5. November

Das war heute einer von den besch…eidenen Tagen.
Ich mache derzeit so eine Art Belastungstest. Das heißt, ich bin dreimal die Woche für ein paar Stunden bei einem Freund, der gerade Hauptsaison hat, als Aushilfe mit von der Partie. Das Ziel, ist, zu schauen
1. Was ich zusammenhängend leisten kann, wenn nicht ich die Sache strukturiere, sondern wenn die Anforderung von außen kommt.
2. Was die Situationen sind, in denen ich Probleme bekomme.
Das ganze dann auch noch im Team und nicht als Alleinkämpferin, so dass ein Ausfall keine Katastrophe ist, mit weniger Verantwortung als sonst und in einem Bereich, den ich nach kurzer Einarbeitung tun kann, weil die Tätigkeit auf langjährig Trainiertem aufbaut.

Daher konnte ich heute lange schlafen, denn ich würde bis 20 Uhr unterwegs sein. Ich tourte langsam hoch. Ein bisschen Zeitungs-, Facebook- und Twitterschau, Kaffee, Joghurt mit Banane, Birne und Datteln, ein paar Mails schreiben…
Danach schnitt ich Kissenbezüge zu und mir fiel ein, dass ich zwei kurze Schreiben noch nicht ausgedruckt hatte. Die konnte ich dann gleich mit zur Post nehmen, die auf dem Weg lag, dabei noch eine Überweisung machen etc. Also schnell die Dokumente fertig machen, was dann doch länger dauerte als gedacht, die letzten Korrekturen machte ich mit dem Laptop im Stehen am Drucker.
Vor dem Losgehen musste ich noch etwas essen, also legte ich mir schon mal die kalte Butter aufs Brot. Oh, die Wäsche war noch nicht aufgehängt! Da schwarze Wäsche so gern zum Müffeln neigt, musste das auch noch passieren. Auf dem Weg zur Waschmaschine schaute ich kurz auf die Uhr. BÄNG! Ich hing gut eine Viertelstunde in der Zeit, musste noch essen, mich umziehen und etwas hübschen. (Eine Zeitplanung, die auf ganz langsam machen aufbaut.)
Nichts, was ich nicht früher mit etwas zacki-zacki und einem Lächeln wieder aufgeholt hätte. Das geht nicht mehr. Alles, was ich aus alter Routine vor mir auftürme, kann mit der kleinen Nachricht: Du musst dich etwas beeilen, sonst kommst du zu spät!, dazu führen, dass ich erstmal paralysiert nach Luft schnappend in der Ecke hocke. Nicht schön. Aber dafür ist diese Übung da. Ich sagte Bescheid, dass ich mich verspäten würde, erledigte die letzten Sachen im normalen Tempo, strich Post und Make-up aus der Liste und machte mich auf den Weg. Eigentlich kein Problem, ich kam nur 10 Minuten später, die ich hinterher anhing. U-Bahn-Fahren ist leicht angeschlagen kein Spaß für mich, aber der Rest vom Nachmittag war seit 15 Jahren bekannte Routine, wenn ich auch absichtlich langsam war.
Um 20 Uhr zurückgekehrt, machte ich mir Karottensuppe warm und den Rest des Abends werde ich fett, faul und breit auf dem Sofa liegen.

Der Artikel gehört zu WMDEDGT, die Teilnehmerinnen beschreiben ihren 5. November.

Tagebuchbloggen – 5. Oktober

Mit Daten habe ich es nicht so, ich bin schon wieder verrutscht…
Der gestrige Tag war sonnig und morgens knackig kühl. In feiertäglicher Verpeiltheit verpaßten wir die Autobahn-Ausfahrt ins Oderkaff (Datsche und Stadtwohnung liegen 10 Landstraßenkilometer oder 2 Autobahnausfahrten voneinander entfernt, die Landstraße ist aber gerade gesperrt) und landeten in Polen. Aus der Not eine Tugend machend, tankten wir und kauften im Supermarkt ein, unter anderem super leckere Piroggen mit Käse-Spinat- und Pilz-Sauerkraut-Füllung, dazu noch Bigos.
Auf dem Weg ins Schlaubetal stoppten wir kurz in Lossow. Ich wollte dem Grafen die Steile Wand (eine Steilwand mit schönem Blick über die Oder) und den Burgwall zeigen. Ich war als Kind mit der Schule dort und hatte kaum noch Erinnerungen. Aber so unspektakulär, wie das, was wir da sahen, war das früher nicht. Eine Schautafel, auf der „bedeutendster Nänänä Brandenburgs“ stand, eine Rundweg um einen Acker, ein paar Trampelpfade und jede Menge Gestrüpp und Unterholz, sonst nix, absolut nix, kein Blick auf den Fluss, keine Geländeformation. Wieder mal ein Beleg für typisch brandenburgisches Understatement. Vielleicht auch, weil ein Teil der Trampelpfade übers Bahngleis führt. Irgendwo fand ich auch einen Zeitungseintrag, dass das Gelände um die Steile Wand mittlerweile zugewachsen ist.

Wir parkten das Auto am Kupferhammer und liefen durchs Schlaubetal. Schon nach drei Schritten fand ich die ersten Pilze, dabei einen Flockenstieligen Hexenröhrling wie aus dem Bilderbuch, aber ich war mir nicht so 100% sicher, weil ich den nicht kannte. Dann kamen  noch ein paar Schirmpilze und Maronen dazu, aber es hielt sich in Grenzen.
Bald wurde es auch sehr dämmerig, im Tal unter den Bäumen sahen wir kaum noch etwas und deshalb kehrten wir um.
Die Gastwirtschaft Kupferhammer mieden wir. Was in meiner Kindheit ein beliebtes Restaurant war, in dem der Gesellschaftssaal an jedem Wochenende ausgebucht war, ist jetzt ein stiller Ort. Ich habe keine Ahnung, warum, denn die anderen Mühlengasthöfe sind voll. Ich war zweimal in den letzten sechs Jahren dort, mißgelaunte Leute servieren einem öden Kaffee und Kuchen, die dunkelgrünen Igelit-Tischdecken gibt es seit Urzeiten, die Wirtsleute scheinen keine begabte Gastgeber zu sein.
An diesem Tag galt das Gesetz der Serie, auch auf dem Rückweg verfuhren wir uns noch einmal kräftig, bevor wir unsere Piroggen essen konnten.

Da bei meinen Eltern die Welt noch in Ordnung ist und das Sofa mit Blick auf den Fernseher steht und Internet nicht ihr Ding ist, ließen wir die Glotze laufen.
Zuerst schauten wir eine Variation zum Thema „bedrohte Unschuld“ an. Ann-Kathrin Kramer gibt die alleinerziehende Mutter, die unschuldig in einem mexikanischen Gefängnis landet. Ok., die ARD, weiß zu variiieren, diesmal ist es nicht Afrika und Vroni Ferres spielt nicht die Hauptrolle. Das ganze Intro bis zu Verhaftung, das die blonde Frau als Unschuldsengel aufbauen soll, ist von einer solchen Einfalt, dass in meinem Kopf immer nur Marcel Reich-Ranicki das Wort DRECK!!! wiederholte. Sie wissen schon.
Eine der Produktionen, bei denen sich alle Beteiligten leicht verlegen grinsend ansehen und sich sagen: „Es gibt gut Kohle dafür und die Quote stimmt!“
Das Machwerk ist von 2007, da war ich noch im Agenten-Job, fünf Jahre später wiederholt man das dann im Hauptabendprogramm am Wochenende, diese Branche tritt auf der Stelle, scheints mir.
Dann zappten wir in dieses Udo-Jürgens-Biopic, das auch an mir vorbeigegangen war. Nach einiger Skepsis verstand ich die Verabredungen, die Regie baute Bilder zur Familiengeschichte, kleine in sich abgeschlossene Szenen mit hohen emotionalen Bögen. Und da war es dann auch völlig egal, das der Vater im Winter nach Kärnten zurückkommt, (alle spielen, sie frieren sich einen Wolf) und die Bäume in vollem Grün stehen und fett mit Kunstschnee bepudert sind. Guter Film, super Schauspieler. Hat mir gefallen.

PS. Tagbuchbloggen und WMDEDGT fallen gerade zusammen, die Linkliste aller Beiträge gibt es hier.

5. September

Mit dem Mann kurz vor sieben Uhr aufgestanden, ihn mit Kaffee versorgt. Langsam unter Zuhilfenahme von kalter Dusche, Kaffee und Obstjoghurt selbst aus dem Zwischenreich hochgefahren.
Vor 9 Uhr am Schreibtisch.
Blogartikel konzipiert. Noch mal kurz über die letzten MMM-Mädels geschaut.
Mittellanges Telefonat mit dem Fotografenfreund, dessen Website ich neu aufsetze. Letzte Details geklärt, bis nächste Woche Dienstag soll sie fertig sein, mit der Arbeit begonnen. Dann für eine andere Website recherchiert.
Traurige Nachricht Nr. 1, die Freundin einer Freundin betreffend, erhalten.
Blogartikel geschrieben.
Einkaufsplan für heute und Küchenplan für morgen geschrieben – für das Fest am Samstag. Mittags Reiswaffeln mit Avocado und Mortadella, dazu ein Rest Honigmelone.
Alles eingekauft, was nicht morgen der Biokistenmann bringt. Auch wenn die Taschen schwer sind, ich genieße die Spätsommersonne. Der Graf hat mich von weitem gesehen und kommt mir entgegen, um mir tragen zu helfen.
Ich war gestern joggen und habe heute das Schilddrüsenhormon etwas reduziert, davon bin ich schwer und müde, aber nicht weniger leistungsfähig.
Post vom Sozialgericht. Die Rückforderung des Jobcenters ist noch immer nicht aus der Welt. Ich hatte vor zwei Jahren von den Einkünften eines Jobs Schulden bezahlt, statt davon zu leben. Schulden, die ich machte, damit ich ich Monate vorher – krank und ohne Einkommen – meine private Kranken-, Berufsunfähigkeits- und Rentenversicherung in voller Höhe zahlen konnte. Das will man mir nicht anerkennen. Ich werde stur bleiben und habe nicht die geringste Lust, dafür einen Anwalt zu bezahlen.
Auspacken, noch ein Kaffee, ich arbeite ich langsam in der Küche warm. Mail von LaPrimavera: Sie hat Brombeeren und Ebereschen gepflückt und es kostet sie einiges an Überwindung, morgen aus ihrem ländlichen Paradies zu uns in die Stadt zu kommen. Ich habe volles Verständnis dafür.
Gute Nachricht vom Grafen: Es gibt einen schönen Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung über Stories & Places.
Ich koche Tomatensuppe für Samstag vor und mache eine Tarte mit Broccoli, karamellisiertem Knoblauch und Schinken.
Wir essen die Tarte und trinken ein Glas Wein, es dämmert.
Ich bereite einen Boden für New York Cheesecake aus zerkrümelten Haferkeksen und Butter vor, schiebe ihn in den Ofen und beantworte die Twitterumfrage des ZDF. Unterhaltung mit dem Grafen, welches Hotel wir in Leipzig für das nächste Wochenende nehmen. Ich erinnere mich an ein paar Häuser aus meiner Geschäftsreisenzeit, aber nur schwach.
Mir fällt auf, dass der Küchenwecker nicht mehr tickt. Wann hat er geklingelt? Die Küche ist blaugeraucht, der Kuchenboden dunkelbraun bis schwarz. Ich stelle ihn fluchend raus aufs Fensterbrett und die Dunstabzugshaube auf äußerste Stufe.
Traurige Nachricht Nr. 2 aus dem Freundeskreis. Sehr traurig.
Und nun? Früh zu Bett, ich habe den Mittagsschlaf vergessen.

Die anderen 5. September gibt es hier.

5. August

Bei Frau Brüllen habe ich eine interessante Sache gefunden. Jeweils der 5. eines Monats wird tagebuchähnlich dokumentiert. Das mache ich doch auch mal. Wobei ich mich zu erinnern weiß, dass das monatliche Foto vom Hof eine Herausforderung war, an der ich gescheitert bin.

Zickzacknaht Bernina Schleifenkleid

Montag, der 5. August 2013

Der Wecker klingelt wieder, wenn auch spät, um 8:30 Uhr. Der Mann hat heute seinen ersten ernsthaften Arbeitstag nach den Ferien und er schaut genauso unglücklich drein und hat genauso schlecht geschlafen, wie wir als Kinder, wenn die Sommerferien vorbei waren. Ich komme zu ihm ins Bett und wickele mich einmal um den ganzen Kerl, damit der Montag etwas kuschliger anfängt.
Dann mache ich ihm noch eine Kaffeebombe zurecht, bevor er geht.
Nach dem Frühstück und der Twitter-Schau setze mich gleich an den Schreibtisch. Es ist einiges aufzuarbeiten, Mails liegen schon fast schimmelig im Postfach herum, Texte wollen geschrieben und vorher recherchiert werden. Also an die Arbeit.
Das Telefon klingelt, es ist LaPrimavera. Es geht um Termine, meinen Überwachungsartikel, zu dem sie eine Mail geschrieben hatte, die ich aber gern im Blog veröffentlichen will, dazu noch dies und das beziehungstechnische, der Frauengesprächsklassiker.
Weiter im Text. Ich habe Briefe aufzugeben, die ausgedruckten Briefmarken sind alle, die schwarze Druckerpatrone und die Batterien in der Maus sind leer. Aus dem Gang zum Briefkasten wird also ein Gang zur Post wird eine Fahrt zu den Schönhauser Allee Arcaden, um eine Druckerpatrone zu kaufen. Dort gibt es bekanntermaßen die Postfiliale des Grauens, bei der ich mich entweder in die Schlange einreihen oder am Briefmarkenautomaten passend zahlen muss.
Aber erst klingelt das Telefon. Glämmie hat Urlaub und fragt, ob ich mit auf den See komme. Verlockend, aber die Disziplin ist stärker, außerdem habe ich vom gestrigen Schwumm noch eine beträchtliche Grundschwere in den Gliedern. Also sage ich ab.
Weiter im Text, das mit der Post schiebe ich erstmal raus und bald ist vom Obstjoghurt in meinem Magen nichts mehr übrig. Ich mache mir ein Brot.
Ich setze mich zur Entspannung in der Mittagspause an die beiden langen französischen Rocknähte von dem Kleid, das ich in Arbeit habe. Wie immer werden aus vier Nähten sieben, weil ich zusätzlich noch einmal die Taille und den Saum mit Positionsnähten versehe.
Dabei werde ich, wie ich es schon befürchtet hatte, bleiern müde, die Grundschwere will sich ausleben. Dabei wollte ich es doch vor zwei Uhr zur Post geschafft haben. Ich schaffe es nur noch bis aufs Sofa, falle bäuchlings in Komaschlaf™ und wache erst wieder auf, als der Graf zurückkommt. Kurz habe ich Angst, dass ich bis halb fünf Uhr durchgeschlafen habe, aber er war heute schon eher fertig.
Ich mache mir einen Haarknödel, ziehe mir ein paar Kleidungsstücke an (die braucht man in unserem Gewächshaus auf der Barminkante nicht), setze ein Sonnenhütchen auf und radele, abwechselnd den Hut festhaltend und das enge T-Shirt-Kleid runterziehend, zum S-Bahnhof Schönhauser.
Oh Wunder! In der Post stehen vor mir nur 5 oder 6 Leute das habe ich hier noch nie erlebt! Ich werde meine Briefe los und die Druckerpatrone ist auch schnell gekauft.

Ich radele zurück, setze mich wieder an das Kleid, freue mich an den akkuratesten Zickzacknähten die ich je genäht habe und stecke den Rock an das Oberteil. Zunächst mit Nadeln zur Anprobe, denn ich habe mittlerweile eine haarsträubend verschobene Taillenlinie, vorn plus 2 cm, hinten minus 2. Der Graf hilft mir beim Stecken und korrigieren.
Dann baue ich den Nähplatz in der Küche ab. Der Graf holt mit mir einen Ersatztisch vom Boden und ich ziehe ins zweite Wohnzimmer ans Fenster um. In der Küche arbeiten ist zwar gemütlich, aber Stoff und Essen, das beißt sich.
Ich baue alles wieder auf und putze den zweiten Tisch, der von den Jahren auf dem Boden mit schwarzem Staub bedeckt ist. Nebenher bade ich noch des Mannes Flipflops und starte eine Waschmaschine mit Bürohemden.
Hunger. Ich esse den Rest Bratkartoffeln von Samstag und dazu Radieschenquark.
Dann hefte und stichele ich, das Feintuning erlaubt mir, die zu heiß gebügelte Stelle zu verstecken und der Rock sitzt nach einer ganzen Zeit Gefrickel gut an der Taille. (Die Brustabnäher mussten steiler. Schenkt mir doch der liebe Gott jedes Jahr eine halbe Körbchengrösse. Aber das ist Gott sei Dank bald vorbei, in zwei oder drei Jahren lichtet sich dieses Hormonchaos.)
Dann ist es auch schon dunkler Abend. Ich lasse mir den 6-Meter-Saum für morgen, denn es ist Zeit, sich gegenseitig zu bepuscheln (dabei nicht zu vergessen, die Wäsche aufzuhängen) und des Grafen Blogeintrag über eine seiner größten Leidenschaften zu lesen.

tl;dnr Ich habe nur die Hälfte von dem geschafft, was ich tun wollte und konstant ein schlechtes Gewissen, dass ich keiner „ordentlichen“ Arbeit nachgegangen bin.

PS: Zum Vergleich ein Arbeitstag vor genau 6 Jahren. Kein Kommentar.