Es ist Berlin-Marathon und der Graf ist nach dem Erwachen schnell den Weinberg herunter gestürzt, um zuzusehen, wie sie laufen. Schließlich war er selbst acht Mal dabei. (Und die zehn Mal zur Aufnahme in den Jubilee-Club, die schafft er sicher demnächst.)
Ich sitze neben der Heizung, die zum ersten Mal wieder läuft – nachdem ich die Nacht fröstelnd unter der Sommerdecke verbracht hatte, aber zu müde war, um mir noch eine Decke zu holen – und schaue den Wolkenschiffchen zu.
Der Tag gestern war doch etwas anstrengend. Erst das Kind beim Bestellen eines Kleides begleitet. Dann abends mit Kind und Männern zum Essen gegangen. Das reichte dann für diesen Tag. Ich bin zwar immer wieder der Meinung, mir geht es schon gut und in einer Welt, in der ich noch nach dem Motto lebte „alles, was und nicht tötet, härtet uns ab“, würde ich sicher am Montag wieder zur Arbeit gehen, aber das geht nicht mehr. Ich bin noch eine Woche krankgeschrieben.
Meine Innereien hatten sich auch in der letzten Woche einiges einfallen lassen, um mich ruhigzustellen. Nach der Mandelentzündung kamen fiese kleine Entzündungen im Mund, die sich hinter den Mandeln ins innere Ohr zogen. Dazu schmerzten alle Gesichtsnerven höllisch. Viren, die einmal quer durch den Kopf ziehen.
Das war der Moment, in dem sich der innere Hypochonder zu Wort meldete. Erinnerte er sich doch, dass eine Schauspielerin, für die ich arbeitete, bei so einer Sache lange brauchte, bis ihr rechtes Augenlid nicht mehr hing.
Also auskurieren, aber nicht rumhängen. Wir fuhren zu einem Spaziergang an den Straussee, von dem Creezy neulich schrieb. Was für ein schöner See! Wenn ihm auch derzeit mal wieder gut ein halber Meter Wasser fehlt. Für mich ist das immer eine volle Welle Kindheitserinnerungen, schließlich habe ich von 1965 bis 1969 am Seeufer gewohnt.
Themawechsel, das ist der Chrevron-Quilt, an dem ich seit Februar immer mal wieder gearbeitet hatte.
Ich bin Coolcat für ihr Tutorial sehr dankbar, Zacken kann man auf mannigfache Art und Weise zusammenstellen, das ist die Einfachste. Und einfache Lösungen, die nach was aussehen, sind bei diesem Fummelarbeiten viel wert.
Ich komme wieder beim mit den Händen arbeiten an. Wo ich genau weiß, dass das für das industrialisierte Europa nur ein Hobby sein kann und nur für sehr wenige ein Erwerb. Oder die Konsequenz Verzicht, Selbstausbeutung, Subventionierung oder Querfinanzierung sind. Kaum jemand wird bereit sein, für Zacken, an denen nicht Missoni oder so steht, den Mindestlohn zu zahlen. Dafür sind wir durch indische oder pakistanische Arbeit viel zu verwöhnt, wo auch die Kleinserie nur wenig kostet und für alle, die an so einem Projekt beteiligt sind, mehr oder auch weniger abwirft. (Da gerade viele Pakistani auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa vor der Tür stehen, zeigt, dass wie dringend über unsere Lebensführung nachdenken sollten.)
Was ist das für eine Zeit, in der man Socken stopfen nicht mehr lernt, weil Socken mit einem Loch weggeworfen werden? (Über die Unfälle mit motorisch unbeherrschten Kindern, wenn es heute Handarbeitsunterricht gäbe, möchte ich gar nicht nachdenken…)
Auch wenn es jetzt etwas herbstlich-melancholisch wird – zu den Socken mit dem Loch passt ein Artikel, der sich mit den persönlichen Folgen schwerer Krankheiten beschäftigt. Diesen Zustand, nicht unbedingt schwer und sichtbar eingeschränkt zu sein, aber trotzdem keine konstante Arbeitsleitung garantieren zu können, kenne ich sehr gut.
An der Stelle kann ich zum Thema Arbeitszeitregelung abschwenken. Man optimiert Arbeitsprozesse auf mannigfache Art und Weise. Warum ist es so schwer, sie so zu optimieren, dass der Wunsch nach Teilzeit nicht allein als persönlicher Wunsch des Arbeitnehmers gesehen wird? Wäre ein Arbeitnehmer eine Maschine, die nur 4 Stunden am Tag laufen kann und dann abkühlen muss, hätten Unternehmen wahrscheinlich weniger Probleme damit. (Bis einer kommt und die Maschine erfindet, die konstant durchlaufen kann, ich weiß…)
Ich grantel grade ein bisschen über meine Minderleisterkarriere, tut mir leid!.