MMM – Der Palermo-Rock

Das Motto des letzten MMM vor der Sommerpause lautet „Ich packe meinen Koffer“. Da ich dieses Jahr schon gereist bin, kann ich mein bewährtestes Reisekleidungsstück vorstellen.
Jersey-Rock 1
Eine banale Notiz im Briefing für die 10tägige Weiterbildung in Palermo, die ich fast übersehen hätte, brachte mich kurz vor der Abreise in Panik. „Bringen Sie einen Tanzrock mit“ stand da.
Also sprang ich 24 Stunden vor der Abreise zu Frau Tulpe rein, weil der Laden drei Häuser von mir entfernt ist – sonst ist er mir zu teuer – und kaufte 80 cm Viskosejersey und 20 cm gerippten Jersey für Bündchen.
Jersey-Rock 2
Innerhalb einer knappen Stunde hatte ich den Stoff zusammengenäht, angeriehen und an den Bund genäht, der Saum ist eine gedehnte Zickzacknaht. Ich habe ohne Overlock gearbeitet, nur mit den Jerseystichen der Nähmaschine. Ich bin ja ansonsten eine reine Webstoffnäherin, weil ich finde, Jersey verleitet zur Schlamperei beim Nähen und zum bequemen jogginghosenmäßigen Rumhängen.
Nun ja. Ja! Der Rock wurde auf der Reise mein Lieblingsstück. Es war nämlich nicht so warm wie ebenfalls im Briefing angekündigt und so war ich froh über jeden Zentimeter Stoff auf den Beinen. Zum Tanzen trug ich ihn nicht, sondern an den kühlen Abenden in den Bergen und bei unserem Abstecher ans Meer. Und ich muss zugeben, er ist seeehr bequem und irgendwie doch recht figurgünstig. Nur der Bund wird mit der Zeit weiter und rutscht.
Eine Jerseynäherin wird aus mir trotzdem nicht.
Jersey-Rock 3
Das Shirt ist von Hasi und Mausi und die Schuhe verschnippte Flipflops aus alten Zeiten, die ich alle Jubeljahre mal trage, weil sie schön, aber leider nicht sehr bequem sind.

Und hier geht es zu den anderen Damen vom Me Made Mittwoch.
Außerdem sende ich einen herzlichen Dank an das Team, das mit uns in die Sommerpause geht, ihr habt die Betreuung wunderbar gemacht!

8/7/14 Tagebuchbloggen

Eigentlich war der Tag mit dem Vermerk „Schreiben“ im Kalender eingetragen, aber dann kamen zwei Beratungstermine daher. Die Zwischenzeit nutzte ich zum Entspannen, was konkret hieß, Pellkartoffeln und Eier kochen und Grüne Soße machen.
Kurz vor dem Abend-Gewitter ging ich noch einkaufen. Im REWE ist schon wieder die Hälfte des Schinkens vorgeschnitten und die Fetzen werden mit der blanken Hand aus einer Schüssel gezottelt. Ich sehe mir das jetzt noch einmal an und dann gibt es eine Beschwerde an die Zentrale.
Am Abend aßen wir Kaßler, Eier, grüne Soße und Kartoffeln und es gab einen Rosé-Sekt hinterher, denn der Graf hat nun Urlaub. Ich war wie oft an solche Tagen aufgekratzt und todmüde zugleich und hatte eigentlich gar keine Lust, den Fernseher mit dem Fußballspiel nebenher mitlaufen zu lassen, wenn ich einen Schnitt abpause.
Was dann kam, ließ mich auf dem Sofa bleiben und mit Kulleraugen ab und zu in meine Stricksocke beißen und den größten Teils des Sektes austrinken. 7:1, Heidewitzka.
Der Graf war in der Halbzeit dann so ermüdet, dass er den Rest des Spiels verschlief und ich brauchte noch gut bis zwei Uhr, bis ich so weit runtergekommen war, daß ich schlafen konnte.
(Als ich noch in Charlottenburg wohnte, wäre an Schlafen eh nicht zu denken gewesen, die Autokorsos lärmten oft bis drei Uhr nachts.) Hm, das ist nun also die Fortsetzung von 2006 mit anderen Mitteln am anderen Ort, mit fast der gleichen Mannschaft, nur gereift. Deutschland war vor 8 Jahren als Gastgeber nach dem Halbfinalspiel raus und es war genauso eine Gewitternacht. Ich war noch fit und mit Hochdruck mitten im Beruf. Heute schaue ich, dass ich ab September zweieinhalb Tage in der Woche arbeite, aber anders.

So ist das Leben.

Veröffentlicht unter Leben

7/7/14 Tagebuchbloggen

Für den Montag hatte ich mir absolute Faulheit verordnet. Ich feudelte eine Runde durch die Wohnung, strickte an einer neuen Socke und dachte darüber nach, was ich denn als nächstes nähen würde.
Meine Wahl fiel auf ein hübsches Sommerkleid, das ich verlängern würde, Vogue 1152. Meine einzigen Vorbehalte: 14 Einzelteile und der Paspelschmuck ist genau auf meiner Problemzone, die frickelig angepasst werden muss. Mal schauen, ob ich das hinbekomme.
Dann recherchierte ich noch etwas zum Thema Tracht, inspiriert von Wiebke, die in Vorbereitung auf Julias Dirndl Sew Along einen Buchfund gemacht hatte.
Das wird wohl das erste Mal sein, dass ich an so etwas teilnehme. Traditionelle ländliche Kleidung hat mich schon immer sehr interessiert und ich habe auch schon Ideen dazu, wie sich so etwas auch in Berlin tragen läßt.

Am Abend war ein Damentreffen geplant. Wir wollten in den Rosengarten gehen. Einer der wenigen Orte, die noch nicht in Touristenführern stehen, weshalb 50 Meter von belagerten Best Places ein wunderbarer, verborgener Ort liegt, wie geschaffen dafür, in Sophisticated Music, Rosenduft und Aperol Spritz zu ertrinken.
Aber ein Viertelstunde vor dem Treffen fiel der Himmel in einer Art runter, dass die Touris  in meiner Straße rennend Wet-T-Shirt-Wettbewerbe veranstalteten und es tröpfelte noch lange nach.
Wir gingen daher ins „Lass uns Freunde bleiben“. Doch es ist alles nicht mehr so wie früher und man weiß nicht so recht, wer sich verändert hat. Es stand ein Dutzend englischsprechende Menschen mitten im Raum, die ihre nassen Jacken über alle Stühle verteilt hatten und die Musikanlage war so laut, da man sein eigenes Wort nicht verstand. Wir hatten keinen Bock uns den ganzen Abend anzubrüllen und gingen nach kurzer Überlegungspause weiter ins „Visite ma tente“. Da war wenigstens auf der Galerie der Lautsprecher aus, im Laufe das Abends mussten wir aber einmal intervenieren, weil die Bedienung, ein spanisches Mädchen, dass nur rudimentär englisch sprach, die Regler hochgedreht hatte.
Warum macht man so was? Trinken die Leute dann schneller und mehr? Gehen sie eher und setzen sich nicht fest? Um Platz zu schaffen für neues Publikum kann es nicht gegangen sein, der Laden blieb den ganzen Abend weitgehend leer, es war schließlich Montag.
Wir hatten viel Spaß und unsere Gespräche hätten mit Sicherheit keinen Bechdel-Test bestanden. Es ging um Männer. Große, kleine, dünne, dicke, alte junge, nette und blöde Männer. Lügner, Wahrheitsfanatiker, Seitenspringer, Bis-ans-Ende-der-Tage-willige.

Es ist ein weites Feld.

Veröffentlicht unter Leben

6/7/14 Tagebuchbloggen

Trotz Sonntag stand ich relativ früh auf und setzte mich an das Konzept. „Zusammenbacken“ nannte das der Co-Autor. Zusammenbacken war es auch wirklich, denn wir haben zwei vollkommen unterschiedliche Kommunikationsstile. Er bilderreich und ausführlich, ich knapp und prägnant. Gegen 11 Uhr war ich fertig, aber da fehlte noch ein weiteres Konzept, das ich für die Veranstaltungswoche einzeln einreichen wollte. Also ging ich auch noch über diesen Entwurf, das wurde auch nur ein Einseiter.

Dann war es früher Nachmittag und auch schon wieder so weit, die Badesachen zu packen und in Richtung Müggelsee zu fahren. Eine Freundin ist im Frühjahr vom Prenzlauer Berg nach Friedrichshagen gezogen, eine wunderbare Idee, wie ich finde. Meine Jahre an der Dahme in Grünau waren vom Wohngefühl her mit die schönsten.
Aber vor der Sommerfrische am See kommt die Fahrt mit dem ÖPNV. In der U8 die üblichen übrig gebliebenen derangierten Nachtgestalten, ergänzt durch sonntäglich geputzte Familien, die samt und sonders keine Deutsche waren. Scheinbar treffen sich nur noch Polen, Türken und französische sprechende Afrikaner zum sonntäglichen Kaffeeklatsch. – Oder aber die entsprechende deutsche Population nimmt das Auto.
Die S-Bahn war dann voller Menschen mit Fahrrädern und Badetaschen. Je weiter östlich und ländlich, desto größer wurden die Styling-Fails. Während die Mütter ihre nicht mehr ganz taufrischen Arschgeweihe nun unter voluminösen Shirts verstecken und ihr letzter modische Schrei die Bicolorfrisur ist, tragen die Töchter Schlachterstempel an besser sichtbaren Stellen, dazu mitten auf der Stirn schwebende schwarze Augenbrauen und zu Ballons aufgeblasene Brüste. Naja, in 10 Jahren kommt dann das weite T-Shirt drüber.

Bemerkenswert, dass Friedrichshagen schon immer, auch in DDR-Zeiten, eine kleine Insel der Seligen war. (die Maulbeerbäume gibt es noch und die Maulbeeren sind grade reif) Das war nicht der abbröckelnde Hype der kaiserlichen Ruder- und Segelclubs und riesigen Vergnügungslokale wie an der Dahme, das war schon immer klein, niedlich und gediegen, mit recht wohlhabenden und unspießigen Immobilienbesitzern im Umfeld.
Die Freundin hat dort eine hübsche Wohnung zu ziviler Miete gefunden, ein großer Glücksfall, wie sie berichtete, und statt der Säufer vom Helmholtzplatz gibt es nun riesige Joggingareale, nette Badestellen und gute Gastronomie.
Wir besichtigten die Wohnung und schwammen dann ein Weilchen auf den Müggelsee hinaus. Ich hatte einige Déjà-vu-Erlebnisse, dieses am Wochenende von unzähligen Booten aufgewühlte und kabbelige Wasser, der Geruch von Kiefern und Sommerstaub, die Wolken…
Zum Hinlegen war die Badestelle zu voll und so gingen wir weiter an die Müggelspree, um zu schauen, ob in der Arche unterkämen, aber das war wie erwartet, sinnlos. Wir hatten mehr Glück im Domaines, das auf der Friedrichshagener Seite des Spreetunnels liegt. Ein französisches Restaurant in einem winzigen Pavillon, das phantastisches Essen hat.

Gesättigt brachen wir auf und wenigstens auf dem Rückweg verteidigte die S-Bahn ihren Ruf als Chaotenschleuder. Zuerst fanden wir ob der wirren Ausschilderung auf dem Bahnhof Ostkreuz die nach Westen weiterfahrenden Bahnen nicht, das waren schon mal 20 Minuten, die wir in der Hitze mit vielen Leuten auf dem falschen Bahnsteig rumstanden. Dann stand die volle Bahn, mittlerweile war jede Lücke in den Gängen mit jugendlichen Spaniern aufgefüllt, deren Frauen die Lautstärke eines Nebelhorns entwickeln konnten, eine Viertelstunde auf dem Ostbahnhof herum, bis wir dann alle wegen einer Signalstörung aus der Bahn komplimentiert wurden. Irgendwas ist immer. Stellwerksstörung, Polizeieinsatz, Signalstörung. Zehn Minuten später ging es weiter.
Als wir zu Hause ankamen, waren wir total fertig. Ich ging nur noch unter die kühle Dusche, sendete das Konzept endgültig ab und legte die Beine hoch.

Veröffentlicht unter Leben