Über den Sinn des Fragebogens zucke ich mit jedem Jahr mehr die Schultern. Er ist für Menschen unter 40 gemacht.
Zugenommen oder abgenommen?
Nachdem ich fünf Jahre ohne Waage gelebt habe, stellte mich der neue Hausarzt auf die selbige und ich war … nunja, überrascht. (Dabei hatte ich grade eine Zeit mit schlechtem Krankenhausessen hinter mir.)
War nicht so, daß ich es nicht geahnt hatte, das Japsen, die schmerzenden Knie und die dezenten Prädiabetes-Symptome waren zu bemerken. Ich hatte mich einfach zu sehr gefreut, daß ich wieder normale Mehlprodukte vertrug, daß ich ein Jahr Kohlehydratparty gefeiert hatte. Und das war die Konsequenz. (Es waren so 5-6 Kilo, aber es reichte.)
Ich habe dann die Essensstops im Tagesablauf anders organisiert, brauche nur noch ein Drittel an Brot und dann ging es bald wieder in normale Bereiche.
Haare länger oder kürzer?
So lang wie letztes Jahr und lockig, wieder geschnitten vom Berliner Untermieter.
Es gab leider mit den Antibiotika wieder einen Anlass für Haarverlust.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Unverändert. In der Küche trage ich mittlerweile die Lesebrille, damit die Dinge, die ich putze und produziere nicht so aussehen wie bei einer meiner Omas.
Mehr bewegt oder weniger?
Weniger, weil weniger gearbeitet.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Gleich viel.
Der hirnrissigste Plan?
Auch da, nichts. Der Graf plant und das ist safe.
Manchmal sind aber Dinge unkalkulierbar.
Für uns beide war es die Aktion, nach dem Tod eines Altmöbelhändlers eine Anzahl Teile zu übernehmen. Wir sind dort in einen sehr unangenehmen Nachlasskonflikt geraten.
Des Grafen Bauchgefühl hatte ihn nicht getrogen, als er kurz vorher meinte, wir sollten besser rückabwickeln. Ich bin eher Team „wir ziehen das jetzt durch“. Naja.
Die gefährlichste Unternehmung?
Das ist so eine Frage für junge Menschen. Mit fast 60 geht man in der Regel keine bewußten Risiken mehr ein, aber normale Dinge werden plötzlich risikovoll.
In diesem Fall war es scheinbar die Aktion, in Hitze, Dreckwasser und Schlamm die Tauchpumpe zu betreuen, die mir eine Wundrose, was heißt, eine Streptokokkeninfektion unter der Haut einbrachte. Das Ergebnis war eine Woche Krankenhaus in der schönsten Zeit des Jahres und nach einer Woche Rekonvaleszenz auf der Terrasse noch eine Venenentzündung im Arm, ausgehend vom Zugang für die Penicillin-Infusionen. Also noch mal Antibiotika mit widerlichen Nebenwirkungen und die Sonne vom Liegesofa aus anschauen. Mein empörtes Immunsystem bescherte mir dann noch ein bißchen Schuppenflechte als Dauergast. Der ohnehin nicht lange und warme Sommer war damit gelaufen.
(Auch so ein Ding. Da erzählt man aus dem vergangenen Jahr und redet über Krankheiten. Das ist nicht lustig.)
Der beste Sex?
Ich bin verheiratet. Das ist wunderbar.
Die teuerste Anschaffung?
Ein KPM Rocaille, Speise- und Kaffeeservice aus zweiter Hand als Geschenk an den Grafen von mir.
Eine neue Laurastar-Dampfbügelstation als Geschenk vom Grafen an mich. (In Gold, für Luxusfrauen.)
Das leckerste Essen?
Die Torte, die der Graf ins Krankenhaus mitbrachte.
Das beeindruckenste Buch?
Ich habe mir Dune vorlesen lassen und verstanden, wie viele Science Fiction-Filme davon beeinflusst wurden.
Der ergreifendste Film?
Nichts was ich mir gemerkt habe. Mich ergreifen Filme selten, ich bleibe meist in beruflicher Distanz.
Die beste Musik?
Ich habe im Frühjahr aus Gründen die erzgebirgischen Mundartlieder, die uns meine Mutter vorsang, hochgeholt.
Und davon das hier, „S‘is Feierohmd“.
Vor Jahren hatten mein Gesangslehrer und ich gesponnen, daß wir, weggehend von den Liedern der deutschen Romantik, die wir sonst sangen, einen Volksliedexkurs machen könnten. Dazu kam es nie. Es ist aber erstaunlich, wie lebendig die Volkslieder meiner Kindheit noch in mir sind. Und das ohne Musikantenstadlkonsum.
Das schönste Konzert?
Keines.
Die meiste Zeit verbracht mit…?
Dem Grafen, den Katzen und der wunderbaren Gegend hier. Immer noch.
Und leider mit vielen stillen Ängsten und Sorgen. Über die Welt und die Zukunft.
Die schönste Zeit verbracht mit…?
Dem Grafen, der Landschaft hier und den Katzen. Auch immer noch.
Dazu kamen Fahrten durch Sachsen und das Erzgebirge, die uns viel Schönes entdecken ließen. Der Graf ist schließlich Sammler schöner Landschaften.
Dem Enkelkind, das zu einem verständigen und klugen Schulmädchen geworden ist.
Vorherrschendes Gefühl 2023?
Ich schicke eine dynamische Doppelgängerin ins Leben, ich kann das alles nicht. Ich will einfach nur in Ruhe im Garten arbeiten.
2023 zum ersten Mal getan?
Einen Plan C entwickelt, falls ein paar Sachen bei mir richtig schief gehen.
Mir sehr ernste Sorgen um einen fernen Freund gemacht, der zum Zeitpunkt unseres Besuches schwer krank war. (Er hat es, wenn auch mit Blessuren, überlebt.)
2023 nach langer Zeit wieder getan?
Im Erzgebirge durch den Schnee gewandert. Das letzte Mal war fast 20 Jahre her. Da war ich noch einmal in Carlsfeld zum Langlauf und es hatte 2 Meter Schnee.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Krankheiten. Schlechte Politik. Vorzeichen unangenehmer politischer Veränderungen.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Ich darf schwach sein.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich weiß es nicht.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Die Sicherung meiner finanziellen Eigenständigkeit für die nächste Lebensphase durch den Grafen und vieles, das nicht in die Öffentlichkeit gehört.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Ich möchte, daß es dir gut geht.“
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich weiß es nicht.
2023 war mit 1 Wort…?
Suboptimal.