Statistik

10m horizontales Abflussrohr, 2 Richtungswechsel, 3 Revisionsöffnungen, 20 Einzelteile, 3 1/2 Wanddurchbrüche (einmal war es nur eine Türzarge und ein paar Ziegel, die weichen mußten). 12 Stunden Arbeit, viel mehr ging in die Planung.

Natürlich wurden alle blöden Rohrleger-Witze gemacht. Das Set sah aus wie beim Pornofilm, überall klebte Silikon und lagen verkleisterte Tüchlein.

Und nun ist das Klo im kleinen Haus endlich nicht mehr auf Stallhöhe halb außerhalb der Wohnung sondern neben dem künftigen Schlafzimmer.
Die Wasserleitung wird folgen, die Badewanne gibt es schon, der Waschtisch wird noch gesucht.
Ich war Handlangerin. Denn das hätte ich nie gekonnt. Wohl der, die einen handwerklich begabten Mann hat.

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Es geht voran

Die Dinge gehen im Kutscherhaus langsam voran. Wie geahnt, kommen die Schwierigkeiten aus der Richtung, aus der sie kaum auszumachen waren. Das auf den ersten Blick recht intakte Bad ist nicht gut im Haus gelegen und wird verlegt.
Die Bausubstanz ist besser als zuerst befürchtet. Was feucht ist, ist vor allem kondensatfeucht. Bisher gibt es weder verfaulte Dielen noch Balken, ein Zeichen, dass keine Feuchtigkeit notorisch hochsteigt und eindringendes Wasser eingedämmt werden kann, indem die Dachrinnen gereinigt, repariert und das Fundament geflickt wird.
Wenn der kleine Werkstattofen angeheizt ist, kann es sogar gemütlich werden. Dem steht entgegen, dass wir immer dann zurück nach Berlin fahren, wenn das Haus gerade warm ist.
Aber vor allem steht: Entkernen und putzen, putzen, putzen. Unmengen Tapeten und Paneele abreißen, dicke Farbschichten runternehmen, Jahre alten Schmutz wegfeudeln, unsexy dysfunktionale Kachelöfen abreißen.
Der Graf hat in handwerklichen Dingen die Gabe, lange zu planen und dann relativ geräuschlos und elegant eine Lösung zu bauen. Das Gegenteil von „Klappern gehört zum Handwerk“.
Ich bin froh über die körperliche Arbeit und die frische Luft, bekomme wieder Muskeln und meine Haut sieht so gut aus, wie seit Jahren nicht, selbst wenn ich einen Zentner Dreck aus dem Stall gefegt habe.
Wir sehen rührende Dinge. Eine Schlittenkette, gezogen von einem Rasentraktor, zwei Fische, die aus einer Regentonne fallen, Seeadler in hohen Bäumen über einem Sumpf.
Das kompensiert, dass wir abends so dreckig wie Schweine sind, ziemlich oft frieren und es noch keine Entspannungszone gibt, weil alles Baustelle ist.
Wenn wir da sind, werkeln wir intensiv und wenn wir wieder in Berlin sind, ruhen wir uns aus und planen die nächsten Tage.
Es liegt noch eine Menge vor uns. Da war nur eine Zwischenmeldung.

Von Wichtigem und Unwichtigem

Wichtig ist derzeit
Essen zu haben, warm, nahrhaft und schnell verfügbar
Wärme, entweder in Form von warmen Sachen oder warmen Öfen
ab und zu einen Streifen LTE zu bekommen
ein olles großes Dieselauto, das zuverlässig fährt und klaglos alles transportiert.

Es bleiben einige Probleme in Berlin zurück und das ist auch gut so. Manchmal bleibt auch das Gefühl zurück, das sind gar keine richtigen Probleme.

Ich kann auch nur noch in Brocken schreiben. Es fließt nicht mehr, sondern klotzt und klumpt heraus. Egal…

Ein paar Anmerkungen. Mir hat mal eine ältere Frau aus der Filmbranche gesagt, über der Besetzungscouch stehe an der Decke „Es lohnt sich nicht“. Das habe ich an meine jungen Schauspielerinnen wörtlich so weitergegeben.
Ansonsten besteht dieser ganze Bereich vor allem aus Menschen, die sich für unwiderstehlich halten. Männer, die beim ersten Erfolg glauben, sie gehören jetzt zu den Masters of the Universe und Frauen, die es gewöhnt sind, an der Seite eines Mannes überall hin zu kommen. Das ist in vielen Fällen keine gute Mischung.
Was für Frauen immer gut ist: Naiv und lieblich zu wirken und im Innern beinhart und clever zu sein. Umgekehrt ist es gefährlich. Was für Männer immer gut ist: Die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
Was für alle gut ist: Das, was um einen gemacht und in einen hinein projiziert wird, nicht mit dem zu verwechseln, was man ist. Diese Branche stellt Träume her, aber lebt sie nicht.

Themenwechsel. Als ich meine ersten beruflichen Schritte machte, war die unkommentierte O-Ton-Reportage der subversivste Scheiß, den man machen konnte. Das heißt, in der Regel durfte man das nicht. Schon gar nicht im Fernsehen, die Dokfilme von Helke Misselwitz und Petra Tschörtner beispielsweise waren Kinofilme.
Filme mit Vorführung des Sichtbaren und frei von der Leber weg redenden Menschen ohne Erklärungen des Dargestellten waren damals mental überlebenswichtig. Denn an jeder Ecke und in jedem Medium erklärte einem jemand so lange, wie die Welt richtig ist, wie man sie zu sehen hat, wie es nötig ist, sie zu sehen, damit sich die große Idee durchsetzt – so lange, bis man an der eigenen Wahrnehmung zweifelte.
Die Filme befreiten. „Es ist doch da! Es ist doch passiert! So sieht es aus! Du kannst nicht sagen, es existiert nicht oder wird falsch dargestellt!“ Die Menschen, die die Welt gern eher so wie in ihren ideologischen Vorstellungen hätten, konnten wenig dagegenhalten. Außer verbieten und in Fällen, wo das nicht ging, nachträglich verschlimmerklären.

Vor diesem Hintergrund könnte diese Reportage ein subversives Meisterstück sein. Oder im Effekt ein Zufall in der fast religiösen, sehr hingewendeten Geste, biblisch, ein „Komm und sieh!“

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WMDEDGT Januar 2018

Einmal im Monat, immer am 5., fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Mein Wecker klingelte um 7:30 Uhr und ich brauchte ein halbes Stündchen, um richtig wachzuwerden.
Ich schlurfte gegen 8 Uhr in die Küche, startete die Spülmaschine, machte mir Kaffee und Joghurt mit Birne und Banane und frühstückte erst einmal. Das erste, was ich danach tat, war, bei einem Internetversender für Spezialputzmittel anzurufen, warum ich denn seit 14 Tagen außer dem Paypal-Bescheid nichts gehört, geschweige denn geliefert bekommen hatte. Der junge Mann am Telefon war die Gelassenheit in Person. Ja, der Kanister grüne Seife mit Salmiak wäre nicht vorrätig gewesen, aber man schaue, dass man das Paket spätestens Montag auf den Weg bringe. (Wenn nicht, eskaliere ich mal ganz kurz in deren Büro, das ist hier nämlich um die Ecke. Das Lager ist leider irgendwo bei Schönefeld, da ist es dann doch nicht so kommod, die Sachen selbst abzuholen.)

Um 9 sortierte ich Wäsche, machte eine Waschmaschine fertig und probierte meine neu genähte Samt-Schlumpfhose an. Die gefiel mir so gut, dass ich sie gleich anbehielt.
Ich begann, das Wasserfallshirt aus dem gleichen Stoff zusammenzunähen, das ich mir aus meinem Shirt-Grundschnitt gebastelt hatte. Da der Schnitt meist zu groß ist, hatte ich ihn kleiner gemacht. Nur – Überraschung! – war der Nickysamt bei weitem nicht so dehnbar wie normaler Jersey. Ich hatte also arge Zweifel, ob das Teil passen würde, aber nähte erst einmal los.
Den ganzen Vormittag recherchierte parallel ich ab und zu mit dem Grafen Dinge für das kleine Haus und besprach mit ihm die nächsten Schritte.
Da es nicht unser Hauptprojekt und flächenmäßig überschaubar ist, wollen wir es weitestgehend mit Recycling-Materialien fertigmachen. Die zu recherchierenden Dinge sind Baustoffe und -teile, die woanders bei größeren Projekten übrig geblieben sind/Fehlanschaffungen waren/schnell irgendwo zurückgebaut werden sollen. Außerdem soll es eine Modulküche geben, die der Möbelschwede seit Jahren nicht mehr herstellt, weil sie so gut und solide war, daher durchforsten wir auch nach der das Internet im Trüffelschwein-Modus. (Es gibt sie noch. Aber die Preisvorstellungen der Verkäufer sind jenseits von Vernunft.)
Um 11 Uhr begannen sich unsere Gäste, ein sehr junges spanisch-polnisch-italienisches Pärchen, in den Abreisemodus zu begeben. Die beiden waren vor Verliebtheit schwer verpeilt. Um 12 hatten sie es dann auch geschafft, mit viel Gegurre und Gekicher.

Der Graf und ich machten einen Einstundeneinsatz, damit Zimmer und Bad wieder schick sind, dann hing ich Wäsche auf und ging gegen 13:30 Uhr zu REWE. Ich füllte unsere Vorräte auf, Kichererbsen, Linsen, Reis, dazu Fleisch, denn ich wollte einen Schwung Essen auf Vorrat kochen, das wir zu unseren Einsätzen in den Norden mitnehmen können. Es würde mir ersparen, am Abend vorher in der Küche zu stehen und Essen, das langsam auftaut, bringt darüber hinaus seinen eigenen Kühlschrank mit.
Auf dem Rückweg kaufte ich noch etwas bei Les Patisseries de Sebastien. Der Graf und ich tranken zu Hause einen Kaffee und aßen Vanille- und Café-Eclairs.
Dann legte ich mich gegen 14:30 Uhr für eine Stunde hin, schlief aber nicht.

Um 15:30 Uhr hängte ich wieder Wäsche auf, räumte die Spülmaschine aus und begann, einen großen Topf Curry mit Kichererbsen, Auberginen und Blumenkohl zu kochen. Nebenher bereitete ich schon das eine oder andere für gefüllte Paprikaschoten vor.
Beim Kochen dachte ich über Herrn Dr. W. nach und die deutsche Presse, die nun endlich ihren Weinstein gefunden hat. Eigentlich sollte ich dazu etwas schreiben. Attraktive Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen zuhauf, mächtige Menschen dazu, die die Puppen tanzen lassen. Mal sehen. (Wahrscheinlich ist das Thema für mich so normal, dass ich abgebrüht und zynisch wirke, wenn ich dazu etwas schreibe.)
Um 17 Uhr war das Essen fertig und der Graf und ich aßen von dem Curry, das scharf, aber noch nicht gut genug durchgezogen schmeckte. Dann war der Adventskalender dran, denn es waren einige vergessene Türchen zu leeren.

Es war kurz vor 18 Uhr, als ich an dem Shirt weitermachte und gegen 21 Uhr war ich fertig und hatte den Nähplatz wieder aufgeräumt. (Nein, ich bin nicht schnell, ich bin langsam und pingelig.) Wie vermutet, passte es nur suboptimal. Der Wasserfallausschnitt ist zu voluminös und zu tief (merke: die Brustweite teilt man zwischen dem Wasserfall und dem seitlichen Brustabnäher auf!) und das ganze Shirt sitzt ansonsten preßwurstmäßig, vor allem an den Armen. Seufz… Das braucht noch einen nächsten Versuch,  is der Schnitt paßt.

Um 21 Uhr ging ich wieder in die Küche, hatte aber so gar keine Muße mehr, weiterzukochen. Ich war einfach nur müde.

So trödelte ich etwas rum, räumte die Küche auf und nahm mir Zeit für diesen Blogpost.
Und bald geht es wohl ins Bett, wenn ich nicht schon auf dem Sofa einschlafe.

Die anderen Texte sind hier.