WMDEDGT Oktober 2023

Wir immer am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Ich wurde schon den zweiten Tag eine Stunde später wach als in den letzten Monaten. Mein Körper hat den Sommermodus verlassen. Damit verschlief ich den Regenguß, den es am frühen Morgen gab.
Ich bemerkte mit Erleichterung, daß die Rippenprellung von gestern sich in der Nacht beruhigt hatte. Es schmerzte nicht mehr bei jeder Bewegung, es drückte nur noch und wirkte etwas blockiert.
Trotzdem machte ich heute nichts Anstrengendes, morgen soll wieder alles gut sein.
Vor dem Frühstück fütterte ich die Katzen. Der Kater hatte großen Hunger, er war gestern wieder nicht beim Abendessen gewesen, zur Zeit ist er abends lieber auf Jagd, außerdem sucht der Nachbarskater um diese Zeit gerne Streit mit ihm.
Nach dem Frühstück räumte ich etwas auf, nahm Wäsche ab, legte sie zusammen und setzte einen großen Topf Sauerkraut auf. Das wird am Samstag auf einem Buffet gebraucht. Außerdem fuhren wir kurz einkaufen.
Der Rest des Tages verging mit Kleinigkeiten, die man nicht sieht und sich noch weniger merkt.
Meine Stimmung war nicht so prächtig. Mir taten die Knochen weh und der Herbstblues schlug zu – obwohl es draußen sonnig war, wenn auch windig. Das Kaffeetrinken draußen, mit einem halben Stück Mohnkuchen von gestern, ließ mich frieren.
Am späten Nachmittag saugte ich noch den Damenschreibtisch aus, der den Weg hierher gefunden hatte. Er hat viele kleine Fächer und Ablagen. Geputzt wird er andermal.
Dann bekamen die Miezis Futter, der Kater war schon wieder unterwegs, obwohl er noch eine halbe Stunde vorher in seiner rücksichtsvollen Art von Sitzen und Schauen angedeutet hatte, daß er Hunger hat. Dann muss eben noch ein paar Mäuse mehr fangen.
Der Graf holte mit mir noch etwas Holz, abends ist es gemütlich, wenn der Ofen geheizt wird, obwohl es auch noch so ginge.
Ich wärmte mich unter der Dusche auf und dann strickte ich an der Winterjacke weiter.
Jetzt ist es aber höchste Zeit, ins Bett zu gehen.

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04.10. 2023 -Vom Baum getreten

Es hat sich etwas abgekühlt, aber am Nachmittag war es in der Sonne sehr angenehm und noch immer sind die Abende so mild wie sie es den längsten Teil des Sommers nicht waren.
Da es diese Woche öfter regnen soll, harkten wir als erstes Gras hinten im Park, damit es nicht festklebt. Das ging relativ schnell, dank der Idee des Grafen, den Grasschnitt in ein Big Bag zu füllen und mit dem Kangoo an den Ablageplatz zu fahren. Das war sonst immer eine üble Plackerei mit der Schubkarre bergauf.
Damit wir das Big Bag an einer Engstelle am Kompost durchschleifen konnten, versuchte ich einen dünnen, aber langen toten Stamm eines Holunderbaums wegzuziehen, der dort seit dem letzten Sturm lag. Er klemmte und ich wendete viel Kraft auf. Plötzlich krachte es, das gebrochene Holz federte mir pferdehufartig an den Brustkorb und ich fiel in Zeitlupe um, unfähig mich zu rühren. Ein paar Sekunden später ging es wieder, aber komisch war das schon, wie ich im Laub lag und mich erstmal sammeln mußte.
Blödheit muß bestraft werden, sowas macht man auch nicht. Es tut auch jetzt noch angemessen weh, geprellte Rippen eben, aber sicher nichts gebrochen. In unserer Familie hat man harte Knochen. Mal schauen, wie lange das dauert.
Nachmittags nutzte ich Wind und Sonne, um Einlegeböden eines Kleiderschranks feucht zu putzen.
Dann war es auch schon fast sechs Uhr und die Katzen fanden sich ein und warteten, daß serviert wird.
Der Graf verschwand dann in der Badewanne, ich duschte und strickte weiter an einer warmen Winterjacke.

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03.10. 2023 – Alles eins

Das mit der deutschen Einheit ist seit ein paar Jahren kein Thema mehr für mich. Seit ich nicht mehr dauerhaft in Berlin bin und die blass gewordenen Narben der Mauer vor Augen habe? Vielleicht.
Jetzt ist alles eins. Wenn es jetzt heißt: Aber die da sind anders. Ja. Isso. Damit müssen wir leben.
Es ist gut, daß es so gekommen ist. Alles andere ist Prozeß: Aushandlung und Aushalten, Ärger und Freude, Vorteile und Nachteile, Handeln und Nachwirkung.
Wenn sich die Zeit knirschend wendet ist es ok, sich zu beschweren, daß es grade so nicht hätte kommen sollen, nur zu ändern ist es nicht mehr.
Für mich hat sich alles zum Besseren gewendet und ohne die deutsche Einheit wären der Graf und ich nicht verheiratet.
Das war etwas, das wir heute feierten.

Hier war es heute noch immer angenehm warm, aber beim Frühstück draußen hatte ich die Befürchtung, mir hebt gleich im Sturm die Kaffeetasse ab.
Ich hängte Wäsche auf und sammelte die wenigen Nüsse, die es dieses Jahr gibt, Ich hoffe, es wird überhaupt ein Korb voll.
Als Zeug anfing herumzufliegen, ging ich ins Haus und bald auch für eine Siesta ins Bett. Das Wetter schlug mir auf den Kreislauf.

Abends gab es Sahneschnitzelchen aus dem Frost für den Grafen. Ich machte mir daraus ein Geschnetzeltes mit Bandnudeln.
Dann stricken und morgen fängt die Woche richtig an.

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02.10. 2023 – Ungewöhnlicher Montag

Während das Wochenende für mich – euphemistisch gesprochen – eine Herausforderung war*, war dieser Montag ein sehr guter Tag.
Es war warm, später sogar sonnig und wir brachten den Tag auf der Terrasse zu.
Zuerst packte ich den Rest des Meißner Services aus. Riesengroße Platten und Schüsseln mit gemalten Blüten.


Dann wurde das KPM gesichtet, das wir abgeholt hatten.
Ein Freund hatte es entdeckt und besorgt, ich hatte bisher nur Fotos gesehen. Was soll ich sagen… ich war entzückt. Zierlich und filigran, mit aus sich heraus leuchtendem mattem Goldrand und feinen Reliefs unter der Glasur. Suppentassen mit Deckelchen, allein schon das ist toll.

Der Graf, für den das Service bestimmt war, kaufte schnell die letzte Torte in 10km Umkreis auf und so gab es am Montag einen sich sonntäglich anfühlenden Kaffeetisch.
Am späten Nachmittag zündeten wir endlich das Sonnwendfeuer an (wie jedes Jahr, entweder ist es zur Sonnenwende zu naß oder zu trocken zum Feuer anmachen) und Mimi durfte wie immer am Feuer auf meinen Schoß.

*Ich begleitete nach der Veranstaltung den Grafen nach Berlin. Dort mußte etwas erledigt werden, das nicht warten konnte. Ein Uhr nachts waren wir wieder da.

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