Opas Kino – Papas Fernsehen

Gebt uns unser Fernsehen zurück vs. Macht die Glotze aus!.
Manchmal ist es kontraproduktiv, in meinem Kindergärtnerinnen-Business-Angel-Job mit dem Fluch des analytischen Denkens geschlagen zu sein. Statt einfach nur am Telefon nett zu sein, mache ich mir seit längerer Zeit Gedanken darum, was aus dem guten alten Programmfernsehen wird. Nicht uneigennützig, lebe ich doch davon. Wenn die Sender ihre Quotenerfolge mit nonfiktionalen Produktionen (z.B. „Bauer sucht Frau“, „Der Restauranttester“) einfahren, die ein Zehntel einer fiktionalen Fernsehproduktion kosten und ein gut Teil unserer Arbeit vom Dritte-Welt-Format Telenovela dominiert wird, ist es auch nötig, daß ich meinen Kopf langsam auf Betriebstemperatur bringe.
Wenn ich mit Fernsehproducern und Redakteuren auf ein Bier verabredet bin, mit ihnen über Senderpolitik, Projekte und Intrigen rede, dann stehe ich oft neben unseren Gesprächen und frage mich, ob die anderen nicht auch merken, daß der Fußboden immer schräger wird, wir unsere Notenpulte längst festhalten müssen und trotzdem weiterspielen.
Was ist die Zukunft? Hochpreisige deutsche Produktionen im Pay-TV, wie W&V auf eine Publikumsumfage hin behauptete? Dafür gibt es in Deutschland immer noch zu viel zu gutes Free-TV, auf dem die hochwertigen Serien des amerikanischen Pay-TV zu sehen sind. (Das vergessen viel, wenn sie die Qualität des deutschen Fernsehens monieren. „SATC“, „Dr. House“, „Lost“, das sind alles HBO-Produktionen.)
Fernsehpionier Kofler hingegen meinte im „Horizont“-Interview, daß der die Zukunft des Pay-TV eher im niedrigpreisigen digitalen Bereich sehe, d.h. Videostream on demand, nicht terminiert, ohne Zeitraster, womöglich ohne Abo, wie in der Videothek. Dazu gibt es mittlerweile die ersten Angebote von Content per Videostream, die sich – wie das nun auch in die Jahre gekommene Privatfernsehen – über Werbeunterbrechungen finanzieren.
Wie werden unsere fiktionalen Produktionen aussehen, wenn sie sich von den Wirkungsmechanismen des Massenmediums abkehren? Wo man es allen recht machen mußte, weil man nur die eine Frequenz hatte. Junge Menschen konsumieren inzwischen mehr Internet als Fernsehen. Es gibt mehr alte als junge Menschen. Die Alten haben mehr Geld. Die Jungen müssen für die Markenprägung erreicht werden.
Wird die Differenzierung weiter voranschreiten? Die Privaten Vollprogramme für die Fulltime-Berieselung der Schmutzigen, Häßlichen und Gemeinen, die brav den beworbenen Fertigfraß kaufen? Die Öffies für die Kukident-Generation (schließlich zahlen die brav ihre Rundfunkgebühren) Kreuzfahrtfilme und romantische Komödien für in die Jahre gekommene, unterbrochen von Ratgebersendungen zu Gesundheit und Geldanlagen? Das Internet für die Jungen: viele kurze, schnelle, billig gemachte Kolportagen in geiler Ausstattung, verbunden mit dem Link, wo sich die Fummel kaufen lassen?

Ich bin froh, daß diese Diskussion anfängt. (In Bezug aus Print läuft sie ja schon länger.) Allerdings hätte ich mir nie träumen lassen, daß sie von einem rechthaberischen Greis angestoßen wird, der Bildung und Erbauung vermißte.

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Stellen Sie sich vor

ich wäre eine sogenannte Pop-Autorin und würde Geschichten mit Klarnamen oder Fast-Klarnamen und Klarereignissen schreiben. Was heißt schreiben, einfach so aus überlegener Position rausrotzen…
Ich wäre auf noch viel mehr Parties eingeladen und könnte dann und wann die Presse mit Skandalmeldungen erfreuen: Ich könnte meine Kokainsucht gestehen oder meinen Sadomasochismus.
Fiel mir gerade ein, beim Lesen von Lottmanns „Zombie Nation“.

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Sehnsucht

Leser, die schon länger dabei sind kennen das Thema.
Plötzlich ploppt es wieder auf. In irgendeiner Zeitung las ich etwas Populärpsychologisches dazu: Sehnsucht sei dazu da, sich an Blockaden abzuarbeiten und zeige menschliche Tiefe. Nur Depressive empfänden keine Sehnsucht.
Hm, dann bin ich wahrscheinlich seit Jahren ein völlig verflachter, depressiver Mensch, der keine Blockaden kennt.
Vielleicht habe ich das Selbständigsein viel zu sehr verinnerlicht. Wenn bei mir Sehnsucht nach etwas aufkommt, dann schaue ich entweder, was ich machen muß, damit ich mir den Wunsch oder das Bedürfnis erfülle oder ich mache einen Plan, wie ich dieses Ziel langfristig erreiche, wenn es komplizierter ist. Dabei schaue ich natürlich auch, ob das Sehnsuchtsziel überhaupt erreichbar ist, ob es adäquten Ersatz gibt oder ob ich mich da gerade mit einem völlig unrealistischen Thema beschäftige.
Die Zeit ungehemmter Träumereien ist bei mir tatsächlich lange vorbei. Immer wenn bei mir so ein Ausbruch von: Hach ich würde/wäre gern kommt, packe ich mich am Schopf und sage mir: Dann mach, wenn es dir tatsächlich so wichtig ist!
Jetzt passiert es mir zum ersten Mal seit langer Zeit, daß ich tatsächlich große Sehnsucht habe und weiß, ich kann das Bedürfnis nicht erfüllen, wahrscheinlich auch nicht langfristig. Und überhaupt ist das Ziel im jetzigen Setting komplett unrealistisch. Das Setting zu ändern macht auch keinen Sinn, denn das ist wichtig und war investitionsintensiv.
Hach, das ist so kompliziert, wenn ich darüber keinen Klartext schreiben kann, aber es geht tatsächlich nicht, denn es betrifft nicht nur mich.
Also, um mal einen Vergleich zu bemühen: Stellen Sie sich vor, sie wollen mit ihrem Mann zusammenziehen und ein Haus kaufen, suchen lange und finden eines, das zu 95% alles an Ausstattung hat, was sie wünschen, teilweise sogar noch mehr, was Sie sehr schön finden. Der einzige Makel: es hat keinen Balkon. Da Sie aber noch nie ohne Balkon gewohnt haben, ihn in den letzten Jahren aber immer weniger benutzten und der beteiligte Partner einen Balkon nicht wichtig findet, entscheiden Sie sich für das Haus, verbunden mit dem Gedanken, daß man schließlich die Fenster weit aufmachen und vielleicht später noch einen Balkon anbauen könne. Das geht auch eine Weile gut, es ist nicht so schön wie mit Balkon, aber das wird von der Weitläufigkeit und der Lage des Hauses aufgewogen. Doch dann werden die Fenster vom Partner immer wieder zugemacht: es zieht. Einen Balkon anzubauen lehnt er ab mit der Begründung, daß von vornherein klar war, daß er keinen Balkon will. Seine Mutter habe sich vor seinen Augen vom Balkon gestürzt und seither hasse er Balkons und auch offene Fenster versuche er zu vermeiden, auch wenn er versucht hätte sich dahingehend anzupassen. Sie merken, wie sehr Ihnen ein Balkon fehlt, erwischen sich bei blöden Szenen: einer macht die Fenster auf, der andere schließt sie brummelnd wieder.
Irgendwann sind sie bei Freunden zu Besuch. Die haben ein schönes Landhäuschen und in diesem Zusammenhang gibt es ein Angebot der Nachbarin, Ihnen ein Zimmer zu überlassen. Die Probleme sind: es ist nur für Sie bestimmt, sie müßten ihren Anteil ihrer Rate für das Haus kürzen, um das Zimmer zu bezahlen und sie würden das gemeinsame Haus öfter verlassen, um einiges an Zeit in diesem Zimmer im Landhäuschen zu verbringen. Sie müßten auch dieses Zimmer einrichten, putzen und die Miete pünktlich bezahlen. Abgesehen von der Unsicherheit, die dieses Mietverhältnis mit sich bringt. Da sie so selten da sind, könnte ihnen auch bald wegen Eigenbedarf gekündigt werden…
Lohnt das oder ist das Schwachsinn?

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und sonst so

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mit freude und erschrecken zu merken, daß ein thema mich nicht nur allein beschäftigt
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und sich fragen, was daraus folgt
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und sich verbieten, darüber nachzudenken, manchmal ist einfach drauflosleben wesentlich wichtiger
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achtung, achtung, es könnte zu rauschhaften zuständen kommen
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