Vigil 60

Als ich dieses Kleid testhalber als Shirt zuschnitt, um zu schauen, Mccalls7186

ob obenrum alles so passt, wie ich mir das denke, meinte ich zum Grafen, wenn nicht, dann sei das wirklich das letzte Mal, dass ich einen fertigen Schnitt verwende.
Natürlich habe ich ein prächtiges Teil für die Tonne gemacht, trotz messen und anpassen. Die Ärmel zu eng, die Brust plattgedrückt… Gna…
Eine FBA konnte ich mir nicht vorstellen, denn im Vorderteil steckt eine Drapierung drin und kein Abnäher. (Und der Versuch, so etwas zu ändern hatte mir mein erstes Weihnachts-TFT beschert, das hinterher an manchen Stellen ein Sack war.)

Also nächster Versuch. Jetzt habe ich meinen angepassten Oberteilgrundschnitt zur Grundlage genommen und eine Drapierung reingebastelt. Morgen wird genäht. Wahrscheinlich ist es dann zu weit, wie der Versuch meines Jersey-Jacketts.
In so was kann ich mich ja richtig verbeißen. Ich schaffe das.

 

Vigil 52

Heute bin ich in Richtung Prenzlauer Berg zum Fischladen in der Schönhauser gelaufen und habe die Jute Bäckerei entdeckt, die ausschließlich glutenfreie Backwaren hat – Brot, Kuchen und Kekse. Es gibt nicht nur helles Brot, sondern sogar Buchweizen, Vollkornbrot. Da werde ich mich in den nächsten Wochen Stück für Stück durchprobieren. Zur Zeit kann ich nämlich keine Reiswaffeln mehr sehen.

Da ich gerade in der Gegend war, ging ich noch einmal zu Siebenblau, dem Biostoffladen in der Pappelallee. Ich bin von dem Angebot sehr angetan. Vor allem, weil es sehr viele „seriöse“ Stoffqualitäten gibt und nicht nur bunt Bedrucktes. Zum Beispiel gut 6 oder 7 unterschiedliche Stoffe aus Baumwolle für Blusen und Hemden – Batist, Voile, Popelin, Chambray, Satin, Flanell, Twill… Dazu sehr guten Tüll und verschiedene gewirkte Hanfstoffe, die eine ähnliche Haptik wie Ramie haben. Die Stoffe sind natürlich recht teuer, aber das sind qualitativ gute (Marken-)Stoffe heutzutage alle.

Auf dem Rückweg schaute ich auch noch bei Frau Schneider rein. (Komischer Webauftritt für so einen großen Laden, die sind mit gängigen Stichworten wie „Stoffladen Schönhauser Allee“ nicht zu googeln, da kommt nur irgendwann der Dawanda-Shop. Wenn ich die Adresse nicht im Fenster gesehen hätte, hätte ich mir n Wolf gesucht.) Da liegt fast das gesamte Lillestoff-Sortiment, sehr viele Biostoffe und natürlich Jersey, Jersey, Jersey. Ich habe mich etwas in einen cyklam/roséfarbenen leichten Doubleface verkuckt. Für meine Bedürfnisse ist der Laden zu gemustert, aber die Auswahl ist sehr groß und wird das Herz jeder nähenden Mutter erfreuen.

Noch mal Schnittänderung Rückenlänge

und diesmal am lebenden Objekt. Das Tweedkleid, das ich bei Sewing by the Sea nähte, hat so etwas bekommen. – Abgesehen davon, dass die Rücken-Abnäher vom Schnittdesigner sehr gut platziert wurden und wirklich eine gute Figur machen.

Hier ist der Nessel-Schnitt, an dem ich die Änderungen machte. An dem Tweed wäre das nicht möglich gewesen, er franst zu sehr.
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Der Hohlkreuzreduzierung wurde abgesteckt und angezeichnet.
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Dann wird sie aufgeschnitten und
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zusammengelegt. Allerdings laufen die Abnäher jetzt nicht mehr gerade. Das wird noch korrigiert, Referenz ist hier die Mittellinie des Abnähers von oben. (Korrigierte Abnäher – Schwarze Linie)
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Und so sieht der Rücken jetzt am fertigen Kleid aus, keine Beule, keine Falte:
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Vigil 23

Zurückgekehrt. Die Ostsee habe ich zwischen Donnerstag und Sonntag nachmittag zweimal für fünf Minuten gesehen, obwohl sie nur eine Viertelstunde entfernt lag.
Den Rest der Zeit verbrachte ich in einem ehemaligen Reitstall mit vielen Nähnerds und ihren Nähmaschinen. Manche hatten sogar drei davon mitgebracht.
Nähen und plaudern macht Spaß und dabei lernen und anderen auf die Finger schauen noch mehr. Ich weiß jetzt, wie ich nahtverdeckte Reißverschlüsse mache und mein Kleid wurde liebevoll angepasst. Wenn ich auch sonst bei vielen Leuten eher Panik bekomme, da funktionierte es.
Das Ergebnis war mein Weihnachtskleid, dessen Nessel-Probeschnitt ich im Dezember wegen Paßformproblemen in die Ecke geworfen hatte. Oben am Ausschnitt gibt es noch mal Feintuning, die dicken, dominanten Samtblenden gefallen mir nicht. Aber sonst bin ich recht zufrieden.

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Foto: http://www.vigeliensch.blogspot.de/

Zum Menschen- und Näherlebnis kam ein barockes Schloß und authentisches deutsches Jugendherbergs-Essen: Kittwurst, Margarine, Früchtetee. Ich schätze es sehr, mitunter auf Eßgewohnheiten früherer Zeiten und Lebensumstände zurückzugehen. Einfach, um zu spüren, was man hat. Deshalb sind Nudeln mit Ketchup, Armeleuteessen oder Jugendherbergs-Aufschnitt-Teller wichtig.

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