Die Suche nach der Nähmaschine ist vorbei

Fast jedenfalls. Ich nenne seit letzter Woche eine generalüberholte Nähmaschine, eine Famula, mein Eigen. Ein Stück alte DDR auf der allerletzten Strecke. Aber es war ja nicht alles schlecht, heißt es.
Im Gegensatz zu meiner Veritas, die ich blöderweise weggeschmissen habe, hat sie wesentlich weniger Stichprogramme. 6 fest eingestellte Zickzack- und Gradstiche (so schlecht nicht, weil das ständige Neueinstellen bei stufenloser Regelung nervig und fehlerbehaftet ist) und noch ein paar Stretchstiche, einstellbarer Füsschendruck, prima. Der große Vorteil sind vor allem der solide Alukorpus und der Freiarm.

Dann habe ich mich mal an die Arbeit gemacht, um meine Fertigkeiten aufzufrischen:
Eine lockere Warmmach-Übung, bei der ich ein Hasi- und Mausi-Shirt mit zwei Stoffresten kombinierte, einem Batist und einer wunderschönen Seide. Batist und Shirt wurden so gefärbt, dass sie zur Seide passen.
Blaues Kleid Blaues Kleid
Die Schärpe vorn ist eher eine Verlegenheitslösung, um die Proportion etwas zu verschieben. Ich sehe in dem Kleid nämlich aus wie ein Teletubby. Die Seide ist ziemlich steif und bauscht sich und die Madame, die drinsteckt ist, rekordverdächtig schlachtreif.

Nummer zwei war zur Auffrischung präzisen Arbeitens gedacht, was auch gelungen ist Material ist Baumwolle, die ich noch liegen hatte. Ein schlichter, aber akzeptabler schnitt, die Schultern müsste ich ein bisschen reinnehmen, die Naht ist zu lang.
Weisses Kleid Weisses Kleid
Weisses Kleid Weisses Kleid
Einziges Problem: Ich sehe damit aus wie eine Putzfrau. Mag sein, dass es am Material liegt. Ich mache die gleiche Sache die Tage noch mal mit dünnem Batist. Aber da sieht es dann wahrscheinlich nach Nachthemd aus.

Gestern begann ich mit der großen Kunst der Schnittänderung. Da bin ich nicht so fit. Ich muss irgendwann noch mal einen Lehrgang dazu machen. Meine Figur sieht, wenn ich meinen Änderungen glauben darf, sehr nach Alien aus. Birnen-Alien. Und mit normalen hochgradierten Konfektionsschnitten komme ich grade an die Grenze. Da sieht dann für ein Vichy-Karo-Kleid in Hellblau und Weiß im Vintage-Stil so aus:
Schnittveränderung
Meh. Meine Schultern sind nicht mehr zu breit, weil alles andere nunmehr breiter ist, die Brust zwar ordentlich, aber in keiner Proportion zur Hüfte, Taille nicht mehr vorhanden, Vordere Taille 2 cm länger, hintere Taille 2 cm kürzer. Wattn krummer Scheiß.
Die Frage ist, ändere ich mir jetzt einen Wolf und sehe hinterher aus wie Tante Traudl im guten Sonntagskleid, näh ich in Zukunft nur noch Säcke oder tu ich mal was für meinen Körper?

21 – Vergessen wir diesen Tag

Denn ich bin irgendwo in den Tiefen eines depressiven Rückschlages verschwunden.
Großer Vorteil: Ich spüre zweimal im Jahr für ein, zwei Tage, wie es mir vor dreieinhalb Jahren ständig ging. Der Unterschied ist enorm.

Inmitten von Menschen – Prolog

Es begann ganz harmlos. Ich wollte endlich wieder meinen Geburtstag feiern. Im vorigen Jahr war es schon geplant, aber da zog ich zum Grafen, wir lebten auf Kisten und Freunde veranstalteten dafür für uns ein Geburtstagsdinner in ihrer Wohnung. Aber diesmal wollte ich unbedingt. Fand doch meine letzte Feier 2009 statt.Ich machte also einen Schwung Einladungen fertig. Die analogen Freunde, die Filmgruppen-Freunde, die Freunde aus der Bloggeria und ein paar Iron Blogger zum ersten Mal. Eine gute Mischung aus „wir kennen uns schon ewig“ und „dich wollte ich schon immer mal dabei haben“.
La Primavera kam aus McPomm geritten und wir machten uns an die Vorbereitungen. Ich bin nicht nur aus Finanzgründen gerne Selberköchin, das hab auch auch gemacht, als ich gut verdiente. Es macht mir einfach Spaß.
Wir fuhren am Freitag nach einem Gemüseeinkauf auf dem Wochenmarkt am Arkonaplatz zu Rogacki und machten einen Rundumschlag. Als der Schweinebraten noch aus dem Lager geholt werden mußte, konnten wir erstmal mit Mettbrötchen pausieren.
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Dann kam der Küchenkampf. Man muss wissen, dass LaPrimavera und ich ein seit 25 Jahren eingespieltes Team sind. Wir haben auch schon zusammen an der Nähmaschine gesessen und unter ihrem Entwurf Theaterkostüme gefrickelt. Wir kochten, brutzelten, rührten und schnippelten bis spät in die Nacht.
Gegen Mitternacht gabs die erste Havarie. Ein frisch gebackener Käsekuchen riss mitten durch. Es gab kein anderes Mittel, um die Kanten zu begradigen, als sie abzuessen. Immer wieder…
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Nach neuer Energiebetankung aus lauwarmem Käsekuchen machten wir noch bis halb vier weiter und kamen in der Tiefe der Nacht zu solchen Erkenntnissen, wie: „Kuchen ist wie Döner in süß.“

Am Samstag kaperten wir im REWE einen Einkaufswagen und beluden ihn mit Getränken. Es gibt für alles ein erstes Mal, auch für das Klauen Ortsentfremden eines Einkaufswagens. Dazu noch der Einkauf vermeintlich fehlender Dinge (noch heute stehen 5 Becher Sahne und Schmand im Kühlschrank, was mich da geritten hat). Ich schob noch zwei Käsekuchen in den Ofen. (Erkenntnis: Käsekuchen schmeckt besser, wenn er einen Tag alt ist. Um dem noch eins hinzuzufügen: Warum sind die Meerrettichwurzeln, die ich kaufte, nicht scharf??? Überlagerung oder moderne Züchtung?) Dann ging es ans Finish: Buffet, Einrichtung, Mensch.