Einmal mit Profis! Die Postbank: Chaos-IT

Seit Mittwoch vor Ostern ist die neue ec-Karte angefordert. Ok. das dauert sicher durch die Feiertage etwas länger. (Der Graf, der einen Tag später eine neue ec-Karte bestellte, bekam diese letzten Freitag. Er ist nicht Postbank-Kunde.)
Nun kommen die Abbuchungen um den Monatswechsel und Kunden sind ja nicht immer à jour im Rechnungen zahlen und so griff ich zu Bargeld, um das Konto aufzufüllen.
Wußte ich ja vom letzten Mal: Rosa Zettel ausfüllen, Perso vorlegen, klar machen, dass es das eigene Konto ist, kostet dann nur 3 statt 6 Euro für die Einzahlung.
Ich trabte zum Rosenthaler Platz hinunter, holte mir bei Süße Sünde noch ein Eis und stellte mich in die lange Montagsschlange im Postamt in der Torstraße.
Ich war dran, die Dame prüfte meinen Paß, tippte alles ein, was auf dem rosa Formular stand und meinte plötzlich: „Sind sie sicher mit der Kontonummer?“
Die hatte ich mir extra das letzte Mal im Handy notiert und ich war 100% sicher dass sie stimmte, denn ich hatte ja schon mal Geld damit auf den Weg geschickt. Aber wie das so ist, wenn man nicht auf die ec-Karte schauen kann, fängt man an zu zweifeln. Wir verglichen das, was auf dem Formular stand mit der Notiz, sie gab alles noch mal ein.
„Konto existiert nicht.“
Ich ging unverrichteter Dinge nach Hause, schaute mir die Bankunterlagen an. Ich hatte die richtige Nummer angegeben. Mit Horrorvisionen ob meines veränderten Lebensstils (vielleicht gekündigt, weil uninteressante Kundin, keine Millionenbezüge, keine Sparpläne…) rief ich die Hotline an.

Der Kundenberater: „Ich kann Sie beruhigen, das Konto gibt es und mit ihm ist alles in Ordnung. Keinerlei Vermerke. Das war sicher ein Computerfehler, das gibt es manchmal in den Filialen. Am besten Sie versuchen es noch mal bei einem unserer Finanzcenter. Ich suche Ihnen das nächste raus, wie ist Ihre Postleitzahl?“
Icke so: „Fünf Zahlen aufsag“ (und dabei daran denkend, daß alles mit einem Computerfehler anfing, denn so konnte man mir die liegengelassene ec-Karte nicht aushändigen, sie existierte im System nicht)
Der Kundenberater: „Wunderbar! Das nächste Finanzcenter ist das Postamt in der Torstraße.“
Ickeso: (ein leises Argh! unterdrückend) „Da ist das doch grade passiert!“
Der Kundenberater: „Ja, das passiert manchmal mit den Computern, am besten, Sie versuchen mal ein anderes Postbank-Finanzcenter, ein richtig großes. In der Dings- und in der Bumsstraße ist noch eins. In einem sollte die Einzahlung auf jeden Fall klappen, es haben sicher nicht alle Systeme dieses Problem.“
Ickeso: (vorausschauend wie selten sonst) „Und was  mach ich, wenn das wieder nicht klappt? Ich muss ja irgendwie Geld auf das Konto bekommen!“
Der Kundenberater: „Sie lassen sich nicht wegschicken und bestehen darauf, dass die Störungshotline angerufen wird.“
Ok., dann suchte er noch ein paar Minuten, ob denn die ec-Karte wirklich bestellt wurde, denn bisher wurden mir die Kosten dafür noch nicht abgebucht, da sind sie doch sonst immer recht flott. „Komisch … Bis wann galt denn diese Karte?“ – „Das kann ich ich Ihnen doch nicht sagen, ich kann doch nicht mehr draufschauen!“ Zur Sicherheit wurde sie noch einmal bestellt und ich biss zum wiederholten Mal in die Schreibtischplatte.

Heute stand ich dann mein übliches Viertelstündchen in der Schlange im ganz großen Finanzcenter. Wenn das jetzt nicht klappte, musste ich vom Alexanderplatz in die Greifswalder Straße fahren und mich noch mal anstellen. Hyperventilierend und mit ordentlich Brass schob ich mein Formular und das Geld über den Tresen:
„DAS KONTO EXISTIERT UND WENN SIE ES NICHT FINDEN, RUFEN SIE BITTE DIE STÖRUNGSHOTLINE AN!“
Der Schalterdame sah man an, was sie dachte: ‚Mein Gott, nur Bekloppte heute!‘ Sie tippte, sie schaute: „Wo is denn da dit Problem? Is doch da!“

Deshalb steht die Filiale Alexanderplatz noch. Glück gehabt.

Sonntags-Mäander April/4

Nun ist das ja mittlerweile ein „Frauen im besten Alter“-Blog. Also gibt es auch mal was über Krankheiten und Ärzte. Auf dem letzten 50. Geburtstag (wir frühen Blogger sind scheinbar fast alle Babyboomer und werden dieses Jahr 50) gab es so eine Situation. Plötzlich drehte sich das Gespräch magisch um Ärztewarnungen zum überguten Leben, kaputte Knochen etc. und der freundliche Enddreißiger, der daneben saß, wurde immer schweigsamer.
Das Leben, die blöde Sau, ist so. Das schwören wir, dass wir etwas nie NIE! tun würden. Verspießern, Gardinen anhängen, Versicherungen abschließen, früh zu Bett gehen, über Krankheiten reden und dann holt es uns ein, konfrontiert uns mit irgendeinem unkommoden Scheiß und sagt: „Hey Baby, das ist jetzt aber gerade deine Realität! Gewöhn dich schon mal dran!“ Und wenn wir nicht drüber reden würden, würden wir wohl platzen.
Ich trage jetzt meinen Teil dazu bei, war ich doch am Dienstag bei meiner Schilddrüsenärztin und die alte Dame schafft es doch immer wieder, in der eigentlich sonnenklaren Sache von Werten, Befinden und Vermögen einen winzigen Dreh zu finden. Obwohl ich stereotyp sage: „Mit geht es super!“
Konkret hat sie gerade etwas umgestellt zwischen t3 und t4 (Hormon und Prohormon) und der Einnahmezeit und mir geht es blendend. Ich muss nicht mehr so viel Willenskraft aufwenden, um einen halbwegs fitten Zustand herzustellen, ich bin fitter. Natürlich dauert die richtige Einstellung noch mal ein paar Wochen, aber was die Kurzzeiteffekte betrifft, ist das schon mal super. Der einzige Wermutstropfen: Noch ist der Rest meines Körpers nicht hinterhergekommen. Als wir gestern Abend die Strecke Mitte-Neukölln-Mitte radelten, hatte ich ein paar Mal das Problem, das alles in mir ein akzeptabel gemächliches Tempo fahren wollte, nur meine Beine nicht. Ich war nicht außer Atem, mir war nicht wie sonst schwummerig im Kopf, ich hatte nur nicht genügend Kraft. Die muss wohl erst langsam wieder nachwachsen. Komische Sache. Hoffentlich werde ich nicht zu einem zweiten Johann Buddenbrook.
Passender Link zur Kommunikation mit Ärzten, die Frau Engl. Da muss man entweder auch Medizin studiert haben oder aber von dem Typ sein, der sich einfach fallen lässt und den Gott in Weiß machen lässt. Bin ich beides nicht. Ich bin der googelnde Ekelpatient, der die Kontrolle nicht abgeben mag. Das hat mir vor über 12 Jahren zumindest so weit geholfen, dass ich wußte, das, was meine Internistin gerade sagt, mit Wechseljahren mit 37, ist einfach Bullshit und der Rest war die Empfehlung eines Freundes, zu einer kompetenteren Ärztin zu gehen. Die mich nach Befinden einstellt und sieht, was möglich ist, statt Werte auf dem Zettel und nicht mich anzusehen und meinen: „Laut Werten muss es Ihnen aber gut gehen!“
Schilddrüse ist ein weites Feld und nicht lukrativ für die Pharmaindustrie. Die synthetischen Hormone gibt es seit 1926 und damit ist kein Geld zu machen. Daher gibt es auch kaum Forschung und wenig Wissen. Die melkenden Kühe in der Masse sind scheinbar Blutdruck- und Blutfettsenker (mit den jeweils enger werdenden Normwerten, damit möglichst viele Leute in die Medikation passen) und seit ein paar Jahren Diabetes, weil es nun Medikamente gibt, die patentierbar sind, im Gegensatz zu Insulin.

Wollen, tun und dranbleiben ist das zweite Thema. Maike schreibt auf Kleinerdrei zum Thema Leidenschaften, Erfolgserlebnisse und Durchhalten. In meiner Twitter-Timeline fühlten sich viele angesprochen und ich kam auch ins Überlegen.
Zum einen ist es eines meiner beruflichen Themen, denn mich suchen viele kreative Freiberufler auf. Seins finden, Motivation und Durchhalten sind dort berufliche Basics.
Aber in dem Artikel geht es explizit um Freizeit. Also nicht um den Bereich, mit dem die Existenz gesichert wird und systematisch qualitätvolle Ergebnisse gefordert sind.
Es geht um den Homo ludens, nicht um den Homo faber in uns.
Ist es wirklich schlimm, sich für etwas zu entflammen und es dann auch wieder aufzugeben? Ist es oberflächlich, unglaublich fasziniert zu sein von etwas und vor Schwierigkeiten zu kapitulieren oder das Interesse zu verlieren? Dürfen Interessen nicht wechseln?
Finde ich nicht. Dieses Spielen ist eine große Freiheit, erzählt uns viel über uns selbst und leitet uns.
Seit ich 14 bin, spiele ich „schöne Frau“. Ich nähe mir Kleider. Mit dem Nebeneffekt, dass ich in Konstruktionen, Farben, Materialien und Nähten versinken kann. (Seide! Ich habe gerade Seide wiederentdeckt! Nur schade, dass sie unbezahlbar teuer geworden ist.) Ich spiele „Geschichten erzählen“, indem ich Details aufschnappe und eine Story daraus mache, ich tauche in die Welt von Figuren, Dialogen und Charakteren. Ich spiele „Meisterköchin“ und stehe stundenlang in der Küche, das Kochen ist mir dann lieber als das Essen. Ich spiele „Kurtisane“ und vervollkommne meine Fähigkeiten als Liebende. Ich spiele „Lonesome Cowgirl“ und schwimme, fahre oder wandere allein ins Weite.
Aber ich bin nie alles zugleich, die Phasen wechseln sich ab, mein Interesse wechselt. Was für mich ganz wichtig ist: Kein Druck, kein Perfektionismus. Leistungsdruck mache ich mir schon genug im beruflichen Bereich. Dass dann etwas zu einem hohen Perfektionsgrad gelingen kann, ist eher ein zufälliger Nebeneffekt des Spiels. Ich mache es nicht, um etwas sehr gut zu können oder womöglich so wie jemand anders, den ich bewundere. Ich tue es ausschließlich für mich. (Ich bin froh über diese Immunität, denn in der Diskussion zum Artikel tauchte oft die Entmutigung aus, etwas nicht so gut zu können wie die bewunderten Anderen. Meine Oma hat dazu immer gesagt: „Du bist nicht die Anderen. Merk dir das.“)
Da ich eitel bin, nehme ich Wahrnehmung und anerkennende Kommentare gern mit. Aber das, was ich spielerisch tue, mache ich nicht zuerst, um zugehörig zu sein oder Anerkennung zu bekommen. Dann würde ich die Freiheit verkaufen, die darin wohnt.
Es gibt einen kleinen Haken, deshalb bleiben die ersten Versuche, bis ich bei etwas sicher am Ball bleibe, im Verborgenen: Wenn ich erst einmal ernsthaft und nicht im Scherz zu anderen darüber geredet habe, dass ich etwas tue, dann mache ich das auch. Denn damit zementiere ich ein Bild von mir in der Öffentlichkeit, dem ich dann besser entsprechen sollte, sonst geht es mir damit nicht gut.
Ja, spielerisches Handeln sagt eine Menge über einen Menschen.

 

Weiter. Gestern feierte die geschätzte Frau Indica Geburtstag und hatte uns im Lupus in Neukölln versammelt. Seit ich vor fünf Jahren aus dieser Ecke Berlins wegzog, hat sich hier viel verändert. Die Adresse war damals noch eine verräucherte Alkikneipe, dann wohl ein Späti. Jetzt wird hier phantastisches Bio-Essen gemacht. Das fett Mampfen und Betrinken scheiterte aber ein wenig an der Kommunikation („Ich hätte gern ein Weizen!“ – „Sorry, we have just Zisch!“ – „Dann ein Bier!“ – „Zisch!“ – „Haben sie denn kein überhaupt kein Bier?“ – „… Zisch!“ Es dauerte eine Weile, bis decodiert werden konnte, dass mit „Zisch“ Lammsbräu Helles gemeint und das Weizen ausverkauft war. Der Service sprach überhaupt kein Deutsch und wir fühlten uns reflexartig so in der Überzahl, dass wir nicht englisch mit den zwei Damen sprachen.) und Logistik (Zu später Stunde hatten wir dann den Dreh raus und bleiben so lange am Tresen stehen, bis sie uns die Order in die Hand gaben.)
Aber wie gesagt, die Suppe und die Salate, die schon vorher abgesprochen und geplant waren, waren so ziemlich das Delikateste, was ich in der letzten Zeit auf den Teller bekam.
Da werden wir wohl noch einen zweiten Anlauf machen und mit viel weniger als 20 Leuten dort erscheinen.
Aber sonst: Hoch angenehme, interessante und sehr witzige Menschen, die um die zwei großen Tische saßen.

Und nun kommt der Rausschmeißer: Es wird sicher zu Anfang nächster Woche eine Fortsetzung der Postbank-Posts geben. Ich habe, nachdem klar war, dass das Informationssystem im Online-Banking wohl nur ein Placebo ist, beim Telefon-Banking angerufen und eine neue Karte geordert. Das ist nun 11 Tage her. Rechnen wir ein, dass zwischendurch Ostern war, aber Anfang der Woche sollte sich da etwas tun. Vollspacken.

Veröffentlicht unter Leben