Auf ein Neues, ab nach Polen, so lange es nicht nach EU-Normen glattgebügelt ist. Wir packten ein paar Picknickutensilien, eine Badetasche, die Technik und ganz zuletzt noch zwei Koffer Klamotten ins Auto, fuhren noch einmal durch die Waschanlage (die Berlin Mitte-Vögel hatten nach einem Holundermenü gemeinsam beschlossen, sich auf dem armen Auto zu entleeren und die blühenden Linden taten das ihre dazu um das Action Painting zu konservieren) und fuhren stracks Richtung Lagow, um auf der Johanniterburg abzusteigen. Mal abgesehen davon, dass das hier ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, es ist irre nah an Berlin. Wir waren in zwei Stunden (nur langsamer Fahrt wegen vieler Baustellen) da.
Das Hotel in der Burg ist solide, ok. und recht preiswert. Leider mussten wir das vorgebuchte Zimmer mit Riesen-Kamin (der gar fürchterlich nach Holzteer und Feuchtigkeit stank, so wohnten also die Ritter früher) und Sofa downgraden, denn: No WiFi, trotz vollmundiger Verspechen. Die Mauern sind meterdick und die Zimmer haben keine separaten Router. Ja, wir sind diese Spinner, die Hotels nach diesen Kriterien gewichten: 1. Stehen die Betten zusammen? 2. Funktioniert das WLan auf dem Zimmer? Nun haben wir ein kleines Büdchen kurz überm Tor.
Die Burg mit dem Ort Lagow liegt auf einer Landzunge zwischen zwei großen, langgestreckten, grünklaren Seen mitten im Wald. Als erstes gingen wir sehr lange schwimmen, neben uns treidelten manchmal Tretboote, unter uns blubberten Taucher, das Wasser war ziemlich warm, die Sonne ging unter, es war göttlich. Dann saßen wir auf dem Steg und machten ein Picknick.
Blöd ist nur, dass ich derzeit wegen unterirdischer Kondition grauslich friere nach dem Schwimmen. Jetzt, im Bett, fühle ich mich wesentlich besser.
Morgen geht es weiter in Richtung Großpolen.
Archiv für den Monat: Juli 2013
Jetzt geht das wieder los
Es gibt Lebenszyklen und manche Dinge wiederholen sich. Bei mir wiederholt es sich gerade, dass ich vor dem Urlaub dringend noch eine Klamotte nähen muss.
Haben die Handarbeitsmädels eigentlich auch so eine Katastrophenkategorie wie die Foodblogger, wo alle Pannen aufgelistet werden?
Bei dem auf die Schnelle anzufertigenden Kleidchen versengte ich zunächst Vorder- und Rückenteil rechts beim Ausbügeln der Schulternaht (das Bügeleisen war extrem heiß), da war nichts mehr zu machen, die zarte Baumwolle war kaputt, also schnitt ich neu zu.
Dann merkte ich, dass ich beim Zuschneiden das rechte Rockteil falsch auf den Stoff gelegt hatte, also schnitt ich neu zu. Da die Länge nicht mehr reichte, musste ich unten anstückeln. Dann war das Rückenteil nicht so kommod, wie ich es erwartet hatte, also setzte ich noch eine Bahn ein, da ich die Länge nicht mehr hatte, musste ich unten anstückeln. Die nächste Rückenteiländerung war ein Bindeband statt eines Gummis und ich fertigte zunächst welche in 2,5 cm Breite, merkte, dass es ziemlich bescheuert aussieht, wenn die an die vordere Blende unter der Brust anschließen, die 4 cm breit ist, also machte ich die noch mal. Nachdem ich die Seitennähte fertig hatte (schöne aufwändige französische Nähte), sah ich, dass ich einen üblen Verdreher produziert hatte und musste 4 lange Nähte noch mal aufmachen:
Das wars dann auch schon. Es war alles nicht so katastrophal, denn der Stoff kostet keine 5 €, aber langwierig. Und so sieht es nach Farbgebung (weiß war mir zu durchsichtig) aus:
Aber die Hauptsache kommt noch und dafür muss ich etwas ausholen: Weil die Singer immer mehr Probleme mit dem Unterfaden machte (scheinbar auf ein ausgeschlagenes Plastiklager zurückzuführen) und ich bei einer alten Maschine, die einen sehr guten Eindruck machte, auf ebay überboten worden war, hatte ich in einem Nähmaschinenladen spontan und für nicht allzu viel Geld dieses nette Stück erstanden:
25 Jahre alt, generalüberholt, mit zwei Jahren Garantie und neuem Anlasser. Ein schönes Arbeitstier. Der Graf hatte aber andere Pläne, die ich damit durchkreuzte. Dann gab es noch ein Vermächtnis von Oma Lotte. Da ich eifrigst bei der Arbeit war, machten wir Nägel mit Köpfen und kauften eine neue Maschine. Ich bin ja ein entschlussfreudiger Mensch, aber diesmal war ich komplett blockiert. Emotional und handwerklich war es Bernina, entweder die B 380 oder die Aurora 450. Vom Klang her, der Verarbeitung, dem Stichbild und dem gesamten Handling. Ich fand sie nur a…teuer und versnobt, im Grunde nicht mehr mein Lebensentwurf. Von den Features, der großzügigen Form und der opulenten Grundausstattung her war es die Janome Horizon 8200. Klassische Entscheidung: Mercedes oder Toyota?
MIt diesem Zwiespalt radelten wir in den Wedding und gingen zum dritten Mal Probenähen. Was wir nicht wussten: Nähmaschinen kauft man am besten im Sommer, da haben die Händler Saure-Gurken-Zeit. Der Graf bekam ein Angebot für ein Bernina-Neugerät, das umwerfend war und ich schwankte immer noch. Wir gingen erstmal zu einem türkischen Cafe´und genossen die Urlaubsstimmung, die mediterranes Essen auslöst. Und dann machte es klick. Den letzten gemeinsame Klick in dieser Art hatte es im Winter gegeben, als der Graf zwischen sehr schönen klassischen Eheringen plus dem Vorsteckerlein mit Brilli für die Dame schwankte und der Rarität aus gehämmertem Feingold, die wir in einer Schmuckgalerie gesehen hatten.
Deshalb ist es eine Aurora 450 geworden und hier ist das Unboxing:
edit: Charlotte, die mir das Nähen beigebracht hat, hätte sich gefreut