Man fragt sich ja schon häufig, was mit diesem Jahr los ist. 6 tote Radfahrer seit dem Jahreswechsel in Berlin, dazu zwei aus Schusseligkeit unter die Straßenbahn gekommen und schwer verletzt, einer im Suff in der Straßenbahnschiene hängengeblieben und unter den LKW gestürzt und ebenfalls schwerst lädiert.
Seit ich kein Auto mehr habe, das sind mittlerweile sechs Jahre, bemerke ich, dass der Radverkehr im Berliner Zentrum immer dichter wird. Und nicht nur ein bisschen, sondern beträchtlich.
Das liegt nicht nur an Stadtführungen per Rad und Touristen auf Leihrädern, die teilweise nicht einmal richtig fahren können. Das liegt auch an Berlinern, die keinen Bock mehr auf Bettler, Musiker und stinkende Mitmenschen in vollen U-Bahnen haben und keine Veranlassung mehr sehen, ein Auto zu unterhalten, mit dem sie nur auf Parkplatzsuche sind. Wer bis 10 km Arbeitsweg hat, kann das gut mit dem Rad bewältigen.
Ich habe das Gefühl, die auf den Straßen eingezeichneten Radwege haben zu dem Dammbruch beigetragen. Es gab Strecken, wie die Mollstraße, die bin ich im normalen Berufsverkehr früher nicht gefahren, weil ich sie lebensgefährlich fand.
Nun wird es eng auf den Radwegen. An manchen Kreuzungen stehen auch am Tag bis zu 10 Radler pro Spur, die darauf warten, dass die Fahrradampel auf Grün schaltet. Manchmal zu viele, um das bei einer Grünphase noch zu schaffen. Da sind die, die an der Kreuzung vor fahren (was ich auch oft mache, denn dann sehen mich die LKW-Fahrer) noch nicht mal dazu gerechnet, ganz zu schweigen von denen, die der Meinung sind, Verkehrsregeln gelten für sie nicht und auch bei Rot fahren und auf Gott vertrauen.
Seit letztem Jahr schaue ich auch auf dem Radweg erst einmal über die Schulter, bevor ich auf die linke Hälfte schwenke, es könnte ja hinter mir jemand wesentlich schnelleres zum Überholen angesetzt haben. Früher war das unnötig, denn es gab alle paar hundert Meter nur mal einen Radler.
Überhaupt versuche ich, die Verkehrsregeln genauso akribisch zu beachten, wie als Autofahrerin. Ich war zwar auch früher keine bei-Rot-Fahrerin, aber irgendwie habe ich mich schon durchgeschlängelt.
Dass das nicht mehr geht, merke ich, wenn ich im Auto sitze. Ein paar Fahrradchaoten, die darauf vertrauen, dass sie noch durchpassen, gesehen werden oder zu zweit nebeneinander fahren können, das funktioniert noch, Dutzende machen einen wahnsinnig und aggressiv. – Zudem die Spuren auf den Straßen durch die eingezeichneten Radwege supereng werden. Das beste Beispiel ist die gerade neu gemachte Invalidenstraße. 4 Jahre war sie wegen Bauarbeiten gesperrt, doch dem Radweg merkt man an, dass die Spuren nicht geplant und wahrscheinlich erst nachträglich eingefügt wurden. Die Spuren der Autofahrer sind zu eng, wahrscheinlich wäre es sinnvoller die Straße einspurig zu machen, aber sie ist Zubringer zum Tiergartentunnel und eine der Hauptverbindungen von Berlin Mitte nach Tiergarten und Charlottenburg.
Da muss dringend was passieren, sonst gibt es nicht nur Hauereien, sondern auch noch weiterhin so üble Unfälle.