Wegen Wetter

verschiebt sich der Sonntagsblogpost auf morgen.

Wenn wir nach Lübeck fahren, um drei Zentner Kaminofen abzuholen, erbricht sich zwischen dem vorpommerschen Kaff und diesem Ort eine Schneewand, die sofort auf der Straße festfriert. Angeber im CLK mit Sommer-Breitteifen fahren Schlangenlinien, LKWs stehen quer und schalten Sie auch morgen wieder zu, wenn Sie den Grafen sagen hören: „Wahnsinn, kuck mal hinter uns! Ein Riesenstau!“

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Sonntagsmäander vom Sofa gesendet

Am Freitag beschlossen der Graf und ich, dass wir diesmal ein paar sehr faule Tage in Berlin brauchen. Der Abstand zwischen unseren Aufenthalten im Norden war recht eng geworden und die Arbeit ist dort immer noch anstrengend.
Aber ein Ende ist abzusehen. Wir sind jetzt in der Phase, in der wir alles im kleinen Haus einmal benutzt haben (und es meistens zerbröselt ist) und wissen, was hinter jeder verkleideten/tapezierten Wand und unter jedem Fußboden auf uns wartete. Bis auf die Isolierungsverschalung in einem Zimmer und einem Preßspanfußboden im Oberzimmer ist der meiste kaschierende/vergammelte Sch… raus. Im Hof türmen sich Schuttberge, im Stall stehen viele Müllsäcke voller Tapete.

Der Neuaufbau läuft. Das neue Bad braucht noch Zeit und Kraft für Rohre und Anschlüsse, die Küche Verputz und Schliff. Der Hof trocknet ab, seit die Dachentwässerung auf dieser Seite wieder funktioniert.
Es warten noch zwei Öfen auf den Abriss, aber das mit den neuen Öfen ist komplex. Ende letzten Jahres zündete die letzte Stufe des Immissionsschutzgesetzes, mit dem viele schöne alte Öfen ihre Betriebserlaubnis verloren. Die werden gerade billig vertickt, in der Hoffnung, es findet sich ein Dummer. Neue Öfen sind teuer, weil sich die Hersteller die Zertifizierung teuer bezahlen lassen. (Dass diese Zertifizierung so ungefähr abläuft, wie bei Autos, geschenkt. Man kann auch mit einem neuen Ofen mit der falschen Heiztechnik und nassem Holz extrem viel Dreck in die Luft blasen und mit einem alten immissionsarm heizen.) Darüber, dass Hersteller das Geschenk bekamen, alle paar Jahre Leuten neue Öfen und Heizungen zu verkaufen, will ich schweigen, sonst rege ich mich nur auf…
Letztlich hat der Luxus, im Winter durch ein ganzes Haus nur mit dem T-Shirt bekleidet zu laufen und auf Hahndreh warmes Wasser zu haben, seinen Preis. Ob wir nun Holz und Kohlen einzeln oder an zentraler Stelle verheizen, Erdgas aus tausende Kilometer langen Pipelines herschaffen oder um Öl Kriege führen. Und das ganze Bemühen um das, was sich Energiewende nennt (verbunden mit dem frommen Wunsch, daß wir trotzdem unser Verhalten und unsere Erwartungen nicht ändern müssen), ernährt Herden von Lobbyisten, Beratern und Zertifizierern mit ihrem Energievoodoo recht gut.
(Fun Fact: Das Verbot der Glühbirne und der Siegeszug der LED-Beleuchtung hat bisher keine großartige Energieeinsparung gebracht. Die Leute haben es jetzt überall viel heller. Lichtsmog heißt das.)

Themensprung. Ich habe während Entkleidung der Zimmer regelmäßig kopfschüttelnd dagestanden, weil der Wunsch, moderne Innendeko zu haben, eigentlich immer in Muff, Schimmel und Feuchtigkeit endete. Überhaupt hat da jemand in Küche, Bad und Fluren einen riesigen Posten plastikbeschichteter Tapete verklebt (und wenn ich mich recht erinnere, hat man das in der DDR mit Latex-Bindemittel getan), die sich beim Abpopeln sehr ziert und in den Außenwänden jede Menge Feuchtigkeit erzeugt hat.
Es hatte schon seinen Sinn, dass die Generationen vorher Kalkfarbe mit Schablonenmalerei an die Wände machten. Auch demnächst gibt es wieder Streichkalk für die Wände, mehr nicht.

Allerdings muss ich zugeben, dass die ganze moderne Bauchemie so ihren Reiz hat. Alles ist fertig angemischt, hat im Namen schon den Verwendungszweck (auch wenn in vielen Säcken dann das Gleiche ist), möglichst in Verbindung mit „Schnell“-, „Blitz-“ oder „Rapid“, man muss nicht mehr nachdenken.
Ich erwische mich dabei, auf die eine oder andere kalte oder schadhafte Stelle zu starren und zu denken „einfach Styropor drauf kleben/Rockwool drauf legen“ oder „ich fange da erstmal mit Bauschaum an und sehe weiter“. Der Graf erinnert mich dann immer gern, dass das nur eine Lösung für ein paar Jahre mit ungewissen Konsequenzen ist.
Ansonsten gehe ich durch den Baumarkt und denke leicht verzweifelt, dass ich doch nur Kalk, ggf. etwas Zement und Sand brauche. Lehmputz lassen wir in diesem Haus außen vor, weil es schon mit Kalk und Zement (innenaus)gebaut wurde.
Überhaupt Lehmputz. Der Graf hatte sich mit jemand unterhalten, der ihm sagte, in der Gegend um Helmstedt/Wolfsburg würden für den Quadratmeter Lehmputz 60€ aufgerufen. Gehts noch? Das billigste und am einfachsten zu verarbeitende Material? Das haben die Leute früher selbst gemacht und es hat in der Regel Jahrhunderte gehalten.

Wir haben so viel vergessen. Verputz bröckelig/uneben? Gipskarton kaufen und davor machen! (im Gutshaus erwarten uns Unmengen dieser Verschalungen) Ein Loch in der Socke/im Bettbezug/im Pullover? Wegwerfen! Neukaufen! Wundern, dass die Qualität der Fasern im Neugekauften immer schlechter wird. Wir sitzen oft auf einem Berg von verschlissenen Ressourcen und wissen nicht mehr, was wir tun sollen, um sie zu reparieren oder lange haltbar und verwendbar zu machen.
Und je wohlhabender Asien wird, je mehr diese Menschenmassen in unseren way of life einschwenken, desto knapper werden gute Materialien. Vielleicht ist es für uns an der Zeit, damit aufzuhören.
Deshalb wird gebraucht gekauft und den einen oder anderen Gegenstand, der schnell weg muss, weil er durch einen neuen ersetzt wird, holen wir geschenkt ab.

Nebenbei, für diese Philosophie des Aufräumens und Wegwerfens habe ich mich deshalb nie begeistern können. Zu DDR-Zeiten habe ich alles aufgehoben, jedes Stück Holz oder Fliese, jeden Einrichtungsgegentand, jedes alte technische Gerät, weil alles knapp war. Manchmal konnte man aus dem Material etwas Neues bauen, manchmal musste man nur reparieren.
Es mag sein, dass Aussortieren und Wegwerfen Befriedigung bringt. Ich finde es in erster Linie konsumistisch. Und diese Phase ist bei mir vorbei. Aus Gründen. Wenn mir mal wieder Zweifel kommen, schaue ich in Berlin aus dem Fenster auf die Balkons des Nebenhauses. 75% der Balkons werden nie genutzt. Die Eigentümer der Wohnungen müssen zu viel arbeiten, um sich die Wohnung mit Balkon leisten zu können, sie haben keine Zeit, auf dem Balkon zu sitzen.

In diesem Sinne. Heute sitze ich noch etwas auf dem Sofa und danach gehen wir auf den Flohmarkt am Arkonaplatz.

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WMDEDGT Februar 2018

Frau Brüllen fragt wieder, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Heute war einer der Tage, an denen ich an einer Berliner Fachhochschule ein Seminar zum Thema Gehaltsverhandlung halte.
Mein Wecker klingelte um 7 Uhr, ich frühstückte Reiswaffeln mit Erdnußbutter und Himbeermarmelade. (Mein morgendlicher Joghurt fällt aus Obstmangel gerade aus. Die Biokiste ist abbestellt, weil wir freitags auf dem Dorf waren und zum Einkaufen bin ich bisher auch nicht gekommen.) Dazu trank ich drei Tassen Kaffee.
Ich malte mir Farbe ins Gesicht, machte mir eine Frisur und zog ein paar warme Hüllen über, die ich nach und nach ablegen konnte. Es ist die Zeit des Winters, in der man bei Außerhalbbeschäftigung von -5 Grad draußen zu 20 Grad drinnen wechselt, ohne sich umziehen zu können. Das habe ich noch nie gemocht.
Ich schickte dem Kind einen Gruß, sie ist in Arbeitswoche zwei nach der Elternzeit, schläft nachts kaum, weil das Enkelkind sie tagsüber vermisst und der zu Hause bleibende Papa das noch nicht ganz kompensiert (Milchbar ist Milchbar) und das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert lange. Natürlich zuckt da mein Mutterherz.
Dann überprüfte ich noch einmal, ob ich alles dabei hatte. Einmal hatte mich tatsächlich ein leerer Laptopakku, und dazu ein vergessenes Ladekabel und ein nicht eingesteckter USB-Stick mitten im Seminar völlig scheitern lassen. Das passiert mir nicht noch mal.

Ich fuhr um 8:30 Uhr los, an den Stadtrand zu der Bildungstätte, die sich gerade überregionalen Ruhm erarbeitet hatte, indem sie ein an eine Mauer gemaltes Gedicht des Sexismus bezichtigte und tilgte. Ich zucke da immer ein bisschen. Solche Kunstverschwindeaktionen aus ideologischen Gründen kenne ich noch aus anderen Lebensabschnitten.
Die Revoluzzerx sind dort zwar sehr laut und radikal, aber in der Minderzahl. In meinem Seminar saßen ganz geerdete Menschen, die etwas wissen wollten.
Also erzählte und unterwies ich und ließ Spielszenen machen. Kurz vor 12 gab es eine Mittagspause, dann ging es weiter bis vor 16 Uhr. Wie immer seilten sich zwei oder drei Menschen vorher ab. Ich bin mittlerweile etwas mitleidlos und terminiere die Fragerunde mit den speziellen Problemen nach hinten. Einfach damit sich nicht Einzelne vorher an Auskünften bedienen, gehen und die anderen bis zum Schluss sitzen lassen.
Manchmal muss ich auch sagen: „Das weiß ich nicht.“ oder „Ihr Problem lässt sich nicht zu Ihrer Zufriedenheit lösen.“ Was sich nun in der Evaluierung unter „ging nicht auf mein spezielles Problem ein“ niederschlug. So was ärgert mich dann schon. (Aber was sollen Lehrer sagen, die täglich mit unmotivierten, auf Krawall gebürsteten Schülern zu tun haben.)
Ich machte gegen 16:30 Uhr dem Brötchengeber noch eine kurze Aufwartung. Wir plauderten etwas, es gibt eine Idee, dass ich noch ein weiteres Thema anbieten könnte, dann verabschiedete ich mich bis zum Frühsommer.

Dann machte ich den rituellen Gang zu den Billo-Läden im angrenzenden Einkaufszentrum. Dort gebe ich immer etwas von meinem Honorar für Leggings und T-Shirts aus, bei denen mir die 44 passt, weil Schmeichelgröße.
So gut geht das aber nicht mehr, Das Einkaufszentrum hat mittlerweile fast 50% Leerstand. Wahrscheinlich fährt man in die Stadt zu Primark, um mal richtig schick einzukaufen.
Zufällig war der Tag, an dem in einem Geschäft die reduzierten Sachen noch mal die Hälfte kosteten. Ich erstand eine Steppweste für die Baustelle für 5€. Das gibt zwar keine Karmapunkte, aber es gibt die Garantie, dass das Teil nicht in den Tiefen eines Kleiderschrankes verschwindet, sondern getragen wird. Eigentlich habe ich das Teil gerettet^^

Ich fuhr zurück in die Stadt und der Graf pickte mich kurz vor 18 Uhr an der Straßenbahnhaltestelle auf und wir gingen ins Naan in der Oderberger Straße etwas essen. Er erzählte mir, was er den Tag über an Bauplanung gemacht hatte. Es fehlt immer noch ein Waschtisch, auch ein schöner, preiswerter, weil gebrauchter, mit Holz heizbarer Küchenofen wird noch gesucht, am liebsten ein kleiner La Nordica.
Am Donnerstag geht es wieder in Richtung Dorf, wir müssen die eine oder andere Materiallieferung noch koordinieren. Geht sie nun postlagernd nach Norden und wird in der Poststelle des Kleinstadtedeka abgeholt? Wird sie direkt ins Dorf geliefert, weil sehr schwer? Geht sie nach Berlin und der Postbote spielt wieder das „ich stelle nur noch an die Filiale zu“-Spiel mit uns?

Gegen 19 Uhr gingen wir satt nach Hause und ich legte mich zur Entspannung für anderthalb Stunden in die Badewanne.
Dann schrieb ich das hier auf. Nun ist es 22.30 Uhr.

Ich werde noch etwas an den neuen
Perlenstulpen stricken, und versuchen, das Onleihe-Hörbuch, das ich schon dreimal verlängert habe, weiterzuhören. Wenn denn die Onleihe funktioniert, „es ist ein unerwarteteter Fehler aufgetreten“ ist dort schließlich die Lieblingsfehlermeldung.

Die Links zu den anderen Blogposts stehen übrigens hier.

Im Schneckentempo

geht es gerade voran. Manchmal täuscht das gerade darüber hinweg, dass eigentlich komplexe Dinge passieren. Aus „wir müssen das Bad von da unten/hinten wegbekommen“ wurde „ach, da können wir* auch gleich die Wasserleitung in der Küche auswechseln, die sieht auch nicht mehr 100% knusper aus“ und wenn man es dann zusammenzählt, ist es eine Erneuerung der Wasser- und Abwasserstränge im ganzen Haus (ok. abzüglich 1m Küchenabfluss, der war noch ok.). Dafür, dass wir mit mehreren Kisten Putzmitteln angetreten waren, hat es sich doch etwas ausgewachsen, weil alle zum Wohnen benutzten Dinge entweder schon halb/ganz kaputt waren oder nach kurzer Benutzung kaputt gingen.
*der Graf mit mir als Helferin, ich hätte ich da nicht rangetraut

Die gute Seite ist, dass es bisher kein verfaultes Holz oder etwas gibt, das auf richtig üble Nässe und Undichtigkeit schließen lässt. Sogar das alte, nun entkernte Bad trocknet aus, nachdem der Graf die kaputten Leitungen demontiert hat und das Wasser der Regentonne nicht mehr ans/ins Fundament läuft (immerhin sammelt die gut 70qm Blechdach, da geht also auch morgendliches Tauwasser rein).
Die Substanz ist noch in Ordnung, die letzte Renovierung von ca. Mitte der 90er wurde mit Detailliebe und Sachverstand gemacht (na ok., Teppichboden mit Silikon an den Fußleisten ankleben ist schon etwas überdrüber) und danach wurde nur noch runtergewohnt.

Der Blick morgens aus dem Fenster ist übrigens so:

Die Küchenregale stehen gerade auf den Fensterbrett. Das dahinter ist der Park, bzw. der linke Teil davon. Einen Tag später war er weiß und schneebepudert.

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