WMDEDGT März 2020

Wie immer am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Ich war heute zum ersten Mal kurz wach, als der Graf um halb drei Uhr nachts aus Berlin zurückkehrte und schlief bis sieben Uhr weiter. Zwischen sieben und acht Uhr lümmelte ich noch im Bett herum uns las. Dann fütterte ich die Katzen und entließ sie in den dunstigen Morgen nach draußen.
Ich heizte den Ofen, machte mich tagesfein für saubere Drinnenarbeit und frühstückte. Beim Frühstück telefonierte ich mit dem Macher des nächsten Pizzaabends (es gibt dort Freitags abwechselnd Burger und Pizza) und reservierte einen Tisch für morgen. Wir wollen zusammen mit den Freunden von ein Dorf weiter hingehen.
Meine Mutter meldete sich. Sie liegt mit Fieber und Erkältung im Bett. Ich hoffe sehr, daß es wirklich nur eine normale Erkältung ist. Sie ist durch ihr Alter und ihr schwaches Immunsystem in der Risikogruppe.
Mit dem Rest meines Kaffees setzte ich mich an den kleinen Arbeitsplatz, den ich mir am Fenster eingerichtet hatte, um für den großen Arbeitsplatz nicht 50qm Herrenzimmer heizen zu müssen. Ich bearbeitete die Belege für zwei Monate aus dem letzten Jahr – verbuchen, scannen, ablegen. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag 1-2 Monate zu erledigen, um diesen Riesenberg abzuarbeiten.
Als der Graf ausgeschlafen hatte, redeten wir noch kurz über den Brief zum Berliner Drama, der nun entweder den Deckel auf die Verträge bringen oder das Projekt scheitern lassen sollte. (P.a.L. Probleme anderer Leute, aber leider nicht zu ignorieren.) Er wollte ihn zu Ende schreiben und auf die Post geben. Ich würde mit in die Stadt fahren.
Ich zog Arbeitssachen an, sammelte Wäsche zusammen und machte eine Waschmaschine fertig. Dann suchte ich meine Arbeitsgeräte: Astscheren, Heckenschere und Sense zusammen. Bevor ich anfing, holte ich aber erst einmal noch Holz für den Abend.
Die Sonne war herausgekommen und die Katzen freuten sich, daß ich da war. Heute hatten sie nicht so miese Laune wie gestern. Es gab die ersten Insekten als besonderes Entertainment. Mimi spielte mit einer Hornisse(!), die entkräftet auf die Erde getrudelt war. Shawn machte so eine Art Horizontalbasketball. Er sprang immer wieder los und kickte mit der Pfote irgendeine unsichtbare Fliege weg.
Die Kühe machten heute ordentlich Lärm. Als ich zum letzten Mal vor zwei oder drei Wochen geschaut hatte, waren noch keine Kälber da. Ich ging zum Kuhstall und siehe da, ein Kalb stand schon in der Herde und eine der Kühe war sehr sehr dick, da kommt wohl bald das nächste.
Ich schnitt am Wäscheplatz fisseliges Gestrüpp weg. Brombeerranken, Purpurschneebeeren und junge Baumtriebe. Ein Job für jemand, der Vater und Mutter erschlagen hat. Für die Sense und die Heckenschere sind die Triebe zu hart, mit der schweren Astschere muss man Stück für Stück einzeln abschneiden. Aber mein lautes Gejammer zu dem Thema wurde erhört, die Freundin von drei Dörfer weiter borgt mir ihre Motorsense. Damit kann ich dann auch das zwei Meter hohe Brombeergewucher angehen.
Der Graf wollte mit mir etwas durchsehen, deshalb ging ich nach oben. Wir recherchierten etwas zu Statistiken und redeten über einige Formulierungen. Nebenher organisierte er neues Holz, unseres ist fast alle. Außerdem war meine neue externe Festplatte gekommen, ich schloß sie für die längst überfällige Datensicherung an meinen Laptop an.
Ich machte mir ein Brot und einen Kaffee, später ging ich noch mal raus und säte rund um die große Esche im Park Schattenrasen ein. Das hoffentlich nicht noch zu kalt dafür, aber das Gras wächst schon wie verrückt.
Gegen fünf Uhr ging ich rein und schaute, ob der Graf noch mit dem Brief zur Post kommen würde. Aber das wurde abgeblasen wegen zu spät. Er druckte die Briefe zwar schon aus, aber wir stolperten schon wieder über eine Passage im Vertragswerk, die sich erst bei sehr genauer Betrachtung und Recherche als unvorteilhaft und nicht gängig herausstellte.
Inzwischen war es dunkel geworden. Zeit, den Ofen wieder anzuheizen.
Ich ging in die Küche, nachdem ich die Katzen eingesammelt und gefüttert hatte. Ich setzte mit dem Schnellkochtopf Rinderbrühe auf, räumte die Spülmaschine aus und machte Kartoffelspalten und Knoblauchbrot warm, die mir der Graf aus der Tiefkühltruhe gebracht hatte. Dazu gab es warme Würstchen.
Wir aßen, schauten noch mal nach, ob wir uns bei der bemängelten Vertragspassage nicht irrten und ärgerten uns mächtig über diesen Kniff, den jemand reingeschrieben hatte, um andere für seine Dinge zahlen zu lassen.
Ich hing Wäsche auf und ging dann in die Badewanne und wusch mir die Haare. Und jetzt ist es viel zu spät, aber Ärger hält wach.

Die anderen Tage und Menschen finden sich hier.

WMDEDGT Februar 2020

Am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Mein Wecker klingelte um 7:30 Uhr und ich wickelte mich noch etwas um den Grafen.
Um 8:00 Uhr stand ich auf und ging die Katzen füttern.
Gott sei Dank fiel mir noch ein, daß heute die Müllabfuhr kommt und ich raffte schnell alle Restmülltüten zusammen und fuhr die Mülltonne an die Straße.
Dann frühstückte ich Käse- und Wurstbrote.
Heute war Stadtfein angesagt. Ich zog einen Rock und ein Jackett an, machte mir eine bürgerliche Frisur und malte mir ein Gesicht auf.
Diesmal gab es nicht viel Gepäck. Ich trödelte noch etwas herum, da der Graf beschlossen hatte, erst um 11 Uhr loszufahren. Dann ließ ich die Katzen raus und wir fuhren nach Berlin.
Als wir gegen 14:30 Uhr ankamen, bemerkten wir, daß wir gar keinen Schlüssel für die Wohnung dabei hatten. Was jetzt keine Katastrophe war, denn die ist sowieso gerade ungeheizt und dafür waren wir nicht in Berlin.
Wir gingen die Kastanienallee entlang auf der Suche nach einem Café und sahen mal wieder, daß von den Kaffee-Frühstücks-Essens-Absturzkneipen nicht mehr viel da war. Kleine Kaffeeundkuchenbars hatten meist kein Klo, Restaurants öffneten um 18 Uhr und der Rest waren Läden für schnelles Essen im jeweils gehypten Style. Ganz eingerichtet auf Touristen und Berufstätige. Die Boheme wohnt nicht mehr hier.
Wir gingen vor bis zu An einem Sonntag im August, das genauso wie das Schwarzsauer mittlerweile merkwürdig aus der Zeit gefallen scheint. Aber auch die haben inzwischen eine Burgerkarte. Wir tranken Kaffee und Tee und der Graf zog sich um.
Dann liefen wir mit einem kurzen Zwischenstopp am Auto, um Gepäck loszuwerden, nach Mitte, zum Monbijoupark.
Dort fand um 16 Uhr die Fortsetzung der Dramameetings mit anderen Mitteln statt. Es tut ganz gut, wenn Profis am Werk sind. Durch sind wir noch lange nicht, aber dieses enervierende unprofessionelle Gewurstel kann man sich wirklich sparen.
Danach war es dunkel und wir gingen zum Zionskirchplatz zurück. Zwischendurch hielten wir für etwas zu Essen. Auch hier, ein altes Café in der Großen Hamburger Straße, das mittlerweile jede Menge vegane Gerichte aufgesattelt hat. Es gab aber auch Currywurst mit Bratkartoffeln.
Dann liefen wir weiter, holten uns noch ein Häppchen Kuchen in der Confiserie Reichert, hielten in der Weinerei an und stiegen ins Auto.
Der Graf mußte noch in den Baumarkt und so verbrachen wir die letzte halbe Stunde bis zum Rausschmiss wegen Ladenschluss im Bauhaus und kauften Dachlatten, Malerfolie und Big Bags.
Wir fuhren zurück. Nach chaotischem LKW-Rennen vor Wittstock wurde die Strecke Richtung Rostock immer ruhiger und wir hatten genug zu diskutieren.
Wir kamen um nach elf Uhr an, es war trotz Wolken sehr hell und Shawn begrüßte uns schon. Ich fütterte ihn und Mimi kam kurz danach durchs offene Fenster gesprungen, redete aber kein Wort mit mir.
Danach wurde der Ofen geheizt es war Zeit für ein Schälchen Schokopudding mit Eierlikör.

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WMDEDGT Januar 2020

Heute ist wieder der Monatsfünfte, Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Ich wachte in der allerfrühesten Morgendämmerung auf, der Himmel wurde gerade etwas heller und drehte mich noch mal um, weil Sonntag war. Als ich das nächste Mal aufwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht und es war 10 nach 10.
Ich sprang auf, schaltete erst mal die Elektroheizung an, zog die Arbeitsklamotten über, in denen ich auch Katzenkontakt habe und ging hinunter zu Mimi und Shawn. Die schnurrten mich zwar an – klar, sie hatten Hunger – hatten aber schon eine Protestnote wegen zu späten Dosenöffnens hinterlassen. Draußen war es gut kalt, aber sonnig. Ich ließ die beiden raus, füllte vor dem Hochgehen einen Korb mit Holz und Anzündholz und heizte den Bullerjan in unserer Wohnung und den Kaminofen im Herrenzimmer an.
Dann frühstückte ich erst einmal in Ruhe und machte mir anschließend eine Sonntagsfrisur. Nachdem ich die Öfen nachgelegt hatte, weckte ich den Grafen und heizte den großen Ofen unten im Saal mit Kohlen.
Wir räumten das Herrenzimmer auf, ich fegte und wischte den Eingangsbereich im Saal, was ich seit Wochen aufgeschoben hatte und der Graf holte Holz, während ich den Tisch im Herrenzimmer mit Kaffeegeschirr deckte und den am Vortrag gebackenen Kuchen aufschnitt. Ein Schokokuchen mit karamellisierten Walnüssen, der nur zwei Drittel der Backzeit gebraucht hätte, hätte ich meiner Nase getraut. So war er hart wie ein Keks. Er hätte sich sicher gut mit Vanillepudding in Schichten im Glas gemacht, aber dazu fehlte die Zeit.
Da die Gäste auf der Autobahn langsamer vorankamen als gedacht, drehte ich mit den Katzen noch ein Runde durch den Garten. An der Terrasse wächst viel Baldrian. Bisher war das noch keiner Katze aufgefallen, aber heute scheuerte sich Shawn intensiv dort, wo im Sommer eine Pflanze steht. Nicht mal Futter konnte ihn weglocken.
Dann saß ich mit dem Grafen im Herrenzimmer und strickte, bis der Besuch kam. Große Wiedersehensfreude.
Wir plauderten, tranken Tee und aßen den zwar harten, aber doch recht wohlschmeckenden Kuchen. Ich freute mich sehr über die Begegnung. Der Besuch, der auf der Durchreise war, fuhr weiter und ich sammelte die Katzen ein, denn es war inzwischen dunkel.
Mimi kam mit etwas Verspätung. Sie ist zwar erst vier Monate alt, aber in den Büschen jammert es nachts schon und ich würde es nicht so prickelnd finden, wenn einer der hier rumstreunenden Gangsterkater sie demnächst schwängert. Da muss ich einen Blick drauf haben. Für eine Kastration ist sie jetzt noch etwas klein.
Der Graf und ich saßen noch ein bisschen am Ofen und danach fuhr er nach Berlin, um nach dem rechten zu schauen und ich räumte den Kaffeetisch ab.
Den Abend verbrachte ich strickend vorm Fernseher und unterhielt mich nebenher der Chat mit der Family* und dem Herrn Spontiv. Ich aß etwas Suppe und ein Brötchen und fror, obwohl das Thermometer sagte, das sei jetzt wohl etwas übertrieben. Eine Decke brachte Abhilfe und ich glaube, mich zu erinnern, das war letztes Jahr genauso. Januar und Februar sind meine Tiefpunktmonate.
Nachdem ich die Katzen schlafen gelegt hatte, ging ich auch ins Bett und stalke nun den Grafen auf seinem Rückweg hierher per App.

*Das Enkelkind hatte nach einem Sturz so was ähnliches wie „ich binne nicht tot gesagt“ :)

Die anderen WMDEDGT-Tagebucheinträge finden sich übrigens hier.

WMDEDGT November 2019

Frau Brüllen fragt immer am Monatsfünften, was wir den ganzen Tag gemacht haben.

Ich stand um 7 Uhr auf und ging hinunter, die Katze füttern.
Seit gestern wohnt die kleine bunte Katze in der ehemaligen Küche am Seiteneingang und lernt Hofkatze und Mäusejägerin.* Dann heizte ich den Ofen an und frühstückte in Ruhe. Draußen regnete es seit 36 Stunden.
Gegen 11 gingen wir in einer Regenpause nach draußen. Der Graf war gestern Abend mit dem Transporter auf der Wiese stecken geblieben. Er puzzelte mit Spaten und Wagenheber Bretter und Bohlen unter die Reifen. Der Boden hat derzeit die Konsistenz von Wackelpudding. Ich blieb Laub harkend in der Nähe, falls er Assistenz brauchte und die Katze tobte über die Wiese. Die Kühe des Biobauern waren von den Weiden wieder in den Stall getrieben worden und erzählten sich lautstark wie der Sommer war. (Und riefen nach ihren Kälbern? Keine Ahnung. Aber die sollten jetzt weg sein, die waren ja schon groß.)
Irgendwann fing es wieder an zu regnen, ich harkte weiter, zog aber die Katze unter dem Auto vor und brachte sie rein.
Der Graf war irgendwann aus dem Loch raus, mußte aber noch 30 Meter matschige Wiese überwinden, ohne sich wieder festzufahren. Ich harkte weiter und war langsam feucht.
Irgendwann war es geschafft und ich auch.
Ich setze eine Waschmaschine mit unseren schmutzigen und nassen Sachen an, machte das Curry von gestern warm und ging unter die heiße Dusche. Wir aßen, es regnete und wurde langsam dunkler. Ich war hundemüde, die letzte Woche war anstrengend.
Ich cancelte die Baumarkttour, die der Graf mit mir geplant hatte, baute noch einen gerade gelieferten Katzenschlafplatz, eine ovale Höhle aus Filz, zusammen und brachte sie nach unten. Das war eine gute Wahl. Fortan war die Katze da nur noch mit Futter herauszubekommen.
Ich machte es ihr nach, legte mich hin und schlief fast drei Stunden.
Dann hing ich Wäsche auf, räumte die Geschirrspülmaschine aus und setzte mich strickend vor den Fernseher. Und dann war Schlafenszeit. Im Kuhstall aber noch nicht, die Damen haben grade eine aufregende Zeit.

Nachtrag: Ich dachte beim Laub harken intensiv und lange darüber nach, wie wichtig es ist, ab einem bestimmten Alter seine Dinge geordnet zu haben. Materiell, finanziell und mental. Die Freundin, die mich gestern wegen des Nachlasses ihrer Eltern um Hilfe bat, hat kucken lassen, warum sie es nicht schafft. Das Haus ist völlig kaputt und noch nicht abgezahlt, es ist messihaft zugestopft und Schulden und unbezahlte Rechnungen gibt es auch. Sie wiederum kann noch nicht loslassen und will die irrsinnige Anhäufung von Zeug detailliert sichten. Ich kannte ihre Eltern. Das hätte ich nie gedacht. Sie müssen gelebt haben, als wären sie unsterblich.

Die anderen Einträge sind hier.

*Das war ja alles ganz anders gedacht, es sollten zwei Maikätzchen sein, von denen eine starb und die andere nun bei der Freundin meines Bruders lebt. Dann gab es bei den Nachbarn noch einen Septemberwurf und ich hatte mit wenig gutem Gefühl (weil zu spät im Jahr für Hofkatzen) zugesagt, zwei zu nehmen, sie sollten aber lange bei der Mutter bleiben, bis sie viel gelernt hatten und kräftig waren. Man kann ja prima Pläne machen… Als die Kleinen drei Wochen alt waren, kurz vor dem Kälteeinbruch Anfang Oktober, verstieß die Mutter sie. Die Nachbarin und ich zogen drei mit der Hand auf, von denen zwei es nicht schafften. Die Bunte war von Anfang an die kräftigste, sie hat es bis jetzt gut überstanden, obwohl es lange nicht so aussah und sie einiges an Entwicklung nachholen muß. Eigentlich sollte sie bis Ende des Jahres zu Katz und Kater zurück in den Stall, aber die Mutter verjagte sie. Und nun ist sie jetzt schon bei uns und bekommt wahrscheinlich noch eine Gefährtin an die Seite.
Der Graf ist erst mal so mittel amüsiert, weil: ist klein, wuselt rum und hört nicht aufs Wort, aber das wird sich schon geben.