02.07. 2023 – Wieder an Bord

…wenn auch mit leichten Sturmschäden. Auch wenn sie sich alle lieb kümmern und das Essen vor einen hingestellt wird, das Bett sich in jegliche Position fahren läßt, man heute die Privatsphäre mehr achtet als früher, Krankenhaus ist Streß.
Da tat der Ausblick über Dächer ohne Grün und Vögel, mit Ausnahme von riesigen Möwen und einem Helikopter das seinige dazu – und die Monitore und Displays im Zimmer, die Tag und Nacht leuchteten.
Deshalb gingen wir gestern nach dem Abholen zusammen in ein Café in Greifswald, auch damit der Graf urbanes Leben tanken konnte, aber ich war bald bettreif.
Und so verbrachte ich den Rest des Sonntags und der Nacht vorwiegend im stillen dunklen Schlafzimmer, zwischendurch packte ich die Taschen aus und schnitt frische Rosen, die ich an diversen Plätzen im Haus verteilte, auf daß sie duften.
Die Katzen wurden in der Zeit meiner Anwesenheit gut vom Grafen versorgt und wurden zur Begrüßung von mir bepuschelt und dann ging es wieder ins Traumland. Der Körper beschwerte sich doch, daß es von 7 Tage im/auf dem Bett und ab und zum bei Grafenbesuch (jedenTag!) um den Block, dann wieder richtig in die Bewegung ging und überhaupt fehlte ihm der tägliche reichliche Liter Salzbrühe von der Infusion, was mit Kopfschmerzen quittiert wurde.

Fazit dieses Gastspiels: Wenn Sie am Körper irgendwas offenes, halboffenes oder wundes haben und im Dreck wühlen, kleben sie es zu. In meinem Fall war es ein kleines Ekzem, das durch Schwitzen durchlässig wurde, während wir das Abflussrohr freigruben. Streptokokken sind überall.
Wenn der Graf nicht am Samstag auf mein „Ich muß am Montag mal zum Arzt, die komische rote Fläche wird immer röter und heißer“ nicht sofort mit „Ich fahre dich in die Uniklinik in die Notaufnahme!“ regiert hätte, hätte es wohl am Sonntag die exponentielle Bakterienexplosion gegeben. So ging alles recht glimpflich ab, wenn auch mit „wir behalten Sie besser da“.
Es gab dann auch noch mildernde Umstände, denn das Essen dort ist wirklich eine Katastrophe. (Ich hatte die Krankenhausessen-Posts auf Twitter immer für bedauerliche Einzelfälle oder Gemecker auf hohem Niveau abgetan. Aber die Versorgung kann wirklich gruselig sein, inklusive Billigst-Joghurt, der zu 57% aus Molke mit Gelatine besteht.) Ich trug seit fast 10 Jahren eine Karte in der Tasche, die es gab, weil mir der Graf mit gar nicht so niedrigen Zahlungen die Anwartschaften in der privaten Krankenversicherung erhält. Und nachdem ich sie zückte, war ich Privatpatientin qua Zusatzversicherung. Auf das Chefarztgedöns verzichtete ich freiwillig. Die Tageszeitung, Handtücher und Bademantel, freies Internet und besseres Essen hatten es schon gebracht.
Mit den Bettgenossinnen hatte ich Glück, zwei nette, interessante und umgängliche Personen waren das. Der Dame, die eine Stunde bevor ich aufbrach ankam, die mich innerhalb von 5 Minuten wissen ließ, daß sie sich von messermordenden Migranten umgeben wähnte, die sicher demnächst nach französischem Vorbild brandschatzend über Deutschland hermachen würden und der Syrierin, mit der sie das letzte Mal im Zimmer war, hätte sie auch rundheraus gesagt, daß sie alle männliche Messermörder seien, konnte ich Gott sei Dank sehr schnell entrinnen. (Mag ja jeder sein Schreckensszenario im Kopf haben, ob nun beim Betreten der Straße vergewaltigt und gemessert werden oder nächstes Jahr an der Klimakatastrophe verbrennen. Im richtigen Moment die Klappe halten zu können, ist eine wichtige Kulturtechnik.)

So, nun lasse ich mich mit Rosen beduften, streichele nachher die Katzen und es geht schon viel besser.

BTW: Die Stare haben alle reifen Kirschen auf die Erde geworfen! – Oder war es der Sturm?

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6 Gedanken zu „02.07. 2023 – Wieder an Bord

  1. Gute Genesung und Erholung weiterhin. Zu Hause ist es doch viel besser möglich. Vielleicht ist auch Stricken schon wieder möglich, das hilft auch beim Erholen. Viele Grüße ins Trebeltal von der Blinden Trebel

    • Danke schön! Das große Glück war, Stricken ging. Ich habe in der Zeit das finish eines Pullovers gemacht.

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