Jahresrückblickfragebogen 2015

Zugenommen oder abgenommen?
Bis zum Sommer sah es gut aus damit, wieder in einen Bereich zu kommen, in dem ich mich körperlich gut fühle. Dann arbeitete ich einfach zu viel und das brachte einige Streßfresskilos, in telefonfreien Minuten auf dem Rückweg vom Klo am Schokoladenbuffet der Firma generiert, die immer noch nicht weg sind.
(Alberne Frage eigentlich, vor allem, weil sie zuerst kommt. Aber für mich als Gedächtnisstütze nicht unwichtig.)

Haare länger oder kürzer?
Wieder etwas kürzer, nachdem sie im Spätwinter bis zum Gürtel reichten, gehen sie jetzt sehr reichlich über die Schulter. Ich will ein bisschen von dem Wilde-Dame-Stil weg, in dem ich mir einige Zeit gefallen hatte.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Das schwankt, je nach Tagesform. Ich würde sagen, die schlimmen Schübe Altersweitsichtigkeit sind vorbei. Aber dann versuche ich, Gemüse zu putzen und sehe nur die Hälfte…

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Weniger wäre kaum gegangen.

Mehr bewegt oder weniger?
Mehr. Mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren und erstmals wieder 1000 m zumindest um 25 min geschwommen (da hätte ich früher drüber gelacht). Das ist aber immer noch nur ein zaghafter Anfang, wieder fitter zu werden.

Der hirnrissigste Plan?
Den Job, den ich im März begonnen hatte, bei der Arbeitsdichte anderthalb Jahre durchzuhalten.

Die gefährlichste Unternehmung?
Morgendliche Radfahrten zur Arbeit, im Halbkoma, umgeben von anderen Leuten, die noch nicht wach waren. Schließlich war ich auf einer Strecke unterwegs, wo regelmäßig Radler unterm LKW landen.

Die teuerste Anschaffung?
Mehrere Paar Schuhe, ein Glühweinkocher zum Stoff färben und viele Stoffe aus Nachlässen.

Das leckerste Essen?
Der Burger im Muse an einigen Sommerabenden.

Das beeindruckendste Buch?
Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe wenige Bücher gelesen und mir als Begleitung zum Stricken (Hör-)Bücher vorlesen lassen. Zum Beispiel die Tintenwelt-Bücher.
Da Cornelia Funke als Kinderbuch-Autorin immer an mir vorbeigegangen war – „Die wilden Hühner“ konnte das Kind schon selbst lesen – habe ich eine späte Entdeckung gemacht. Die Frau kann unglaublich gut Atmosphäre machen, mit Worten umgehen und Situationen beschreiben. Im Plot ist sie, finde ich, nicht sooo gut. J.K. Rowling hatte irre gute Ideen und einen sehr dehnbaren Plot, aber ist in emotionalen Szenen nicht so wahnsinnig gut, bei Funke scheint es mir umgekehrt.

Ach und ein Buch habe ich tatsächlich 2015 erst gelesen. Winters Bone von Daniel Woodrell. Gut, dass ich das Buch las, bevor ich den Film sah. Es ist ein völlig eigenartiges Werk, mit einer ganz eigenen Magie. Blut, Wurzeln, Steine, Tiere und darüber hinweg stolpernd Menschen im Existenzkampf.

Der ergreifendste Film?
Keine Filme. Ich habe in meinem Leben schon genug Filme gesehen.
Der Satz klingt zwar dramatisch gut, stimmt aber nicht ganz. Ich habe zwar keine Gründe mehr, auf Festivals ganze Tage im Kino zu verschwinden und irgendwann wiederholen sich die fesselndsten Geschichten. (Ganz Hollywood lebt derzeit davon, die erfolgreichsten Legenden wieder und wieder aufzuwärmen.) Ich habe aber auch nicht die Distanz einer Alt-Cineastin, die sich neue Filme anschaut, weise das Haupt wiegt und dann ein paar wohlgesetzte Worte sagt.
Das betrifft auch Serien. Ich finde die amerikanische Drama-Serie als Idee super. Aber es langweilt mich, der Realisierung der Idee zuzusehen. Mir reichen ein paar Folgen einer ersten Staffel, um zu sehen, wie es gemacht ist.
Kiki hatte das gut in Worte gefaßt, was bei mir nur diffuses Gefühl war, warum ich nicht mehr vor der Glotze sitze. Meine Lebenszeit ist mir für lediglich passiven Konsum zu schade. Ich produziere lieber. (Und wenn ich wenigstens nebenher stricke.)
Vor drei Tagen habe ich mir dann die Verfilmung von Winters Bone angesehen und war sehr sehr angetan. Es ist selten, dass die Zeiten von New Hollywood beschworen werden.

Die beste CD?
Mal davon ab, dass diese Form von Datenträger veraltet ist, nein, auch keine neue Musik entdeckt. Eher ein ganz klein wenig in Klassik vergraben. Bach zum Beispiel.

Das schönste Konzert?
Es gab nur eines und das gefiel mir sehr gut. Das öffentliche Vorspiel einer Geigenklasse an der UdK. Perfektion gibt es in jeder Tonkonserve. Aber jungen Menschen im beharrlichen Kampf um Einzigartigkeit zuzusehen, das war beeindruckend.

Der beste Sex?
Wenn man sich vornimmt, weniger Sex zu haben, weil man sonst von protestantisch-arbeitsethischen Taten abgehalten wird, mag es mehr als ok. sein.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Arbeit, dem Telefon, den Kolleginnen und der anschließenden Erholungsphase.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Dem Grafen an einem verlängerten Mai-Wochenende in einem polnischen Schloß. Im Herbst vor allem mit dem Kind, dass sich vor der Hochzeit öfter noch einmal bei Mama einkuscheln kam.

Vorherrschendes Gefühl 2015?
Allem hinterherzurennen, von den Ereignissen überrollt zu werden und in ruhigen Stunden erschöpft abzuwarten, bis die Funktionsfähigkeit halbwegs wiederhergestellt war.

2014 zum ersten Mal getan?
Mir Hilfe von anderen geholt, weil ich eine Arbeit nicht allein schaffte. Obwohl ich glaubte, ich sei weit unter dem Leistungslimit der anderen. (Was nicht so war, hinterher machten diese Arbeit anderthalb wesentlich fittere Leute als ich.)

Schwiegermutter geworden.

2015 nach langer Zeit wieder getan?
Das erste Mal seit dem Fall der Mauer mehrere Wochen krank gewesen, ohne trotzdem arbeiten zu müssen. – Ich war halt Angestellte.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Den Hörsturz und die Angst, vor Stress, Hitze und ungesunder Lebensweise nachhaltige körperliche Probleme zu bekommen.
Die Ansage, ich sei an meinen Problemen selbst schuld, ich würde mich ausschließlich selbst unter Druck bringen. (Stimmt zu 50%. Der Druck von außen war enorm und ich reagierte darauf zu angepasst.)

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Ich kann euch auch sehr nützlich sein, wenn ich nur noch in der Hauptsaison bzw. 2 Tage in der Woche da bin oder ganz von der Vertriebsfront weggehe. Hat aber nicht geklappt oder ich habe zu früh aufgegeben.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Die Qualität eines Arbeitsbereiches stark angehoben. – Mit Wissen, das nur ich hatte. Ob das als Geschenk oder Klugscheißerei entgegengenommen wurde, kann ich nicht beurteilen.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Ein Meter rote Federboa.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Das! Schreib das auf!“ In einem magischen Moment in Berlin Mitte.

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich vergesse so was doch immer wieder.

2015 war mit 1 Wort…?
Härtetest.

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Weihnachtssonntagmäander

Jetzt haben wir es ja fast hinter uns und die Reste sind auch fast alle. Seit Weihnachten nicht mehr bei den Eltern stattfindet, hat es den Horror für mich verloren, scheint es. Dieses Jahr waren Kind und Mann Gastgeber und wir diejenigen, die die Wohnung zur Verfügung stellten und wenn ich nicht alles Täuscht, funktionierte das zur allseitigen Zufriedenheit.
Das schönste Geschenk war ein Buch mit Hochzeitsfotos. Sehr coole Fotos im Bürgerpark in Pankow. – Die ich leider nicht im Internet posten kann, denn das kann ich ja nicht bestimmen.

Dann testete ich zum ersten Mal Amazon Prime – obwohl ich es schon seit August habe. Ich habe eine Menge Filme nachzuholen. Da gibt es ja immer wieder Aha-Effekte. Zum Beispiel, dass man sich in Jane-Austen-Romanen am Schluss kriegt und nicht an Schwindsucht und Entsagung stirbt. Diese Frauen-Romane waren ja nie meins. Ich habe lieber Walter Scott gelesen, auch wenn Ivanhoe die langweilige Rowena und nicht Rebekka kriegt. – Immerhin bleibt Rebekka am Schluss ledig und macht weiter ihr Ding, wenn auch im Ausland, und wird nicht als unpassende Frau für den Helden geopfert.
Da sich Frauen in Romanen vor allem mit entsagend Kerle anhimmeln oder -zicken, Liebe und gerettetwerden befaßten, las ich als Kind bzw. Pubertierende lieber Bücher aus dem Abenteuergenre mit komplett männlicher Personnage und dachte mich als zusätzliche Figur hinein.

Weibliche Heldinnen. Seit den Amazonen hat sich da nicht viel getan, sonst würde nicht so ein Jubel ausbrechen, dass der aktuelle Star Wars eine weibliche heldische Kämpferin hat und die Zeit vorbei ist, wo Frauen mit peinlichen Frisuren und Goldbikinis einen Film zieren dürfen.
Wobei man immer mal wieder kämpfende Protaginistinnen entdeckt. – In Blue Steel zum Beispiel, wobei der Plot im zweiten Teil eine Damsel in Distress-Geschichte andeutet, die sofort wieder unterlaufen wird, weil die Good-Bad-Heroine (Biegelows Figuren sind immer zutiefst ambivalent) zum Overkill neigt und den Irren, der sie bedroht, anschießt, überfährt und am Schluss erschießt. – Und dafür nicht mal stereotyp mit Tod oder Traumatisierung bis zum Irrsinn zahlen muss.

Unser Internetanschluß überrascht uns beim Streamen von Videodaten mit einem vollendeten Störungsbild. Die Bilder werden erst immer schlechter, dann hakt nach einer knappen Stunde der Stream und bleibt am Schluss gänzlich stehen. Wird der Router neu gestartet, ist der Download wieder schnell. Auf dem Router gibt es in 80% der Fälle keine Fehlermeldungen.
Den Router selbst, das WLAN, die Rechner und schlechte Kabelkontakte haben wir schon nach und nach als Ursache ausschließen können.
Reizend. Ich muss schon sagen.

Ansonsten  war das Projekt Weihnachtskleid ein Schuss in den Ofen. Nr. 1 (als Probeteil in Nessel) hatte scharfe Kurven und war in einigen Partien zu eng, nichts was sich so einfach an einem Abend ändern lässt. Nr. 2 (als Probeteil in Baumwolljersey) beulte und die Belege standen ab. Da muss ich wohl demnächst Schnittkonstruktion büffeln.

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Sonntagsmäander im Weihnachtsstreß

Da die Zeit vor Weihnachten unziemlich rast, gibt es heute nur eine Liste für die Themen auch für die nächsten Wochen:

  1. Wer noch Stiftrollen oder Statt-Handtaschen verschenken will (siehe Fotos in der rechten Seitenleiste), kann sie auch direkt bei uns ordern und bis zum Weihnachtsmittag abholen.
  2. In der Torstraße 161 gibt es in einem Pop-up-Shop namens The Golden Circus hinreißend schöne seidene alte Kimono-Jacken in Shibori-Technik gefärbt.
  3. Warum lahmt und streikt unser Internet seit einigen Wochen, verdammte Axt???!???
  4. Warum gibt es Berlin Mitte kaum noch Geldautomaten der Banken, die jederzeit zugänglich sind? Warum werden die nachts verschlossen? Uns kann man trotzdem an jeder Ecke Bargeld ziehen, wenn man bereit ist 6,50€ Gebühr dafür zu zahlen?

So, das wars, Leute, macht euch keinen Streß. Schlaft, wenn euch nach schlafen ist. Verschenkt Gutscheine für spontane Geschenkideen im Laufe des Jahres. Eßt einfach mal nichts, wenn alles zu viel wird oder geht eine Runde um den Block.
Nächste Woche sprechen wir uns dann unterm Weihnachtsbaum.

shibori-kimono

 

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Sonntagsmäander in kurz

Da meine Eltern heute Doppelgeburtstag feierten und der Tag mit viel Essen, Trinken und Reden im Oderkaff verging, wird der Sonntagsmäander heute kurz.
Bruder-<3 heute nach langer Zeit wieder gesehen. Onkel und Tante auch. Wir werden alle älter. Noch finde ich das komischerweise bei mir interessant. Es macht mir kaum Angst. Vielleicht, weil ich in guten wie in schlechten Dingen im Leben nicht viel verpasst habe.
Die Familienkonstellation hat sich verändert. Ich entwickele mich zur wortreichen, dominanten Person in der Runde, habe ich das Gefühl. Mag ich das?
Das Oderkaff wie immer mit schneidendem sibirischen Wind und hier und da hinreißend schönen Ecken, aber insgesamt wird in mir die Überlegung, hier dauerhaft bleiben zu wollen, immer mit dem Satz: Nicht mal tot überm Zaun! abgelehnt.
Beim Weihnachtsmarkt in der Marienkirche ganz viele Menschen in meinem Alter und älter gesehen, mit denen ich wahrscheinlich mal in der Schule oder bei Maidemonstrationen war. Die Männer in Funktionsjacke, mit grauem Bürstenhaarschnitt und Schnauzbart, die Frauen mit der frisch-frechen Klimakteriumsfrisur und in buntem Fleece. Man trägt kaum Schwarz und Blau, sondern Olive, Braun, Jägergrün und Aubergine.
An den Verkaufsständen sind Eulen in verschiedenen Bastelmuttidesigns grade der heißeste Scheiß. Jede Menge regionales Handwerk und Essen werden angeboten, aber es fehlt das kaufanimierende Storytelling zu den Produkten, das man aus Berlin kennt.
Draußen am Stadtrand, wo Charlotte lange wohnte, haben die letzten noch nicht abgerissenen Hochhäuser leere Fensterhöhlen und ganze Wohnblöcke sind leer, nachdem der überwiegende Teil des riesigen, in den 80ern gebauten Viertels schon Ende der 90er abgerissen wurde. Und die Politik redet gerade von Wohnungsbauprogrammen.
Ich bin nach einem Gang durch die halbe Innenstadt dankbar für die riesige Inspirationsmaschine Berlin und die Menschen, die ich im Netz treffe.

Nebenher: Schönes Kapitel Medienerziehung in einer Lehrerfamilie in der weiteren Verwandtschaft. Die Kinder, 6 und 10 Jahre alt, dürfen nicht an den Computer, besuchen aber gern und oft gleichaltrige Freunde. Der Große liefert den Wunschzettel für der Großeltern als Datei mit Links zu seinen Geschenkwünschen in den Onlineshops.

Der innere Hypochonder hatte auch wieder zu tun. Es gab eine Premiere, eine längere Schwindelattacke, die mich fast zu Fall gebracht hätte, wenn ich mich nicht am Grafen festgehalten hätte. Da objektiv nichts passiert, ich glaube ja nur, nach rechts in einen Abgrund zu stürzen und verliere dadurch das Gleichgewicht, ist wohl die Lernaufgabe, stoisch stehenzubleiben oder weiterzumachen und nicht einzuknicken.

Dann rechneten wir nach, wie alt die Großeltern eigentlich waren, als sie mich zu sich nahmen. Ich dachte immer Ende 40 Anfang 50, so alt kamen sie mir damals vor. Aber KKM war 41 und der Großvater 49. Ein Alter, in dem man heute eine späte Familie gründet.

So, das wars an diesem Sonntag.

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