Vigil 81

Twitter auf: *kreisch* *häm* *empör* *moralisier* „Deutsche Männer sollten wieder zuschlagen lernen“ „Deutsche Männer können ihre Frauen nicht mehr verteidigen“

Die Printmedien kamen im Schlepptau hinterher. Oder war es umgekehrt? Man wees et nich, irgendwer hat angefangen.

Die Zwischentöne bleiben, wie so oft in den letzten Jahren, auf der Strecke. Alle politischen Seiten ranten rum, dass etwas so ist, wie es ist, schmeißen ihre kurzschlüssige Bewertung in die Runde (wie immer schon, wenn Buzzwords schwierige, komplexe und langwierige Betrachtungen ersetzen sollen). Kaum jemand schaut genau hin, fragt, warum etwas so ist und Uneindeutiges und in der Bewertung noch ungeklärtes wird noch weniger ausgehalten. Logisch, das geht nicht in 140 Zeichen. Da funktioniert nur Agit Prop.

Um so dankbarer war ich für dieses Interview mit dem Gewaltforscher Baberowski, dessen Äußerungen wohl der Auslöser für die immer mal wieder durchs Dorf getriebene Sau waren.

Was er ausführt, passt eben nicht in 140 Zeichen. Es geht um Zivilisationsgeschichte. Darum, dass die weitgehend gewaltfreie Zivilgesellschaft eine junge Errungenschaft ist, die auf einem stabilen Staat mit geteilten Gewalten und deren wenig korrumpierbaren Vertretern basiert.
Wir halten das für selbstverständlich. Das ist es nicht.

Den Rest des Textes, dem ich geschrieben hatte, habe ich gelöscht. Als Elias-Fangirl denke ich, es reicht das Interview.

 

Vigil 80

Da habe ich diese Woche wohl zu viel über Scooter gelesen.
Heute nachmittag holte ich die Ministry of Sound-Compilation des Jahres 2000 aus dem Regal und hörte sie durch. Inklusive  „Wie hieß der Song? – Sandstorm von Darude“. (Witzig sinnbefreites Video, seit „Lola rennt“ waren rennende rothaarige Frauen in.)

Wrumm! Es funktioniert immer noch. Es geht sofort von den Ohren in den Körper und ins limbische System.

Wobei vor Zeiten die Ministry of Sound-Auswahl zu populär gewesen wäre. Ich habe eher Laurent Garnier gehört.

Oder Minimal von Mille Plateaux, das kickte mir die Schädeldecke hoch.
Vielleicht noch die van Dyk-Remixes, später dann Dub Step.
Ich war nie Kennerin, sondern schlicht Konsumentin. Musik und Literatur waren, was ich ohne Denken konsumieren konnte, Film, Theater oder Malerei gingen ja nicht mehr.
Ich mochte diese cleane konzeptionelle Musik mit den unterkühlten, in der Emotion kontrollierten oder in die Reduktion gefilterten Gesangsstimmen. Das komplette Gegenentwurf gegen den Ego-Emotions-Overkill der bisherigen Popmusik – schwitzende, schreiende langhaarige Männer in engen Hosen. Für mich war eine logische Fortsetzung der Pink-Floyd-Studioalben, die ich als Teenager hörte.
In den 90ern hatte ich nie Zeit, zwei Tage durchzutanzen. Ich hatte ein Kind, arbeitete hart, zwei durchtanzte Nächte im Jahr, dort wo es sich gerade ergab, waren viel.

Was im Kopf geblieben ist, sind komischerweise die populäreren Titel. Und ähm, ja, auch Scooter. Das hätte ich vor 15 Jahren absolut krank gefunden.

Vigil 79

Was für ein Abend. Es war immer noch etwas trübe, wenn auch wärmer und die Luft und die Straßen waren vom Regen reingewaschen. Dazu dufteten Holunder, Robinien und Heckenrosen.
Wir liefen durch Mitte, auf die Schlossbaustelle zu. Alles strahlte, war klar und scharfgezeichnet.
Solche Abende hat Berlin nicht oft. Da ist man für ein paar Stunden abgelenkt von Dreck, Sperrmüll und Hundescheiße.
Berlin

Auf dem Rückweg gab es eine Schrecksekunde. Am Rosenthaler Platz flog ein Mädchen, getroffen von einer unvermittelt geöffneten Autotür in hohem Bogen vom Fahrrad (natürlich ohne Helm).
Sie stand gleich wieder auf und diskutierte mit dem Fahrer, außer ein paar Schrammen war nichts schlimmes passiert. Als wir uns als Zeugen anboten, hatte man sich schon geeinigt. Oder besser, der Autofahrer hatte seinen Charme spielen lassen und sie hatte scheinbar in der Dämmerung kein Licht am Rad.
Bei dem Unfall, den mein Großvater kurz vor seiner Pensionierung hatte, bemerkte man die Gehirnblutung erst nach 14 Tagen. Vorher waren auch alle der Meinung, es wäre nichts passiert.
Das muss sie selbst wissen.

Vigil 76

Das Wetter darf so bleiben. Zwischen 18 und 25 Grad und wenn es mal einen Tag wärmer ist, kommt nachts ein Gewitter und kühlt und befeuchtet.
Mittags sollten ein paar Wölkchen kommen, damit es nicht zu sonnig ist und abends gibt es einen klaren Strahlehimmel für den Sonnenuntergang.

Machen wir das so? Wer schreibt denn dafür eine Online-Petition?