Netznomade

In einem längeren Telefonat mit La Primavera fallen Sätze wie: Kannst du dir vorstellen, wie das wirkt? Du hast innerhalb von 5 Jahren die fünfte oder sechste Adresse, jetzt sogar nur noch ein Postfach. Du hast ständig eine neue Telefonnummer.
Äh… Hm. Aus der Sicht von Menschen, die selbst eher Immobilien sind (schöne Beschreibung von Herrn Lucky), mag das unbegreiflich/erschreckend/unseriös sein.
Und dann kam mir gleich das dicke große ABER aus dem Mund gepurzelt:

  • Ich habe seit 12 Jahren die gleiche Mobilfunknummer. Die wird sich demnächst sicher ändern, weil mir debitel-mobilcom die alte Nummer nach einem Rechtsstreit sicher nicht hinterherwirft, aber 12 Jahre sind 12 Jahre und die neue, die ich schon parallel benutze ist ohnehin besser zu merken.
  • Mit meinem Klarnamen besetze ich die ersten 2 Googleseiten, (geschäftlicher) Kontakt inclusive.
  • Vom Pseudonym mal ganz zu schweigen…
  • Das Festnetz ist für mich zwar noch beruflich wichtig, um Kontinuität zu suggerieren („Da gibt es ein Büro! Da steht ein Telefon!“), im Privatleben habe ich es schon lange nicht mehr benutzt und vor ein paar Monaten auch abgeschafft, genauso wie den Fernseher.

Wer mich kennt, findet mich. Wen ich kennen will, bei dem melde ich mich zurück. Ich lebe im Netz. Ob ich nun in X-Berg, Mitte oder C-Burg wohne, ob ich mich jahreszeitenweise im Ausland oder auf dem Dorf befinde, eine Mail oder eine sms erreicht mich immer. Mal abgesehen davon, daß mir der Gedanke, daß die relativ distanzlosen Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe, einfach vor meiner Wohnungstür stehen könnten, schon immer zuwider war…

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16 Gedanken zu „Netznomade

  1. ich wage mal zu behaupten, dass ich seit mindestens fünf jahren den heim-festnetzanschluss nicht zum anrufen berührt habe. nicht mal versehentlich …

  2. Ist das nicht die sowieso die Zukunft? Auch wenn ich nicht stadtbekannt bin, findet man mich dank eigener Domain an erster Stelle in den Suchergebnissen. Vielen Anderen dürfte das durch die sozialen Netzwerke ähnlich gehen. Wäre das Handy (meine Nummer ist auch zehn Jahre alt) noch ein wenig komfortabler im Umgang, besser im Empfang und einen Tick billiger, würde ich auf mein Festnetz u. U. auch verzichten. Im Zeitalter des mobilen Internets verschwimmen die Grenzen sowieso immer mehr.

  3. ich hab mich ja hier oben in gay gardens festgesetzt (dank eines mietvertrags ohne staffelmiete), aber der gedanke, meine mobiltelefonnummer nach 11 jahren zu wechseln, jetzt wo der vertrag gekündigt ist, kommt mir herrlich verrucht vor.

  4. REPLY:
    danke für die ausführliche information.
    daß ich das recht habe, war mir schon klar. ich rechne nur eher mit kleinpissigkeiten, wie einer wochenlang dauernden bearbeitungszeit.
    und wenn ich dann für diese zeit eine neue nummer rausgebe, kann ich die alte auch gleich abschaffen. das ist sehr schwer zu kommunizieren.

  5. Vor ein paar Tagen fragte mich ein Arbeitskollege per Mail, ob ich nicht zu seinem Geburtstag kommen möchte. Ich weiss nicht, an wen er die Mail noch schickte, aber es ist mir ein Gräuel abzusagen, werde mich jedoch wieder dazu durchringen.

    Ich bin mit meinen Arbeitskollegen den ganzen Tag zusammen. Wir jabbern, mailen, quatschen von Raum zu Raum, das ist alles schon sehr intensiv. Und davon will ich Ruhe. Ich will diese Distanz wahren.

    Ist es dir eigentlich unangenehm, wenn Leute, welche beruflich mit dir zu tun haben, dein Blog lesen? Oder bist du unabhaengig genug davon, dass dir das voellig schnuppe ist? Spricht man dich denn darauf an? Nur so. :-)

  6. REPLY:
    ja, wenn ich mich nicht gerade in c-burg an den internetanschluß angedockt hätte, hätte ich jetzt wahrscheinlich internet über kabel (und keinen fernseher, hihi).
    interessant, zu sehen, daß die ursprüngliche nutzung von technologien sich ändert und wie weit mittlerweile das angebot weggeht von der nachfrage der kunden. sie verkaufen noch immer telefon und fernsehen und die early adopter und ihre nachfolger wollen schon längst nur noch internet.

  7. REPLY:
    ich habe witzigerweise mehr probleme, die telefonnummer zu wechseln als die adresse. btw. da oben in gay gardens ist es so wunderschön, da wollte ich auch nicht weg.

  8. REPLY:
    ich hatte mein privat-festnetz (das allesdings neben dem büroapparat stand) ewig nicht ehr benutzt und als es dann in meiner anwesenheit mal klingelte und ich ranging, kollabierte sofort der akku. das ist ein zeichen, sagte ich mir.

  9. REPLY:
    ich bin fast paranoid beim trennen von privat und geschäftlich. einige wenige freunde, die in meiner branche arbeiten (aber nicht unbedingt eng mit mir zusammen, bin ohnehin – mit immer größerem bedauern – einzelkämpferin), lesen bei mir mit. wir reden auch manchmal drüber.
    wer sonst noch liest und mich beruflich kennt, aber mir nichts davon sagt (manchmal stolpert man ja darüber und erkennt jemanden), weiß ich naturgemäß nicht.
    bei den leuten, um die ich mich kümmere, würde ich auf keinen fall wollen, daß sie mitlesen. mir ist mal versehentlich was über facebook durchgerutscht. ein link zum blog und ich hatte vergessen, daß die schwester einer klientin mit mir befreundet ist, das war mir unangenehem, zudem sie mich (scheinbar) seitdem ständig fragt, ob es mir wirklich gut geht…

  10. Ich hab auch seit Anbeginn der Zeiten die selbe Mobilnummer, und konnte mich neulich nicht überwinden, diese zu wechseln (zu viele Kunden haben sie, was nicht sein soll). Mein Festnetz ist verwaist, auch immerhins seit 18 Jahren dieselbe Nummer, aber da ruft eigentlich nur noch Glammie drauf an. Da kann es schon mal vorkommen, daß eine Nachricht auf dem AB (hat irgendwer sonst noch einen AB?) für Wochen ungehört bleibt.

  11. Also ich staune ja, wie viele hier das Festnetz nicht mehr nutzen…

    Ich habe ja seit knapp einem Jahr gar keines mehr… aber ich wusste nicht, daß das so im Trend liegt…

    Na gut ist vermutlich nicht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung insgesamt… ‚Netzbewohner‘ sind da wohl auch ihrer Zeit voraus ;)…

  12. Liebe Frau Kitty Koma,

    wenn Sie es sich doch anders mit der Rufnummer überlegen sollten: der Provider ist gesetzlich dazu verpflichtet, Ihnen die Rufnummer mitzugeben. Und kosten darf es auch nicht mehr als um die 25-30 EUR. Ihr Anwalt, der Sie bei der Gebührenstreitigkeit berät, wird Sie sicher gerne auch dabei unterstützen.

    § 46 Telekommunikationsgesetz ist Ihr Freund:

    (1) Betreiber öffentlich zugänglicher Telefonnetze [wie Ihr Mobilfunkprovider] haben in ihren Netzen sicherzustellen [bedeutet: müssen garantieren, also verschuldensunabhängig], dass Teilnehmer [also: Sie] ihre Rufnummer unabhängig von dem Unternehmen, das den Telefondienst erbringt [also: der bisherige Provider], wie folgt beibehalten können:
    1. im Falle geographisch gebundener Rufnummern an einem bestimmten Standort und
    2. im Fall nicht geographisch gebundener Rufnummern [auch: eine Mobilfunknummer] an jedem Standort.
    […]
    (2) Anbieter von Telekommunikationsdiensten für die Öffentlichkeit müssen sicherstellen, dass ihre Endnutzer ihnen zugeteilte Rufnummern bei einem Wechsel des Anbieters von Telekommunikationsdiensten für die Öffentlichkeit entsprechend Absatz 1 beibehalten können [ja eben].
    (3) Dem Teilnehmer können nur die Kosten in Rechnung gestellt werden, die einmalig beim Wechsel entstehen. Das Gleiche gilt für die Kosten, die ein Netzbetreiber einem Anbieter von Telekommunikationsdiensten für die Öffentlichkeit in Rechnung stellt.
    [zur Zeit: um die 25 EUR, 50 EUR sind jedenfalls zu viel. Es dürfen nur die tatsächlichen Kosten berechnet werden, nicht irgendwelche Strafgebühren]

    Wenn Ihr Provider da nicht mitspielen will, wäre ein Hinweis an die Bundesnetzagentur – oder die Erwähnung der Absicht einen solchen zu geben – vielleicht ganz hilfreich.

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