Vormittags war es nur windig, am Nachmittag begann das Novemberwetter.

Die Katzen blieben verschwunden und kamen nicht einmal zum Abendbrot.
Der Graf machte den Fußboden im dunklen Flur fertig. Ich putzte erst mal ein bißchen rum.

(Selbst beim Putzen findet man Schönheit.)
Kochen war auch dran. Wirsingauflauf mit Kartoffeln. Wir leben gerade sehr gesund.
Abends arbeitete ich an den gefütterten Vorhängen weiter. Es dauert so ewig, weil der Entwurf vom Grafen ist und der ist ein klitzekleines bißchen pingelig, was die Ausführung selbiger betrifft. Man stelle sich die zwei Lagen Baumwollstoff mit Futter dazwischen so akkurat rechtwinklig wie Sperrholzplatten vor.
Ich fand keinen passenden Nähfaden und mußte erstmal welchen bestellen, deshalb steckte ich erst einmal nur.
Jo und um kurz vor Mitternacht hatten wir dann wieder einen vollständigen Fußboden im dunklen Flur auf der Nordseite.
(Hier gibt es den langen, den dunklen und den oberen Flur.)
Archiv des Autors: kitty
03.11. 2021
Sonne und nachmittags aufziehender Nebel. Wildgänse und Kraniche.
Wir nutzten den Tag vor dem großen Regen, um noch mal Gras zu mähen und zu harken.
Herbstgras ist schwer wie Hölle und so kroch ich abends folgerichtig nur noch rum. Aber Bewegung tut gut.
02.11. 2021
Kühler und immer noch recht düster. Nachmittags kam kurz die Sonne raus.
Die Zeit des therapeutischen Laubharkens beginnt: Jeden Tag eine Stunde für frische Luft, Licht und Bewegung.
Nachmittags und abends arbeitete ich an den gefütterten Vorhängen weiter.
Heute Nachmittag klärte sich, warum Shawn gestern so verschreckt ins Brombeergestrüpp geschaut hatte. Der Erpel der Nachbarn war durch den Zaun gekrochen und hatte sich dort verfangen. (Und ich wunderte mich über das laute Emtenquaken.)
01.11. 2021
Ein sonderbarer Tag. Ganz ruhig, mit sehr gedämpftem Licht und garnicht kalt.
Abends kam dann die Sonne und machte alles golden.


Ich kümmerte mich um die Wäsche und räumte mit dem Grafen Werkzeuge und Gepäck aus dem Auto.
Die Katzen waren scheinbar garnicht sauer über meine Abwesenheit. Shawn, der sonst gern fremdelt, war heute ein lieber und anhänglicher Kater.

Mimi verkroch sich lieber zum Schlafen.
Der Graf machte am Nachmittag noch eine Türschwelle und ich kochte und backte einen Birnen-Schokoladen-Kuchen.

Abends schnitt ich die Verblendungen für die Türvorhänge zu.
Nebenher lief der Fernseher. Erst Viscontis „Tod in Venedig“ (in einer furchtbar schlecht aufgelösten Kopie, da täte eine Bildbearbeitung not) und anschließend eine Dokumentation über den jugendlichen Hauptdarsteller. Ein unbedingt sehenswerter Film.
Ich habe in kleinerer Dimension öfter erlebt, wie junge Leute vor die Kamera kamen, weil sie etwas verkörperten, das man einfangen wollte und fast nicht mehr zurück fanden aus dieser Welt. In schwarze Löcher fielen nach dem Ende der Dreharbeiten, noch mal hochgeholt wurden zur Premiere oder zum Festivaldefilee. Und danach war nichts mehr wie vorher.
Die Geschichte des schönsten Jungen der Welt ist sehr sensibel und respektvoll erzählt. Zudem gibt es den glücklichen Umstand, daß aus der Zeit des Castings und der Dreharbeiten sehr viel Arbeitsmaterial und privater Super8-Film erhalten sind. Die Bilder können für sich sprechen.
Das, was ich da sah, habe ich so nie erlebt, jemand, der das Gefühl hat, völlig neben sich zu stehen. Ich hatte meist mit denen zu tun, die das, was um sie gemacht wurde, mit dem verwechselten, was sie sind. Diese Geschichte ist anders, sehr speziell und sehr berührend.