War ja alles ganz anders

Mein Begleiter war zwar kein praktizierender Schaffetischist, aber er hatte seinen Hund im Schlepptau (ein schöner, großer, gut erzogener Jagdhund) und deshalb brauste er noch mitten in der Nacht zurück nach Berlin. Meine andere Betthälfte blieb leer, mein Ruf unbefleckt.
Vorher hat er mich noch auf die Veranstaltung begleitet, im Anzug, mir den Arm bietend, wenn die Steinstufen allzu steil wurden, schließlich trug ich 12 cm-Absätze und ein langes Abendkleid. Hach, Feministinnen, ihr wißt garnicht, was ihr da verdammt habt!
Es war ein prima Abend, der gute neue Bekanntschaften brachte und vor allem alte reaktivierte. Blöder Satz! Also, ich fange noch mal an: Für eine Jobparty, und die mag ich ja wegen Schüchternheit garnicht so, war es toll: locker, leicht, kuschlig, lustig, offen, herzlich und kein bißchen businessmäßig verlogen.
Zu sehr später Stunde wurde getanzt und ich stellte mich in in respektvollem Abstand zur Tanzfläche auf, denn ich hatte den Kunden entdeckt, der mich vor Jahren in Köln mal gnadenlos durch den ganzen Saal geschleift und geschleudert hatte. Und er sah nach einigem Alkohol schon wieder sehr unternehmungslustig aus… *
Doch Verstecken war sinnlos. Er entdeckte mich und schleppte mich auf die Tanzfläche. Da er mir seinen berüchtigten Discofox ersparte, hatte ich sogar Spaß, ließ mich von ihm beim Tanzen Herzen und Busseln, er ist schließlich schwul und ungefährlich für Mädchen…
Dachte ich, zusammen mit einigen anderen Damen. Bis uns beim Warten auf die Limousine ein Kollege aufklärte: „O. und schwul? Das war mal. Der ist mittlerwile verheiratet und hat ein Kind.“
Hallo!?!

*Es ist ein Phänomen, daß ich begnadete Nichttänzerin immer wieder von so Tanzfanatikern, die es richtig gut können, aufgefordert und weggewirbelt werde. Und wenn ich ihnen dann mit schreckgeweiteten Augen zuzische: „Aber ich kann doch überhaupt nicht tanzen!!!“ und sie erstaunt entgegenen: „Wie? So siehst du garnicht aus!“ haben wir uns auf der Tanzfläche schon so weit etabliert, daß sie zumindest drei Anstandstänze mit mir durchhalten – oder aber denken, sie kriegen das schon hin mit mir, da haben sie sich dann aber gewaltig geirrt.

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7 Gedanken zu „War ja alles ganz anders

  1. …wieso musste die Sahnetorte jetzt mitten in der Nacht nach Hause?!

  2. Das mit dem Tanzen scheint aber nur für Frauen zu gelten, die nicht soo gerne tanzen. Ich tus gern und finde selten jemand, der mich mal rumschleudern will. Bei den paarmal, an die ich mich erinnere, hat mir der Tanzpartner dann auch noch seine Tanzmöhre ins Fleisch gerammt, da ist mir die Lust ganz klar vergangen…

  3. Ich vermute, Männer lieben diese letzte Bastion des überlegenen Führens beim Tanzen und genießen eine Frau die sich darauf einläßt.
    Was bleibt ihnen denn sonst noch…? Und gibt es etwas Schöneres, sich nach Musik in die Arme eines starken Mannes sinken zu lassen, ohne ihm dabei gleich in die Hände zu fallen..? ;o))

  4. REPLY:
    ich würde viel darum geben, mich einmal so fallenlassen zu können. ein freund hat es mal geschafft, indem er mir nur sagte: „schnauze halten, führen lassen!“ das war zumindest für mich mein schönster tanzabend. er hat sich wahrscheinlich gefühlt, als würde er eine schweinehälfte durch den saal tragen.

  5. REPLY:
    hihi. mein bestes tanzmöhrenerlebnis hatte ich mit anfang 20. er drückte seinen unterleib gegen meinen und meinte: „ist toll mit mir, ne?“ von mir sah man nur noch einen kondensstreifen.

  6. …wegen der kinder wäre es nicht so dringlich, wegen der ehefrau erst recht nicht. die deutschen und ihre haustiere. aber natürlich muss man nachts nach hause fahren wegen dem hund. kriegt sonst verdauungsbeschwerden, verstehste?

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