25.11.11

Noch ein ganz früher Morgentermin auf dem Amt. Leider hatte die Frau, bei der ich den Termin hatte, vergessen, ihn einzutragen. Wir versicherten uns unseres gegenseitigen Wohlwollens und machten einen neuen Termin.
Ich fuhr ins Nestchen, Blumen gießen, Post holen und meine Schilddrüsenhormontabletten holen, die ich morgens noch nicht genommen hatte. Dann fuhr ich Richtung Mitte. Im U-Bahnhof Herrmannplatz meinte ich noch zu mir selbst: Oh Mann, bist du müde, nachher mußt du dich unbedingt ne Stunde hinlegen. Dann fiel mir siedendheiß ein: Du hast deine Tabletten vergessen! (Für Nichtärzte: Schilddrüsenhormon=Energiehormon. Für Ärzte: Doch man merkt es, wenn man die Dinger nicht nimmt, auch wenn die Lehrmeinung ausführt, das würde ein paar Tage dauern.) Also fuhr ich zurück, packte sie ein und haute mich kurz hin. Drei Stunden später wachte ich dann auf.

Dann fuhr ich zurück an den Schreibtisch. Ein Freund hatte mich um Prüfung eines Vertrages gebeten, den er mit zwei Leuten abschließen will, damit sie ihn in ihrer künstlerischen Tätigkeit unterstützen. Ich versuchte ihm beizubringen, daß er, wenn er das unterschreibt, seine Seele auch dem Teufel verkaufen könnte. Ich bin ja kein Anwalt, auch wenn ich schon hunderte von Verträgen auf Seriosität geprüft habe. Aber er hat einfach kein Geld, das einem solchen zur Prüfung vorzulegen.

Am Abend dann Teffen mit dem Ehemann und Herauskramen alter Erinnerungen. Unser Fazit: Wir waren damals einfach viel zu jung. Der Graf kam noch hinzu. Die Weinerei war mittlerweile brechend voll mit Gymnasiasten, die am Büffet anstanden und ohrenbetäubend plapperten. An unserem Tisch zeigte ein Tüp mit Schneejeans, Muskeln und Basecap seine für teuer Geld gemachten Modelfotos auf dem iPhone vor (der mußte sich irgendwie hierher verirrt haben). Wir brachen noch in eine andere Location auf und kosteten und dort zunächst durchs Weinangebot, um uns dann schon halb beschwipst zu entscheiden. „…schnehmdannmaldenda!“

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24.11.11

Das mit den Ämtern ist so eine Sache. Ich muß das Konto für den Kindergeldbezug ändern und fahre dafür ganz hinten nach Neukölln.
Kindergeldkasse 1: Eine Stunde Wartezeit. Ein junger Angestellter, sorry Fallmanager hinterm Tresen sitzend. Ich darf mich davor stellen.
Ickeso: Warum kann man sich hier nicht setzen, sondern muß vorstellig werden?
Erso: Wenn sie nicht stehen können, können Sie sich dahinten in der Ecke auf den Stuhl setzen.
Da war ich erstmal richtig gut gelaunt. Wahrscheinlich hat man den Tresen zum Schutz vor wütenden neuköllner Ureinwohnern vor den Fallmanager gestellt.
Erso: Sie sind hier übrigens falsch. Die Akte ist in Berlin Nord, wir sind Berlin Süd.
Ickeso: Ah ja…
Erso: Wir können die anfordern, das dauert aber.
Ickso: Das muß heute passieren.
Erso: Dann müssen Sie nach Berlin Nord.
Ickso: Geben sie mir bitte Adresse und Ansprechpartner. (Im Geiste ein Zackzack! hinterhergesetzt, so muß man mit solchen Typen reden.)

Ich fahre nach Berlin Mitte und parke auf der Rudi-Dutschke-Straße zwischen zwei Baufahrzeugen, betend, daß mich niemand abschleppt.

Kindergeldkasse 2: Wartezeit eine Stunde inmitten laut ins Handy plappender Kopftuch-Türkinnen. (Ich wüßte gern, worüber die Mädels immer so laut reden. Kerle? Kochrezepte?) Hinter mir diskutieren zwei Anwärter auf eine RTL-Reality-Soap darüber, daß ihnen das hier alles zu Scheiße und zu stressig ist und machen sich gegenseitig dafür verabtwortlich. Sie eine bleiche Teenager-Mutter, er noch ein Eckchen jünger, sprachbehindert und in HipHop-Kluft. Vor ihnen ein stilles, blasses Kind im Buggy. Als es einen Keks wegwirft, bekommt es von Mama eine geballert. Dazu zwei SintiundRoma-Pärchen in Betriebsausfluglaune (da haben nur die Männer Handies) und drei maschinengewehrartig kommunizierende Kasachinnen in Pelzmänteln. Dann saß ich vor einer mütterlichen ältern Dame. (Saß!) Die legte Ihr Gesicht in Sorgenfalten.
Dameso: Sie sind hier falsch.
Ickeso: Oh Nö!
Dameso: Das hier ist die Kindergeldkasse Mitte, wir sind für den Wedding zuständig. Nord ist ein Stockwerk tiefer.
Ickeso: Sch…! Es ist zehn vor zwölf!
Dameso: Da unten ist immer leer, das wird schon klappen.

Ich gehe ein Stockwerk tiefer. Dort sitzen wieder die vier SintiundRoma und ich erwarte, daß sie gleich anfangen zu singen und zu tanzen, so fröhlich sind sie. Außerdem sind noch einige gutgekleidete deutsche Herren anwesend, steifhüftig und im Rentenalter. Bei der Kindergeldkasse. Vielleicht müssen die was regeln für das Kind, das sie in der dritten Ehe mit ihrer jungen ukrainischen Ex-Pflegerin, jetzt Gattin, gezeugt haben… Wer weiß. Schließlich ist diese Kasse für Charlottenburg/Wilmersdorf zuständig.

Fünf nach zwölf. Ich hoffe inständig, daß ich noch drankomme. Die SintiundRoma gehen. Sie haben auch hier einfach nur ein bißchen rumgesessen und sich Döneckes erzählt. (Vielleicht hatten sie Pause und sind anschließend wieder mit ihren Bettelkärtchen und „Do you speak english?“ auf der Friedrichstraße unterwegs.)
Früher hatte ich mal Termine auf einem Amt, da liefen alle Mitarbeiter um neun Uhr mit einer Kaffeetasse in der Hand in einen Raum und kamen erst eine Stunde später wieder raus und machten gut gelaunt und gestärkt weiter. Das könnte jetzt auch so sein. Die ersten trudeln über den Gang in Richtung Mittagessen…
Aber nein, ich komme noch dran. Eine Jungdynamikerin erledigt alles freundlich und zuvorkommend innerhalb einer Minute.

Mann Mann Mann.

Dann Jobtermin und abends Vernissage bei einer Bekannten, die einmal im Jahr Kunst in ihrem Großraumbüro ausstellt. Leider sind die Sachen diesmal unterirdisch schlecht. Kapitalismuskritik mittels mieser Fotos. Die Schnappschüsse in der Shoppingmall sind per Handy gemacht (schnell! flüchtig! qualitätlos!) und die Fotos der Einzelhändler mit einer Mittelformatkamera (ikonisch! detailreich! warme Farben!). Brauchenwer nicht drüber reden. War übrigens ein Stipendium von Goethe-Institut.

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22.11.11

Einmal-Rundum-Putzen-Tag. Mitterweile habe ich es mir so eingerichtet, daß es fix geht. Komischerweise ist Putzen für mich zur Zeit entspannend, weil ich wunderbar dabei nachdenken kann, Früher habe ich immer nur darüber nachgedacht, wie es nervt.
Dann gab es einen kleinen Urknall und ich habe eine Storyline geschrieben, bei der es höchste Zeit war, daß sie mal aufs Papier kommt. Dann Pixelschubsen.
Dann kam der Graf und wir machten uns straßenfein. Mieterversammlung. Doch, das gibts noch. Schließlich hat das Haus noch eine Goldene Hausnummer von früher. Da funktionierte hier das Kollektivleben auch schon gut, die aldn Genossn sind zwar nicht mehr dabei, dafür gibt es nun jede Menge Alt-68er und DDR-Kultur-Dissidenteria. Fakt ist: bis auf den Sohn einer anderen Bewohnerin sind wir die Jüngsten im Bunde. Das passiert nicht mehr oft.
Ich bin nun offiziell vorgestellt im Haus und darf wohl bleiben. ;) Wir begossen das mit einem Wein, warfen eine Pizza hinterdrein und verbrachten noch einige Zeit mit Tändeleien, obwohl der Schreibtisch rief.
Dann zweite Schicht. Schreiben, weil es grade fließt. Eine Mail-Beantworten-ToDo-Liste schreiben, weil mir mal wieder die Sozialkontaktfelle davonschwimmen. Und dann war es wieder zwei Uhr, dann Drei. Nebenher lief „Lolita“, nicht die Kubrick-Verfilmung, sondern die von 1997, mit Jeremy Irons in der Hauptrolle. Ich erinnere mich, damals wenig Gutes über den Film gelesen zu haben, er wäre zu prüde und zu nett. Aber er gefiel mir. Selbst die Hamilton-Ästhetik, die die verklärende Wolke demonstrierte, in die Humbert Lolita hüllt. Ich erinnerte mich auch wieder an den Roman, den ich vor ewigen Zeiten gelesen und mit Anfang 20 überhaupt nicht verstanden habe.
Ich denke, jeder, der von der Frische junger Mädchen schwärmt, sollte ihn lesen. Oder falls es fürs Lesen nicht reicht, den Film ansehen und sich klar machen, daß der Liebhaber einer Nymphe zeitgleich der Vater einer (post)pubertären nevigen Göre sein muß. Viel Spaß dann auch.

Ja und dann habe ich einen Preis bekommen.

Das ADS-Blog der Herren Glamourdick und Luckystrike hat mich nominiert. So und jetzt soll ich 7 (sieben) Geheimnisse über mich ausplaudern. Wie das bei Befindlichkeitsbloggern so ist, viel Geheimnisse gibts nicht mehr. Und was dann als Geheimnis noch ins Netz gestellt werden kann, ist oft sehr sehr peinlich. Ok., dann mal los auf der nach oben offenen geheimen Peinlichkeitsskala:

  1. Ich schreibe das Wort „geehtregeehrte“ immer falsch.
  2. Ich habe meinen Diplomabschluß nur bekommen, weil gerade so viel Umstrukturierungsdurcheinander an der Uni war. Ansonsten hätte ich noch ein paar Scheine machen müssen. Also hab ich mehr Schwein als Verstand.
  3. Ich habe einen Sprachfehler. Bei einer Konsonantenhäufung bleibe ich hängen. „Hallo Lulu“ wird zu „Halololololo…“ Leider habe ich tatsächlich mehrere Jahre mit einer Frau namens Lulu gearbeitet. Es war immer peinlich, wenn sie anrief.
  4. Ich habe oft sehr unmoralisches Kopfkino. Fragense nich…
  5. Ich esse gern mit den Fingern. Auch Sachen, die man garnicht mit den Fingern essen kann, wie Salat.
  6. Ich bin faul. Stinkend faul. Am liebsten läge ich den ganzen Tag lesend auf dem Sofa und würde dabei Pflaumenmusbrote kauen.
  7. Ich war mal in Rex Gildo verknallt.

Weil das mit dieser Schneeballverteilungsgeschichte (sieben weitere Blogs nominieren) ob der geschrumpften Bloggeria so problematisch ist und ich immer die blöde Kuh war, die Kettenbriefe nicht weitergeleitet hat, mach ich das jetzt wieder so. Hier ist ein kleiner Schneeball final gelandet.

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