Bevor wir zum Pałac Tarce weiterzogen, wollten wir uns gestern noch kurz das Napoleon- und Star-Wars-Museum zu Gemüte ziehen, das dem Gutshaus von Witaszyce angegliedert war und sich als „Museum der zwei Imperien“ nannte. Wie es sich herausstellte, was das wohl das Privatvergnügen des Chefs (Napoleon) und seiner Freundin (Star Wars). Es war …schräg. Im Kohlenkeller eines Nebenhauses waren alle erdenklichen Star Wars-Devotionalien zu sehen, dazu handgebastelte Dioramen von Film-Szenen. Im ersten Stock stellte man alles gesammelte über Napoelon, polnische Ulanen und die Koalitionskriege aus, inclusive zweier großer Schlachten-Dioramen. Der gute Mann, der das alles zusammengestellt hatte, machte eine Führung auf Polnisch mit einigen anderen Interessenten und um auf dem riesigen Tableau besser zeigen zu können was er meinte, nahm er sich einen der Säbel zum zeigen und rumfuchteln. Wir hatten genug gesehen und suchten besser das Weite.
Pałac Tarce
Wir hatten schon am Tag vorher eine kurze Fahrt über die Dörfer gemacht und das schnieke Kontrastprogramm zu unserer aktuellen und eher etwas rustikalen Unterkunft besichtigt. 8 km weiter, näher an Jarocin gelegen, hatte jemand ein anderes Gutshaus, den Pałac Tarce, ganz neu wieder hergerichtet. Man zeigte uns ein hübsches Zimmer mit einer Sitzecke im Türmchen und Booking.com versprach dem Grafen sogar einen Last-Minute-Rabatt, hier wollten wir zwei Tage bleiben. Wir sagten, besser bedeuteten der jungen Dame, die hier alles tat, Wein servieren, die Rezeption vertreten, ein freies Zimmer zeigen, dass das Zimmer prima wäre und wir am nächsten Tag anreisen würden. Sie verstand zwar weder Deutsch noch Englisch, aber schien zu verstehen und packte uns noch jede Menge Hochglanzprospekte ein.
Ich phantasierte bei der Fahrt zurück über diese um die letzte Jahrhundertwende gebauten Palais, die allesamt an der Gartenfront drei ineinander übergehende riesige Festsäle mit Marmorboden hatten. Da man sich sicher dort am Ende der Welt langweilte, weil man denjenigen, die den Reichtum erarbeiteten, auf die Finger schauen musste und deshalb nicht in der Hauptstadt wohnen konnte, verlegte man sich aufs Feiern. Ich sah Kuschen und Pferdeschlitten mit angeschickerten, gutgekleideten Damen und Herren hin- und herfahren…
Als wir dann gestern mittag im Pałac Tarce eintrafen, stand eine andere junge Dame da und meinte, es sei leider alles ausgebucht. Zuerst dachten wir uns, ok., ein Verständigungsproblem und meinten: Ja kann schon sein, weil wir gestern gebucht hatten. Aber nachdem sie uns zweimal sagte, sie könne uns gern die Adresse des Hotels in Jarocin sagen und man nähme ohnehin nur Leute, die 7 Tage blieben (einfaches Polnisch verstehe ich zumindest in Grundzügen), zogen wir ab, weil uns das zu blöd war. Im Auto schauten wir noch mal nach. Booking offenbarte für den Pałac Tarce noch immer den Last-Minute-Rabatt und auch Eintagesbuchungen. Wenn wir jetzt online gebucht hätten, hätten wir wieder grinsend retour marschieren können. Aber wahrscheinlich hätte man uns dann in der Besenkammer geparkt und ausgesucht ignorant behandelt.
Keine Ahnung, was da los war. Ob das Haus vielleicht ein reines Abschreibungsobjekt ist, denn es gehört scheinbar einer Fischfabrik namens Rybhand. Oder ob das die Entscheidungsängstlichkeit von Personal ist, das irgendwann mal angebellt wurde „Wir nehmen niemand mehr unter 7 Tagen Buchung!“
Also schickten wir ein herzhaftes „Fuck You“ über den englischen Rasen des Parks und fuhren wir zur nächsten geplanten Station.