Einkaufen in der Metropole

Kurz nach acht Uhr stürze ich ins Lafayette. Nach schweißtreibendem Ackern in der Muckibude ist mir nach Dingen.
Zum Beispiel nach der Wäscheabteilung. Ich schleiche doch so gerne um die Agent-Provocateur-Sächelchen herum, vor allem Mutters kleine Helfer haben es mir angetan. Irgendwann gönne ich mir was…
Ich umrunde die Kosmetikabteilung. Komisch, keine Verkäuferin ist zu sehen. Eine Putzfrau schwingt schon den Feudel. Im ersten Stock verabschieden sich die Kassenladies.
Ich hätte mich wahrscheinlich nur in eine Ecke klemmen müssen und ich hätte mir einen Traum erfüllt: Nachts im Kaufhaus eingeschlossen zu sein.
Zuerst hätte ich mir in der Champagnerecke einen Schwips angetrunken. Dann hätte ich mir ein paar nette Untersachen angezogen, dann eins von diesen sündteuren Negligés, die ich mich sonst nicht anzuprobieren traue. Und Strümpfe, Frau wills ja warm haben.
Im Fall von Hunger hätte ich geschaut, was an Austern, Konfekt und Lenôtre-Törtchen übrig ist.
un wennsch dann mit der schmapanjaflasche unterm aam nem netten wachmann behenet wär…
Also, ich hätte ihn eingeladen.
Aber ich bin brav gegangen.

Oh nee!

Am Freitag drei Briefe fertiggemacht.
A rief heute an, weil er den Vertrag für B aus dem Umschlag gezogen hat.
B rief an, weil er den Vertrag für C bekommen hat.
Und C rief ich selbst an, weil sie mit einem Formblatt, das eigentlich B bekommen sollte, nun wirklich nichts anfangen können…
Ich bin urlaubsreif.

Evelyn Hamann

Beim Tod von Schauspielerinnen verwundert mich immer, daß sich die Altersangaben doch von den Gesichtern unterscheiden, die man so abgespeichert hat.
65. Ich hab sie auf Anfang Siebzig geschätzt.