichtberliner: Das ist ne fette Empfehlung!)
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Dann ging es ziemlich flott den Berg hoch, denn der Graf musste mit Kollegen Mediengestalter-Abschlussarbeiten sichten.
In die Wohnung zurückgekommen, machte ich mir im hinteren Zimmer ein Nestchen, da vorn die Herren tagten und arbeitete an Hanami weiter.
Das ist eine ziemliche Fummelarbeit, denn ich mag es nicht, wenn Seidengestrick zu locker ist, auch bei Ajour-Mustern. Dann ist man zwar schneller fertig, aber die Gefahr, dass sich beim Benutzen Fäden ziehen, ist hoch. Das Material verhakelt sich nicht ineinander wie Mohair oder Alpaca.
Also knibbelte ich ein paar Stunden vor mich hin, aß zwischendurch Kirschen, hörte lauten Donner bei strahlendem Sonnenschein und bemerkte, dass ein heftiger Wind begann.
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Es war 19 Uhr und die Herren waren gegangen. Wir plauderten etwas und ich schaute mir einige Rezepte für Schwarze Nüsse an und beschloss, dass die grünen Walnüsse, die seit über einer Woche im Kühlschrank wässerten, noch ein paar Tage Wasserkur brauchten.
Der Abend verklimperte so. Der Graf ging noch einmal auf ein Bier nach unten, ich strickte und sah mit Vergnügen, dass eine Bestellung für ein Stiftetui eingegangen war. Mit weniger Vergnügen sah ich, dass das letzte WordPress-Update bei meinem Theme die zweite Neben-Spalte gefressen hatte, samt Inhalt. Der Jetpack-Support schickte mir auch eine Anfrage, wie die Hilfe gefallen hätte – ich hatte gar keine Mail bekommen und überhaupt funktioniert die Distribution der Posts zu Twitter und Facebook, obwohl die Verbindungen im Menü nicht existieren. Komische Sache.
Dann war auch schon Schlafenszeit und ich fiel in einer stürmischen Mitternacht ins Bett.

Sie lasen ein Kapitel aus „Aus dem Leben einer Taugenichtsin“ und hier sind die anderen Tage der anderen Menschen.

WMDEDGT Mai 2016

Heute war alles einfach, denn heute ist Feiertag.
Ich stand trotzdem um 9 Uhr auf (ich wollte eigentlich bis 10 schlafen), ich war wach.
Dann pusselte ich vor mich hin: Buchweizenbrei zum Frühstück kochen, Spülmaschine und Waschmaschine anmachen, dem Grafen Kaffee bringen, frühstücken, ein bisschen lesen…
Der Graf zog sich derweil in sein Büro zurück und schraubte an einem Buch.
Gegen halb 11 hatte ich kalte Füße und versuchte, schnell meine neusten Socken fertigzustricken, um sie anzuziehen. Es waren nur noch ein paar Reihen, aber wie das so ist, genau dann zieht sich das hin.
Ich zog mir dann lieber andere Socken an und setzte mich an die Nähmaschine.
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Der mit eigenem Muster bedruckte Seidenstoff wollte endlich verarbeitet sein. Nachdem alle anderen Vorarbeiten so lange gedauert hatten, ging das aber ganz schnell, denn der Schnitt des Rockes ist sehr einfach. (Zum Stoff bedrucken gibt es noch einen ausführlichen Artikel.)

Gegen 14:30 Uhr war der Rock bis auf den Handsaum fertig, den ich am offenen Fenster in der Sonne sitzend, nähte. Zwischendurch machte ich mir einen Linsenpuffer mit Salat und Blumenkohl.

Danach machte ich mich an die Endfertigung des schwarzen Sweat-Jerseyjacketts. – Letztes Paßformfeintuning und das dünne hellgraue Jersey-Futter an der Overlock zusammentackern.
Durch zu viel Bequemlichkeitszugabe musste ich ihn schnittweise viel enger machen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der doch recht feste Stoff so nachgibt. Um 19:30 Uhr fehlten nur noch ein paar Schulterpolster, die wollte ich aber nicht mehr machen, denn ich hatte Hunger.

Der Graf hörte auch auf zu arbeiten und wir gingen etwas essen, danach drehten wir eine Runde um den Block. Es war angenehm, wenn auch frisch und die Straßen waren voller Menschen. Er zog noch etwas weiter und ich ging nach oben. Ich war ganz optimistisch, nun die letzten 7 Reihen an der Socke fertig zu bekommen, aber nach kurzer Zeit trennte ich das Stück zum dritten Mal auf. Inzwischen war es auf kurz vor 12, ich schreibe also noch kurz diese Aufzeichnung und gehe jetzt ins Bett.

Eine Erinnerung habe ich noch. Der langjährige Lebensgefährte, in Bayern aufgewachsen, kannte ostdeutsches Herrentagsbrauchtum nicht und machte mit einem aus England kommenden Freund an diesem für ihn kirchlichen Feiertag eine Dampferfahrt auf dem Müggelsee. Als sie heimkamen, waren sie völlig entnervt. Kein EC-Automat war zugänglich, damit niemand in die Banken pinkelte, alles war hackestrackezu und der Dampferkapitän holte zweimal wegen Schlägereien der betrunkenen Passagiere die Wasserpolizei.

Die anderen Aufzeichnungen sind wie immer bei Frau Brüllen zu lesen.

WMDEDGT März 2016

Wie immer am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben

Nun, ich wurde um 9:00 Uhr wach und eine Viertelstunde später stand ich auf und rotierte eine Runde durch die Wohnung. – Fenster auf, Heizungen zu, ab unter die Dusche (unsere Therme ist gerade eigen, die gibt nur Warmwasser, wenn fast alle Heizkörper abgedreht sind, den Fehler müssen wir im Frühjahr mal suchen), abtrocknen, Fenster zu, Heizkörper wieder aufdrehen, weiter in der Fellpflege.

Dann frühstückte ich wie immer Joghurt mit Banane und Mango und trank zwei Tassen Kaffee dazu.
Da Samstag ist, lief das alles gemütlich mit großer Zeitungs- und Social Media-Schau und hemmungslosem Kraut-und Rüben-Lesen.
Da in Artikeln über Berufstätigkeit von Frauen immer wieder die Rede davon ist, wie einfach die Haushaltsarbeit von Frauen durch Waschmaschinen, Spülmaschinen, moderne Heizungen und Küchengeräte geworden ist, machte ich mich etwas zum Thema Dienstmädchen kundig.
Denn bei diesen Texten fällt mir immer wieder auf, dass unser modernes Kleinfamilienideal ohne einwohnende Verwandte und Dienstboten einfach auf die Vergangenheit projiziert wird.

… beschäftigten zwischen 1851 und 1871 von 100 britischen Haushalten je 35 einen Dienstboten und 25 hatten zwei. Einige der verbliebenen 40 Haushalte verfügten über mehr als zwei Dienstboten, der größte Teil jedoch keinen. (Quelle, die von mir oben verlinkte und ziemlich gute Wikipedia-Artikel)

Was heißt, vor 150 Jahren hatten 2/3 der englischen Haushalte mindestens einen oder mehr Dienstboten. Viele Haushalte gaben Wäsche und Näharbeiten weg, dafür gab es eigene Berufsstände. Allerdings konnte nicht jede Familie nach diesem Ideal leben. Vor allem die Kleinbürger (z.B. viele der ganz frühen Bewohner der größeren Wohnungen des Prenzlauer Bergs) verbargen oft, dass sie sich kein Dienstmädchen leisten konnten und allerhöchstens eine Zugehfrau hatten, für Arbeiter war das sowieso undenkbar.

Dann las ich noch den „Erinnerungen an die Zukunft“-Newsletter von Alex Jahnke. Hinterher suchte ich Buchweizen-Rezepte und schaute nach, wie ein nicht ganz so tantiger und doch verhüllender Badeanzug aussehen könnte.
Ach so, und Häuser auf dem Land schaute ich mir auch an. (Was haben wir eigentlich früher ohne Internet getan?)

Um 12:30 warf ich einen Blick in die Overlockmaschine vom Kind. Ich kam mir vor wie ein Schwein, das ins Uhrwerk schaut.

Um 13:00 Uhr brachen der Graf und ich zum spazieren gehen auf. Ich war mauerparkfein, ungeschminkt, mit oller Jacke und ollen Haaren und dann machten wir zu meiner großen Pein doch eine Runde durch Mitte. Durch Möbelläden, Hinterhöfe und über den Dorotheenstädtischen Friedhof. Egal, in der Großstadt kennt einen ja keiner.
Die Route war: Transatlantica, HAY, Dada Falafel, Bolia, TON, Holm Vintage, in den letzteren beiden Geschäften schwelgte ich in schönen Nußholzmöbeln.
Dann gingen wir ganz banal zu REWE, ein paar Grundnahrungsmittel einkaufen: Chips, Leberwurst, Schokolade und ein Niederegger Marzipanei für fast 5 Euro. (Wenn ich die Brille dabei gehabt hätte wäre mir das nicht passiert.)

Zu Hause angekommen, war es schon 16:30 Uhr und höchste Zeit, die Füße hochzulegen und einen Kaffee zu trinken und danach sich nochmals der Overlockmaschine zu widmen.
Ich habe das Ding erst einmal mehrmals in Varianten aus- und eingefädelt, um zu verstehen, wie es funktioniert, das ist wirklich komplex.

Um 20:00 Uhr machte ich mir etwas essen warm, Blumenkohl, Reis und Linsen von gestern, mit etwas Minzjoghurt und dazu Kopfsalat mit Radieschen. Als Dessert gab es Pudding.

Dann folgte ab 21 Uhr noch eine Lektion Overlockmaschine, an deren Ende ich glücklich meine erste Naht machte. Besser gesagt, es versuchte. Denn auf dem ersten Zentimeter zerknallte ich eine Nadel, warum auch immer. Auch noch eine Singer-Spezial-Nadel. Meh.

Jetzt werde ich noch ein Stündchen lesen und gegen Mitternacht geht es ins Bett.

Die anderen Beiträge stehen hier.

WMDEDGT Februar 2016

Frau Brüllen fragt wieder, was ich den ganzen Tag gemacht habe, aber heute ist einer dieser Tage, an denen nichts passiert.

Der Graf und ich sind immer noch angeschlagen. Für mich ist es Tag 9 der Virusgrippe, für ihn Tag 11. Wenn es nach uns beiden ginge, wären wir längst wieder normal unterwegs, aber das dauert.

Um 7:30 Uhr morgens klingelte es, die Biokiste wurde geliefert. Ich öffnete die Haustür, ließ die Kisten aber erst einmal vor der Wohnungstür stehen und legte mich noch einmal hin.
Natürlich schlief ich noch einmal ein, um 9 Uhr stand ich auf und machte mir Joghurt mit Mango und Banane und Kaffee und frühstückte im Bett.

Dann duschte ich und zog mich straßenfein an. Ich mußte dringend eine Stunde spazieren gehen, von der tagelangen Liegerei und Schlaferei baut mein Kreislauf immer mehr ab.
Als ich dem Grafen den Kaffee ans Bett brachte, bat er mich, auf ihn zu warten, er will mitkommen. Da er erst gegen Morgen schlafen gegangen ist, dauerte das noch etwas. Ich räumte erst einmal die Biokiste aus, las erst das Internet quer und fotografierte den Stamp Quilt, der 8 Tage auf die letzten Handgriffe gewartet hatte.
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Ich habe wieder einen Schlafplatz gemacht, mit Kissen und Tragegurt. Ich hatte so eine transportable Nickerchen-Picknickdecke vor langer Zeit mal im KaDeWe gesehen, natürlich war sie englisch und unglaublich teuer. Seitdem wollte ich so etwas selbst machen.

Gegen 12 Uhr liefen wir eine Runde durch Mitte. Erst zur Bibliothek, einen Stapel dicke Krimis abgeben und neue einpacken (auf das Internet und vor allem Twitter habe ich derzeit gar keine Lust), dann – mit kurzen Stops bei Ocelot und in einem Möbelladen – gingen wir zur Post, ein Päckchen abholen.
Ich war schon müde und setzte mich kurz, aber der Graf war bald dran und nahm ein sehr schönes altes Schreibmaschinenreinigungsset von Primavera in Empfang. Wir liefen den Weinbergsweg hoch, der Graf kaufte bei Soda Books ein DIY-Magazin und ich hatte schon wieder dringend das Bedürfnis nach meiner Sofakuhle. Ich war völlig nassgeschwitzt, aber mir war eiskalt.

Der Graf lieferte mich zu Hause ab und brach noch einmal zu einer Runde auf und ich legte mich hin.
Gegen 14 Uhr machte ich mir etwas zu essen, die Reste vom Vortag, Kartoffelbrei und Sauerkraut mit einem Spiegelei.
Dann musste ich erst einmal dringend schlafen und als ich aufwachte, war es kurz vor 18 Uhr.

Ich las etwas und mein Vater rief an. Die Mutter ist jetzt eine Woche im Krankenhaus und bisher ist die Ursache für Anämie und Eisenmangel nicht gefunden. Es stehen noch zwei Ergebnisse aus, aber die könne auch immer noch ganz blöde Nachrichten bringen.

Ich las weiter, inzwischen war es 20 Uhr. Zeit, sich ein Leberwurstbrot und den Rest vom Sauerkraut zu machen. Der Graf schlief ein Stündchen. Vorhin gab es noch ein Telefonat mit La Primavera und schon ist wieder Schlafenszeit. Ein völlig ereignisloser Rekonvaleszenztag.

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