WMDEDGT Juli 2023

Heute fragt Frau Brüllen wieder dass wir den ganzen Tag getan haben. Diesmal wird es etwas knapp gefasst sein, es ist die Rekonvaleszenz – Edition.
Ich warte sehr früh auf und rief erst einmal beim Hausarzt an. Heute hatte man keine Zeit mehr für mich, ich solle morgen kommen und meinen Arztbrief aus dem Krankenhaus abgeben.
Daneben erwartete mich eine gute Nachricht, es hat sich jemand gefunden, der das Service in Essen abholen würde und dann auch noch demnächst hier hoch in den Norden fährt.
Dann stand ich auf, fütterte die Katzen (der Kater treibt sich mal wieder rum) und machte Frühstück. Alles außer Brot, denn der Bäckerwagen sollte noch kommen. Als er da war, kaufte ich Brot für die Woche Brötchen für mich und den Grafen und ein bisschen Kuchen.
Beim Warten auf den Bäckerwagen packte ich Retouren zusammen, die sich angesammelt hatten. Außerdem packte ich ein paar Hosenträger ein, die ich verkauft hatte. Weiße Seide mit Musketieren, dazu schwarze Ledermontur. Escada aus den neunziger Jahren, so etwas Schräges (und wirklich gut verarbeitet) gibt es heutzutage nicht mehr.

Der Graf fuhr mittags einen bestellten Einkauf abholen, ich legte mich ins Bett und schlief 2 Stunden, ich war schon wieder ganz furchtbar müde. Nachmittags packte ich den Einkauf aus, hing ich etwas Wäsche auf und räumt das Erzieherzimmer auf, morgen würde die Putzfrau es fertig machen, weil es am Wochenende belegt ist.

Am frühen Abend kam der Kater zurück und hatte natürlich erst einmal fürchterlichen Hunger. Danach legt er sich zusammengerollt ins Heu unter die Lebensbäume und schlief.

Der Graf war nach Stralsund in den Baumarkt gefahren und aß dort Backfisch im Fladenbrot. Mein Abendessen bestand aus Wraps mit Gemüse und Hummus bzw. Hirtenkäse. Dazu gab es Kirschen und Erdbeeren, die der Graf heute mitgebracht hatte.


(Diese Dekore auf Meißner Porzellan sind wirklich nur zum Vorzeigen gemacht, sobald man sie benutzt, sieht es aus wie ganz normales Goldrand-Porzellan.)

Am Abend strickte ich an dem neuen Pullover, den Anfang hatte ich schon zweimal aufgetrennt, weil er zu weit war. Und das war es auch schon.

Das angekündigte Unwetter war ausgeblieben und es hatte nur für leichten Sturm gereicht. Das bisschen Regen, das gefallen war wurde vom Wind sofort wieder trocken geblasen.

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03.07. 2023 – Ächz

Immerhin schon mal (mit gräflicher Hilfe) Wäsche aufgehängt, Brote geschmiert und Suppe gekocht.
Aber irgendwie bin ich immer noch etwas neben der Spur. Ich habe es zum zweiten Mal geschafft, ohne Zähneputzen ins Bett zu gehen, weil „Viel zu anstrengend, ist ja noch so früh, du wirst sowieso kurz nach Mitternacht wach“ und bin dann am Morgen aufgewacht.
Aber es wird besser.

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02.07. 2023 – Wieder an Bord

…wenn auch mit leichten Sturmschäden. Auch wenn sie sich alle lieb kümmern und das Essen vor einen hingestellt wird, das Bett sich in jegliche Position fahren läßt, man heute die Privatsphäre mehr achtet als früher, Krankenhaus ist Streß.
Da tat der Ausblick über Dächer ohne Grün und Vögel, mit Ausnahme von riesigen Möwen und einem Helikopter das seinige dazu – und die Monitore und Displays im Zimmer, die Tag und Nacht leuchteten.
Deshalb gingen wir gestern nach dem Abholen zusammen in ein Café in Greifswald, auch damit der Graf urbanes Leben tanken konnte, aber ich war bald bettreif.
Und so verbrachte ich den Rest des Sonntags und der Nacht vorwiegend im stillen dunklen Schlafzimmer, zwischendurch packte ich die Taschen aus und schnitt frische Rosen, die ich an diversen Plätzen im Haus verteilte, auf daß sie duften.
Die Katzen wurden in der Zeit meiner Anwesenheit gut vom Grafen versorgt und wurden zur Begrüßung von mir bepuschelt und dann ging es wieder ins Traumland. Der Körper beschwerte sich doch, daß es von 7 Tage im/auf dem Bett und ab und zum bei Grafenbesuch (jedenTag!) um den Block, dann wieder richtig in die Bewegung ging und überhaupt fehlte ihm der tägliche reichliche Liter Salzbrühe von der Infusion, was mit Kopfschmerzen quittiert wurde.

Fazit dieses Gastspiels: Wenn Sie am Körper irgendwas offenes, halboffenes oder wundes haben und im Dreck wühlen, kleben sie es zu. In meinem Fall war es ein kleines Ekzem, das durch Schwitzen durchlässig wurde, während wir das Abflussrohr freigruben. Streptokokken sind überall.
Wenn der Graf nicht am Samstag auf mein „Ich muß am Montag mal zum Arzt, die komische rote Fläche wird immer röter und heißer“ nicht sofort mit „Ich fahre dich in die Uniklinik in die Notaufnahme!“ regiert hätte, hätte es wohl am Sonntag die exponentielle Bakterienexplosion gegeben. So ging alles recht glimpflich ab, wenn auch mit „wir behalten Sie besser da“.
Es gab dann auch noch mildernde Umstände, denn das Essen dort ist wirklich eine Katastrophe. (Ich hatte die Krankenhausessen-Posts auf Twitter immer für bedauerliche Einzelfälle oder Gemecker auf hohem Niveau abgetan. Aber die Versorgung kann wirklich gruselig sein, inklusive Billigst-Joghurt, der zu 57% aus Molke mit Gelatine besteht.) Ich trug seit fast 10 Jahren eine Karte in der Tasche, die es gab, weil mir der Graf mit gar nicht so niedrigen Zahlungen die Anwartschaften in der privaten Krankenversicherung erhält. Und nachdem ich sie zückte, war ich Privatpatientin qua Zusatzversicherung. Auf das Chefarztgedöns verzichtete ich freiwillig. Die Tageszeitung, Handtücher und Bademantel, freies Internet und besseres Essen hatten es schon gebracht.
Mit den Bettgenossinnen hatte ich Glück, zwei nette, interessante und umgängliche Personen waren das. Der Dame, die eine Stunde bevor ich aufbrach ankam, die mich innerhalb von 5 Minuten wissen ließ, daß sie sich von messermordenden Migranten umgeben wähnte, die sicher demnächst nach französischem Vorbild brandschatzend über Deutschland hermachen würden und der Syrierin, mit der sie das letzte Mal im Zimmer war, hätte sie auch rundheraus gesagt, daß sie alle männliche Messermörder seien, konnte ich Gott sei Dank sehr schnell entrinnen. (Mag ja jeder sein Schreckensszenario im Kopf haben, ob nun beim Betreten der Straße vergewaltigt und gemessert werden oder nächstes Jahr an der Klimakatastrophe verbrennen. Im richtigen Moment die Klappe halten zu können, ist eine wichtige Kulturtechnik.)

So, nun lasse ich mich mit Rosen beduften, streichele nachher die Katzen und es geht schon viel besser.

BTW: Die Stare haben alle reifen Kirschen auf die Erde geworfen! – Oder war es der Sturm?

Veröffentlicht unter Leben