MMM mit 2015er Lieblingsstücken

Da ich 2015 fast nur aufgetragen, wenig genäht und noch weniger fotografiert habe wurde, war mein meistgetragenes Stück der Palermo-Rock, den ich im Frühjahr 2014 aus reiner Verlegenheit angefertigt hatte.
Jersey-Rock 1
Ich trug ihn im Winter als Haus- und im Sommer als unkomplizierte Bürokleidung.
Kurz gefolgt vom Tüllrock, der allerdings ein reines Sommerstück ist und dem ich in reiner Improvisation einen Jerseyober/unterrock verpasste, denn der teure Tüll war beim Färben eingegangen.
Tulle & Stars
Was lerne ich daraus? Vielleicht sollte ich, die ich auf Webstoffe eingeschworen bin, mal über den Tellerrand sehen und mich nicht nur aus Verlegenheit mit Jersey beschäftigen, wenn ich die daraus gefertigten Stücke trage, bis sie mir vom Leib fallen. Was heißt, ich müsste lernen, mit einer Overlockmaschine umzugehen…

Aber es kündigt sich ein neues Lieblingsteil an, ein schmaler Tweedrock, in 2015 gefertigt und kurz vor dem Jahreswechsel erst angezogen. Mehr Details davon nächste Woche.
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Die anderen Lieblingsstücke gibts wie immer beim Me Made Mittwoch.

Vielleicht das noch als Ergänzung: Ich muss was gegen meine massive Oberteilschwäche tun. Wer die Welt mit selbstgenähten Kleidern verbessern will, sollte keine 5-Euro-T-Shirts und 29-Euro-Pullover vom Massenhersteller kaufen, die garantiert in irgendeiner Ausbeuterbutze in Bangladesh gefertigt wurden.

Es mal mit ein paar Jacken zu versuchen, wäre auch nicht schlecht, wenn ich dann demnächst einen ordentlichen Jackengrundschnitt habe. Den wiederum werde ich erst fertigmachen können, wenn ich mit Hilfe vom Kind und vom Grafen die Schneiderpuppe fertig habe.
Man sieht, es ist ein Riesenstapel von „geht nicht, weil!“, den ich vor mir her schiebe. Was für mich Frau der Tat etwas ungewöhnlich ist.
Aber ich kontere einfach mit einem anderen Sprichwort: „Gut Ding will Weile haben“. Ich wollte mich in 2016 vor allem damit beschäftigen, für mich ein gutes und gesundes Timing zu finden.

Sonntagsmäander mit Abschied vom Weihnachtsbaum

Wir haben ihn heute im Regen auf die Straße gelegt. Eine stramme Rügener Tanne, den Kind & Schwiegersohn und wir zusammen für Weihnachten gekauft hatten. Die arme Tanne, sie hatte noch keine Nadel verloren. Hoffentlich frisst sie ein Elefant zum Frühstück.

Die Heizung heizt und die Bügelstation macht es auch wieder. Erstere hält den Druck, letztere hat zwar nicht mehr so viel Druck wie früher, weil das Einstellen des Druckventils etwas tricky ist, aber sie funktioniert zur Zufriedenheit. Statt das Gerät für über 200€ zur Reparatur einzuschicken (der europaweite Support für die Schweizer Herstellerfirma ist mittlerweile in Ungarn, die kleinen Werkstätten gehen leer aus, Ersatzteile sind offiziell nicht zu bekommen) hat der Graf selbst geschraubt, wie so viele, die keine Lust haben, die knappe Hälfte des Geldes für den Kauf einer neuen Bügelstation für Einschicken und Diagnose zu zu zahlen. Die Firma hatte wohl das Problem, dass ihre Produkte zu langlebig waren. Die Vorgängerin der jetzigen Bügelstation funktionierte über 20 Jahre. Es gibt mittlerweile einen (halblegalen) Ersatzteilhandel, der DIY unterstützt und jede Menge Foreneinträge dazu. Der Aufbau des Gerätes ist simpel, die Teile sind in jedem Kaffeevollautomaten verbaut und haben unter 30 € gekostet.
Das kann man sich alles nicht ausdenken.

Die Eltern waren am Freitag noch einmal da, wir gingen in die Botticelli-Ausstellung. Manchmal haben Ausstellungen, so gut so gemeint sind, entzaubernde Wirkung. Die Werkstatt-Technik Botticellis wurde minutiös erläutert und es waren viele zweit- bis viertrangige Werke mit gleichem Motiv zu sehen, die nach Schablonen gefertigt und ausgemalt wurden. Für mich ist der Zauber dieser Bilder erst mal weg.

Ich habe gerade eine fürchterliche Allergie. Tränende Augen, pfeifende Bronchien, laufende Nase, verstopfte Nebenhöhlen. Es fliegen ein paar Haselpollen und als es so kalt war, wirbelten auch noch die letzten Staubkörner hinter der heißen Heizung vor. Aber das kann doch alles nicht so eine üble Wirkung haben. Was soll das erst werden, wenn die Birken blühen?

Heute Abend seit langer Zeit wieder einmal Tatort. Zum Bodensee-Tatort habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis, aber diesmal war ich zufrieden. (Mal abgesehen von diesen fürchterlichen Informationsübermittlungs-Dialogen immer mal wieder. Gestelzte-Schrift-Sätze, die ein Mensch so nie sagen würde.) Die Geschichte wurde klar, logisch, prägnant und sparsam erzählt, mit gut gesetzten Handlungsdrehpunkten (das Mädchen reagiert nur auf den Polizisten, der Polizist hat dadurch große Ermittlungserfolge, ihm gefällt die exorbitante Vertrauensstellung unterschwellig durchaus, die vorgesetzten Frauen beenden diese Konstellation, die Gefahr besteht, dass sich das Mädchen wiederum an eine Meister-Figur bindet, die Geschichte endet mit der Gewissheit, dass sie immer wieder reflexartig auf diesem Männertyp reagieren wird). Schauspielerischer Höhepunkt war für mich die Szene in der Klara Blum den Vater des Toten verhörte. Da treffen mit Eva Matthes und Klaus Manchen zwei altgediente und ruhmvolle Theaterschauspieler zusammen. Der Hass, den der selbstgefällige starre alte Mann in seinem Gegenüber erzeugt. Selbst diese Frau versucht er jovial anzutatschen. Und wie die Kommissarin ihren Hass bezähmt und ihn mit Scheinfreundlichkeit beschwatzt, Informationen herauszugeben. Das alles ganz sparsam. Nur mit Blicken, Körperhaltungen, Sprache. Das ist groß.
Es freute mich auch, dass der Assistent eine große Geschichte bekam, bevor dann dieses Jahr mit dem Bodensee-Tatort Schluß ist.

Ich habe ja noch eine Geschichte aus dem Nähkästchen. Besser gesagt, sind es zwei Geschichten, die sich über den gleichen Sachverhalt erzählen lassen.
Geschichte Nummer eins ist ein Klassiker. Schauspieler, die Ermittler-Duos spielen, haben manchmal Konkurrenz-Probleme, egal, ob die Konstellation gleichberechtigt oder Ermittler-Assistent ist.  Manche teilen sich die Sätze gleichberechtigt zu. Andere haben sich mit der Zeit zusammengerauft. Die nächsten hält man wie Raubtiere getrennt und lässt sie nur vor der Kamera zusammen.
Von 2002-2004 gab es dieses Problem beim Bodensee-Tatort. Der Assistent kam mit der dramaturgischen Zurücksetzung hinter die Hauptfigur nicht zurecht und schied nach drei oder vier Folgen aus.
Geschichte Nummer zwei ist anders. Das Ermittlerduo sind eine ältere deutsche Frau (eine sehr bekannte Theaterschauspielerin mit einigem Einfluss auf die Produktion) und ein jüngerer türkischer Mann (Autodidakt von Format, etwas private Schauspielschule, mit einigen guten Filmen in der Vita, aus einem kurdischen Bergdorf, dessen Einwohner mittlerweile in die ganze Welt verstreut sind).
In der Geschichte ist die Frau die Heroine, der Mann supportet sie. Die Hauptdarstellerin kennt die Entscheider sehr gut und war Wunschkandidatin und die Besetzung ihres Assistenten hat sie mitbestimmt. Am Set gibt es schon nach ein paar Tagen den ersten Dominanzhickhack. Dem Assistenten ist sein Platz in der Dramaturgie, auf den er nachdrücklich verwiesen wird, nicht recht.
In der ersten Folge wird der Schluss, in der die Kommissarin im Finale von ihrem Assistenten aus Lebensgefahr gerettet wird, im Schnitt geändert. Sie befreit sich nun selbst, bevor der Assistent kommt. Auch den Täter fasst sie nun allein.
Danach ist Krieg in der Produktion. Das Konzept heldische deutsche Frau mit domestiziertem türkischem Assistenten scheiterte auf der ganzen Linie. Ein kultureller Irrtum.
Das waren ziemlich üble Krisengespräche.

Veröffentlicht unter Leben

WMDEDGT Januar 2016

Es ist wieder der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben. Ich freue mich übrigens, dass sich in dem Linkup mittlerweile fast meine ganze Blogsdorfgemeinde ein Stelldichein gibt.

Gestern morgen stand ich gegen 6 auf, tat Wasser in den Heizkreislauf und fuhr die Heizung hoch. Dann legte ich mich noch einmal hin und wartete, bis es warm war.
Als ich um 8 Uhr endgültig aufstand, sah ich, dass es trotz 9 Grad minus einen romantischen Schneeschleier über Wegen und Dächern gab.
Ich frühstückte einen seelenwärmenden Maisgriesbrei, packte die Hälfte davon zum Mitnehmen in ein Döschen und räumte den letzten Kram weg, der herumlag, denn die Putzfrau kam.
Der Graf und ich verließen um halb 10 die Wohnung. Vor der Weinerei hatte der alte Kifferkämpe, der dort morgens putzt, schwungvoll seinen Wischeimer über dem Weg ausgeschüttet und ich flog auf dem Eis fast auf den Hintern.
Am Rosenthaler Platz gingen wir in getrennte Richtungen. Der Graf ins Oberholz, ich zum Schwimmbad in die Gartenstraße. Es war hundekalt, trotz Daunenmantel.
Das Bad war erstaunlich leer. Es war eine ganze Schnellschwimmerbahn frei. Dort traue ich mich sonst nicht hin, weil ich nicht mehr so fit bin und umkurve statt dessen auf den zwei aufgelassenen Spackenbahnen plaudernde alte Damen und Herren, Menschen, die mit sonderbaren Vorrichtungen wasserlaufen und letztens einen arabisch aussehenden Herren, dessen Schwimmtechnik darin bestand, mit kraftvollen synchronen Brustschwimmbewegungen unter viel Lärm und Wasserfontänen fast auf der Stelle zu bleiben.
Diesmal war ich also allein auf Bahn vier in der Mitte des Bads. Es war komisch. Ich fühlte mich, als würde ich mit einem langsamen Auto auf einer leeren Autobahn fahren. Das Futtern und Rumsitzen zum Jahreswechsel zeigte Wirkung, ich war schon mal schneller vor Weihnachten. Deshalb schaute ich auch immer aufmerksam, ob nicht womöglich genervte Sportschwimmer Anspruch auf die Bahn erheben würden, aber dem war nicht so. Mit 28 Minuten auf 1.000 m stieg ich grumpelnd aus dem Wasser. Miese Zeit, in Anbetracht dessen, dass ich nicht bremsen und niemand umschwimmen musste. (edit: fürs Schimmabzeichen in Gold würde es immer noch reichen)

Ich blieb extra lange unter der warmen Dusche stehen und zog mich langsam an, weil ich so gar keine Lust hatte, raus in die Kälte zu gehen. Erst einmal ging ich nach nebenan in die Cafeteria der Reha-Einrichtung und aß den Rest meines Frühstücks. Dann lief ich mit frosterstarrtem Gesicht die Invalidenstraße entlang und machte kurz im Rewe in der Ackerhalle halt, um Milch und ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.
Die nächsten zweieinhalb Stunden, von 12 bis 14:30 Uhr verbrachte ich in der Stadtbibliothek mit Schreiben und Schreiben auf Twitter prokrastinieren (nicht angenehm grade, weil der Hysteriepegel wieder ganz oben ist). Ich sitze an einem längeren Text und im Moment strampele ich noch wie ein Frosch in der flüssigen Sahne, das ist noch weit entfernt von Butter.

Dann ging ich nach Hause in eine wunderbar saubere Wohnung und kochte mir erst einmal Nudeln mit Käse, Ketchup und Bierschinken. Nach dem Essen, es wurde gerade dunkel, wurde ich natürlich ganz doll müde. Statt meinen handschriftlichen Text in den Computer einzuhacken, machte ich eine halbe Stunde Mittagsschlaf bis der Graf zurückkam.
Ich recherchierte Verdienst-Daten für ein Projekt, bis der Hermes-Mann endlich kam. Er brachte das neue Überdruckventil für die Heizung. (Macht gar keinen Sinn, dafür einen Klempner zu bestellen. Die Jungen kennen die Gastherme nicht mehr und alle sind eher bestrebt, viele viele Teile neu einzubauen – ganz beliebt ist das fast unkaputtbare Ausdehnungsgefäß, ist teuer und man sieht ihm das Kaputtsein nicht an – oder zu sagen, da müsse eine neue Heizung her.)
Wir machten einen Plan, wie wir das Teil am nächsten Tag einbauen und gegen 18 Uhr begann ich, das Schnittkonstruktionsbuch von Hofenbitzer weiter durchzuarbeiten. Diesmal: Oberteilschnitt mit Abnähern. Das Buch ist schön übersichtlich. Aber ich frage mich trotzdem manchmal, wo er so nonchalante Dinge wie „und dann kürzen wir hier einfach einen Zentimeter ein!“ herholt. Mir ist ja immer lieb, zu erfahren, warum etwas so ist.

Um halb 9 war es Zeit für strickend Filme ansehen. So lange die Abende so dunkel sind, funktioniert das mit dem Beamer gut. Diesmal Harold und Maude, den ich tatsächlich noch nie gesehen hatte. Ich mochte die stilistische Konsequenz und die fortwährenden Verfremdungseffekte. Maudes Age of Aquarius-Selbstbefreiungssprech war sicherlich in den 70ern aufsehenerregend. Heute redet jede zweite pensionierte Studienrätin so und ich fand hingegen Harolds sehr formelle Mutter recht interessant. (Ich finde die liebevolle Ironie, mit der Armistead Maupin solche Leute wie Maude in Tales of the City präsentiert, wesentlich angenehmer.)
Dann sah ich noch die Hälfte von Zusammen ist man weniger allein. Den Roman mochte ich irgendwie, obwohl ich solche Geschichten sonst nicht lese, weil die inneren Monologe der Figuren verrieten, wie wütend und verzweifelt die Leute waren. Das löst der Film in allgemeines Wohlfühlagieren gut aussehender Leute mit Luxusproblemen auf. Guillaume Canet sieht zwar mit nacktem Oberkörper ziemlich gut aus, aber mir ist das zu süßstoffhaltig.

Kurz nach Mitternacht legte ich die Heizung schlafen und ging ins Bett, wo der Graf schon friedlich pennte.

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