WMDEDGT Mai 2015

Frau Brüllen hat das schon am Dienstag gefragt, weil da der 5. war und ich muss meinen Tag nachtragen, weil ich trotz knapp gehaltener re:publica-Begegnungen noch nicht zum Schreiben kam.

Dienstag der 5. Mai war Seminartag. Ich hatte einen Tag Urlaub genommen und durfte eine Dreiviertelstunde länger schlafen. Gegen 8 Uhr frühstückte ich wie immer Joghurt mit Datteln und Banane, trank zwei Tassen Kaffee, malte mir ein Gesicht auf und schnappte meine Tasche. In die hatte ich schon am Abend vorher 3 gelbe Papierquadrate, 4 Skatspiele, Zettel mit Spielanweisungen, einen Märchentext und meinen Laptop samt Adapternupsi für den Beamer gepackt.
Mein Weg führte an den Stadtrand, dort ist eine Fachhochschule, die Erzieherinnen, Gesundheitsmanagerinnen, Sozialarbeiterinnen und so exotische Berufe wie Kindheitspädagoginnen ausbildet. Ich mache dort einmal im Semester ein ganztägiges Seminar zu Gehaltsverhandlungen. Aber erstmal fuhr ich zwei U-Bahnstationen zu weit. Ich war im Kopf eine Sache noch einmal durchgegangen, die immer die Tendenz hatte schief zu gehen und darüber verpasste ich das Aussteigen und stand plötzlich irgendwo an der Endstation am A… der Welt.
typohoelle
Aber die Zeit reichte noch, zurückzufahren und fünf Minuten vor Beginn einen großen Auftritt zu haben. Ich habe sonst immer gern Zeit für das Einrichten der Präsentation, aber das war eh für die Katz, der Beamer war zu dunkel, ich würde also alles rhetorisch rüberbringen müssen. Für Tafelbilder malen ist meine Schrift zu schlecht.

Trotz der Ankündigung, es wäre wie immer ausgebucht, saß diesmal wegen des Bahnstreiks ein sehr übersichtliches Häufchen vor mir. Nach fünf Minuten Einführung kamen dann die Wortmeldungen, wann denn Pause wäre, das bräuchte man für die persönliche Planung und man müsse dringend eher gehen, wegen Weil, worauf sich eilig noch vier Leute anschlossen. Interessant, wenn 16 Leute statt 8 vor mir saßen, hatte es das nicht gegeben. Aber das buche ich ich unter „geh du erstmal arbeiten“ ab und lasse solche gruppendynamischen Prozesse laufen, die dabei endeten, dass in der Evaluation die Bemerkung stand, man hätte zwar eher gehen müssen, aber ich hätte mich nicht ausreichend um ganz persönliche Fragestellungen gekümmert sondern die in die Fragerunde nach hinten terminiert. Kopf->Tisch

Es ist ein Phänomen der Bologna-Bildung, dass in Deutschland nun viele Leute auf einen Arbeitsmarkt kommen, dessen Stellen für Menschen mit Lehrberuf kalkuliert sind. Kaum ein Arbeitgeber legt Geld drauf für einen Bachelor- oder gar Masterabschluß, wenn er diese Expertise gar nicht braucht.
Irgendwann hatte auch mal jemand in der Politik die Milchmädchenrechnung aufgemacht, die lautete Akademiker=guter Verdienst+geringe Arbeitslosenquote und daraus geschlussfolgert, dass man mit einer höheren Akademikerquote das Einkommensniveau heben und die Arbeitslosenquote senken könne. Was für ein einfältiger Bullshit.
Das geht dann Hand in Hand mit der Auffassung von Menschen, dass man nach einem fleißig absolvierten Studium doch wieder nur in die klassischen sorgenden Berufe einsteigt und hofft, dass das gute Zeugnis wie ein Zauberamulett höhere Bezahlung bewirkt.* Viele kommen in mein Seminar und glauben, sie bekommen bei mir Zahlen gesagt, die sie nur auswendig lernen müssen und wenn sie die im Bewerbungsgespräch richtig aufsagen, geht das schon klar mit dem Geld. Und dann enttäusche ich sie, wenn ich ihnen sage, es ginge um Lebensplanung und Empowerment und richtige Zahlen gäbe es nicht.
Der nächste kleine Schock sind die Bedarfsrechnungen. Einmal für Berufsanfängerinnen, das kriegt man schon hin mit dem Gehalt eines sozialen Berufes. Aber der Bedarf für eine kleine Familie und ein Leben jenseits von WG, Elternzuschüssen und bescheidener Lebensführung ist aus so einem Gehalt selbst mit Steigerungsstufen nicht zu decken. In flachen Hierarchien gibt es kaum lukrative Aufstiege und wer sein Leben lang im gleichen Beruf arbeiten will, ist auf ein besser verdienende Partnerin angewiesen. Peng. Mit Mitte/Ende 20 ist das keine angenehme Erkenntnis. Da bin ich bei Stunde 2 des Seminars meist bei der Ernüchterung „das hätte ich vor dem Studium wissen müssen“ angekommen.
Dann gehen wir, neben dem Aufbau des Gefühls für den eigenen Wert und dem ersten Trainieren von sich etwas selbstverständlich erwarten bzw. nehmen statt darauf warten, dass einem gegeben wird**, auf den Parcours, der die Teilnehmer über den Tellerrand hinausblicken lässt. Muss es denn wirklich dieser Beruf für den Rest des Leben sein? Was ist so schlimm daran, Verantwortung für Budget und Personal zu übernehmen? Warum sich von einem freien Träger ausbeuten lassen, wenn man selbst Projekte verwirklichen kann? Wie lässt sich ein Leben mit weniger Geld gestalten?
Das Bild des lebenslang nährenden Arbeitgebers, der Vater und Mutter zugleich ist, steckt scheinbar in Ost wie West tief in den Köpfen der Menschen und die Realität sieht ganz anders aus.
Schöner Gag am Rande: Ein junger Mann, der sich bitter darüber beschwerte, wie er denn ein berufliches Netzwerk aufbauen solle, wenn alle, die er kennt und kennenlernt, über Facebook netzwerken und er doch aber Facebook vehement ablehnt. Da war ich dann kurz vor dem Satz „Tja, keine Ärmchen, keine Kekschen.“

Ich war dann schon anderthalb Stunden eher fertig, denn die Studierenden zog es nach draußen und ich war darüber nicht böse. Schließlich erwartete mich am nächsten Tag wieder meine Arbeit in der Elektrobranche. Die Mittagspause hatte ich mit einer lieben Freundin in einer Einkaufspassage bei Tchibo verbracht und in diese zog es mich nach getaner Arbeit auch zurück. Ich brauchte Strümpfe, Strumpfhosen und Unterwäsche. Da ich keinen Bock habe, für so etwas extra loszugehen, machte ich die Runde bei Läden, für deren Publikum H&M ein teurer Designerladen ist. Das Schöne ist, dass ich in solchen Geschäften nie Angst haben muss, dass es meine Größe nicht gibt, mein Volumen zählte dort als mittlere Größenklasse. Zu meiner großen Freunde konnte ich einen ganzen Schwung T-Shirts mit V-Ausschnitt erstehen, die weder einen schwachsinnigen Aufdruck hatten, noch in die Kategorie „farbenfrohes Oberteil für starke Frauen mit Pfiff“ fielen.
Dann ging es heim. Fun fact: Berlin-Hellersdorf riecht nach Bier und Zigaretten. Neukölln erinnere ich olfaktorisch als eine Mischung aus Kotze und Dope-Schwaden. Charlottenburg riecht nach zu viel Parfüm. Wonach riecht eigentlich Berlin Mitte?

In der U-Bahn verabredete ich mit dem Grafen, dass ich bei Rosenburger etwas zu essen mitbringen würde. Bio-Chili-Cheese-Burger mit Pommes, wie immer.
Wir aßen und der Graf zog gegen 18:30 Uhr noch einmal los, zu irgendeiner Veranstaltung am Rande der re:publica. Ich beschäftigte mich damit, die Waschmaschine zu überwachen und ein paar Reihen an einem Spitzentuch aus eisvogelblauer Seide zu stricken. Gegen 21:30 Uhr tränten mir vor Müdigkeit die Augen und ich fiel ins Bett.

Das war mein 5. Mai und hier sind die anderen Texte.

 

* Ich wehre mich auch gegen das Mantra „Sozialberufe müssen höher bezahlt werden“, wenn nicht klar ist, wo das Geld herkommen soll. Vom Staat? In Deutschland werden schon Unsummen Geldes vom Gehalt abgezogen, damit der Staat das irgendwie verteilt.
In den Köpfen der Nutzer von Leistungen sorgender Berufe (und damit von uns allen) sitzt, dass es eine Kaste Menschen  gibt, die sich ohne Wenn und Aber um uns und unsere Angehörigen kümmern muss, wenn es den Bedarf gibt und das möglichst für umsonst oder ganz wenig Geld für den Nutzer oder die Angehörigen.
Mafiöse Strukturen in Pflege und sozialer Fürsorge, wo das Geld nicht bei denen ankommt, die die unmittelbare Arbeit machen, entstehen meiner Meinung nach auch dadurch, dass die Nutzer von Leistungen oft weder wissen was sie kosten, noch Einfluss auf ihre Kalkulation und Struktur nehmen können. Aber das ist ein sehr weites Feld.
**schwierige Sache für diese Berufsgruppe

WMDEDGT April 2015

Frau Brüllen hat wieder gefragt, was wir den ganzen Tag so machen.
Dieser Ostersonntag war einer der Tage, an denen mir das Zeitgefühl gänzlich verloren ging. Weder der Graf noch ich sind Menschen, die auf festtägliche oder familiäre Rituale Wert legen. Manchmal ist das schade, weil Festtage das Jahr beleuchten, aber der starre, sinnentleerte Feierzwang in unseren Herkunftsfamilien, der mehr Stress als Freude brachte, hat uns wohl davon weggebracht.
Und gestern war es nur ein Segen, dass weder große Essen noch Besuche verabredet waren, denn mein absolut tödlicher Männerschnupfen war auf dem Zenith. Ich saß morgens auf dem Sofa, krächzend, schniefend, niesend, das Wasser lief mir aus Auge und Nase und meine Laune war auf dem Nullpunkt.
Ich kochte mir gegen halb 10 ein Seelentrösterfrühstück, Kascha. Ich koche den Vollkorn-Buchweizen auf und gieße das erste Wasser weg, dann ist er verträglicher. Wenn er weich ist, kippe ich etwas Sahne darauf und lasse ihn noch etwas ziehen. Dann gibt es Zimt und Zucker dazu.
Der Graf war noch einmal eingeschlafen und ich mochte ihn nicht wecken und so setzte ich mich nach der Zeitungsschau an eine Strickarbeit. Mein eigentlich schon fertiges Färöer-Tuch mit Spitzenmuster und aus dunkler Seide hat einen zu schmucklosen Rand und ist an der Unterkante zu leicht. Ich wollte das Muster geringfügig ändern und kleine Perlen einstricken. Doch zuerst musste ich dafür 20 Reihen wieder aufmachen. Was bei gestickter Spitze heißt, Masche für Masche zurückzugehen.
Dazu hatte ich ein Hörbuch auf den Ohren und dachte über Fluch und Segen gekürzter Bücher nach. (Ich hasse es ja, wenn die Handlung eines Romans komprimiert wird. Ich kann aber verstehen, dass ich nicht die Zielgruppe bin, sondern eher weniger leseaffine Menschen mit wenig Zeit und dass ungekürzte Lesungen Hörbücher ins Unverkäufliche verteuern.)
Dann war der Graf aufgestanden und wir verabredeten, am Nachmittag mal bei Kind und Mann im Garten vorbeizuschauen, wir waren freundlich eingeladen und der Himmel strahlte blau.
Ich machte ausgiebig von Nasenspray Gebrauch. Das tue ich sonst nicht, denn das Letzte, was ich ich wollte, wäre, mir damit die Nasenschleimhäute zu versauen. Aber ich hatte eine Heidenangst vor der einer Nebenhöhlenentzündung, die mich richtig krank machen würde. Und Nasenspülungen helfen bei mir nicht. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, ich appliziere damit die Erreger noch an die richtige Stelle.
Dazu trank ich kannenweise Ingwertee und der Graf diktierte derweil einen Blogeintrag und entwarf eine Osterkarte.
stempel
Dann war die Zeit gekommen, zu der wir in den Garten aufbrechen wollten. Aber ich war vollkommen zerlegt und das Letzte, wonach mir war, war, das Haus zu verlassen. Also sagte ich dem Kindlein ab und sah mir vergnatzt die schönen Wolken, die wie Schiffchen auf dem knallblauen Himmel trieben, durch mangelhaft geputzte Fenster an. Statt dessen fummelte ich die Perlen auf die Seidenmaschen und fragte mich recht bald, was mich zu diesem hirnverbrannten Entschluss gebracht hatte.
beads
Es sieht ja hinreißend schön aus, weil es eben eigentlich nicht zu sehen ist. Aber es ist ein haarsträubendes, zeitraubendes Gefummel. Slow Knitting eben, das sind die Stücke, die bei Tragen mit großem Respekt behandelt werden. (Ich mag es sehr, dass die transparenten Opalperlen die Farbe des Garns annehmen, das zwischen Silber-, Graphit- Kobalt- und Bleigrau-Tönen mit etwas mattem Gold changiert. Nicht unbedingt meine Farben, aber gut anzusehen.)
Als die Sonne am untergehen war, merkte ich, dass sich mein Zustand gebessert hatte. Der Graf machte mit mir eine Runde um den Block, damit ich etwas frische Luft bekam. Wir sahen, dass es in der Ackerstraße nun Wiener Schnitzel gibt und sich bei Ocelot etwas tut, nachdem man wochenlang wegen Grippe geschlossen hatte. Menschen scannten und sortierten Bücher. Man darf gespannt sein.
Ich ging früh ins Bett, las noch etwas und habe mich sicher ganz fürchterlich laut gesund geschnarcht.*

Die anderen Blogposts stehen wie immer hier.

PS: Dieser Text ist sehr schön.

 

*Luxuskrank, ich weiß. Einige Menschen in meiner Herzensumgebung sind viel viel kränker.

WMDEDGT März 2015

Es ist der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragt “Was machst du den ganzen Tag?”

Nun ist ja bei mir seit Montag alles anders. Nix mehr Homeoffice.
Um 6:30 Uhr klingelt diese Woche mein Wecker, nächste Woche eine Stunde eher. Da ich nicht so der Snooze-Typ bin, ich schlafe nämlich immer wieder ein und mein Blutdruck sackt dabei ins Bodenlose ab, bemühe ich mich zeitnah aufzustehen.
In anderthalb Stunden hübschte ich mich, frühstückte, schmierte mir Bürobrote, versuchte, meine Lesebrille nicht zu vergessen und um 8:15 Uhr spätestens verließ ich das Haus.
Da war noch jede Menge Zeitpuffer dabei, für den Fall, dass das U-Bahnfahren schwierig wird, im Moment komme ich lieber 20 Minuten zu früh.

Dann arbeitete ich. Das heißt, zur Zeit richte ich mir immer noch das Outlook ein (übel, was 10 Jahre Weiterentwicklung bei Microsoft an unbrauchbarer Komplexität erzeugt haben, das Journal, früher mein Hauptarbeitsinstrument, ist zur albernen Marginalie verkommen), lese mich in wichtige Dokumente ein und übe, mit den Datenbanken umzugehen. Nebenher hörte ich zu, was die anderen machten und bekam vom Chef eine Stunde Lektion in wichtigen geschäftlichen Details. Natürlich mache ich auch schon die ersten Schritte in meiner Arbeit, ich hoffe, man hat noch Geduld mit mir. Das Verrückte ist, dass man mir Dinge, die ich im Schlaf kann, beibringen will und ich wesentlich mehr Zeit für anderes brauche, was man als gegeben voraussetzt. Ich kann mit einem kurzen Briefing alles mögliche verhandeln und vermitteln. Aber Multitasking-Situationen muss ich wieder trainieren. Schließlich muss ich dem Seelchen beibringen, dass das jetzt gar nicht schlimm ist, wenn im Umkreis auf einmal fünf Telefone klingeln, ein Mailing fertig werden muss und mich noch jemand anspricht. Ich darf und muß es mir ja sortieren, ich bin schließlich nicht mehr für alles verantwortlich. Aber das wird.
Mittags isst das ganze Team gemeinsam und bedauerlicherweise hatte ich meine Reiswaffeln mit Käse und alle anderen holten sich heute Essen aus einem hervorragenden Arjuvedischen Restaurant. Nächstes Mal will ich das auch.
Nach dem Mittagessen schnappte ich noch fünf Minuten mit einer Espressotasse in der Hand auf der Dachterasse frische Luft. Dort oben ist es windumtost wie auf einem Berggipfel und das Berlinpanorama ist überwältigend.
Dann machte ich weiter. Da meine Kolleginnen derzeit sehr viel arbeiten, weil jemand im Erziehungsurlaub ist und ich noch nicht richtig einsetzbar bin, gehe ich nicht auf die Minute pünktlich, sondern tüte noch Briefe ein und mache Ablage. Präsenzkultur ist zwar nicht so meins, aber hier finde ich es als Geste sehr wichtig.

Ich stieg wieder in die U8 und es war der übliche Horror, müde, hustende Menschen, verrotzte Kinder und ab und zu ein Penner, der für das Grundodeur sorgte. In einem Monat zieht die Firma um, dann habe ich die Wahl zwischen einer ungefährlichen Radroute und einem straffen Fußmarsch von einer halben Stunde.

Zu Hause angekommen, herzte ich den Grafen und legte erst einmal die Beine hoch. Die Dauer-Sitzerei beschwert mir geschwollene Füße. Dann machte ich mir eine satte Portion Spaghetti mit Ketchup und gebratenen Wienerwürstchen. Kinderessen für die Seele.

Jetzt wird noch eine Stunde gestrickt und dann geht es ab ins Bett.

Und alle anderen Tage gibt es wie immer hier.

 

WMDEDGT Januar 2015

Es war wieder der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragt „Was machst du den ganzen Tag?“

Nun ja, es war ein Montag und der erste Arbeitstag nach den Weihnachtsferien. Ich kann gleich sagen, sehr produktiv war ich nicht. Ich leide unter der klassischen Ferien-Schlafverschiebung, die mich jeden Tag eine halbe Stunde später ins Bett gehen und aufwachen lässt. Deshalb hatte ich, als ich um 8 Uhr aufstand, verdammt wenig geschlafen.
Der Graf bekam zwei Tassen Kaffee und den Rat, die Mütze mitzunehmen, wenn er aus dem Haus geht, denn draußen regnet es und ist kalt.
Ich setzte mich mit Kaffee und Bananen-Trauben-Joghurt erst mal ans morgendliche Internet: Timeline und Onlinezeitungen beschauen und machte mich danach leicht muffig daran, den Schreibkram, den ich kurz vor Weihnachten erleichtert aus der Hand fallen ließ, wieder zusammenzugrabbeln. Ämterkrieg und erst mal schriftliches Vortanzen bei Weiterbildungsfirmen stand auf dem Programm.
Dann brachten Mut machende und herzwärmende Telefonate willkommene Abwechslung und ganz fix war es 14 Uhr und ich angesichts des grauen Tages sehr müde. Ich aß zu Mittag eine halbe Tüte Chips und rollte mich, wie ich es schon seit Wochen tue, auf dem kleinen Lovechair zusammen und zog eine Decke über mich. Keine Ahnung, was diese neue Marotte bedeutet. Auf einem Sofa zu schlafen, das ein Innenmaß von 1,10 Meter hat, hat auf jeden Fall was mit zurück in Muttis Bauch zu tun. Ich wachte erst zwei Stunden später vollkommen verbeult wieder auf und hatte ein fettes schlechtes Gewissen.
Also machte ich im Papierkrieg weiter und sichtete dazu eine Menge Fotos. Es ist etwas naja, Menschen in Zeiten der Digitalfotografie 220 Fotos rüberzuschicken, mit der Maßgabe „such dir 2 oder 3 aus“. Zumindest ist bei mir nach 20 Fotos der Arbeitsspeicher übergelaufen. (Also ich meine, wenn ich es bezahlt bekomme, dann suche ich auch aus 10.000 Fotos eines aus…)
Als es dunkel geworden war, kam der Graf zurück. Wir diskutierten eine Weile über PEGIDA und danach feilte ich an meinem Blogpost* über den Zwiespalt, ausgeruhte Hausfrau oder allem hinterherhetzende Berufstätige zu sein. Ich weiß keine Antwort darauf, außer der, dass Verantwortung gleichmäßig und nachhaltig verteilt sein sollte und dass das auch ungewohnte Lösungen bedeuten kann.

Gegen 20 Uhr merkte ich, dass ich heftigen Hunger hatte und schlug mir ein Ei in die Pfanne. Gesunde Ernährung war gestern. Den Rest des Abends verbrachte ich mit einem Krimi, erst auf dem Sofa, dann im Bett.

Und die anderen Posts sind hier zu lesen.

*Ich schaffte es sogar, ihn zu veröffentlichen. Er lag schon einige Zeit in meinen Entwürfen, weil ich das Gefühl habe, ich stehe mir bei der Beschäftigung mit dem Thema selbst im Wege. Mich zerreisst es ja auch gerade dabei, dass ich wieder wie gewohnt arbeiten möchte, ich aber den richtigen Ansatz noch nicht gefunden habe, dass ich dabei nicht unter die Räder komme – oder aber eben der Mann, der für mich und meinen Bockmist nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. (Nicht aus Gründen von Kindern und Familie, sondern wegen der Gesundheit, aber das ist nur eine biografische Verschiebung. Den Preis, mit Kind eine Firma aufgebaut und so viel gearbeitet zu haben, bezahle ich mit Verzögerung.)