29.11.11

Bürotag. Korresponzenz erledigen, Pixel schubsen. Fasziniert den Thread im EP-Forum zum Thema Drogen verfolgen. (Der Artikel ist noch mal durch ein langes edit ergänzt).
Diese Forum ist für mich genauso anziehend wie für manche RTL-Unterschichten-Fernsehen. Denn der besondere Kick: Jeder der Schreiber und Schreiberinnen könnte dein Kunde / Rechtsanwalt / Berater / Arzt / Wahlkreis-Kommunalpolitiker sein.

Abends dann beim Pecha Kucha. Kannte ich noch nicht. Präsentationen zu allen möglichen Themen mit beschränkter Folienzahl und limitierter Redezeit. Ist so ein bißchen wie Kurzfilme schauen. Mal amüsiert man sich, was anderes findet man interessant, jemand nächstes macht eine Bauchlandung. Am witzigsten fand ich ja den Typen, dessen B. im Namen wahrscheinlich Baron bedeutet, dffb-Absolvent 1972, der einen Vortrag über Jagd und biologisch-dynamische Wald-Wirtschaft hielt. Ich vermute mal, das war eine Wette unter Kumpels, wie weit er kommt, bis der Saal hysterisch „Mörder! Mörder!“ brüllend explodiert. Es hielt sich in Grenzen und sogar das Angebot an die Vegetarier, doch den Wildschweinschinken zu testen, wurde mit Lachen quittiert. Dann noch eine Lehrerin, die ankündigte, eigene Gedichte zu Fotos aus der Schule vorzulesen. Ich dachte nur: Oh Gott! Betroffenheitslyrik! Fotos von unglücklichen Kopftuchmädchen! Aber weit gefehlt. Sie hat Graffitis, Flecken an der Wand und Risse im Fußboden fotografiert und Gedichte von Morgensternscher Machart dazu geschreiben, die einfach zum Brüllen komisch waren. Frau Passig war adabei. Fazit: Wenn es sie nicht nach Berlin verschlagen hätte, hätte sie in ihrer Heimat (Schwaben vielleicht? Ah nein, Niederbayern) eine ganz gute Lehrerin abgegeben. Ach und eine ältere Dame referierte über das „Allmende-Kontor“  nomadisierende Gärten in Tempelhof. (Herrliches Bullshitbingo gebildeter Altlinker.)

Dann auf der Suche nach Futter Richtung Maroush gelaufen und entdeckt, daß das Hasir nun auch eine Burgerbude mit Holzkohlengrill aufgemacht hat.

Veröffentlicht unter Leben

Neues aus dem Herzensforum

Da ist eine Diskussion zum Thema Drogen doch mal mächtig ins Schleudern gekommen.

Alle Äußerungen von Leuten zum Thema „Drogenkompetenz“ sind um die Nachmittagszeit herum gelöscht worden. Übrig blieben die üblichen Moralisten, aber auch bei denen kappte die Zensur die ganz schrillen Töne weg, die schonmal  in Richtung: Sie hats bestimmt für Sex gemacht! phantasierten und mächtig mit den Worten „Anstand!“ „Moral!“ usw. um sich warfen.
Wirklich faszinierend, was Leute in ihrem armen, kleinen Single-Leben für Kopfkino entwickeln.

Und es ist schade, daß ich keine Screenshots gemacht habe…

Edit: Ach wie schade! Jetzt ist der gesamte Thread gelöscht, wie Frau Hühnerschreck gerade bemerkte. Und ich wollte so gerne noch ein Zitat herauskopieren in dem es um das Grundmotiv so vieler Moralapostel dort ging: Angst, Angst, Angst…

Deshalb Kurzabriß aus dem Gedächtnis, für alle, die nicht dabei waren: Ein Mann hat eine Frau kennengelernt, die in der Medienbranche arbeitet. Nach einer Weile erzählt sie ihm, daß sie als sie ganz jung, dumm und neu dort war (also Anfang 20), ein paarmal auf Parties gekokst hat. Weil sie es angeboten bekam, weil sie dazu gehören wollte etc. Sie muß wohl noch nicht ganz über dem Thema stehen, denn sie benutzte die üblichen Buzzwords der Süchtigen: hatte es immer im Griff, konnte jederzeit aufhören, das machen doch alle etc.
Die Reaktionen waren, wie zu erwarten, polarisiert. Vornedran die Moralisten, in Großbuchstaben und mit Abschlußlosungen wie „Keine Macht den Drogen“ und der Behauptung, sie würden nicht einmal Alkohol trinken. Dann ein paar Leute, die sich in der Medienbranche auskennen und meinten: das Mädel erzählt keinen Scheiß, das ist relativ normal, daß bei Parties der Koks ausgepackt wird. (Kann ich bestätigen, meist sogar von der mittleren Chefebene.), schließlich arbeiten dort alle wie die Viecher und könnten sonst nach einem 14-Stunden-Tag garnicht mehr feiern, außerdem macht es schlank und selbstbewußt. Dann ein paar der Älteren, die meinten, nun macht doch mal halblang, wir haben auch in unseren Jugend … oho! Dazu Exkurse zum Thema Suchtpersönlichkeit und Triggerpunkte für Sucht.
Die Leute mit Drogenerfahrung (was in diesem Kreis heißt „in der Jugend mal gekifft“) gaben den Rat, ihr noch mal auf den Zahn zu fühlen, ob da nicht doch ein klitzekleines, latentes Suchtproblem besteht, denn der Fragesteller lehnt Drogen vehement ab, und ansonsten dort weiterzumachen, wo sie gerade sind: Mit Liebe. Die Moralistenfraktion hatte ihre Meinung: Eine Frau, die solche Drogen genommen hat, ist für eineernsthafte Partnerschaft und Familiengründung ungeeignet, ja verbrannt. Sie kommt nicht nur aus dem „Millieu“, nein, sie arbeitet sogar noch weiterhin dort und macht sogar Karriere in der Medienbranche.
Innerhalb von wenigen Stunden wurde aus der Geschichte eines Mannes, der scheinbar die Richtige gefunden hat, die ihm voller Vertrauen erzählt, sie hätte in der Berufsanfängerzeit mal gekokst, was ihn verunsichert, die Geschichte eines Mannes, der aus der verblendeten Liebe zu einer Drogenschlampe gerettet werden muß, indem man ihm rät, er solle sich sehr überlegen, ob er mit ihr weiterhin zusammenbleibt.

Warum mich das so interessiert? Ich schaue einerseits interessiert auf die Bemühungen der Forenmoderation, ein hohes Niveau zu halten. Was heißt: Keine stammelnden Legastheniker, keine Trolle, keine Emoticon-Hällöle!-Vollhonks, keine dummen Kabbeleien. Allerdings haben sie das große Problem, daß ihre aktivsten Autorinnen (ja, es sind zum Großteil Frauen, denn die „Elite“Männer müssen ja Geld ranschaffen) in manchen ihrer Argumentationen noch Eva Herman in dem Schatten stellen. (Kennt die noch jemand?)
Männer in Elternzeit – Unmännlich. Kinder im Kindergarten -Rabeneltern. Männer mit Unterhaltsverpflichtung – Altlastenträger. Aleinerziehende Mütter – ganz unten in der Hackordnung, nur noch für Sex zu gebrauchen.  Frauen, die Sex außerhalb einer Beziehung haben – Schlampen. Ältere Frau, jüngerer Mann – Pervers. Männer, die im Restaurant nicht alles zahlen – indiskutable Milchbrötchen, die Frau nicht mehr treffen muß. Ältere Frauen (ab 35) – unfickbar. Dicke – ganz arme Schweine. Sex ohne Liebe – Garant für fiese Krankheiten. Urlaub allein – Lizenz zum Fremdgehen. Tanzkurs ohne Partner – Lizenz zum Fremdgehen. Männliche Erzieher – unter Pädophilie-Generalverdacht. Männer – wollen nur das Eine, das ihnen nur im Tausch gegen finanziell gut aufgestellte Partnerschaft zu gewähren ist. Frauen mit Kinderwunsch – Männer-Abzockerinnen. Regelmäßige verbale Steinigungen von Fremdgängern finden natürlich auch statt.
Das ist das, was übrig bleibt, wenn man versucht, Seriosität und Zielgruppe miteinander zu vereinbaren. Unerträglicher Moralismus, Scheuklappen-Denken und die Meinungs-Herrschaft von Menschen, die verzweifelt versuchen, einen Partner für ihre Inszenierung einer heilen Familie alter Bauart zu finden. Die natürlich nicht fündig werden, weil ihre Anforderungsliste so lang ist, wie ihre Angst vor Versagen und Irrtum groß ist. Wo ist er denn, der gutverdienende Mann bis 45, der nicht geschieden ist, keine Kinder und überhaupt noch nie eine längere Beziehung hatte (quasi Jungfrau für Frauenaugen), trotzdem keine Macke hat und nun Nägel mit Köpfen machen will und eine der anwesenden Damen erwählt und nun ein Haus baut, Kinder zeugt, die Familie ernährt und fortan seinen Willen unter den der Familie stellt und über siene gesamte Lebenszeit verfügen läßt? Ach so, außerdem sollte er noch schlank, sportlich und gut aussehend sein, männlich entschlossen selbstredend, ehrgeizig im Beruf, aber ohne Überstunden, Nichtraucher, Nichttrinker, ohne Glatze, Tätowierungen und Piercings, ohne Drogen-, Homosex- und Prostituierten-Erfahrung, keine One-Night-Stands, keine Seitensprünge. Und wenn Mann dann die Dame regelmäßig ins Restaurant einlädt, mit ihr Tagesausflüge in Zoos und Wildparks absolviert und sich nach seinem Vorleben, Ab- und Ansichten ausfragen läßt und mit ihnen erst ins Bett geht, wenn man „zusammen“ ist, dann, ja dann sollen die Damen, die im Forum Haare auf den Zähnen haben und mit dem verbalen moralischen Baseballschläger unterwegs sind, angeblich zu freundlichen, liebenswürdigen, anschmiegsamen, sanften Wesen mutieren, die mit ihm übergangslos in den siebten Himmel der Ehe gleiten. – Viel Spaß, Jungs!

Das ist Deutschland. Gut ausgebildete, beruflich erfolgreiche, in höheren Positionen angestellte Menschen auf dem Zenit ihres Lebens, die Angst haben.

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27.-28.11.11

Lazy Sunday. Lesen, i-Net-Surfen, den ersten Advent ignorieren. Das mit dem Sofa hatte sich ja nun erledigt.
Ich häkelte und zog mir DVDs rein und irgendwann war ich einfach nur noch müde. Es ist ja auch schon hohe Zeit für Winterschlaf.
Der Montag begann mal wieder mit einem frühen Außentermin. Mein Doc ist zufrieden mit mir und wir schmieden gerade ein kleines Komplott gegen den Rest der Welt.
Darüber war ich so erleichtert, daß ich erst einmal zwei Stunden schlafen mußte.
Dann kam auch schon das Kind zum Plätzchenbacken, hatte aber die Förmchen vergessen. Also nix mit Backen. Was mir ganz lieb war, denn ich war schon wieder waaaahnsinnig müde. Wir machten ein herrliches Stulle mit Brot-Abendbrot und dann verschwand ich schon wieder im Bett.

Veröffentlicht unter Leben

26.11.11

Besorgungssamstag. Am Montag werden Weihnachtsplätzchen gebacken, da braucht es die nötigen Zutaten und dem Grafen war nach Fisch. Der Berliner von Welt fährt zu diesem Behufe natürlich zu Rogacki. Wenn ich dort im Paradies des schieren Fleisches stehe, habe ich immer jede Menge Rezepte im Kopf, die ich schon längst oder mal wieder kochen will. Muscheln in Weißwein, eine Auster und ein Glas Champagner, Omas Kochfisch, Surf & Turf, Hühnersuppe, gegrilltes Entrecote, Buletten, Sauerbraten, Schweinsbraten mit Sauerkraut und und und
Wir nahmen aber nur den Lachs, etwas Prager Schinken, meine geliebte Pfälzer Leberwurst, Fenchelsalami und ein paar Schillerlocken.

Dann haben wir derzeit viel Spaß mit ebay. Der Graf hat ein Sofa mit Hocker von einem Typen aus Potsdam ersteigert. Der Verkäufer meldete sich mit einem lakonischen Satz: Das ist die Telefonnummer der Dame, bei der Sie das Sofa abholen können.
Aha. Der Graf übergab vorsichtshalber an mich. Die Dame meldete sich dann auch mit: Ja, man sei hier schon richtig. Aber da sei noch der Hocker zum Sofa, der käme noch mal 50% extra. Ich natürlich: Nönö, der ist Bestandteil des Gebots! – Worauf sie zurückruderte.
Da das alles so sonderbar klang und auch schon das Angebot nur aus einem Satz und einem schlechten Foto bestand, wollten wir nicht gleich mit einem Lieferwagen in Potsdam aufschlagen, sondern erstmal schauen. Aber schauen? Das ginge ihr jetzt doch zu schnell und sie wüßte jetzt noch garnicht, was sie in den nächsten zwei Tagen mache. Ob sie denn auch kurzfristig anrufen könne, wenn sie Zeit hätte. Ich nagelte sie wenigstens auf Sonntag nachmittag fest.
(Man kann sich denken, was passierte: Ich rief sie Sonntag mittag an, sie ging nicht ans Telefon, später kam eine sms, sie läge mit Fieber im Bett.)
Da muß wohl eine fiese Trennungsgeschichte dahinter stecken. Ob so ein Sofa ein gutes Karma mitbringt, ist fraglich.

Am Samstag abend gab es dann Lachsfilet, Gemüse und Kartoffeln, jeweils gegrillt und Feldsalat mit Knoblauchdressing.