Eine kurze Tour ins Oderbruch mit dramatischem Himmel, frischem Grün, Rapsgelb und prallen, duftenden Fliederbüschen.
Es sieht besser aus als vor 10 oder 20 Jahren. In den Neunzigern gab es viel agrarsubventionierte Grünbrache (eine Schande bei diesen fruchtbaren Böden) und den Dörfern sah man Frustration und Armut an. Vor 10 Jahren rappelte es sich langsam zusammen und jetzt scheint es denen, die übrig geblieben sind, gut zu gehen. Es gibt keinen Gemüseanbau mehr, sondern nur Hochleistungsgetreide und Raps. Warum?, frage ich mich. Diese wunderbare lehmige Erde ist ideal für Tomaten, Bohnen und Kohl jeder Sorte.
Die Gutshäuser und Schlösser, so es sie noch gibt, sehen mittlerweile proper aus. Wer eine ganz skurrile und ohne Subventionen auskommende Location sehen will, sollte sich das uralte Schloss Gusow ansehen. In Neuhardenberg sah der Graf ein Schild „Geschlossene Gesellschaft“ vor der Orangerie und sagte: „Sparkasse!“. Wie er darauf kam, muss er selbst erzählen.
Wir machte auch einen kurzen Abstecher nach Golzow, wo ich 1982/83 Landarbeiterin war. Der alte Speicher, in dem auch ich wohnte, ist noch immer Lehrlingswohnheim.
Dann fuhren wir nach Küstrin, aber die Supermärkte haben in Polen am Pfingstsonntag selbstverständlich zu. Also gab es weder Wodka noch Krakauer Würstchen. Wir beschlossen, uns die Altstadt anzusehen, die auf der Insel zwischen Oder und Warthe lag und zu der uns ein Verkehrsschild führte. Es gab auch Straßenschilder und Gehwege. Es gab nur keine Altstadt und kein Schloß mehr. Ein paar Eingangstreppen und Kellerfenster waren noch zu sehen und dazu zugewucherte Schuttberge. Eine Geisterstadt. Ich wußte das nicht. Kiez, der Stadtteil auf der anderen Seite der Oder und die Festungsteile von Küstrin waren zu DDR-Zeiten militärisches Sperrgebiet der Sowjetarmee.
Wir fuhren bald auf der völlig leeren Bundesstraße 1 in Rekordzeit zurück nach Berlin.