Es war sonnig und mild, bald wird es aber wieder kälter werden.
Wir schliefen lange und mittags kramte ich die seit Pandemie-Zeiten selten gebrauchten Kleider für gesellige Winteranlässe heraus, machte mir Löckchen und legte Blingbling an.
Wir fuhren zu einem weihnachtlichen Treffen von Menschen mit großen Häusern. Es ist immer schön, sich wiederzusehen. Auch wenn ich die Stimmung (war ich das oder auch die anderen?) verhaltener fand. Überhaupt, das betrifft auch andere Kreise, überall ist ein leises Bangen eingezogen, keiner weiß so recht, was die Zukunft bringt. Es ist nur eines sicher, daß es weitergeht, daß man jeden Morgen aufsteht, die hungrige Katze füttert und sich einen Kaffee kocht. Aber es kann auch etwas ganz subjektives sein, vielleicht empfand der Graf das völlig anders.
Wir saßen in der großen Küche, plauderten, aßen Kuchen und Suppe, sangen Weihnachtslieder und eine uralte, halbblinde Dame trug spontan entschlossen lustige Verse vor.
Auf dem Rasen vor dem Fenster stolzierten Pfauen und ab und zu liefen zwei riesige Doggen durch den Raum, denn wir blockierten ihre Futterstelle.
Es war ein guter Tag, auch wenn ich hinterher sehr übermenscht war.
Der Abend gehörte dem Strickpullover und dem kuschligen Sessel.
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26.11. 2022 – November
Es war neblig, nicht sehr kalt und regnete leicht.
Ich tat heute nicht viel (und hatte zudem bis mittags geschlafen). Holz holen mit dem Grafen, ein Stündchen Laub harken, die Küche aufräumen und einen Kuchen für die morgige Weihnachtsfeier backen. Das wars.
Abends sah ich mir Leon, der Profi an und war wie immer eingesogen in die Geschichte, die durch winzige Details, durch nicht gesagtes, nur gezeigtes, durch harte Brüche und emotionale Gratwanderungen so einzigartig wird. (Heftig geschnitten, wenn ich mich richtig erinnere, damit der Film im Hauptabendprogramm laufen kann. Aber das mag mir recht sein.)
So sieht eine aus, die am liebsten die nächsten drei Monate nur essen, schlafen und am Ofen sitzen möchte. Das Foto hat der Graf gemacht.

Und irgendwo in der Nachbarschaft fehlt wahrscheinlich ein Huhn.

Es wurde vor unserer Terrasse verspeist. Ich muß dringend die PIN von der Wildkamera finden, damit ich sie wieder aktivieren kann.
23.11. 2022 – Ruhetag
Es wird wieder wärmer, es ist sogar Hoffnung, daß die Temperaturen noch einmal zweistellig werden.
Wir machten heute langsam. Ich harkte eine Stunde Laub und dann drehten wir noch eine Runde.
Es sind noch fünf Kühe auf der Weide, die wollten wohl nicht mit in den Stall.

Wir fanden ein Vogelnest, das mit Pferdeschwanzhaaren, Moos und irgendwelchen synthetischen Polsterflocken Schafwolle gebaut ist.

Mimi sprang, als sie uns begleitete, auf die umliegenden Bäume.

Also da.

Und das ist die Weide auf der andere Seite, es zieht anderes Wetter auf.

Den Rest des Tages beschäftigte sich der Graf mit dem Kuratieren und Polieren von Nüssen, er bestückte auch schon das Adventsbrett, was mich sehr freute, und ich trennte 5 cm an meinem Pullover Masche für Masche auf.
23.11. 2022 – Berlin und kein Ende
Heute Morgen fuhren wir wieder nach Berlin. Die Schorfheide sah völlig winterlich aus. So wie sonst kurz nach Weihnachten.

In Berlin erwartete uns erst einmal eine unangenehme Überraschung. Wir waren spät dran und unser Träger, mit dem wir verabredet waren, hatte uns nicht gesagt, dass er am Nachmittag ein Fußballspiel sehen wollte. D.h., wir standen plötzlich ohne Helfer da. Ich hatte keine Lust, mit einem leeren Auto zurück zu fahren. Deshalb begann ich, Kisten nach unten zu tragen. Eigentlich sollten es zehn Stück sein, bis mein Ärger verraucht war, doch dann begann der Graf auch damit. Als es dunkel war, war das Auto voll und oben gab es keine Kisten mehr. Jetzt ist nur noch ein großer Pax-Schrank auseinander zu nehmen und nach unten zu tragen und ein paar Billy-Regale.
Dann wuchs sich „tausche mal eben noch die Armatur aus“ in „wir müssen die völlig verrostete Befestigung der alten Armatur irgendwie absägen“ aus. Der Graf leistete Heldentaten im Spülschrank liegend.
Dann fuhren wir durch Dunkelheit und Nebel zurück. Auf dem Weg zum Dorf, an einer sumpfigen Niederung stand ein schlafender Reiher auf einem Bein mitten auf der Straße. Er war hell und klein, das könnte ein Seidenreiher gewesen sein. Vielleicht ist ihm der Beschluss, im Winter hier zu bleiben, in Anbetracht der Kälte nicht so gut bekommen.
Ich stellte noch schnell die Mülltonne an die Straße und holte Holz. Der Graf ging inzwischen in die Badewanne.
Und jetzt ist höchste Schlafenszeit.
Edit: Es fiel mir erst am morgen wieder ein, ich wollte über eine Beobachtung schreiben. In Berlin sind sehr viele Stockbeinfrauen unterwegs. Also nicht sehr alte Frauen oder junge zickleinhafte Mädchen, sondern Frauen zwischen 30 und 40, viele schieben einen Kinderwagen. Diese Physis ist weit entfernt von „schlanke Beine“, dünne Stöcke, ohne sichtbare Wade nur mit einer leisen Andeutung, daß die Oberschenkel kurz vorm Becken an Umfang zunehmen. Sie laufen so entmuskelt fast wie Reiher. Wie stellt man so was her? Passiert es einem? Ich habe selbst vor Jahren in der Filmbranche wenig so extrem dünne Beine gesehen. Höchstens bei zu klein geratenen Models.