WMDEDGT März 2014

Gestern war wieder der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragte, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Ich las ein Buch zu Ende und machte daher erst gegen halb 2 das Licht aus. Nicht gut.
Der Wecker des Grafen klingelte so gegen 6:40 Uhr. Ich schlich als Zombie in die Küche, dankte dem Kaffeeautomaten für seine Existenz und drückte Knöpfchen. Zu mehr hätte es wirklich nicht gereicht. Nachdem der Graf seinen Kaffee hatte, ging sofort wieder ins Bett und schlief noch eimal bis 9 Uhr. (Ja, es ist ein Privileg und ja, ich habe eine schlechtes Gewissen, wenn mein Mann arbeiten geht und ich mich noch mal hinlegen kann. Und nein, eigentlich müsste ich nicht mal aufstehen. Ich tue es aus Solidarität für den, der morgens noch komatöser als ich zur Arbeit schleicht.)
Der zweite Start verlief etwas besser. Ich frühstückte und las Twitter, Facebook und ein paar Onlinezeitungen von quer nach links. Seit ich die drei Wochen auf dem Land verbracht habe, sind mir die aktuellen Aufreger des Internets immer noch relativ egal. Das mag der McPomm-Virus sein, schließlich sagte man früher, in Mecklenburg ginge die Welt 100 Jahre später unter, weil man es gar nicht mitbekommen hätte.
Feministinnen und Hebammen machen sich jetzt also gegenseitig Vorwürfe, die einen monieren, nicht genug Unterstützung zu bekommen, die anderen kritteln an Formulierungen. Das Thema hatten wir mit Variationen wechselnden Akteuren in den letzten Monaten immer wieder. Die Schnelligkeit und Transparenz von Twitter ist ein Segen und ein Fluch zugleich.

Nach dem Frühstück setzte ich mich für zwei Stunden ins Büro. Es war noch etwas an den Steuerunterlagen zu ergänzen, Korrespondenz zu machen und ein prüfender Blick auf eine Website zu werfen, die nicht das zeigte, was die Besitzerin wollte.
Nebenher lief die Waschmaschine. So langsam arbeite ich die Berge des Februars ab.
Dann putzte ich endlich die Arbeitsplatten in der Küche und machte mir die Reste vom Frikassee von Montag warm.

Gegen 13 Uhr legte ich mich für eine halbe Stunde hin, danach machte ich kurz das Bad sauber und setzte mich an die Nähmaschine.
Quilt Top
Nach dieser Übung kann ich dann auch ganz prima Briefecken nähen. Überhaupt sieht das Quilttop immer besser aus. Dann darf ich auch die Steppung nicht vergeigen und sollte vorher dafür ein bisschen üben. (interessant übrigens, dass die Kamera nicht in  der Lage ist, das müde Violett authentisch darzustellen, es wird immer Blau.)

Gegen 17 Uhr kam der Graf. Er ist gerade ziemlich angeschlagen, irgendein Infekt geistert in seinem Körper herum. Er reparierte den Drücker vom Spülkasten, der sonst sicher in den nächsten Tagen zerbrochen wäre und legte sich hin.
Ich frickelte weiter. Manchmal fluche ich laut, wie langsam ich nähe. Aber dafür ist es akkurat, das ist mir lieber. Außerdem lässt sich dabei gut nachdenken und ich habe derzeit eine Menge zu denken und zu entschließen.
Das Kind meldete sich kurz. Ihr ging es wie mir. Sie hat das Kondolenzschreiben in den Briefkasten geworfen und war kurz davor, ihren Quasi-Vater noch einmal anzurufen, ob das wirklich stimmt oder ob sie das alles nur geträumt hat und jetzt eine Familie mit einem schlechten Scherz verschreckt. Aber nein, es ist leider wahr und so langsam kommt das auch in meinem Kopf an. A., das kleine Alien, wie wir sie manchmal nannten, ist nicht mehr hier.

Gegen 19:30 Uhr machte ich mir ein paar Brote, versorgte den Grafen noch einmal mit Tee und eine Stunde später machte ich Schluss, bügelte noch ein paar Küchentücher und legte mich in die Badewanne.
Der Graf schlief schon, als ich ins Bett ging und noch etwas las.

Ein Tag, wie ich ihn mögen würde, ohne große Überforderung und Druck, nur leider kein Tag, der mich Geld verdienen lässt. Das eine zu ändern, ohne dass das andere ständig mitkommt, das wird die Kunst sein.

Die anderen Tage sind hier zu lesen.

WMDEDGT Februar 2014

Was habe ich heute den ganzen Tag lang gemacht?

Wir sind im Urlaub im Hirschberger Tal und das ist ganz kommod, weil wir fast allein in dem Schloßhotel sind.

9:20 Uhr
Verflixt, ich habs verschlafen! Eigentlich wollte ich vor dem Frühstück noch eine halbe Stunde schwimmen, das wird knapp. Ich drehe zumindest ein paar Runden im Pool, um wachzuwerden und gehe hinterher kurz unter die kalte Dusche.
10:00 Uhr
Frühstück, üppig und ausgiebig.
11:00 Uhr
Wir sitzen noch am Frühstückstisch, da kommt eine Mail von einem Freund, dessen Website ich betreue. Sie wurde gehackt und vom Provider erstmal abgeschossen.
11:15 Uhr
Ich schaue nach, was los ist, der Graf schaut mir über die Schulter und assistiert mir mit Ratschlägen. Ich sichere die Seite noch mal und wir flöhen die Dateien und die Datenbank auf Schadcode.
Irgendwie ist das alles nicht so prickelnd. Die Internetverbindung ist hier sehr langsam und der Provider braucht auch eine Weile, auf um geänderte Zugangsdaten und Einstellungen zu reagieren. Dazu kommt, dass auf der Seite einige Plugins laufen, die mit Samthandschuhen angefaßt werden müssen.
14:00 Uhr
Der Graf übernimmt, die Seite wird am besten komplett neu aufgesetzt, weil eine Fehlermeldung die andere jagt und ich bin grade etwas ratlos. Mich hat es wohl zu sehr aus der Urlaubsstimmung rauskatapultiert.
17:30 Uhr
Ok., es scheint wieder zu laufen. Die Ladezeiten halten die Sache am längsten auf.
18:00 Uhr
Ich gehe noch mal lange Schwimmen.
19:00 Uhr
Fertigmachen für den Abend. Farbe ins Gesicht, Frisur machen, anziehen. Der Graf ist von der Badewanne in den Pool gewechselt, ich sitze noch etwas auf der Fensterbank und lese.
20:00 Uhr
Im Restaurant ist der Platz am Kamin frei. Wir essen Gulasch mit Spätzle und haben wohl so verhungert ausgesehen, dass die Bedienung einen großen Berg Brot und Butter nachliefert.
22:00 Uhr
Wir wechseln in dei Bibliothek, um noch etwas zu lesen und zu schreiben.

Die anderen Tage wie immer hier.

WMDEDGT Januar 2014

Was habe ich am 5. Januar gemacht? Ich bin krank und es ist Sonntag, dieser Tag wird sehr ereignisarm.
2:30 Uhr Ich trinke einen letzten Kamillentee und mache das Licht aus.
9:15 Uhr Ich wache wieder auf, es geht mir merklich besser als die zwei Tage zuvor. Ich lüfte die Wohnzimmer und das Gästezimmer, in dem ich derzeit residiere und koche mir einen Kaffee. Danach Twitterschau und Lesen im Bett.
11:00 Uhr Ich mache mir Joghurt mit Obst. Das Kind meldet sich per iMessage. Es hat Fotos von dem kleinen Weihnachtspräsent gemacht, das so unerwartet viele Arbeitsstunden verschlang: 8 gequiltete Patchwork-Platzdeckchen im Seminole-Muster.
Seminole-Patchwork
12:00 Uhr Eine Anfrage für einen Auftrag wird beantwortet. Damit bin ich dann nächste Woche wieder komplett in kleinen Portionen verplant. Danach döse ich etwas.
13:00 Uhr Der Graf probiert, wie es mit ihm und der Welt so ist, er hat bis früh morgens irgend etwas sehr nerdiges am Computer getan.
14:00 Uhr Badewanne, schlägt ziemlich auf den Kreislauf, deshalb wasche ich mir nicht wie geplant die Haare.
15:00 Uhr Bett und lesen. Ich beginne nebenher einen Blogpost zu einem Thema, das mir auf der Seele liegt.
16:30 Uhr Der Graf verabschiedet sich in die Weinerei, eine Kneipe auf der anderen Straßenseite, um einen Text zu schreiben. Ich setze Pellkartoffeln für Kopytka* auf und schreibe und lese weiter. Ein Schauspieler aus früheren Zeiten, den ich mit am liebsten mochte, hat mich auf Facebook entdeckt. Das freut mich.
17:30 Uhr Ich pelle die Kartoffeln und presse sie zu Schnee, dann schüttele ich Buchweizenmehl in die Krümel und lasse sie abkühlen, das Boeuf en Daube a la Biere, das ich schon gestern Abend gemacht hatte, schmort im Ofen noch bis sechs Uhr zu Ende. Danach schreibe ich an meinem Text weiter und lese.
18:00 Uhr Der Graf kommt zurück und ich hatte völlig verpeilt, dass ich schon mit dem Essen fertig sein wollte. Schnell Wasser aufgesetzt, den Kartoffel-Buchweizenteig mit Ei, Muskat und Salz fertig gemacht, zu Würsten gerollt und in schräge Stücke geschnitten.
18:30 Uhr Die Kopytka werden in Butter geschwenkt, gleichzeitig mache ich noch schnell den Weihnachts-Rest-Rotkohl warm und der Graf öffnet eine Flasche Cremant.
Dann gibts Essen. Nach all den Flops der vergangenen Wochen endlich ein gelungenes, schlichtes und gutes Mahl.
19:30 Uhr Ich räume die Spülmaschine ein und bin schweißgebadet, so ganz fit bin ich eben noch nicht. also ab ins Bett, schreiben und lesen.
20:00 Uhr Das Kind fragt an, woran sie Futterstoff in ihrem teils von mir geerbten Vorrat erkennt. Ich versuche, eine Erklärung zu finden.
22:00 Uhr In meiner Twitter-Timeline stoße ich auf dieses Video. Des Mannes Tatort-Stream geht dabei kurzzeitig in die Knie.

Skandal, warum kenne ich diesen schrägen Film nicht? (Gleichzeitiges Learning im weiteren Zusammenhang des Tweets mit diesem Link: Kerle können wunderbar uneins sein und aufeinander einprügeln, bis zum nächsten gemeinsamen großen Auftritt. Frauen reden mit grosser Sicherheit den Rest ihres Lebens nicht mehr miteinander.)
23:00 Uhr Ich lese Diskussionen über Internet-Technologien des Jahres 2006 und bin sehr dafür, dass alle Leute ihre Blogs stehen lassen. Es geht nicht um eure Wichtigkeiten/Peinlichkeiten vor 6 oder 10 Jahren und was die Leute sagen könnten, das alles längst im Strom der Zeit aufgegangen. Es geht um authentische Dokumentation von Leben. Es ist Wahnsinn, was sich in so einer kurzen Zeit ändert.
23:30 Uhr Es geht mir viel besser als die beiden Tage vorher. Ich trinke einen Gin und esse ein paar von meinen Weihnachtspralinen.
0:00 Uhr Weiter lesen, aber nicht mehr zu lange, morgen Nachmittag habe ich eine Leseprobe.

* Ob Gnocchi, Schupfnudeln oder eben Kopytka, es ist alles das gleiche Grundrezept.

 

Die anderen Beiträge sind hier zu finden.

WMDEDGT – 5. Dezember

Gestern war wieder „was machst du denn den ganzen Tag“?-Aktion. Leider die letzte wie es scheint, ich hatte mich ja erst im Sommer eingeklinkt.

Mein gestriger Tag war überschaubar, da ich ihn kurzerhand zu einem freien Tag erklärt hatte. Ich habe zur Zeit einen etwas verschobenen Wochenrhythmus und kein richtiges Wochenende, also brauche ich zwischendurch mal Zeit, zu tun, was ich will, ohne Zeitdruck und Verpflichtungen.

Wie immer an solchen Tagen – ich war um 7:30 Uhr wach und stand kurzerhand auf, statt mich noch einmal umzudrehen. Ich frühstückte Joghurt mit Datteln, Mandarine und Banane, trank zwei große Kaffee dazu, las nebenbei die Twitter-Timeline (das sieht nach einem Bloggerinnentreffen jenseits der re:publica aus, weil wir dieses Jahr alle keine Karten gekauft haben. Für Klassentreffen zu teuer und für fachliche Auseinandersetzungen zu verspielt und laberig, finde ich. Aber ein Treffen mit denen, die man ein Jahr lang nur liest, ist Klasse!) und schaute mir die Me Made Mittwoch-Seite an, denn ich war noch gar nicht dazu gekommen, der Mittwoch war ein Tag im Sauseschritt. Dann erledigte ich doch etwas Mailkorrespondenz, obwohl ich das an freien Tage nicht mag, aber am Tag später habe ich es vergessen.
Danach schrieb ich einen längeren Artikel zum Thema Rollen- und Lebensvorbilder in Boulevardzeitungen (wer mitliest kennt den, das war der gestrige Blogpost). So etwas dauert einige Stunden, das schüttele ich nicht so einfach aus dem Ärmel.
Zwischendurch gab es ein Käsebrot und etwas Weihnachtsgebäck vom Bäcker. Ich komme dieses Jahr leider nicht zum Selberbacken.
In der Pause vor dem Korrekturlesen setzte ich Sauerkraut mit Äpfeln und Möhren an und legte eine Seite Kassler-Kotelett-Rippchen in Alufolie in den Ofen. Mir war zwar nicht nach großem Essen, gestern gab es auf einer Weihnachtsfeier Gänsekeule, aber Sauerkraut mit Rippchen hält sich und ist sowieso ein Aufwärmessen.
Nach dem Veröffentlichen des Blogposts kippte ich erst mal auf dem Sofa auf die Seite und rollte mich für ein Stündchen zum Schlafen in die Kuscheldecke. Draußen stürmte es schon heftig.
Ich war gerade wieder wach, da klingelte das Telefon. Eine Umfrage des Forsa-Institutes zu Medienthemen. Die mache ich immer mit, schon weil mich interessiert, was die Fragen sind. Aha.Man glaubt also, mit „Berlin Tag und Nacht“ Klamotten von S. Oliver und das Image von Fitness-Studios verkaufen zu können. Forsa scheint mittlerweile so wenig Kontakte zu haben, dass sie nicht nur zu einem abgeschlossenen Thema befragen. Als die Dame nach 10 Minuten Fragen zu erneuerbaren Energien und EU-Politik herunterratterte, bremste ich sie aus.
Ich machte das Essen fertig und kochte doch etwas Kartoffelpürree dazu, weil ich mittlerweile Hunger hatte. Selber gemacht natürlich, aus mehlig kochenden Kartoffeln und Sahne. Pulver kommt mir nicht ins Haus.
Der Graf war inzwischen eingetrudelt und verzichtete angesichts des Sturms auf eine ÖPNV-Odyssee nach Mariendorf zu einer Abendveranstaltung. Er sah das Essen etwas wehmütig an, denn er hatte schon auswärts gegessen. Aber den Rest gibt es heute Abend aufgewärmt und schmeckt dann sowieso besser.
Es kamen einige Twitter-Reaktionen auf den Blogpost, die mich sehr freuten, aber dann konnte ich mich nicht mehr darum drücken, mich an die Nähmaschine zu setzen. Dieses Kleid, mit dem ich mich nun schon seit Wochen herumschlage, ist in der Endfertigung. Es ist ein Graus. Linienführung, Farbe, Muster und Silhouette sind super, die Schnittdetails auch. Die Passform ist eine Katastrophe, weil ich einen Übergrößen-Schnitt reduziert habe. (und der Übergrößen-Schnitt war an der Stelle, wo ich es gebraucht hätte, dann doch zu eng. Gna!) Das war alles vorher kaum zu sehen, weil das Vorderteil aus großen Falten besteht. Aus Gnatz, weil ich damit so unzufrieden bin, wird das Teil nur versäubert und nicht gefüttert. Keine Ahnung, wie oft ich es trage.
Ich trennte einen 60cm-Nahtreißverschluß aus einem anderen Kleid heraus, weil ich den dort nicht brauche, das stülpe ich immer so über den Kopf, schloss die Rückennaht und das Futter wieder und nähte ihn in das andere Kleid ein, nachdem mir der Graf den Rücken auf Passform gesteckt hatte. (Ein Mann, der Kartonverpackungen und Faltumschläge entwirft, bekommt auch Kleiderrücken passend, finde ich.) So, nun braucht es nur noch Säume und etwas Versäuberung. Ach ja und einen akkurat geschnittenen Saum, was mich daran erinnert, dass ich immer noch keinen Rockabrunder habe…
Nach der Nährunde war ich rechtschaffen müde und der Gatte brachte mich um Mitternacht zu Bett und improvisierte noch eine kleine Gute-Nacht-Geschichte.

Das war mein freier Tag, mitten in der Woche. Die anderen Tage kann man hier nachlesen.

PS. Ganz off topic, aber vielleicht interessant: Das Buch eines guten Freundes gibt es als Adventsüberraschung derzeit als Umsonst-Download.