Treibholz-Stöckchen

Die Frau Rosmarin hat mir schon vor einer Woche ein Treibholzstöckchen gesendet. Jetzt habe ich endlich Zeit dafür.

1. Striptease….?
Öhm. Da ich eine begnadete Bewegungslegasthenikerin bin, endet bei mir graziles Strapse-Nesteln und Nylons-Ausziehen bei einem Plumps auf den Hintern. Also eher Slapstick. Wobei eine Dame die Technik des strategisch wichtig geöffneten Blusenknopfs beherrschen sollte, finde ich.

2. Die Geschichte hinter meinem teuersten Strafzettel….
Icke: „Warum verdammt noch mal, ist auf einer nagelneuen, breiten Autobahn Tempo 80?“
Das Telefon: „Klingelingeling!“ (das Kind auf dem Beifahrersitz geht ran)
Das Kind: „Oma fragt, wo wir bleiben, das Essen wird kalt!“
Icke: „Ey, die ham doch hier n Knall! Jetzt fährt der vor mir noch langsamer! Hier ist doch weit und breit nichts!“ (gehe aufs Gas und wechsele auf die Überholspur)
Das Auto: „Wrooooom! Roaaar!“
Der Blitzer: „Tschack!“
Icke: „…“
Mein Vater: (bei unserer Ankunft) „Hähähä! Bist du in diese Deppenfalle gefahren?“
-> 150 €, 1 Monat Fahrverbot

3. Was sollte man mindestens einmal im Leben getan haben?
Kann ich hier nicht schreiben, hat was mit Sex zu tun.

4. Am liebsten koche ich für….?
Sechs Leute mit mehreren Gängen.

5. Wenn ich Diktator wäre, würde ich folgendes ändern…?
Ich bin zu tolerant für Diktatorentum. Ich bin der festen Meinung, man kann Leute nicht ändern und auch Verhältnisse nur wenn die Zeit reif ist, dafür braucht es wiederum keinen Diktator.
Oder die Joke-Antwort: Ich würde Nachos mit Stinksoße im Kino verbieten. Ernsthaft.

6. Richtig peinlich ist mir….?
Fast nichts, bis auf intelligente Leute, die sich weigern, ihr Hirn zu gebrauchen.

7. Meine allerliebsten Schuhe….?
Kittgraue Donna-Karan-Pumps aus Rauhleder. Absolut zeitlos und mit einem schicken und doch lauffähigen Absatz. Kann man den ganzen Tag tragen und passen zu fast allem. Sie sind nunmehr 15 Jahre alt und immer noch tragbar, müssen nur immer mal abradiert werden.

8. Ich sammle zwar nix, aber eigentlich….?
Kann ich mich von keinem Schmuckstück trennen und ist es noch so talmihaft.

9. Wenn ich eine Pflanze wären, dann….?
wäre ich Kelp. Ausladend, schwebend und leicht unterkühlt.

10. Wenn ich Künstler wäre, dann… ?
Ich habe in meinem Leben mit so vielen Künstlern zu tun gehabt, dass ich nicht tauschen möchte. Ein Pianist übt ewig, ein Rockmusiker muss ständig auf Droge sein und Randale machen, Maler müssen immer überlegen, was sie malen, Schauspieler warten verzweifelt auf Rampenlicht und Regieanweisung…
Wenn, dann wäre ich gern als exzentrische alte Dame eine Bahnhofskiosk-Bestsellerautorin, die mit effektvoll gesetzten Worten Emotionen und Umsatz erzeugt.

11. Hast Du ein Lieblings-Zitat?
Ja. „Just do it!“ Da ist zwar etwas in Verruf geraten, weil es vor Nike die Maxime eines amerikanischen Massenmörders gewesen sein soll, aber der kurze Satz, bringt es gut auf den Punkt, was ich mag am Leben: Handeln zu können.

Ich gebe das Stöckchen auch noch weiter, aber heute bin ich zu müde.

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Nicht-Dorfnotizen

Vor der Stadt tauche ich noch erfolgreich ab und verschanze mich hinter dem Schreibtisch. Da liegen nämlich noch ein paar Steuerunterlagen in der Ablage, die längst aufbereitet sind, die ich mir aber noch mal anschauen muss, bevor sie endlich rausgehen.
Aus Rechnungen und Belegen lässt sich ein Leben rekonstruieren. Das Leben, was ich sehe, mehr als drei Jahre ist es her, hat mit meinem Leben jetzt nichts mehr zu tun. Das war „Nicht mehr dort, aber noch nicht hier und überhaupt: Wohin geht es?“, eine Menge Konfusion, Verdrängung, Wut, Trauer, Trotz und Widerstand gegen die Realität, erinnere ich mich. Das war die Zeit, wo ich einfach keine Post mehr aufgemacht habe – der Arzt hatte mir schließlich strenges Schreibtischverbot verordnet (haha!). Vor einem Jahr habe ich noch geflattert beim Anblick der Buchungen. Jetzt denke ich nur: „Ach du Scheiße, Mädel, warst du durch!“
Ich bin tief dankbar, dass ich, obwohl ich da unbedingt allein durchwollte, Hilfe von Freunden bekommen habe. Unprätentiös, aufmerksam und freundlich.
Und das Schöne am Downsizen ist, dass die Buchhaltung plötzlich wieder logisch und menschenerfaßbar übersichtlich wird.

Morgen dann das Seminar. Es gab beim ersten Mal zwei Themen, die ich nicht genug bedacht hatte und die nun mehr Beachtung finden. Zum ersten ein Berufszweig, nämlich Pflegemanagement, der (noch) nicht genug Jobs hat. Die Professionalisierung der Pflege ist im vollen Gang, aber es gibt kaum eine Branche, sie das so stark auf dem Rücken ihrer Arbeitnehmerinnen austrägt. Da machen (meist) Frauen aus Lehrberufen noch mal drei Jahre ein Studium, um dann zu erfahren, dass sie im alten und anstrengenderen Beruf 1. mehr Angebote haben und 2. mit allen Zuschlägen mehr verdienen. – Bei Masterabschlüssen ist das noch prekärer, die Leute sind für die Jobs in normalen Pflegeeinrichtungen meist überqualifiziert, das kann nur eine gut gewählte Durchgangsstation sein.
Ob das bedacht und geplant war, möchte ich nicht fragen, dazu ist es zu spät. (Und zum Thema Planen ist diese Diskussion – leider – sehr aufschlussreich.) Ich kann u.a. mit Empowerment und Wissen an strategisch wichtigen Punkten unterstützen. Die Arbeitsmarktlage wird sich in den nächsten Jahren ändern. Dann setze ich darauf, dass ich den Frauen etwas mitgeben konnte.
Interessant ist, dass die wenigen Männer, die ich erlebte, überhaupt keine Ambition haben, demnächst als Teamleiter o.ä. zu arbeiten. Für sie ist das Studium eine Durchgangsstation, sie sind auf dem Weg dazu, ein Unternehmen zu gründen oder suchen sich Aufgaben in Richtung Technik und höhere Verwaltung.
Das zweite Thema, über das ich noch einmal nachgedacht habe, wurde von einer jungen Frau angestoßen, die gerade geheiratet hatte und mit den bald geplanten Kindern erst einmal für unbestimmte Zeit (genauer formuliert: solange es der Mann mitmacht) aus dem Job aussteigen wollte. Aber auf der anderen Seite: So lange man dafür sorgt, dass das Wissen nicht veraltet, ist das sicher machbar. Man muss nur damit rechnen, mit Mitte, Ende 30 als Berufseinsteigerin behandelt zu werden.
Ich bin sehr gespannt. Das zweite Mal ist wie die zweite Vorstellung. Der Premierenstress ist weg, jetzt besteht die Gefahr, den Text zu vergessen.

Am Donnerstag geht es dann wieder zurück aufs Dorf, zusammen mit Primavera, die aus dem Winterurlaub zurückkommt. Und da die Frage nach den Nähfortschritten gestellt wurde – das war ein Zwischenstand, das Muster ist nun vollständig fertig: … äh, nein, ich merke gerade, das Foto ist unterbelichtet und unscharf, ein neues kann ich erst am Freitag machen. Also, ich wollte eigentlich das gesamte Quilttop am Samstag Abend dieser Woche fertig haben. Etwas deprimierend, dass ich nicht weiter gekommen bin, aber gut Ding will Weile haben und zwei Kissen habe ich auch fertig gemacht.
Primavera ist noch in der Planungsphase. Sie ist überhaupt eine große Planerin. Damit ergänzen wir uns hervorragend, sie bringt mich bei den großen Sachen vom Trial and Error weg und ich schiebe sie, damit sie das klitzekleine Prozent Ausführung im großen Werk nicht verdrängt.

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Dorfnotizen 12

Werden aus Berlin geschrieben. Im letzten Drittel des Monats steht ein Seminar an der Alice-Salomon-Hochschule an und ich bin mit einem Tag Vorbereitungszeit in die Stadt zurückgekehrt. Also habe ich gestern den Miezen gesagt, dass sie brav sein sollen und der Nachbarin das Futter bereitgestellt.
Hier warten bööööse Sachen. Die Steuer abschließen und eine Arztrechnung, von der ich dachte, sie wäre längst bezahlt (nicht hoch, aber gerade deshalb peinlich, weil die Frau Dr. so zivile Preise hat). Außerdem viel zu viele Leute, zu viele Häuser, zu viele Autos und zu wenig Natur.

Das Wochenende haben der Graf und ich zwischen Badewanne (für 2! ich geh da nie wieder raus, dachte ich!), schönen, sonnigen Gartenansichten, aber nur am Fenster, weil eiskalter Wind (der Graf), der Nähmaschine (ich), dem Laub im Garten (ich) und dem knisternden, die Seele wärmenden Herdfeuer verbracht.
Am Samstag Abend waren wir in der Seeperle in Wismar essen. Wenn Sie mal richtig gut Fisch essen wollen, ist das die Empfehlung. Ein engagierter Familienbetrieb, den ich noch aus der Zeit kenne, als die Leute den mit Abstand besten Räucherfischladen am Hafen hatten.
Der Sonntagabend auf der Rückfahrt war nicht ganz so kulinarisch. McDoof an der Autobahn, mit sich laut durch die Küche anzickendem Personal und einem Burger, der wegen Überlagerung zurückgehen musste. (Und wenn man einmal richtige Burger gegessen hat, mag man diese Fleischabfälle, die fast genauso teuer sind, nicht mehr.)

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