Schrebergartennothilfe

@schwaka hatte die tolle Idee, dass man @adagripsholm und @laruedufilm in ihrem Schrebergarten unterstützen könnte.
Die beiden haben gerade großen Ärger mit den Nachbarn, weil sie wegen des frischen Babys dieses Jahr noch nicht viel im Garten machen konnten.

Wann?
Am 01.07. 2017 von 10-13 und 15-18 Uhr kann laut gearbeitet werden, dazwischen gehen leise Sachen und es stehen Kaffee und Kuchen bereit. Hinterher gibts Würstchen vom Grill (sagt Mutter jetzt mal).

Wo?
Im Berliner Stadtteil Rosental/Pankow Endstation M1 Schillerstr. (genaue Anfahrt bekommt ihr per Message von @schwaka, die die Orga macht)

Was?
Ganz viel Gartenarbeit:
Bohnenbeet säubern, Bohnen stecken
Zuckerschotenbeet vorbereiten, aussäen, Rankhilfe setzen
Blumenbeete säubern, fiesen rankenden Klee rausziehen
Grünschnitt am Wein
Rasen mähen
Studentenblumen pflanzen

(Zur Erklärung: In der Kleingartenanlage gibt es nicht nur Ärger, wenn der Rasen nicht gemäht ist und Unkraut wächst, sondern auch, wenn die Nutzpflanzenfläche unterschritten wird.)

Mitbringen?
Im Prinzip nichts, außer gartenarbeitstaugliche Sachen, Sonnenschutz/Kopfbedeckung und vielleicht latexbeschichtete Handschuhe. Die nehme ich zumindest gern.
Falls noch was nötig wäre, erfahrt ihr es noch.

Wer dabei sein möchte, schreibt bitte eine Mail an @schwaka: schwaka-und-gmail.com bzw. schickt ihr eine DM über Twitter.

Sonntagsmäander mit Sturmfrei

Ich prokrastiniere hier vor mich hin, während der Graf in Dresden den letzten Akt der freundlich-leidenschaftlichen offiziellen Bewahrung der Buchdruckkunst für sich beendet. (Wenn in einen Handwerksbewahrungsverein erstmal die schwafelnden Herden von den Unis einreiten, die nur noch über etwas reden, es aber nicht können und kennenlernen wollen, weil Diskurs ja so viel geiler ist, rennen Sie schnell und weit.)

Es ist alles gerade ziemlich viel hier und es ist wieder eine Menge dabei, über das ich erst später erzählen kann. Aber der Mittsommer ist jedes Jahr Rush Hour. Diesmal nur anders. Ich bin auf die nächsten Mittsommer gespannt.

Mit der Freundin ein Gespräch über Multitalentiertsein geführt. Leute die im Kreativbereich scheinbar alles sehr gut können: Malen, schreiben, musizieren… Früher war mein Urteil über solche Leute hart: Können sich halt nicht fokussieren, machen nichts richtig, alles nur zu 25% und hauen zum nächsten Effekterfolg ab, wenn es kompliziert wird – Finger davon, die bringens nicht. Dass die von allen Musen geküssten tatsächlich darunter leiden, weil sie sich von einer Sache lange abwenden müssen, um eine andere gut zu tun, war mir nicht bewusst.
An den Schulen bereitet dich keiner darauf vor. „Musste dich halt entscheiden!“, heißt es und für Expertentum in einem Fach reicht es dann oft nicht, weil alles nur angeschrammt wird. Es wäre besser, wenn solche Menschen beigebracht bekämen, wie sie trotzdem und gerade deshalb vorankommen.

Was mich auf das Thema brachte „Tun, was gerade dran ist“. Wie oft arbeiten wir zu Zeiten, in denen wir unsere Aktivität zwingen oder bremsen müssen, weil der Biorhythmus was anderes sagt. Hektische Entwicklungsarbeit mit Überstunden im Februar. Stupide Routine im Juni und September. Und dann ist das alles für den A…
Sich in den Flow arbeiten und dann abbrechen müssen, weil ganz andere Termine anstehen, die einen Meilen zurückwerfen.
Pflügen, säen, jäten, ernten, ruhen. Wie viel haben wir davon vergessen.
Ich wäre für mehr großen Rhythmus im Schaffen. (aus der Luxusposition, ich weiß)

Bei der Zeitungsschau bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem eine Ersthelferin vom Breitscheidplatz (scheinbar war das Paar die Ersthelfer) darüber berichtet, wie viel Ignoranz ihr entgegenschlägt, weil sie das Erlebte nur schwierig verarbeitet. Deutsche sind verdammt gut im Verdrängen und im sich Verbieten von emotionalen Reaktionen. So saßen sie auch schon im Luftschutzkeller und motivierten sich im Glauben an den Endsieg.
In anderen Ländern wäre das Paar als Helden geehrt worden, hier wurden sie ohne Dank nach Hause geschickt. Angehörigen wird der Zutritt zur Trauerveranstaltung verwehrt, es werden Informationen barsch zurückgehalten „WersindSiedenn? Dakannjajederkommen!“ und Menschen, die sich engagiert haben, werden mit Gleichgültigkeit bedacht. Weil wir uns unser normales Leben weiterzuleben nicht verbieten lassen wollen.
Noch zählt das für mich als Hilflosigkeit anhand der noch nicht erlebten Dinge. Noch.
Stiff upper lip könnte Spuren von disgusting enthalten.

Das Berlin-Update: Eine Kakophonie der miestesten Straßenmusikanten der Welt, alle 5 Minuten übertönt von haltenden und anfahrenden Straßenbahnen in der Kastanienallee. Dazu die diensthabenden Schizos, die brüllend die Straße langlaufen. Die Schaukeln im Mauerpark sind bis auf eine alle kaputt. Wie diese Stadt, die als Melting Pot böse überkocht, auf kleinen Inseln internationaler Geldurbanität zu erstarren beginnt.

Was gut war diese Woche:
Entlaufene Jungbullen gesehen und am leeren Darßstrand in erstaunlich warmes Ostseewasser gesprungen.
Die Babydecke beendet. Das war das erste Stück mit der neuen Strickmaschine.

Wenn ich mir das nun zwei Monate alte Enkelbaby auf den Bauch lege, hebt sie den Kopf (das kann sie sehr ausdauernd, weil sie alles sehen will), schaut mich an und beginnt, mir was zu erzählen, mit Kieksen, Gurren und Lächeln. Herzschmelze. Immer wieder.

Bekommen Sie Kinder, so Sie es können. Nur die nehmen Ihnen die Angst vor dem Tod und den Irrtum über Ihre Einzigartigkeit.

Alles Vintage oder was?

Als ich 19 Jahre alt war und am Theater zu arbeiten begann, plünderte ich manchmal heimlich den Fundus, in dem Kleider aus den 50ern und 60ern hingen, die in irgendwelchen Geschäften nicht mehr verkauft werden konnten.
Ich hatte ein weißes Seidenkleid mit tiefen Kellerfalten und blusenartigem Oberteil und ein glänzend grünes mit U-Boot-Ausschnitt, weitem Rock und einem Schoßjäckchen. Dann gab es da noch ein weißes Spitzen-Etuikleid mit lindgrünem Futter, das meine Mutter zum Abiball trug.
Als ich wieder zu nähen begann, faszinierten mich die wieder aufgelegten Vintage-Kleider sofort. Eines der ersten, das ich machte, war dieses schnell genähte Wickelkleid aus Vichy-Karostoff aus einem Original-Schnitt.

Das Kind hatte mir das Rockabella-Buch von Gretchen Hirsch geschenkt. Ich traute mich aus irgendeinem Grund an die Schnitte nicht ran, fand aber ihre Ausführungen über Konstruktionen und Materialien sehr interessant: Unter den Kleidern und Röcken liegt ein unsichtbares Stützgerüst aus Nähten, Einlagen und Bändern, das bei den oft leichten Stoffen Zug und Starre verhindert, aber dem Schnitt trotzdem Form gibt.

Wenn wir uns heute Schnitte im Stil der 50er und 60er interessieren, vergessen wir diese Konstruktionsprinzipien oft. Wenn sich Selber-Näherinnen der Materie dieser faszinierenden Kleider nähern, kommen sie oft vom Nähen einfacher Schnitte aus Jersey oder Stretch-Material.
Schnittmuster mit möglichst wenig Einzelteilen und Anpassungsbedarf und ohne Details, die man aufwändig verarbeiten muss und die man am Schluss ggf. nicht einmal sieht, sind erst mal der Renner.
Schnittlabels, die die Bedürfnisse ihrer Kundinnen nicht beachten und zu komplizierte Schnitte machen, verkaufen nicht viel. Und das merkt man adapierten Vintage-Schnitten oft an.

Ich hatte verfolgt, wie Frau Drehumdiebolzeningenieur lange, akribisch am Schluß erfolgreich um die Paßform des Tia Dress vom Label Sewchic gerungen hatte, für das sie einen hinreißend schönen Stoff fand.
Schauen wir uns den Schnitt einmal an: Er ist für eine Sanduhrfigur gemacht. Wichtigster Punkt der Passform ist die schmale Taille. (Warum, erläutere ich später.) Die ebenso wichtige Partie für Passform und Silhouette ist die Ausformung des Büstenteils. Es liegt nicht nur auf dem Brustpunkt an, sondern auch am Ober- und Unterbrustumfang.
Schauen wir mal, wie die Models präsentiert sind:
Frau Nr. 1 mit normaler Oberweite sitzt.
Frau Nr. 2 mit normaler Oberweite sitzt auch, wir sehen vorn eine komische Falte an der Taille.
Frau Nr. 3 ist recht schlank mit etwas weniger Oberweite, sie sitzt auch und trägt einen Gürtel eng um die Taille, das Oberteil wirkt blusenartig.
Frau Nr. 4 ist die Einzige, die steht, sie ist recht flachbrüstig und schlank, das Kleid liegt eng an.

Ich sehe mir aus genau diesem Grund sehr gern die Modelfotos der Designer genauer an. (Burda hat es ja mal geschafft, ein Plus-Size-Kimono-Kleid, über dessen Passform alle klagten, nur von hinten zu fotografieren.)
Noch mehr Aufschluss bringt die Google Bildersuche, bei denen dann auch die Fotos der Frauen dabei sind, die das Projekt realisiert haben.

Das Mittelding zwischen Bombshell und bravem Sommerkleidchen mit Trachtenanklang macht das Tia Dress so reizvoll. Deshalb ist es wichtig, dass die Oberweite gut angepasst wird. Wer nur vom Schnitt runternäht ohne Anpassung, sieht im besseren Fall aus wie Frau Nr. 3, im schlechteren wie Tante Trudchen mit Kittelschürze, ganz zu schweigen von falsch sitzenden Brustpunkten, zu enger Oberweite etc. (Es gibt für die Anpassung einen Craftsy-Kurs.)

Ich möchte die Aufmerksamkeit aber auch noch auf die Taille lenken. Die 50er waren, bis auf wenige Ausnahmen, extrem taillenbetont. (Hier ist dazu noch ein guter Blogpost mit vielen Fotos.) Die Vision der Designer war ein Taillenumfang, der ungefähr dem Kopfumfang mit mäßig toupierter Frisur entsprach. Der Busen war nur bei Sexbomben-Filmstars enorm groß und ausgestopft. Die Betonung von Hüfte und Oberweite entstand eher aus der Reduzierung der Körpermitte.
Man trug kleine Korseletts und in schwereren Fällen auch schwere Geräte, um die Taille schmal zu bekommen. Der Körper passte sich daran an, das kann man gut an den Bikini-Foto von Ursula Andress als Bond Girl sehen.
Für eine Generation, die mit Bauchmuskeltraining und Hüfthosen aufgewachsen ist, fühlt sich eine enge Taille komisch an. Wir haben eine weniger schmale Taille als die Generationen vor uns, weil wir sie nicht eingequetscht haben.

Es gibt noch einen rein physikalischen Grund, warum beim Tia Dress und auch anderen Kleidern mit weiten Röcken die Taille wirklich hauteng sein muss. Das Gewicht des Rockes und die Kräfte, die beim Schwingen des Stoffes in der Bewegung wirken, ziehen nämlich das Kleid von den Schultern nach unten und machen so alle Anpassungsarbeit an der Brust zunichte. Im schlimmsten Fall zieht das Kleid vom Brustpunkt aus gerade nach unten und man seht aus wie eine Keksrolle.
Das wird noch dadurch verstärkt, dass die Taillenabnäher des Vorderteils scheinbar auf die Seite gedreht sind oder nicht existieren.
Ich fürchte, das ist der Grund, warum drei der Models auf der Website des Schnittlabels sitzen.

Der Craftsy-Kurs gibt den Tipp, dass man an der Taille innen ein Ripsband einnnähen solle, sagte mir Frau Drehumdiebolzeningenieur. Das kann auf jeden Fall verhindern, dass sich der Stoff dehnt. Ich würde sogar weiter gehen und statt des Ripsbandes ein Gardinenband verwenden, das sich einkräuseln lässt. So eine ähnliche Konstruktion hatte ich in den Kleidern meiner Großmutter gefunden. Das innere Band muss dann noch in jedem Fall mit Haken und Öse oder einem Knopf geschlossen werden, sonst geht der Zug beim Hinsetzen und Bewegen auf den Reißverschluss, der, so er zart und nahtverdeckt ist, das nicht lange aushalten wird. Mit diesem inneren Band wird das Gewicht des Rockes getragen wie von einem Rockbund.
Alternativ nimmt man einen breiten Gummigürtel. Das sieht aber längst nicht so schick aus. Ist er zu straff, beult das Oberteil, ist er zu weit, zieht der Rock trotzdem. Außerdem wirken diese Gürtel immer etwas billig.

Nachdem ich Frau Drehumdiebolzens hinreißend schönes Kleid gesehen hatte, wollte ich auch eines. Nun habe ich nicht nur mehr keine Taille, ich habe auch noch ziemlich viel Bauch.
Ich habe mich nicht mit Schnittanpassung aufgehalten sondern gleich meinen angepassten Oberteilschnitt in einem Probeteil auf die Puppe gebracht.

Die kleinen Puffärmelchen wollte ich besser gar nicht erst probieren, das sieht bei mir schnell albern aus. (Ich vergaß aber, dass ich eine sehr gut passende Armloch-Ärmel-Kombi eines längeren Puffärmels von einem Vogue-Schnitt hatte.)
Die Anpassung funktionierte recht gut, ich integrierte einen Bauchabnäher in das Schnittteil unter der Brust, passte das Brustteil so an, dass es über und unter der Brust eng anlag, arbeitete den Rücken mit Schwung aus und setzte das dann in schwererem schwarzen Baumwollsatin mit leichtem Stretchanteil um.
Ich verabschiedete mich sogleich von den Ärmeln. Ich sah damit so bieder wie eine Sonntagsschullehrerin aus. Auch die bunte Blende, die am Oberteil über die ganze Breite geht, reduzierte ich etwas, um dem Kittelschürzenlook zu entgehen und den Oberkörper optisch schmaler zu halten. Es passte super, bis der Rock kam.

Was dann passierte, hätte ich vorher wissen können. Der angeriehene Tellerrock, dessen Stoff zwar leichter war als der schwarze, aber trotzdem gut ein Kilo wog, zog das Oberteil gerade. Alle Passform war dahin. Ich griff jetzt doch stärker in den Entwurf ein und machte noch Flankenabnäher und setzte innen auf die Nähte der Taille und unter der Brust Bänder.

Aber auch das brachte nicht die endgültige Wirkung. Der Stoff dehnte sich trotzdem und leierte aus. So nähte ich zwei Stunden vor der Hochzeitsfeier, auf der ich das Kleid tragen wollte, noch einen Stretchgürtel. Das ist ein Kompromiss.
Da ich von dem Baumwollsatin noch einmal 5 Meter mit schwarzweißem Rosenmuster habe, werde ich das Kleid noch einmal nähen und dann in die Taille Reih- oder Gardinenband integrieren.
Ansonsten mag ich das Kleid und trage es mit und ohne Petticoat.

WMDEDGT Juni 2017

Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben und ich bin wie fast immer und (wie ich gerade nachsah) seit fast 4 Jahren dabei.

Der gestrige Montag begann im Internetnirvana und endete auf der Autobahn, deshalb kommt der Text erst jetzt. Denn wir waren auch dieses Jahr bei Kunst offen im Norden unterwegs, diesmal mit dem Schwerpunkt Kunst in historischer Umgebung vor allem in Vorpommern, den wir uns ausgewählt hatten.

Gestern morgen hatte ich mir zur Sicherheit den Wecker gestellt, denn das Zimmer in Schloß Zinzow, in dem wir übernachteten, war total still gelegen und das Bett stand noch dazu in einem kleinen Alkoven. Aber ich wachte trotzdem kurz vor 9 Uhr auf.
Ich duschte und hübschte mich und zog ein etwas sommerlicheres Outfit an als an dem kühlen und regnerischen Tag zuvor. Dann begann ich, die Tasche zu packen.

Inzwischen war auch der Graf wach geworden und bald darauf gingen wir zum Frühstück hinauf in den großen Salon. Es gab Rührei mit Büffelwurst (schade, die neugierigen Wasserbüffel im Park habe ich nicht fotografiert) und noch andere Leckereien.
Wir zahlten und räumten unsere Sachen ins Auto und fuhren weiter auf unserer Route, die der Graf letzte Woche zusammengestellt hatte.

Unsere erste Station war das Gutshaus Hohenbüssow, wo Bilder von Lasse Pook ausgestellt waren. Ein schönes Haus, voller Kinder und junger Menschen. Das ist für die Gegend nicht so ganz selbstverständlich.
Dann fuhren wir durch das Tollensetal und hielten immer mal wieder an Orten, die uns gefielen.
Unsere nächste Station war das Gutshaus Landsdorf, bzw. der daneben gelegene Kornspeicher. Die Dame des Hauses hatte ihre Hutkollektion hervorgeholt, ihr Sohn steuerte Möbel bei.
Nach einigem Überlegen habe ich jetzt dank des Grafen einen neuen Hut. Der Hut, der mich sofort angesprochen und gesagt hatte: „Ich gehöre doch zu dir, oder?“

Wir aßen noch ein Stück Kuchen tranken Kaffee und schlenderten etwas durch den öffentlichen Teil des Landschaftsparkes.
Dann ging es weiter nach Eixen, wo die Textildesignerin, die ausstellte aber nicht mehr offen hatte, weil sie sich nur für Samstag und Sonntag angemeldet hatte.

Unsere nächste Station erwähne ich nicht namentlich. Decken wir den Mantel der Liebe und des Schweigens darüber. Wenn eine Hobbykünstlerin eine Installation zum Thema deutsche Schuld, Krieg und Flucht in einem aufgelassenen Neubauernhaus macht, ist das interessant. Weniger interessant finde ich, dass ich 5 Minuten nach dem Kennenlernen und bevor ich die Installation sehen konnte, von der Frau ewig lang erzählt bekomme, was ihre Installation bedeutet und was für schlechte und uneinsichtige Menschen ihre Eltern seien, die ihre Schuld in einer öffentlichen Ausstellung vor ein paar Jahren nicht bekennen wollten, obwohl sie eingeladen waren. Wenn ich richtig rechne, muss ihr Vater, der bei der SS war, damals Anfang 20 gewesen sein, wenn nicht jünger und dann heute 90.
Gott sei Dank habe ich für solche ins Klo gegriffene künstlerisch ambitionierten Gutgemeinheiten noch mein spezielles Künstleragentinnengesicht parat und kann die Leute loben, wie toll sie das gemacht haben, um danach sofort die Flucht zu ergreifen.

Wir beeilten uns, weiterzukommen, weil um 18 Uhr alles vorbei war und fuhren nach Sommerfeld, um ins Atelier von Karsten Miller zu kommen. Ich mochte die Kunstschmiedearbeiten sehr. Dazu plauderten wir und bewunderten neben den Plastiken die Maschinen und die Schmiedewerkstatt.
Dann gingen wir noch ein paar Schritte weiter zum Gutshaus Sommerfeld, das im Kern eines der letzten erhaltenen „festen Häuser“ (Wohn- und Wehrturm) der Region ist.

Eine Viertelstunde vor Schluss kamen wir in Schloß Parow an und sahen uns noch eine Einzelausstellung von Petra Feyerherd an, die leider mit Internet nix am Hut hat und so nicht verlinkt werden kann.

Das wars dann.

Es war 18:30 Uhr, als wir in einem großen Bogen, mit einer kurzen Rast an der Trebelbrücke in Nehringen mit Käse, Reiswaffeln und Schokoriegeln, wieder zurück nach Berlin fuhren und nach Mitternacht dort ankamen.

Alle andere Einträge finden sich wie immer hier.