WMDEDGT Mai 2018

Frau Brüllen fragt wieder, was wir am Monatsfünften getan haben. Da ich gestern im Datennirvana war, hole ich es nach.
(Leider ist der Post zu 5 Jahren WMDEDGT im letzten Monat dem langen Verbleib auf dem Dorf geschuldet ausgefallen, was ich sehr schade finde.)

Gestern wachte ich um 7 Uhr morgens auf und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien golden und schräg auf die Reste der Kiefer, die im letzten nassen Schnee fast die ganze Krone verloren hatte und der Himmel war nordisch hellblau.
Ich drehte mich noch einmal um und schlief noch eine Stunde.
Kurz nach 8 Uhr stand ich auf, putzte mir die Zähne, wusch mich(Ha! Es gibt endlich ein Waschbecken und ich stoße mir nicht mehr beim Waschen den Kopf an der Campingküche.), cremte mich mit Sonnenmilch ein und zog den Blaumann an. Diesmal die leichtere Variante, denn es würde wärmer werden.

Ich schnappte mir die Kaffeedose, einen Filter, Erdnußbutter und Marmelade aus der Kiste neben dem Bett und ging in die Küche. Dort machte ich als erstes das Fenster auf, denn die Sonne schien dagegen, es sollte im Raum warm werden.
Dann begutachtete ich die gestern verputzte Küchenwand. An einigen Stellen schlug ein Pigment aus einem Altanstrich durch und manchmal war die (Fein-)putzschicht zu dünn. Ich müsste also außer der noch freien Stelle hinter dem Ofen noch einmal die ganze Wand machen.

Doch zuerst goß ich Kaffee auf und machte mir Peanutbutter and Jelly-Reiswaffeln. Ich stellte alles auf ein Brett, schnappte mir Brille und Handy und setzte mich mit dem Frühstück nach draußen in die Sonne. Die Vögel machten Radau, die Sonne schien und wärmte mich durch und das Dorf machte Samstagslärm: Rasentrecker, Bagger, Traktoren, Motorsägen. Von der Weide neben dem Kuhstall kam Gebrüll in allen Tonlagen, von Kalb über Mutterkuh bis Bulle.

Als ich fertig war mit Frühstücken und den zweiten Kaffee noch stehen ließ, machte ich meinen üblichen Inspektionsgang zum aufgegrabenen Abflußrohr. Alles gut, es war trocken, nichts war undicht und staute sich.

Dann warf ich Nudeln in den Crockpot, goß etwas Wasser darauf, gab eine Tüte vorbereitete Bolognese dazu und bedeckte das alles mit Käse und Sahne. Es sollte abends Nudelauflauf geben.

Ich begann mit der Arbeit. Ich rückte den Ofen in der Küche ab, trug das Ofenrohr nach draußen und klopfte es aus (in drei Monaten sammelt sich eine Menge Ruß darin).
Dann weichte ich mit dem Dampfgerät die restlichen Tapetenfutzel von der Wand. Der Kleber, den die Leute für die Rauhfaser genommen hatten, schlägt eklig gelb durch Anstrich und Putz und die rot gestrichene Pappe um das Ofenrohr musste auch dringend weg. Dabei kamen mir Gipsbrocken entgegen, die das (eigentlich für dieses Haus ungewöhnlich ordentlich eingelassene) Ofenrohr halten sollten.
Also zog ich den Anschlußstutzen der guten Ordnung halber aus der Wand. Ich hatte Glück. Er war intakt, nicht löchrig und kaputtgerostet wie andere und das Loch, das er hinterließ war nicht wie im Bad plötzlich 6 Ziegel groß, sondern brauchte nur eine Handvoll Blitzzement. Ich zementierte das Rohr wieder ein. Vorher schaute ich mit dem Grafen, der inzwischen aufgestanden war, wie der Zugang zum Ofen im Zimmer nebenan damit korrespondiert. Auch hier war wie am anderen Schornstein ein Zug stillgelegt und beide Öfen auf einen Zug gelegt. Das ist im Grunde kein Problem. Außer die Züge liegen direkt gegenüber wie im anderen Schornstein.
Ich strich die Wand hinter dem Ofen, die aus Bitumenanstrichen, ausgeflickten Rissen und angesengter Ölfarbe bestand, mit Haftgrund und begann an der anderen Seite mit der zweiten Putzschicht. Es ging mir ganz gut von der Hand. Ich musste nur darauf achten, keine zu großen Mengen anzurühren weil ich sonst den Eimer nicht mehr heben konnte.
Ab und zu brachte ich eine verflogene Biene oder Hummel nach draußen.

Es war inzwischen Mittag. Ich aß erst etwas Schokolade, später dann Reiswaffeln mit furchtbar stinkendem Camembert und half dem Grafen bei der einen oder anderen Sache. Er schliff Teile vom Boden im Bad ab, wo demnächst die Badewanne stehen sollte.

Um 14 Uhr kam die Postfrau, die hier auch Pakete zustellt und hatte kein Paket für den Grafen, obwohl DHL es angekündigt hatte.
Wir setzten uns danach ins Auto und fuhren in die Stadt zum Edeka (ich hatte sogar den Blaumann dafür ausgezogen und ordentliche Hosen an). Die Poststelle dort hatte leider schon zu, ich erwartete ein Amazon Prime-Paket, das dort mal mit Hermes, mal mit DHL zugestellt wird. Wir kauften ein paar Leckerli, gaben Leergut ab und fuhren zurück.

Auf dem Weg diskutierten wir noch einmal über ein Ereignis während unserer Abwesenheit vom Dorf, über das wir am Vortag benachrichtigt wurden und das uns erst nach und nach in seiner Brisanz bewusst wurde. Darüber lässt sich nicht reden, nur so viel: in dem Drama spielen drei Feuerwehren und ein Polizeiwagen eine tragende Rolle.

Ich verpackte die Einkäufe und trank einen Kaffee. Dazu aß ich Pudding mit Sahnehäubchen aus dem Sonderangebot, garniert mit kleinen Baisers.
Danach trug mit dem Grafen die alte Kaldewei-Badewanne vors Haus, die er herrichten wollte. Dann rührte ich wieder einen Eimer Putz an. Aber es lief nicht mehr so gut. Die Region hinter dem Ofen hatte ich schon mit gröberem Putz begradigt. Trotzdem war die Wand dort beulig und der Putz zu fein, um ihn dicker aufzutragen.

Außerdem verwandelte sich der Auflauf in Pampe. Gut riechende Pampe zwar, aber meh…

Dafür lief es beim Grafen besser. Die Emaille der Wanne war weiß und glänzend wie neu, die Füße ließen sich gut wieder ansetzen und die Anschlüsse passten nach Austausch einer kaputten Dichtung dann doch. Die selbst entworfene Standarmatur fügte sich gut in den gesamten „Technik, die man sieht“-Stil ein.

Ich filzte den angezogenen Putz vorsichtig noch etwas und räumte dann die Küche auf. Der Graf baute die Badewanne zu Ende und stöpselte den Boiler ein.

Es war inzwischen 8 Uhr. Ich deckte den Tisch und zog mir die warme Jacke an. Trotz der für Vorpommern selten warmen Frühlingstage wird es abends schlagartig kalt.
Wir aßen etwas, das anmutete, als käme es aus Babygläschen.

In den Häusern der Umgebung wurde gegrillt und gefeiert und wir drehten noch eine Runde in Richtung des Dorfes (hier gibt es den Teil „Gut“ und den Teil „Dorf“) und über die Wiesen im Sonnenuntergang.

Dann gingen wir flott wieder ins Haus, es war inzwischen nach neun Uhr und ich schloss den Küchenofen wieder an. Es dauerte nicht lange und er bollerte und knisterte vor sich hin. Ich machte derweil den Abwasch und der Graf ließ sich Badewasser ein. Auf diesen Moment hatte er schließlich seit Ende Januar gewartet.
Ich leistete ihm etwas Gesellschaft und bedauerte, dass der Ofen im Bad nach der Reparatur der Schornsteinzuges noch nicht wieder betriebsfähig war.
Ich im Sessel neben meinem Mann in der Badewanne und im Ofen knistert ein Feuer, auf das ich immer mal einen Scheit nachlege. Das ist Luxus. – Aber noch Zukunftsmusik, denn den Sessel gibt es noch nicht.

Allerdings kam der Graf bald aus der Wanne raus, für eine stundenlange Session hatte der Boiler zuwenig Vorlaufzeit bekommen.
Wir saßen noch etwas vor dem Küchenofen, ich trank meinen dörflichen Abendschnaps, dann packten wir für unsere Anfahrt am nächsten Morgen und ich duschte mit dem Rest des heißen Wassers.

Gegen Mitternacht fielen wir ins Bett, ich schaute noch etwas auf die Sterne und dann kam der Sandmann.

Die anderen Posts sind wie immer hier verlinkt.

WMDEDGT März 2018

Frau Brüllen fragt wieder, was wie den ganzen Tag gemacht haben. Nun also:

Eigentlich sollte es heute als Premiere einen Bericht aus dem Norden geben. Aber verschiedene Dinge hielten uns davon ab, gestern Abend zu fahren. Ich war angeschlagen, der Graf mit einem Tag Verspätung auch, wir waren immer noch erschöpft, Wasser gab es sowieso nicht, weil eingefroren, es sollte nachts noch mal -11 Grad haben…
Also kommt heute der Bericht eines faulen Tages voller Internet aus Berlin.

Ich schlief lange, bis 9:30 Uhr. Dann machte ich mir einen Kaffee und sprang fix unter die Dusche, bevor die Gäste das Bad kaperten. (Das sind aber diesmal so nette, leise, diskrete Schotten, man hört kaum, ob sie da sind oder nicht.)
Um 10 Uhr gab es Frühstück, wie immer Joghurt, diesmal mit Banane und Traube.

Ich hatte eine Mail einer lieben Freundin und recherchierte auf ihren Hinweis einer Internet-Drückerkolonne hinterher. Schon interessant, wie die Varianten von „Unser Service! Wir tragen Sie in Google, das größte Internet-Branchenbuch der Welt ein! (und außerdem verticken wir Ihnen Facebook-Werbung und Google Adwords)“ daher kommen.
Ich schickte ihr meine Einschätzung rüber.

Es war schon um die Mittagszeit, ich schmierte mir ein Brot mit fiesem Belag – Schmelzkäse und Schlackwurst. Der Graf bastelte auch an irgendwelchem Pixeln und wir besprachen das Angebot.
Zwischendurch überlegten wir, was der Wetterbericht für uns und die eingefrorene Leitung in der Scheune bedeutet. Und vor allem, wann sie auftaut. Werden wir da sein, wenns plöpp und plätscher macht? Geht es ohne Bruch ab? Sollten wir noch einen Schieber beim Nachbarn schließen lassen? Fragen über Fragen.

Gegen 15:30 Uhr holten wir das Paket mit dem neuen Spülkasten aus dem Transporter, das dort lag, seit wir es Ende letzter Woche im Norden von der Post geholt hatten.
Der „alte“ klemmte nach nicht mal 4 Monaten Betrieb und ließ Wasser durchrauschen. Es war ein wochenlanges Gehampel mit dem Händler, der die Mängelhaftung immer auf den Hersteller schieben wollte, bis Am*zon ihm klarmachte, dass jetzt damit Schluss ist. Da wir dann endlich klar waren, das heißt Rücktritt, nicht Reparatur, mussten wir fix einen neuen Spülkasten besorgen und installieren, um das kaputte Teil zurückzuschicken.
Nur, als wir auspackten, sahen wir, das Teil ist das Falsche. Hrmpf.
(Die Form ist mittlerweile exotisch und selten, das vertreibt kaum noch jemand. Das gibts nur noch bei den einschlägigen Internetportalen.)
Wir suchten nach einem Ansprechpartner. Der Händler ist nämlich nur Vermittler, sitzt abwechselnd in Spanien, Belgien und Luxemburg und kauft bei Sanitärbetrieben ein und lässt von denen liefern. Als alle Kontaktnummern versagten, wickelten wir die Sache offiziell über e*ay ab. Ok., man meldete sich prompt und hatte sich also geirrt. (Oder es einfach mal probiert, denn man hatte das billigere Teil geliefert.)
Also rückte das Thema Spülkasten tauschen erst einmal nach hinten.

Ich schrieb eine lange Mail zu Ende und schickte sie raus. Irgendwann mittendrin kam die Nachricht, meine aktuelle Bestellung, die ich noch erwartete, bevor wir wieder nach Norden fahren würden, sei einem Nachbarn zugestellt. Geklingelt hatte natürlich niemand. Ich ging nach unten – kein Zettel, bei welchem Nachbarn das Paket ist. Der Händler im Erdgeschoß hatte heute noch keinen Paketboten gesehen. Ich klingelte auf gut Glück bei den Nachbarn im Erdgeschoß. Da war es. Zwei Thermostrinkbecher für die Baustelle waren darin.

Es war inzwischen 19:30 Uhr, ich hatte Hunger und machte mir mit Käse überbackenes Brot. Irgendwie wurde das ein Riesenberg, weil ich das Brot alle machen wollte. (Die Pendelei hat schon höhere Anforderungen an das Haltbarkeits- und Verbrauchsmanagement von Lebensmitteln.) Ich aß es brav auf und war satt bis zum Platzen.

Der Graf schaute inzwischen nach einer Luftpumpe mit Bums. Beim Transport des Ofens hatte ein Rad der Karre einen Plattfuß bekommen, das müssen wir aufpumpen, während der Ofen noch darauf steht.
Außerdem sprachen wir darüber, wie wir ein Holzkletterdingsi für das Enkelkind realisieren könnten. (Pikler-Dreieck heißt das Ding) Erstens gibt es nun eine Werkstatt und zweitens hat sie bald Geburtstag.

Gegen 21 Uhr begann ich Daten aus dem Netz herunterzuschaufeln, die mir mein Bruder geschickt hatte und recherchierte unsere morgige Fahrt nach Kiel, um Möbel abzuholen und anschließend nach Vorpommern, um sie einzulagern und zu übernachten.
Ich sortierte die gewaschene und getrocknete Arbeitskleidung und legte Buletten aus den Frostfach zum Grillen heraus für den Reiseproviant bzw. das Abendbrot auf dem Dorf.
Außerdem spülte ich das Geschirr, das ich schmutzig in einem ollen Farbeimer mitgebracht hatte, weil wir kein Wasser hatten, das war auch noch im Auto verblieben. (Transporter sind tolle Lagerflächen.)

Und schrieb diesen Text.

Jetzt werde ich noch die Buletten grillen und dann geht es ab ins Bett. Morgen geht die Reise früh los.

Und hier sind die anderen Texte.

WMDEDGT Dezember 2017

Frau Brüllen fragt wieder was wir am Monatsfünften getan haben.

Ich stand pünktlich um 7:30 Uhr auf, als der Wecker klingelte und kochte mir einen Kaffee. Ich wollte noch unseren Gast abpassen, der sehr früh aus dem Haus gehen würde. Wir redeten noch kurz ein bisschen, er ist Fern-Student an einer Universität in Berlin und hatte eine große Präsentation zu halten, dann nahm er sich noch ein Kaffee und ging. Danach räumte ich das Gästezimmer auf, zog das Bett ab, lüftete und machte eine Waschmaschine fertig. Seit wir anfangen zu packen und warten, dass das kleine Haus frei wird, vermieten wir nämlich ein Zimmer an Berlingäste.
Dann frühstückte ich Ananas und Banane mit Joghurt, trank  zwei Tassen Kaffee und las das Internet leer.
Ich putzte kurz das Gästezimmer und bezog das Bett neu, denn der nächste Gast würde ziemlich früh kommen.
Später schaute ich mir an, was ich an meinem Hausmantel noch zu machen hätte. Das zieht sich nun schon ziemlich lange hin, aber ich komme immer nur dazu ein paar Nähte zu machen, beziehungsweise wieder aufzutrennen. Abends bin ich immer viel zu müde dazu.
Gegen 12:00 Uhr kam der neue Gast, ein Spanier aus London, der ziemlich müde und durch den Wind war, er sah nach Liebeskummer aus.

Ich packte mein Strickzeug ein und fuhr mit der Straßenbahn nach Pankow, da das Kind nun bald nach Oranienburg zieht, wollte ich noch einmal das Enkelkind bepuscheln und die beiden hätten derweil Zeit, Kisten zu packen. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung kam ich beim Fleischer vorbei und kaufte einen Riesenberg Hackfleisch,  unsere Vorräte waren aufgebraucht. Außerdem nahm etwas Mittagessen für mich mit, es gab nämlich Jägerschnitzel. Bei Kind und Schwiegersohn angekommen, aß ich mein Mittagessen und schaute zu, wie sich das Enkelkind den Kürbisbrei im Gesicht verteilte.
Gegen halb zwei schnallte ich sie mir vor den Bauch und ging mit ihr eine reichliche Stunde spazieren. Sie schlief natürlich sofort ein, und wurde nur kurz wach, wenn ein lautes Flugzeug über uns hinweg flog oder ein Auto hupte. Kam ungefähr gegen halb vier Uhr zurück, es war schon fast dunkel  und spiele noch ein bisschen mit dem kleinen Mäuschen. Sie fand es natürlich wesentlich interessanter, ihren Eltern zuzuschauen, was gerade alles in Kisten verschwindet. Ich lockte sie dann immer wieder weg, in dem ich mit einem Spielzeug klapperte. Ich glaube, sie robbte an diesem Nachmittag gut 100 m. Da sie mit ihren acht Monaten noch in der Phase ist, wo sie alles anknabbern muss, biß sie mir in den großen Zeh. Das tat ziemlich weh! Als ich Aua! schrie, fing sie natürlich fürchterlich an zu weinen. Aber sie war dann schon bald getröstet.
Gegen 17:30 Uhr versuchten wir, ob sie vielleicht mit mir im Schlafzimmer ein bisschen schlafen wollte. Nun sind die ein Schlafrituale moderne Eltern nicht unbedingt deckungsgleich mit denen, die Mode waren, als das Kind ein Baby war. Da legte man das Baby ins Bett, deckte es zu, legte es wieder hin, deckte es zu und wiederholte das noch ein paarmal, bis das Kind eingeschlafen war. Ich hatte mir das Enkelkind von den Bauch geschnallt, in der Hoffnung sie schläft dann. Aber sie interpretierte das als Kindesentführung und schrie gar fürchterlich. Als das Kind dann wieder ins Zimmer kam, strahlte sie über alle Backen und ließ sich bei Mama auf dem Arm verwöhnen. Also so richtig klappt das mit dem Omaservice nicht.
Ich kuschelte mit ihr noch ein bisschen und fuhr gegen 18:30 Uhr wieder nach Hause.
Mein Bruder hatte sich inzwischen gemeldet. Wir verständigen uns darüber, was unsere Mutter zum Geburtstag bekommen sollte. Dabei schickte er mir noch ein wunderbares Foto. Im guten alten Oderkaff hat jemand seinen Leichtflieger so präpariert dass er, um seinen Enkel am ersten Advent zu erfreuen, als Weihnachtsmann mit beleuchtetem Rentier über den Himmel flog. Jeder weiß, wer es war, keiner sagt was, weil ansonsten womöglich die Fluglizenz weg ist.

Zu Hause angekommen, begleitete ich den Grafen noch kurz in den Asiaimbiss und machte mir zu Hause ein Leberwurstbrot. Ich war furchtbar müde, um 20:00 Uhr saß ich mit kleinen Augen auf dem Sofa und um 21:00 Uhr ging ich einfach ins Bett.

Das war also mein Tag, die anderen Einträge stehen hier.

WMDEDGT November 2017

Frau Brüllen fragt, was wir heute den ganzen Tag gemacht haben und ich hatte heute einen richtig netten Sonntag.

Ich stand um 8:30 Uhr auf und ging für eine Stunde in die Badewanne.
Als es um halb 10 zum Kirchgang läutete, machte ich mir Joghurt mit Banane und Ananas und trank einen halben Eimer Kaffee dazu. Ich hatte schlecht geschlafen, obwohl ich vom Vollmond in keiner Weise beeinflusst werde.

Um 11 Uhr machte ich mit dem Grafen zusammen einen Rundumschlag durch das Gästezimmer und das Bad: Betten beziehen, Staub wischen, durchfeudeln.
Seit wir Kisten packen, um Teile unserer Existenz nach Norden zu verlegen, haben wir des öfteren Kurzzeitmitbewohner in einem unserer Zimmer.
(Aber es bleibt spannend. Nach der Ansage, 30. September, nein doch nicht, 31. Oktober, gibt es nun die Information, dass vielleicht nach dem 30. November das kleine Nebenhaus für uns frei wird.)

Dann setzte ich mich gegen 12 Uhr an den Nähtisch. Es gibt jetzt eine schicke Lupenleuchte, da trenne ich doch noch mal so gern auf. Ich musste den Versuch von gestern Abend, einen nahtverdeckten Reißverschluss einzunähen und gleichzeitig den Karorapport nicht zu verschieben, noch mal wiederholen. Es wird ein Glockenrock mit Schottenkaro, wenn ich das mit dem Reißverschluss denn mal hinbekomme.

Um 13 Uhr kamen unsere Gäste an. Zwei chinesische Studentinnen. Wir rannten erstmal frontal in höflich kommunizierte unterschiedliche kulturelle Erwartungshaltungen. Die jungen Frauen wollten am nächsten Morgen zum Frühstück kochen und fragten nach Töpfen, Pfannen und Gewürzen – obwohl sie weniger als 24 Stunden bei uns sein würden. Das war dann auch das erste Mal für uns. Sonst sieht man von den Leuten nichts, sie sind den ganzen Tag unterwegs und machen sich höchstens einen Kaffee oder stellen ein Doggy Bag von letzten Restaurantbesuch in den Kühlschrank.
Aber ok. Ich glaube, die Welt des Gastgebens sieht in Asien anders aus. Vielleicht wundern sie sich über unsere komische Distanziertheit und dass kein Essen auf dem Herd kocht. Während unsere Botschaft ist: Fühl dich frei, mach dein Ding und störe unsere Kreise nicht.

Eine halbe Stunde später packte ich eine angestrickte Babyhose in meine Tasche und fuhr zu Kind und Schwiegersohn nach Pankow. Das mittlerweile schon fast 7 Monate alte Enkelmädchen war beim Essen. Was in dieser Phase heißt, dass der Kartoffel-Broccoli-Brei auf Gesicht und Armen klebt und sich in die Haare vorarbeitet und es neben einem wasserdichten Lätzchen noch eine Windel um den Hals gibt, in die das Essen gut eingearbeitet wird. Aber es schmeckt ihr und sie nagt ebenso begeistert an Apfelstückchen.
Der Schwiegersohn putzte das Mausebärchen sauber und ich schnallte sie mir warm angezogen vor den Bauch. Ich lief mit ihr in Richtung Schloßpark Niederschönhausen. Zuerst wippte sie noch begeistert in ihrer Trage (Omas Bauch ist scheinbar wie ein Wasserbett), aber nach ein paar Minuten schlief sie. Ab und zu spannte ich den Schirm auf, weil es leicht regnete. Ich schaute mir den Majakowskiring an, da, wo bis in die 60er die DDR-Regierung wohnte. Vor langen langen Jahren war ich in einem dieser Häuser, das damals Gästehaus war, auf einer Party. Aber Pankow war nie richtig meine Go Area, ich erinnerte mich erst allmählich daran, dass das hier gewesen sein muss.
Die Freunde, denen ich kurz Hallo sagen wollte, waren leider nicht da und so fuhren wir zwei Stationen mit der Straßenbahn zurück und liefen den Rest der Strecke. Das kleine Mädchen war längst wach und amüsierte sich königlich darüber, wenn ich mit ihr wie ein Pferd durch die Gegend galoppierte.
Um 16 Uhr war ich zurück und wurde gebeten, noch zu bleiben, weil die beiden Eltern beim Möbel rücken waren. Ich spielte noch ein bisschen mit der Kleinen – in Holzkugeln beißen, durch die Gegend robben, Mamas Tasche anlutschen, ich fing sie immer wieder ein, wenn es in Baustellennähe ging. (Sie robbt mittlerweile nicht mehr nur Mama hinterher, sondern erkundet von sich aus die ganze Wohnung.)
Da mein Telefon extrem interessant war, versuchte sie sich zum Sofa hochzuziehen, um es zu erhaschen. Da geht es wohl bald mit Stehen weiter.

Kurz vor 18 Uhr brach ich auf und fuhr nach Hause. Der Graf war inzwischen von einem ausgedehnten Flohmarkttrip zurück.
Wir grillten uns Hamburger und als Dessert gab es Crème brûlée. Für den Grafen gab es dann als Charlotte-Lindholm-Fanboy den Tatort.

Die zwei Mädels sind seit zwei Stunden wieder da. In der ersten Stunde haben sie Tee gekocht. bzw. heißes Wasser. Meine Grüntee fanden sie komisch. Die Gutschlafen-Teemischung von Primavera haben sie nicht angerührt. Jetzt duschen sie seit einer Stunde.

Es ist 22 Uhr, ich stricke jetzt noch etwas an der Babyhose weiter, mit einem Hörbuch auf den Ohren und werde gegen Mitternacht ins Bett verschwinden.

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