15.4.

So langsam nimmt das Formen an. Mannmannmann…
Also, am Sonntag vormittag warf ich mich in die Bestarbeiterinnenkluft (Latzhose & Kopftuch) und machte mit dem Grafen noch ein paarmal Ping-Ping, besser gesagt kruschtelkruschtelkruschtel, denn die Nachbarn müssen nicht alles wissen. So wie beim Grafen von Monte Christo, da wurde mit einer Gabel gegraben. Der Graf nahm statt dessen den Hammerkopf. Der Mörtel bestand ohnehin zum überwiegenden Teil aus märkischem Sand.
Nach einer Stunde war klar: Das war leider nur eine einfache Durchgangstür, keine doppelte. Schade aber auch. Aber wir schafften es, die ersten Steine rauszuhebeln. So muß sich ein Zahnarzt fühlen, der Zähne zieht. Zehn Steine später kam dann auch der Putz der anderen Wandseite mit. Da hörten wir doch lieber auf, es war schon schwierig genug, diesen widerlichen Putzstaub nur in einem Zimmer zu halten.
Ich klebte eine Prospekthülle auf das Loch in der Wand, das im Nebenzimmer entstanden war, damit der Dreck nicht durchzieht und wir dekontaminierten uns und gingen auf unseren sonntäglichen Spaziergang durch Berlin Mitte und landeten im Culinario.

Orrr, Handwerker ey!

Seit 10 Tagen ziehen sie dem alten Haus an der Barnimkante die Adern und Därme raus und legen neue. Eine wirklich gruselige Aktion. Denn als das Haus hier als eine der ersten am Platze gebaut wurde, irgendwann zwischen 1870 und 1880, gab es wahrscheinlich keine Wasserleitungen und Kanalisation ganz sicher nicht. Die Pumpe war unten vor dem Haus und der Rinnstein tat das seine.
So ist das Rohrsystem eine verfrickelte, krampfadrige Angelegenheit, zudem in den 50ern die Wohnungen in zwei bis drei Parteien mit gemeinsamer Klo-, aber getrennter Küchenbenutzung aufgeteilt wurde. Es geht immer mal eine Leitung in den anderen Strang rüber, um sich dort zu entleeren oder Wasser zu zapfen und einen scheinbar toten Strang gibt es auch noch in einer Wand (fast da, wo die Wand durchgebrochen werden soll, das hätte eine Überraschung gegeben).
Als Vorhut kam ein taubstummer Riesenmann mit einem Bohrhammer, der die Decken und Fußböden durchbrach. Ich weiß nicht warum, ich hab ihn Dunderklumpen getauft. Die Konversation ist Dunderklumpen läuft schriftlich, denn Gebärdensprache kann ich nicht. Geht aber.
Danach fiel ein Heer von Klempnern über Küche und Bad her. Sie wiegten bedenklich den Kopf, spachen von „dreizehner Muffe“ und „Fünfer“ und kündigten an, da es am nächsten Tag ab 8 weder Wasser noch Klo geben würde. Dann kamen sie morgens und zogen im Bad die Rohre von oben nach unten raus, um sie von unten nach oben wieder einzubauen. Irgendwann am Mittag meinte der Vorarbeiter, es sei schon blöd, daß wir als einzige Partei überhaupt anwesend seien, denn man schaffe es wahrscheinlich nicht. Worauf ich augenklimpernd entgegnete, es sei doch garnicht schlimm, wenn es länger dauere. Wir würden auch bis 22 Uhr arbeiten. Also zogen sie die Sache bis 20 Uhr stöhnend durch. Am nächsten Tag kam Dunderklumpen und machte die Löcher zu und dann war erst mal frei. Gleiches sollte nach dem Wochenende mit dem Küchenstrang passieren.
Ich putzte inzwischen dreimal das Bad. Die Schüttung in der Decke ist aus Schlacke und der Dreck ist durch den Zug und die Arbeiten in jeden Winkel und auf jede Wand gezogen wi-der-lich!
Als es am Montag weiterging, war bei den Jungs scheinbar die Luft raus. Janee, man würde doch von unten anfangen, es wäre alles so kompliziert, da müsse man langsam vorgehen. (und vor allem um 16 Uhr den Hammer fallen lessen) Ich stehe nun seit drei Tagen um 7 Uhr auf und decke die ausgeräumte Küche mit Planen ab, die Herren könnten ja ab 8 Uhr kommen und arbeiten wollen.
Heute kamen sie dann, aber so richtig voran geht es nicht. Die Wiederherstellung des Ausgangszustandes ist auch so ein Problem. Ständig wird festgestellt: „Dit jeht doch so!“ Ach und Duschen geht grade auch nicht…