WMDEDGT Juli 2017

Auch wenn die Zeit fürs Bloggen gerade knapp ist, das, was ich am 5. des Monats gemacht habe, möchte ich auch noch in späteren Zeiten nachlesen.

Ich hatte gestern verschlafen und wachte tatsächlich erst vom Telefonklingeln um viertel nach 9 auf. Ich schoss aus dem Bett und ging dann doch nicht ran, weil ich für dieses Telefonat etwas sortierter sein musste.
Also zog ich mich an (solche Telefonate sollte man nicht im Nachthemd führen) und kippte einen Kaffee, dann rief ich zurück. Das Ergebnis war ein Blatt voll Notizen über das Gespräch und ein nachfolgendes Telefonat zur Vereinbarung eines Termines mit einer dritten Stelle. Damit wir noch in diesem Monat die Zeile „die bekloppteste Sache, die du 2017 und überhaupt in diesem Jahrzehnt getan hast“ im Jahresrückblick abhaken können.

Dann frühstückte ich gegen 11:30 Uhr wie immer Joghurt mit Obst und begab mich dann in die Küche um einen Kuchen mit Johannisbeeren, Schmandguß und Baiser zu backen. Vor allem fummelte ich aber jede Menge Johannisbeeren von den Stielen, denn es ist zwei Tage später noch ein Kuchen damit zu backen.
Zwischendurch rief Primavera an, die die Fertigstellung eines sehr interessanten neuen Gartenabschnitts vermeldete, an dem sie seit 2 Jahren arbeitete und von den Proben zu einem Konzert berichtete, auf dem sie ihre Texte als (Ja, was? Die Musiker kommen aus dem Freejazz.) Sängerin vortragen soll.
Der Freund, bei dem wir nachmittags verabredet waren, meldete sich auch, ob wir nicht noch grillen wollen. Also sagte ich eine auf 21 Uhr gelegte Verabredung ab, bei der ich ein sehr schönes Gemälde in Empfang nehmen wollte.
Außerdem bestellte ich in einer Kaffeepause einen Spritzbeutel, damit auch in Zukunft das Baiser ordentlich auf den Kuchen bekomme.
Inzwischen war es 14 Uhr und ich machte noch schnell einen Krautsalat und stellte den Kuchen zum Abkühlen hin.
Um halb 3 begann ich mich zu hübschen und umzuziehen, als ich fertig war, musste der Graf aber noch schnell etwas für Primavera fertigmachen.

Wir reihen uns dann etwas verspätet auf der Straße in den Rush Hour-Stau ein, um zum besten Freund an den Stadtrand zu fahren. Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung waren wir dann da und setzten uns unter den Apfelbaum, um seinen kleinen Nachzügler zu bepuscheln, den wir zuletzt mit 3 Monaten gesehen hatten. Nun wiegt er schon einiges, man kann ihn nicht mehr so entspannt auf dem Arm halten, er hat schon acht Zähne, mit denen er prima knirschen kann und ansonsten ist er ein sehr entspanntes, aufmerksames und still vergnügtes acht Monate altes Baby.
Wir aßen Kuchen und plauderten über einen Berliner Immobilienverkauf zur rechten Zeit, der sich sehr gelohnt haben wird. (Irrsinn, was Leute im Moment für Preise bezahlen!) Dann spielten wir noch ein bisschen mit dem Baby, bis die Mutter von der Arbeit kam.
Es war inzwischen halb 7 Uhr. Die große Tochter des besten Freundes und ich machten Salate, die Männer führten Männergespräche am Grill und die Frau des besten Freundes machte das Baby bettfertig. (Er hat übrigens ein tolles kleines Laufställchen, dessen Boden man nach oben verstellen kann, damit er alles sieht und sich nicht auf Haustierniveau befindet.)
Irgendwann traf noch der Freund der großen Tochter ein.
Gegen acht Uhr waren dann die Steaks und Würste knusprig und wir aßen bis zum Platzen. Wir saßen noch plaudernd zusammen unterm Apfelbaum und als die ersten gähnten und verhalten fröstelten, verabschiedeten wir uns – so wie wir da zusammen saßen, werden wir nicht mehr zusammen sitzen, es verändert sich bei allen gerade viel – und dann fuhren wir zurück nach Berlin.
Mir blieb nur noch, nach einem Gläschen Gin um Mitternacht ins Bett zu plumpsen.

Und alle anderen Einträge über den 5. des Monats finden sich wie immer bei Frau Brüllen.

Das eine und das andere

Das eine Puzzlespiel scheint nun aufzugehen. Es dauert so lange wie es dauert und es wird auch noch lange Anlaufzeit brauchen, aber eine Perspektive ist da.
Das andere lässt mich hilflos zurück. Ich kann nichts tun, nichts raten. Vielleicht beschreiben, was ich beobachte, mehr nicht. Ich komme nicht ran.
Dann ist das eben so.

Ansonsten war die Woche ziemlich bewegt, räumlich wie emotional. Aber irgendwie ist das alles gerade nicht aufzuschreiben.

 

Schrebergartennothilfe

@schwaka hatte die tolle Idee, dass man @adagripsholm und @laruedufilm in ihrem Schrebergarten unterstützen könnte.
Die beiden haben gerade großen Ärger mit den Nachbarn, weil sie wegen des frischen Babys dieses Jahr noch nicht viel im Garten machen konnten.

Wann?
Am 01.07. 2017 von 10-13 und 15-18 Uhr kann laut gearbeitet werden, dazwischen gehen leise Sachen und es stehen Kaffee und Kuchen bereit. Hinterher gibts Würstchen vom Grill (sagt Mutter jetzt mal).

Wo?
Im Berliner Stadtteil Rosental/Pankow Endstation M1 Schillerstr. (genaue Anfahrt bekommt ihr per Message von @schwaka, die die Orga macht)

Was?
Ganz viel Gartenarbeit:
Bohnenbeet säubern, Bohnen stecken
Zuckerschotenbeet vorbereiten, aussäen, Rankhilfe setzen
Blumenbeete säubern, fiesen rankenden Klee rausziehen
Grünschnitt am Wein
Rasen mähen
Studentenblumen pflanzen

(Zur Erklärung: In der Kleingartenanlage gibt es nicht nur Ärger, wenn der Rasen nicht gemäht ist und Unkraut wächst, sondern auch, wenn die Nutzpflanzenfläche unterschritten wird.)

Mitbringen?
Im Prinzip nichts, außer gartenarbeitstaugliche Sachen, Sonnenschutz/Kopfbedeckung und vielleicht latexbeschichtete Handschuhe. Die nehme ich zumindest gern.
Falls noch was nötig wäre, erfahrt ihr es noch.

Wer dabei sein möchte, schreibt bitte eine Mail an @schwaka: schwaka-und-gmail.com bzw. schickt ihr eine DM über Twitter.

Sonntagsmäander mit Sturmfrei

Ich prokrastiniere hier vor mich hin, während der Graf in Dresden den letzten Akt der freundlich-leidenschaftlichen offiziellen Bewahrung der Buchdruckkunst für sich beendet. (Wenn in einen Handwerksbewahrungsverein erstmal die schwafelnden Herden von den Unis einreiten, die nur noch über etwas reden, es aber nicht können und kennenlernen wollen, weil Diskurs ja so viel geiler ist, rennen Sie schnell und weit.)

Es ist alles gerade ziemlich viel hier und es ist wieder eine Menge dabei, über das ich erst später erzählen kann. Aber der Mittsommer ist jedes Jahr Rush Hour. Diesmal nur anders. Ich bin auf die nächsten Mittsommer gespannt.

Mit der Freundin ein Gespräch über Multitalentiertsein geführt. Leute die im Kreativbereich scheinbar alles sehr gut können: Malen, schreiben, musizieren… Früher war mein Urteil über solche Leute hart: Können sich halt nicht fokussieren, machen nichts richtig, alles nur zu 25% und hauen zum nächsten Effekterfolg ab, wenn es kompliziert wird – Finger davon, die bringens nicht. Dass die von allen Musen geküssten tatsächlich darunter leiden, weil sie sich von einer Sache lange abwenden müssen, um eine andere gut zu tun, war mir nicht bewusst.
An den Schulen bereitet dich keiner darauf vor. „Musste dich halt entscheiden!“, heißt es und für Expertentum in einem Fach reicht es dann oft nicht, weil alles nur angeschrammt wird. Es wäre besser, wenn solche Menschen beigebracht bekämen, wie sie trotzdem und gerade deshalb vorankommen.

Was mich auf das Thema brachte „Tun, was gerade dran ist“. Wie oft arbeiten wir zu Zeiten, in denen wir unsere Aktivität zwingen oder bremsen müssen, weil der Biorhythmus was anderes sagt. Hektische Entwicklungsarbeit mit Überstunden im Februar. Stupide Routine im Juni und September. Und dann ist das alles für den A…
Sich in den Flow arbeiten und dann abbrechen müssen, weil ganz andere Termine anstehen, die einen Meilen zurückwerfen.
Pflügen, säen, jäten, ernten, ruhen. Wie viel haben wir davon vergessen.
Ich wäre für mehr großen Rhythmus im Schaffen. (aus der Luxusposition, ich weiß)

Bei der Zeitungsschau bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem eine Ersthelferin vom Breitscheidplatz (scheinbar war das Paar die Ersthelfer) darüber berichtet, wie viel Ignoranz ihr entgegenschlägt, weil sie das Erlebte nur schwierig verarbeitet. Deutsche sind verdammt gut im Verdrängen und im sich Verbieten von emotionalen Reaktionen. So saßen sie auch schon im Luftschutzkeller und motivierten sich im Glauben an den Endsieg.
In anderen Ländern wäre das Paar als Helden geehrt worden, hier wurden sie ohne Dank nach Hause geschickt. Angehörigen wird der Zutritt zur Trauerveranstaltung verwehrt, es werden Informationen barsch zurückgehalten „WersindSiedenn? Dakannjajederkommen!“ und Menschen, die sich engagiert haben, werden mit Gleichgültigkeit bedacht. Weil wir uns unser normales Leben weiterzuleben nicht verbieten lassen wollen.
Noch zählt das für mich als Hilflosigkeit anhand der noch nicht erlebten Dinge. Noch.
Stiff upper lip könnte Spuren von disgusting enthalten.

Das Berlin-Update: Eine Kakophonie der miestesten Straßenmusikanten der Welt, alle 5 Minuten übertönt von haltenden und anfahrenden Straßenbahnen in der Kastanienallee. Dazu die diensthabenden Schizos, die brüllend die Straße langlaufen. Die Schaukeln im Mauerpark sind bis auf eine alle kaputt. Wie diese Stadt, die als Melting Pot böse überkocht, auf kleinen Inseln internationaler Geldurbanität zu erstarren beginnt.

Was gut war diese Woche:
Entlaufene Jungbullen gesehen und am leeren Darßstrand in erstaunlich warmes Ostseewasser gesprungen.
Die Babydecke beendet. Das war das erste Stück mit der neuen Strickmaschine.

Wenn ich mir das nun zwei Monate alte Enkelbaby auf den Bauch lege, hebt sie den Kopf (das kann sie sehr ausdauernd, weil sie alles sehen will), schaut mich an und beginnt, mir was zu erzählen, mit Kieksen, Gurren und Lächeln. Herzschmelze. Immer wieder.

Bekommen Sie Kinder, so Sie es können. Nur die nehmen Ihnen die Angst vor dem Tod und den Irrtum über Ihre Einzigartigkeit.