Miz Kitty reist mit dem Grafen – Heimflug aus Niederschlesien mit Stopdowns

Gestern stopften wir unsere Koffer mit Schmutzwäsche voll und planten die Rückfahrt.
Der letzte kleine Gedanke, die Ohren zuzuklappen und unsere wunderbare Existenz noch etwas zu verlängern, erledigte sich dann auch noch. Eines der Kinder hatte einen dramatisch anmutenden Unfall, der in aller Öffentlichkeit abgehandelt wurde. Jedes normale Hotelpersonal zieht bei so einem Ereignis sofort die Beteiligten aus den Haupträumen, in denen andere Gäste sind.
Beim Rest, der Kommentierung und Verarbeitung des Geschehens bei den nächsten Mahlzeiten, wollte ich auf keinen Fall mehr aktiv weghören müssen. Ich hoffe sehr, dass es der Kleinen wieder besser geht.

Palac Spiz Milkow (Schloss Arnsdorf)

Wir machten auf der Rückfahrt Station auf einigen weiteren Landsitzen im Hirschberger Tal, um sie uns kurz anzusehen. Zuerst der Palac Spiz Milkow. Dieses Dorf Milkow war das mit der ruinösen evangelischen Kirche, das auch ansonsten furchtbar vergammelt war. Das kleine Renaissance-Schloss mit barocken Details, dem eine Brauerei angeschlossen ist, ist hübsch anzusehen. Als wir den Hof betraten, gerieten wir in eine Musik-Performance. In jeder Ecke probte eine andere junge Orchester-Fraktion Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“. Je nach dem, wo man stand, hörte man die Blech- oder Holzbläser oder die Streicher. Scheinbar war hier das Sommerprobenlager eines Jugendorchesters.
Wir sahen uns eines der Zimmer an. Leider nicht unser Stil. Ein Dreier-Zimmer, auseinander stehenden Betten, Standard-Plastik-Hotel-Interieur. Das scheint eine Art größere Jugendherberge zu sein. Es zusätzlich das Problem vieler sehr alter Häuser, dass sie einfach fürchterlich düster sind.
Der Blick auf die Geschichte des Schlosses offenbart Interessantes: Hier suchte die eine Gräfin Lodron nach dem Elixier für ewiges Leben, auch Casanova soll hier für ein Potenzmittel vorstellig geworden sein. So konnte ich den alten Braukessel und den Maischbottich, die im Hof standen, noch mal unter ganz anderen Gesichtspunkten betrachten. Das bringt einen wieder auf alte Riesengebirgsgeschichten, die ich als Kind las. Nach dem 30jährigen Krieg war die Gegend voller Kräutersammler und Alchimisten. Hier wurden Naturmedikamente und das eben eine oder andere Wundermittelchen hergestellt. Mein Spökenkiekersinn sagte mir, dass in Milkow einfach viel Schwarze Magie unterwegs war, vielleicht zuviel…

Schloß Lomnitz

Dann fuhren wir weiter auf Hirschberg (Jelenia Gora) zu, das Gebirge war nur noch ein großes, düsteres Massiv am Horizont. Im letzten Jahr wollten wir schon einmal in Schloss Lomnitz (Palac Lomnica) einkehren, aber es war alles ausgebucht. Dieses Jahr schafften wir es wenigstens ins Museum und ins Café, auch ein Zimmer sahen wir uns an.
Wenn ich die Impression in einen Satz fassen darf: Toll geführtes Haus, gute und gut verwirklichte Ideen, aber hier wäre ich lieber geschäftsführende Besitzerin als Gast.
Die Zimmer (zumindest das, was man uns zeigte) sind ziemlich klein, sehr hübsch zurechtgemacht und für hiesige Verhältnisse recht teuer. Auch das Restaurant hat Berliner Preise. Die Küche wiederum ist genau die, die ich in den anderen Schlössern immer vermisste. Mit saisonalen, regionalen Zutaten arbeitend, schlicht und frisch. Ich aß Johannisbeerkuchen und der Graf einen Eisbecher mit gerade reifem Obst, dazu tranken wir selbstgemachte Holunderlimonade. Ein Traum.
Da die Liegenschaft sehr groß ist, ist das Schloss in verschiedene Zonen unterteilt. Der große Palast ist ein Museum, das sich mit Schlesien befasst, hier wird demnächst ein altes Fachwerk-Bethaus, das andernorts abgetragen und vor dem Verfall gerettet wurde, wieder aufgebaut. Das kleine klassizistische „Witwenhaus“ ist Hotel und Restaurant, daran schließt sich ein hübscher Park an, in den man sich sein Teegeschirr und das Essen des Restaurants mitnehmen kann, auf dem Rasen liegen dafür große Kissen. Der Gutshof auf der anderen Straßenseite beherbergt ein großes Selbstbedienungsrestaurant, eine Lehrküche, einen Hofladen, ein Landhausinterieur-Geschäft, eine Bäckerei und einen Leinenverkauf, in dem ich dann trotz der gediegenen Preise schwach wurde.
Die Unterteilung ist klug. Auf der einen Seite ist ökologisch korrektes Musikantenstadl, da werden die Touristenbusse abgeladen, die Leute können ins Museum gehen, kaufen und preiswert essen und trinken. Auf der anderen Seite ist Toskana. Da sitzt das Bürgertum mit dem Lebensstil und schaut nicht drauf, was billiger ist.
Mir ist es schon zu perfekt, mein Entdeckersinn bekommt kein Futter mehr. Wenn ich auch die Ideen der Besitzer sehr schätze, ich bin lieber Early Adopter.

Palac Wojanow (Schloß Schildau)

Gleich einen halben Kilometer weiter, auf der anderen Seite des Flusses Bober steht der Palac Wojanow, ein riesiger, viertürmiger Renaissance-Palast mit historisierenden Elementen, an den sich ein von Schinkel, Stüler & Lenné gestalteter großer Landschaftspark anschließt. Die Anlage ist sehr weitläufig, um den Palast herum stehen noch Stall- und Kontorgebäude mit Zimmern. Wir sahen uns zwei Zimmer an, einmal Normal-Kategorie mir den üblichen auseinanderstehenden Betten und einmal Superior mit französischen Bett, einem Sitzgelass im Turm und historisierenden Möbeln. Das Bad hatte – leider – trotz genügend Platz wieder nur die übliche winzige Dusche. (Der radikale Entwurf, in Schloss Wernersdorf zu entkernen und die Inneneinrichtung hell, leicht und modern zu machen, ist eigentlich kaum zu toppen.) Aber hier ließe es sich gut aushalten, dachten wir beide und uns fiel im nächsten Moment ein: Upsi! Und dann ohne WiFi im Park??? (Scherz beiseite…)

Wir lustwandelten noch etwas unter riesigen Eichen und ließen uns von fast ebenso riesigen Mücken fressen und fuhren dann in Richtung Autobahn durch eine lauschige Berglandschaft, die ich erst zu Hause als

Bober-Katzbach-Gebirge

identifizierte. Allerliebste, aber steile Hügel, mit riesigen Laubbäumen bestanden, ein properes Dörfchen am anderen. Später dann, im Vorgebirge, auf den Ort Goldbach (Zlotna) zu, stehen im langgestreckten Tal alte steinerne Bauernhäuser, Mühlen und Kirchen. Es gibt so Orte, wo man spürt: Das ist uralt, hier haben sich Menschen schon immer gern niedergelassen.

Auf der leeren Autobahn flogen wir dann tief in Richtung Sonnenuntergang, ins staubige, heiße und laute Berlin.

Nur kurz

Ich nehme den letzten Post erst mal wieder offline. Nach einem kleinen, aber dramatischen Unfall heute morgen braucht das Thema einfach mehr Sachlichkeit und ich werde ihn bearbeiten.

edit 24. Juli abends: Der Artikel ist jetzt geändert.

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Miz Kitty reist mit dem Grafen – Finis auf Schloss Wernersdorf

Auch schöne Zeiten wie diese auf Schloss Wernersdorf sind einmal vorbei. Eigentlich wollte der Graf nochmals verlängern, dauert sein Urlaub doch noch eine Woche und meine Termine fangen erst wieder im August an, aber manchmal sind auch die schönsten Dinge einfach „drüber“.
Ein wesentliches Arrangement in Schloss Wernersdorf ist nämlich noch nicht ausgereift: Das Verhältnis zwischen zahlenden Gästen und urlaubenden Angehörigen der Besitzer-Familie.
Da hat jemand ein Haus zurückgekauft und ein schönes Hotel daraus gemacht, aber natürlich auch einen komfortablen Feriensitz für die Familie. Das wird mitunter unangenehm, wenn Leute, für die diese Existenz mit Ungeniertheit selbstverständlich ist und zahlende Gäste, die sich diese als Ausbruch aus dem Alltag leisten, miteinander kollidieren. Daß es anders geht, haben wir gesehen: Im Stonsdorfer und Lomnitzer Schloss arbeitet die Familie mit im Hotel, in Schloss Juelsberg separierte sie sich völlig und hatte ihren eigenen Bereich. Auf Schloss Wernersdorf ist die Familie im Gaststatus, lässt sich vom Personal bedienen und ist es in vielen Dingen doch nicht, denn sie ist nicht zu Gast.
Bei den alten Herrschaften hat das Unterhaltungswert. Sie führen und beleben dieses Haus und ohne deren mitunter hörbar rigorose Tatkraft wäre es nicht so weit gediehen. Sie halten Hof mit Künstlern und wichtigen Menschen und genießen es, beim Konzert vorn auf einem Louis-Seize-Sofa zu sitzen.
Nun, sie reisten gestern ab und zurück blieben Kinder und Enkel und deren Freunde. Und das hat plötzlich eine unangenehme Dominanz, die man sonst nur von vollkommen aufeinander bezogenen Reisegruppen kennt. Es wird lauter als bei den Paaren und Familien, die sonst dort sind und aufeinander Rücksicht nehmen. Es ist unangenehmer, diese Leute sind dort öffentliche Personen, wer die Website mit der Geschichte des Schlosses kennt und noch ein, zwei Sachen googelt, kann die unüberhörbaren Interna zuordnen.
Das ist, als würde der Nachbar gegenüber ständig nackt durch die Wohnung laufen und du selbst müsstest das entweder aushalten und so tun, als würdest du es nicht sehen oder aber deinen Schreibtisch vom Fenster wegrücken.
In dieser Konstellation gibt es keine Korrektive als die Beteiligten selbst, denn das Personal ist dazu nicht befugt. Wenn die Beteiligten aber mit sich selbst und ihren ganz privaten Problemen beschäftigt sind (was ja im Urlaub auch legitim ist, da will man sich entspannen, aber das ist auch die Crux), wird nichts mehr bemerkt. Wir wurden einige Male gefragt, ob die Kinder zu laut seien und stören würden. Nein, Herrgott, Kinder sind Kinder. Wenn sie ihre Grenzen kennen und man ein Auge auf sie hat, ist doch alles fein. Das letzte, was dort störte, waren die Kinder.
Mich störte etwas, zu dem ich selbst neige: Ignoranz, Dominanz und Empathielosigkeit. Dazu widerspricht das, was da stattfindet, komplett dem Charakter der Location, die Entspannung, Ruhe, Zurückhaltung, Dezenz und Stil suggeriert.
Es ist so schade. Wir haben uns hier wunderbar erholt und haben eine Menge geschafft: Recherchiert, geschrieben, lektoriert, dazu geschlafen und geliebt. Wir würden gern hierher zurückkommen. Aber man kann wohl schlecht fragen, ob die Familie gerade nicht da ist.
Nun überlegen wir ernsthaft, ob wir morgen bereits abreisen und weichen heute Abend auf einen anderen Essplatz aus.
Aber nun Themawechsel.

Heute Mittag fuhren wir guten Mutes zum Wandern nach Agnetendorf. Ein Besuch im Gerhart-Hauptmann-Museum war auch geplant, nur war es wieder, wie letztes Jahr, Montag und das Museum zu. Dann dachten wir über Wanderrouten nach und es wurde immer heißer, kein Wunder, im Nachhinein sah ich, es war der wärmste Tag der Reise.
Die Bergsonne knallte schon wieder brutalst. Ich machte bereitwillig den Schlappi und wir fuhren nur an ein Waldstück, an dem wir voriges Jahr mit einer Wanderung begannen und setzen uns unweit einer wenig befahrenen Bergstraße an ein plätscherndes Bächlein. Ich kühlte meine kochenden Füße im Wasser und wir tranken auch davon, denn es schmeckt göttlich, weil es direkt aus dem Gebirge kommt. Dann begann Kitty Spielkind noch mit dem Bau einer Staustufe. Wunderbar.
Auf dieser Fahr entdeckten wir einen Ort, in dem es sich leben ließe: Michalowice liegt auf dem Hügel neben Agnetendorf und ist eine Ansammlung von Häusern und Karpfenteichen in lieblicher Berglandschaft unter den Schneegruben. Dort wachsen nicht allein düstere Nadelbäume, sondern üppige Birken und Linden. Leider scheint es kein Geheimtipp mehr zu sein, denn es stehen schon etliche Biznesmeny-Häuser dort und sogar ein Theater gibt es.
Das wäre doch ein Träumchen gewesen, hier eine kleines, feines „Zu verkaufen“-Häuschen aus den späten 20ern mit Talblick zu finden.
Danach war Badewanne angesagt und nun steht der Vollmond am veilchenfarbenen Abendhimmel.
Das Leben ist schön.

Miz Kitty reist mit dem Grafen – Von Schloss Wernersdorf auf zur Schneekoppe

Wenn es den kleinen Äffchen im Schloss Wernersdorf dann doch ein bisschen langweilig wird oder die Konditionierung aufwacht und immer hörbarer schreit: „Ihr könnt hier nicht nur rumsitzen! Geht wandern!“, ja dann ist es Zeit für den Ranger-Hut, die Wanderstiefel und die restliche Funktionskleidung. Ich wollte wandern und der Graf wollte vorgestern noch einmal auf die Schneekoppe. Ich bin ja nicht so der Typ für die Stellen, wo alle hingehen. Aber es ging ihm um den höchsten Gipfel. Diesmal gingen wir es von der östlichen Riesengebirgskante, vom tschechischen Ober-Klein Aupa oder Hory Mala Upa an. Der Graf hatte einen Wanderbericht gefunden, nach dem ein älterer Herr die Strecke in weniger als zwei Stunden geschafft hatte. Wir fuhren eine halbe Runde ums Gebirge und dann die Berge hoch auf den Pass. Die Tour begann und ich fühlte mich von Anfang an nicht so fit. Niedriger Blutdruck, Dröhnen in den Ohren, noch nicht warm mit den Bergen aber ich bemühte mich um Haltung. Was ein 74jähriger Ex-Leistungssportler schafft, schafft Moppel Kitty schon lange. Es begann mit einer lockeren Aufwärmsteigung, 240 Höhenmeter auf einen reichlichen Kilometer. Ich verwandelte mich binnen Sekunden in eine schnaufende Dampflok, das ist bei Steigungen mein normaler Betriebsmodus, so weit also alles normal. Der Graf trabte leichtfüßig vor – Marathonläufer halt – und wartete an den Wegbiegungen gern auf mich. Immer wenn wir uns kurz begegneten, bemühte ich mich um ein engagiertes Lächeln. Ganz hoch wollte ich eigentlich nicht, aber als mir einfiel, dass dort oben ein Postamt ist, wollte ich dem Kind doch unbedingt eine Karte mit Schneekoppenpoststempel schreiben, dann mussten wir flott machen, das Postamt schloss um 16 Uhr. An der steinernen Stuhl Steinernen Tafel schauten wir kurz ins Tal nach Polen. Es war zwar temperaturmäßig nicht übermäßig heiß, aber die Sonne knallte mir böse auf den Kopf. Bei der nächsten – moderaten – Steigung, kurz vor der Hütte erwischte es mich dann. Die übliche Panikattacke nach selbstgemachtem Leistungs- und Zeitdruck. Den Rest des Weges zur Jelenka-Baude legte ich heulend und hyperventilierend zurück. Gott sei Dank mit Sonnenrille, so dass es keiner sah.
Andere müssen nach Nepal fliegen, um im Annapurna-Gebirge zu kollabieren oder kraxeln die Eiger-Nordwand hoch, um sich von der Bergwacht abpflücken zu lassen. Miz Kitty ist da wesentlich sparsamer im Unterhalt. Ihr reicht das Riesengebirge, viel Sonne, der Gedanke, die Wasserflasche vergessen zu haben und niedriger Blutdruck.
Langer Rede kurzer Sinn: An der Jelenka-Baude war dann Schluss für mich und wir winkten dem einen Berg entfernten Schneekoppengipfel nur noch zu, denn die nächsten 400 Höhenmeter waren für mich illusorisch. Der Graf bemühte sich darum, mich schonend den Berg runter zum Auto zu bugsieren.

Böhmische und schlesische Dörfer

Unten im Tal war ich dann wieder so weit genesen, daß ich den Unterschied zwischen tschechischen und polnischen Riesengebirgsdörfern konstatieren konnte: In Tschechien ist alles wie geleckt, frisch gestrichen und mit Zierstreifen versehen, samt kameraüberwachten Parkplätzen und elektrischen Schranken und an jedem zweiten Haus steht „zu verkaufen“. In Polen ranzt alles friedlich vor sich hin. Man frage sich, wer von den Völkern mehr Spaß hat am Leben.
Horny Mala Upa ist übrigens ein Ort, an dem Geschichte Kondensationspunkte hatte. Die preußische Zollstation wurde 1866 durch Desertion des Zöllners verlassen (man erinnere sich, es war hier mal die Preußisch-Östereichische Grenze), die Wehrmacht brannte das Grenzhaus ab und mit ihm den tschechischen Zöllner, worauf ein paar Tage später vor der Ruine sieben deutsche Bewohner des Ortes standrechtlich erschossen wurden. Das ist noch nicht so lange her. Nun kommt der Europakapitalismus mit Niedrigpreis-Supermärkten, vollgepackt mit Nestlé- und Unilever-Produkten und Vorschriften.

Wir fuhren zurück, hielten aber noch einmal kurz in Arnsdorf (Milko), wo uns eine Kirchenruine aufgefallen war. Polen? Kirchenruinen? Absurd. Die Schautafel klärte auf. In der Zeit der preussischen Herrschaft hatte es protestantische Herrscher und evangelische Kirchen gegeben. 1945 wurde sie zerstört, in den 80ern stürzte das Dach ein und nun wachsen Bäume darin. Der Graf berichtet mit Fotos.

An diesem Abend war ich nicht lange wach, ich aß nur eine Suppe, trank zur Seelchenreparatur einen Stonsdorfer und ging früh zu Bett. Der Himmel erfreute uns mit Fast-Vollmond und über die Gipfel jagenden Caspar-David-Friedrich-Wolken. Den nächsten Tag verbrachte ich zur Rekonvaleszenz mit Nichtstun. Am Abend war ein Konzert im Schloss angesagt und ansonsten schlummerte ich, las etwas. badete und schwamm meine übliche Morgenrunde.

Konzert in Schloß Wernersdorf

Die Herren von Schloss Wernersdorf (Palac Pakoszow), die Familie, die es seit Jahrhunderten besaß, 1945 durch die europäische Teilung verlor und vor einigen Jahren wieder erwarb, veranstalten regelmäßig Konzerte im Barocksaal des Hauses. Seit vier Tagen gibt es wieder einen Flügel an der Stelle, an der er auch auf alten Fotos stand und deshalb wurde dieser im aktuellen Konzert eingeweiht.
Zwei junge polnische Solisten spielten Brahms, Paganini, Saint-Saens und Franck, musikalisch von extrem hoher Qualität und atmosphärisch sehr schön, denn der Saal mit dem riesigen Deckengemälde und dem Gebirgsblick war mit Kerzen beleuchtet.
Es waren sehr viele Besucher gekommen. Viele verbanden das Konzert mit einer Übernachtung, andere kamen von Hirschberg (Jelenia Gora) und es gab einen Trupp uralter, kleiner, runder Herrschaften im Sonntagsstaat, die sicher die örtlichen pensionierten Lehrerinnen, Amtsvorsteher und Ingenieure waren.
Und – auch wenn Sie genervt die Augen verdrehen – wissen Sie, wie wunderbar das ist? Aus dem Bett in die Badewanne gleiten, sich ein Kleid überwerfen, etwas Puder auf die Nase und Parfüm hinters Ohr, eine Treppe tiefer gehen und dort ist ein Konzert.
Das nächste ist übrigens im August.

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