Dorfnotizen 10

Nach dem gestrigen Regentag trocknete die Sonne gleich morgens die feuchten Wiesen. Als ich früh aufstand (natürlich war ich nachts wieder aufgeschreckt, wegen irgendeines Lichtblitzes, vielleicht von einem vorbeifahrenden oder in der Ferne wendenden Auto oder es war die Taschenlampe eines Jägers), ästen fünf Rehe im Morgenlicht im Apfelgarten. Wunderschön und leider nicht zu fotografieren. Vier Weibchen und ein Rehbock, der noch Bast auf dem Gehörn hatte, waren das.
Das Licht blieb den ganzen Tag so mild und golden. Ich ging mittags in den Garten und raufte trockenes Gesträuch aus den Beeten. Das Verschneiden von Pflanzen will nur die Hausherrin machen, also nehme ich alles, was einfach abbricht. Die ersten Krokusse sind übrigens jetzt auch da.
Um die Mittagszeit kam schimpfend wie ein Rohrspatz der Hermes-Bote. Seit Dienstag versuchte er, die Zustellung an den Kollegen vom Nachbarort loszuwerden, heute musste er sie doch bringen. Toller Service.
Die Katzen wurden gleich verarztet und seit heute Abend ist Ruhe im Fell.
Dann ging ich wieder an die Nähmaschine und es wird so langsam. Morgen bin ich mit den komplizierten Sternen fertig, dann bekommt der Graf auch ein Kissen aus einem verworfenen Muster.

So, und jetzt bin ich so lange aufgeblieben, jetzt muss das mit dem Schlafen doch klappen!

Veröffentlicht unter Leben

Dorfnotizen 9

Diese Nacht war völlig ok. Scheinbar sind meine Ängste einfach alle verbraucht. Gut so.
Heute vormittag spielte ich fliegenden IT-Service und richtete einem Bekannten des Hauses eine Dropbox ein. Ohne Auto wäre man hier aufgeschmissen. Das waren mal eben 40 km Fahrt, die ich unter tiefhängenden Wolken und Landregen vergondelte. (BTW. Nasse Katzen, die vor der Tür warten, bis man sie bemerkt, sehen so wunderbar gnatzig aus!)
Mein neuer Rollschneider kam heute Mittag an, obwohl ich ihn später bestellt hatte als das Flohmittel*, lieferte DHL prompt. Die Hermesboten schieben sich jetzt schon zum zweiten Mal die Lieferung zu. Der dichterGarten liegt zwischen zwei Landkreisen, da sagt es sich schnell „da bin ich nicht zuständig“, vor allem wenn die Anfahrt aus dem eigentlichen Zuständigkeitsbereich über den Sandweg geht – der das ist, wie er heißt.
Danach machte ich mich ans Nähen und ich werde immer produktiver. So Fummelkram hat den Nachteil, dass man etwas Übungszeit braucht. Ich habe schon mal mitfotografiert und werde morgen noch ein paar Tricks und Kniffe zu diesem Tutorial ergänzen.

So, und nun ab ins Bett!

*Die Hausherrin hat keine Probleme mit den Biestern, die die Katzen als Taxi, Imbiss und Wärmestube benutzen, vor allem, wenn es draußen kalt ist. Mich lieben sie aber, deshalb werden die Miezen jetzt entflöht.

Veröffentlicht unter Leben

Dorfnotizen 8

Die erste Nacht für Kitty allein zu Haus war der blanke Horror.
Ich lag im Bett und hatte Angst. So sehr, wie ich noch nie welche hatte. Sonst bin ich immer die, die im Dunkeln ohne Mimimi allein nach Hause läuft. Ich habe auch schon in Einzellage gewohnt und nie Probleme gehabt. Keine Ahnung, was das war. Eine Mischung aus nicht am gewohnten Platz und ohne weitere Menschen zu sein, dazu in einem Haus, das von der Anlage etwas Öffentliches hat und das weder Vorhänge (die werden ja grade entworfen), noch großartige Zutrittsbarrieren besitzt. Und vier Katzen ersetzen nun mal keinen Hund. So ein „ausgesetztes Baby“-Trigger schien das zu sein. Ich war einfach nur baß erstaunt, was Seelchen da so veranstaltete. Das volle Programm: Herzrasen, Zittern, Übelkeit, Schwitzen, sogar die Haare sträubten sich mir. Vor meinem inneren Auge liefen natürlich alle jemals gelesenen Krimi-Szenen ab, in denen eine Frau in einem einsamen Haus abgeschlachtet wird.
Dabei war die Nacht eher für die Abteilung Spuk und Übersinnliches gemacht. Die Wiesen und Felder waren voller Nebel, der Vollmond schien auf das weiße Gewaber – beste Gelegenheit, mal ein paar Weiße Frauen und Poltergeister auftreten zu lassen. Das hätte ich eher interessant gefunden.
Entsprechend erschlagen wachte ich dann morgens auf und beschloss, den Tag, der erstmal der letzte Sonnentag zu werden schien, im Garten zu verbringen. Ich rodete trockene, verholzte Pflanzenstängel en masse und machte noch mal ein feines Feuerchen.
Feuer
Nun wird es wirklich bald Frühling. Die Kraniche und Schwäne im nahen Vogelschutz-Teich werden immer lauter, die Vögel singen und die Märzenbecher blühen unter der Hecke. (Das sind doch welche oder?)
Märzenbecher
Als ich wieder ins Haus ging, war die Sonne schon verschwunden. Ich badete erst einmal heiß, denn mir schmerzt vom Harken immer die rechte Schulter und ausgekühlt war ich auch. Nach dem Abendbrot ging es weiter, zumindest eine kliene Nährunde war fällig. Und nun hoffe ich, dass das Seelchentheater nicht ganz so dramatisch wird heute Nacht.

Veröffentlicht unter Leben