Die richtigen Alternativ-Leben-Profis lachen sich jetzt wahrscheinlich krumm. Aber am Freitag empfing ich die erste Bio-Gemüsekiste meines Lebens. Besser gesagt: Eine Gemüse- und eine Obstkiste. Erst mal ein Probeabo, mal schauen, ob ich damit zurecht komme. (Natürlich auch der Graf, aber die Küche ist mein Revier.)
Früher habe ich ganz gern auf dem Markt gekauft, aber ich fand es schon immer mühselig, an den Ständen die Preise zu vergleichen, zu schauen, das ich nicht beschissen werde (zu Zeiten des kopfrechenstarken Ex wußte ich, dass einige Stände am Winterfeldmarkt daher tabu waren) und ggf. aus der Tüte zweimal gutes Deckobst rauszuholen und der Rest ist Ramsch. Der kleine Markt am Zionskirchplatz – gut gemeint – hat Biostände mit astronomischen Preisen und auf den Arkonaplatz verirre ich mich am Freitag selten.
Außerdem mag ich es mittlerweile, zu schauen, was da ist und etwas daraus zu machen, statt riesige Küchenpläne anzufertigen oder Impulskäufe zu machen.
Ich war zunächst erfreut über die Frische und Ansehnlichkeit der Sachen.
Ein bißchen Modifikation ist noch nötig. Kopfsalat ist zu schwierig, weil er schnell gegessen werden muss, auch wenn ich ihn sehr mag. Der Graf isst in der Regel ein Salatblatt am Tag auf einem Burger oder Sandwich. Also müsste ich allein gegen den Verfall anweiden.
Die Pastinaken werden demnächst ausgetauscht, da fällt mir nämlich nicht allzu viel dazu ein. Das sollen dann eher die Prenzlberg-Muttis odern. Das obligatorische Kilo Äpfel in der Obstkiste wurde schon durch Orangen (für den Grafen) und Bananen (für Miz Kitty, die ist schließlich aus dem Osten) ersetzt, weil wir beide Äpfel nicht vertragen.
Schon nach der Lieferung wanderten eine Birne und ein paar Datteln in meinen Morgenjoghurt. Mittags machte ich mich an die Bewältigung des Kopfsalates.
Er bekam ein Dressing aus Joghurt, Zitronensaft und Kräutern, dazu harte Eier.
Der Salat war hervorragend. Super zart und ohne jegliche Killerbeizen, die Schädlinge abhalten, daher auch von einigen Blattläusen bewohnt (kann man problemlos abspülen) und mit Neigung zum Faulen (auch eher ein Qualitätskriterium, da nicht mit Schutzgas und Keimfrei-Atmosphäre behandelt).
Heute widmete ich mich den Pastinaken und dem Bärlauch. Wir kauften noch ein paar braune Champignons und Lachs dazu und ich machte Risotto mit Lachs, Champignons, karamellisierten Pastinaken und Bärlauch. Das war eine echte Geschmacksbombe, wirklich umwerfend gut. Meinetwegen hätte es die Champignons nicht gebraucht, aber da der Graf schon einmal vegetarisch und öko bekocht wurde (fettfreie Gemüse-Wassersuppen, gern aus Diätgründen kalt gegessen, mit der Wirkung, dass er sich hinterher erstmal heimlich einen Döner holte, kam mir zu Ohren), beäugte er Bärlauch und Pastinaken etwas skeptisch, also gabs noch ein Placebo dazu. Zusammen mit dem Rest vom Salat vom Vortag ein sehr gutes Essen.
Warum ich das mache? Das Kind bat mich, die Verwendung zu dokumentieren.
Themenwechsel. Mir fällt dieses Jahr angenehm auf, dass die Rabenvögel fehlen. In den Jahren vorher gab es um diese Zeit schon lautstarke Keilereien um die Nester. Auch das Elsternnest im Hof (sehr komfortabel, weil mit Dach) ist noch unbewohnt. Das haben wir vielleicht dem endlosen Winter zu verdanken. Mir wurde das in den letzten Jahren unangenehm zu viel, weil kein Singvogel mehr zu hören war.
Ach und dann mache ich mir zur Zeit, einen Spaß daraus, Ehefrauensätze zu üben:
Das kann/weiß ich nicht, das muss mein Mann machen.
Das muss mein Mann entscheiden und der ist nicht da.
So, jetzt hol ich meinen Mann!
Mein Mann duldet das nicht! (cc crocodylius niloticus)
Man sieht, die Konditionierung, Verantwortung an andere, vorzugsweise Männer abzugeben, ist wohlfeil.